Die Anwendung der kultursoziologischen Methode in der publizistischen Praxis
In: Alfred Weber als Politiker und Gelehrter: die Referate des ersten Alfred Weber-Kongresses in Heidelberg (28.-29. Oktober 1984), S. 150-167
Es wird in die soziologische Theorie und Methode von A. Weber eingeführt. Im Rahmen einer Aktualisierung Weberscher Grundgedanken werden folgende Thesen begründet und belegt: (1) Die Kultursoziologie Webers findet in der publizistischen Praxis nur beschränkte und bedingte Anwendung. (2) Eine Position, die im Bereich der Zivilisation Fortschritte in der Geschichte anerkennt, in der Kultur aber ablehnt, kann in der Kultursoziologie oft nur indirekt angewandt werden. (3) Webers Kultur- und Geschichtstheorie ermöglicht eine Relativierung und Differenzierung gegenüber pauschalen und universalistischen Ansätzen. (4) Mit der ganzheitlichen Betrachtungsweise Webers kann sich die Soziologie vor der Gefahr wappnen, einzelne gesellschaftliche Sphären oder Entwicklungen überzubewerten und aus ihnen Verallgemeinerungen abzuleiten. (5) Die kultursoziologische Methode kann vorwiegend in der Zeit- oder der Raumdimension angewandt werden; sie erweitert den gesellschaftstheoretischen Blick. (6) Jede Gesellschaft hat einen bestimmten Stand der Gesellschafts- und Kulturentwicklung im Kontext ihrer Dynamik und Genese erreicht, den man bei der Analyse zu berücksichtigen hat. (7) Sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse sind nicht naturwissenschaftlich zu generalisieren; sie gelten für kulturelle und gesellschaftliche Regionen bzw. Teilbereiche. (HA)