Anhand von literarischen und historischen Textzeugen des 16. bis 18. Jahrhunderts beschreibt das Buch ›lose Leute‹ und ihre Künste jenseits der abwertenden Sammelkategorie des Vagabunden. Erstmals systematisch sichtbar gemacht wird auf diese Weise die kulturdynamische Bedeutung frühneuzeitlicher Mobilität. ›Lose Leute‹: Mit dieser Formel Harsdörffers unternimmt das Buch die (literar-)historische Bestandsaufnahme eines Gattungs- und Medienhorizonts des Vaganten, der sich von indizierenden Quellen (z. B. Liber vagatorum) über fiktionale Genres (z.B. Schelmenroman, Fastnachtspiel) bis zu ephemeren Textzeugen (z.B. Flugblatt, Theaterzettel) erstreckt. Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion zeitgenössischer Existenz- und Ausdrucksformen des Vaganten in Literatur, Musik und bildender Kunst. Auf diese Weise konturiert sich frühneuzeitliche Mobilität als neuer Forschungsgegenstand.
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Ein interdisziplinärer Band im Open-Access: Die Aufwertung der Volkssprachen in der Frühen Neuzeit führte zu einer Intensivierung und internationalen Öffnung der europäischen Übersetzungskultur. Der Gebrauch des Englischen bleibt in dieser Zeit allerdings weitgehend auf die Insel beschränkt, während die Sprache auf dem Kontinent noch wenig geläufig ist. Erst seit dem 18. Jahrhundert gewinnt sie an internationaler Bedeutung und steigt schließlich zur modernen Weltsprache auf. Der Band fokussiert auf die vormoderne Situation und untersucht in 19 literatur-, kunst-, philosophie- und frömmigkeitsgeschichtlichen Fallstudien die deutsche Rezeption der frühneuzeitlichen englischen Literatur und Kultur. Mit Blick auf das bislang unzureichend erforschte deutsch-englische Interaktionsfeld erhellt er ebenso ausgewählte Personen, Institutionen und Wissensfelder wie Werkübertragungen, Gattungstransformationen und Übersetzungspraktiken, die den bereits in dieser Zeit bemerkenswert dichten Austausch zwischen England und dem Alten Reich prägten. Welche Netzwerke und Medien ermöglichten z.B. die Rezeption einflussreicher Denker und Dichter wie Bacon, Hobbes oder Milton im deutschsprachigen Raum; wie kam es gleichsam im Mutterland des Protestantismus zu einer auffallend intensiven Übersetzung englischer Erbauungsliteratur; welche Rolle spielten Parallelübersetzungen oder auch Übersetzungen aus zweiter Hand, etwa dort, wo der kulturelle Transfer über eine dritte Sprache wie das Französische oder Niederländische erfolgte? Auf solche Fragen werden im Band neue Antworten gegeben.
Einleitung -- Introduction -- Sektion I: Zeichen und mediale Transformationen / Sign Systems and Medial Transformations -- Sektionseinleitung I: Zeichen und mediale Transformationen -- Introduction to Section I: Sign Systems and Medial Transformations -- "in the most common and familiar speech among the Welsh". Robert Gwyn and the Translation of Biblical Quotations -- Liedkultur des 17. Jahrhunderts als Übersetzungskultur. Gegenstand, Methoden und Perspektiven eines interdisziplinären Forschungsfeldes -- (Un-)Sichtbare Routen. Reiseberichte und die Kartierung Nordamerikas durch Claude und Guillaume Delisle um 1700 -- Die Wissenschaftsübersetzung als Generator symbolischen Kapitals. Das translatorische Dreieck Bonnet-Spallanzani-Senebier -- Übersetzungen in Enzyklopädien – am Beispiel der Encyclopédie (1751–72) von Diderot und D'Alembert und der Encyclopédie Méthodique (1782–1832) -- Sektion II: Anthropologie und Wissen / Anthropology and Knowledge -- Sektionseinleitung II: Anthropologie und Wissen -- Introduction to Section II: Anthropology and Knowledge -- Der Heros und die starken Frauen. Eine intersektionale Analyse von Geschlecht und Göttlichkeit in Schaidenreissers Odyssee-Übersetzung -- 'Alī al-Sharafī's 1551 Atlas: A Construct Full of Riddles -- Translationsstrategien in Texten der Evangelisierung und der indigenen Rechtsprechung in Neu-Spanien. Vergleichende Untersuchungen am Beispiel der Übersetzung des Konzepts der 'Dreieinigkeit' -- Die Entstehung von Johann Michael Moscheroschs Insomnis Cura Parentum (1643). Eine konfessions- und medienhistorische Fallstudie zum Übersetzen im 17. Jahrhundert -- Spanische Enzyklopädie-Übersetzungen als Orte der selbstbewussten Partizipation an aufgeklärter Wissensproduktion: Perspektiven und Fallstudie -- Sektion III: Kulturelle Zugehörigkeiten und Gesellschaft / Cultural Affiliations and Society -- Sektionseinleitung III: Kulturelle Zugehörigkeiten und Gesellschaft -- Introduction to Section III: Cultural Affiliations and Society -- König, Königin, Königinmutter: Strategien kultureller Übersetzung im Londoner St James' Palace, 1625–42 -- Cultural Translation as a Multidirectional Process in the Seventeenth-Century Madurai Mission -- Kultureller Vermittler, homme de lettres, Vagabund? Zur Selbstdarstellung arabischer Christen in Europa am Beispiel Salomon Negris (1665–1727) -- Birth, Berat, and Banishment. Translating Subjecthood between the Ottoman and Habsburg Empires at the End of the Eighteenth Century -- Die kommentierte jiddische Übersetzung des Römerbriefs (1733): Ein "Reservoir" der pietistischen Judenmission. .