"Steffen Wilsdorf und Frigga Dickwach präsentieren Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung im Rahmen der Leipziger Gründerstudie, die an individuellen Schicksalen Ursachen von Erfolg und Mißerfolg analysieren. Deutlich wird zum einen, daß es immer eine Vielzahl von Gründen ist, die über Erfolg oder Mißerfolg einer Unternehmensgründung entscheidet. Zum anderen spielen die Persönlichkeit des Gründers und seine individuelle Situation bei der Entscheidung zur Selbständigkeit eine bedeutsame Rolle. Die Untersuchung will mit Fallbeispielen die Ergebnisse standardisierter Erhebungen im Rahmen der Gründerforschung vertiefen und transparenter gestalten." (Autorenreferat)
Das Wissen im alltäglichen Umgang mit unterschiedlichsten Körperschaften verschiedener Art zählt zu den "bedeutendsten Handlungsressourcen natürlicher Akteure". Üblicherweise wird dieses Wissen sehr langfristig akkumuliert und u.a. durch eigene Erfahrungen getestet. Die Wiedervereinigung markiert hier für die Bürger Ostdeutschlands eine gravierende Zäsur. Ausgehend von dieser Überlegung skizzieren die Autoren an drei Punkten, worin die - im Vergleich zu DDR-Bedingungen gravierenden Auswirkungen der neuen sozialen Bedingungen auf die Beziehungen zwischen natürlichen Personen und Körperschaften bestehen. 1993 wurde in einer Pilotbefragung in der Leipziger Bevölkerung der Informationsgrad und die Sicherheit der Akteure im Umgang mit Körperschaften in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Behörden und Kreditwesen ermittelt. Eine Hypothese war, daß sich Akteure nicht mit Informationen "bevorraten", sondern sich gezielt Informationen beschaffen, wenn in Bezug auf eine Körperschaft eine Situation entsteht, welche die Lage des Akteurs verbessern oder verschlechtern kann. Ein Fazit der Studie ist, daß die Beschaffung von Kenntnissen über die rechtlichen Aspekte in den Beziehungen zu Körperschaften stark problemorientiert erfolgt. (rk)
Der Beitrag referiert Ergebnisse einer Studie über die Entwicklung der außeruniversitären, sozialwissenschaftlichen Forschung, Beratung und Expertise in den neuen Bundesländern und deckt unterschiedliche Interessenlagen bei der Gründung sozialwissenschaftlicher Institute sowie deren differenzierte Entwicklungstypen auf. Diese Bestandsaufnahme für die neuen Bundesländer stellt auf der Grundlage einer schriftlichen Befragung neugegründeter Institute und Vereine empirische Daten zur inhaltlichen Orientierung, zu Forschungsthemen, Finanzierungsquellen, Fachrichtungen der beschäftigten Wissenschaftler und zur Größe der Institute vor. Anhand einer Typisierung von gegenwärtig existierenden Instituten werden anschließend Motive und Ideen bei Institutsgründung den längerfristigen Orientierungen und Zukunftschancen der Neugründungen gegenübergestellt. (ICH)
Der Prozess von Betriebsgründungen in den neuen Bundesländern anhand des Gründungsgeschehens in der Region Leipzig.
Themen: 1. Bei einer Totalerhebung der angemeldeten Betriebe aus den Akten der IHK und HWK wurde 1991 erhoben (N=4162): Beruf; Branche; Rechtsform des Unternehmens; Anmeldezeitpunkt; Meldestatus.
Zusätzlich verkodet wurde: spätere Bereitschaft zur Teilnahme und tatsächliche Teilnahme an weiteren Befragungen.
2. In einer schriftlichen Kurzbefragung (1992: 2011 Fälle) wurde erhoben: Betrieb noch aktiv; Branche; Rechtsform; Geschäftspartner; Wochenarbeitsstunden; Nebenerwerbsgründung; wichtigste Probleme bei der Gründung; Beschäftigtenzahl; Sitz des Betriebes; Startkapital; staatliche Fördermittel; Fremdkapitaleinsatz.
Demographie des Befragten: Geschlecht; Alter; Herkunft vor der Wende; Beruf; Berufsausbildung; frühere Selbständigkeit; berufliche Situation vor der Gründung.
3. In der ersten Panelwelle (N=2011) wurde gefragt:
Personenidentität des Befragten mit Ausfüller des schriftlichen Vorabfragebogens; Korrekturen und Ergänzungen zum Vorabfragebogen; Dauer der Suche nach geeigneten Gewerberäumen; Größe und Nutzungsdauer der Gewerberäume; Eigentümer der Geschäftsräume; eigene und fremde Eigentumsansprüche auf die Gewerberäume; geklärte Eigentumsverhältnisse; Absicht zum Kauf der Gewerberäume; Miethöhe und prozentuale Mietsteigerung für die Gewerberäume; Suche nach anderen Gewerberäumen; bisher unternommene Suche nach Gewerberäumen; Gründe für misslungene Gewerberaumsuche; rechtliche und organisatorische Probleme in der Gründungsphase des Betriebs; aktuelle betriebswirtschaftliche Probleme; Motive für Selbständigkeit; Kontakte zu und Erfahrungen mit Banken, Steuerberatern, Rechtsanwälten, Unternehmensberatern, Gemeindeverwaltungen, Ämtern, Kammerverbänden, Berufsverbänden und anderen Selbständigen im Zuge der Betriebsgründung; Art der direkten Gründungsvorbereitungen; Vorbereitungsdauer der Betriebsgründung; schriftlich ausgearbeitete Pläne vor der Anmeldung; Aktivitätsstatus des Betriebes; erwartete Dauer und Datum der Betriebsaufgabe; bisherige bzw. erwartete Stilllegung des Betriebes; Gründe für Inaktivität des Betriebes; monatlicher Umsatz des Betriebes zu Beginn und derzeit; Gewinnerzielung des Betriebes; Höhe des Startkapitals und Fremd- sowie Eigenkapitalanteil; Quellen des Fremdkapitals; Unterstützung des Betriebes durch öffentliche Förderprogramme und Fördersumme; noch nicht zugesagte oder abgelehnte Förder- oder Kreditmittel; Anzahl der Mitarbeiter und persönlicher Arbeitsumfang bei Betriebsgründung; Anzahl der Stellen im Betrieb zu Beginn und derzeit; Anzahl an Verwandten, Freunden und früheren Kollegen in der Belegschaft; Anzahl männlicher und weiblicher Arbeitnehmer; Anzahl der Geschäftspartner bei Betriebsgründung; Berufserfahrung des Partners in der Branche; Herkunft des Partners aus den alten Bundesländern; Partnerzahl; Konflikte mit den Partnern; wichtigste Problembereiche mit den Partnern; Ausstattung des Betriebes mit Firmenschild, Telefonanschluss, Faxanschluss und Personalcomputern; Befragter als Gründer oder Mitbegründer des Betriebs; persönliche Unterstützung durch Lebenspartner, Verwandte, Freunde, Bekannte, Geschäftspartner, frühere Arbeitgeber oder frühere Arbeitskollegen; Art der Lieferantenbeziehung; Anteil des Hauptlieferanten an Gesamtlieferung; längerfristige vertragliche Bindung mit dem Hauptlieferanten; Ersetzbarkeit des Hauptlieferanten; Auseinandersetzungen mit Lieferanten; prozentuale Verteilung des Kundenkreises auf Privatpersonen, Firmen und Organisationen und öffentliche Einrichtungen; prozentualer Umsatz mit dem größten Kunden; Ersetzbarkeit des Hauptkunden; bisherige Probleme mit Kunden; Beteiligung des Betriebes an einem Verbund oder einer Arbeitsgemeinschaft; gewerbliche Nachbarschaft des Betriebes und Kontakt zu benachbarten Firmen; Beurteilung der Standortqualitäten des Betriebes hinsichtlich Kundennähe, Erreichbarkeit, Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Firmen, Schutz und Sicherheit und Infrastruktur; erwartete Entwicklung des Betriebes; betriebliche Vorteile durch aktuelle wirtschaftliche Situation in den neuen Bundesländern oder durch Angleichung des Ostens an westliche Standards; Geschäftsbeziehungen zu Firmen in den alten Bundesländern; Beurteilung der Geschäftsbeziehungen zu Firmen in den alten Bundesländer; Unternehmensstrategie in Hinblick auf Preisniveau, Angebotsinnovation, Marktorientierung, Gewinnspanne, geplante Geschäftsdauer, Ost-West Orientierung; Differenzierung zu anderen Unternehmen hinsichtlich Spezialisierung, Kundenkreisradius, Größe der Angebotspalette, Preisniveau, Nachfrageorientierung, Innovationsgrad und lokaler Kundenakquise; Charakterisierung der Rahmenbedingungen am Markt (Skala).
Fragen zur Person des Unternehmensgründers: Schul- und Berufsausbildung; Erwerbsbiographie bis zur Unternehmensgründung; Erfahrungen in der aktuellen Branche; Dauer der Arbeitslosigkeit zwischen der Wende und Betriebsgründung; Anzahl der früheren Gewerbeanmeldungen und Anmeldung in der gleichen oder ähnlichen Branche; berufliche Situation unmittelbar vor der Gründung; Nettoeinkommen vor der Gründung; Einkommensvergleich zwischen früherer Tätigkeit und derzeit; Verwertbarkeit der Kenntnisse aus der früheren Tätigkeit; Arbeitgeber vor der Wende; berufliche Position vor der Wende; Arbeitslosigkeit als Grund für Betriebsgründung; Umfang der Erwerbstätigkeit vor Gründung des Unternehmens; berufliche Position, Nettoeinkommen und Verwertbarkeit der früheren Tätigkeit; Geschlecht; Alter; Staatsbürgerschaft; Konfession; Familienstand; Zusammenleben mit einem Partner sowie dessen Erwerbstätigkeit bei Betriebsgründung; Einstellung des Partners zu der Betriebsgründung; Mitwirkung des Partners im Betrieb; Belastung der Partnerschaft durch Selbständigkeit; Anzahl und Alter der Kinder; berufliche Position der Eltern während eigener Kindheit; Identität von Wohn- und Betriebsort sowie Arbeitsweg in Minuten; Größe des Freundeskreises und Häufigkeit von Treffen mit Freunden; Freundeskreis überwiegend aus der eigenen Berufsgruppe; Selbständige im Freundeskreis; engere Freunde außerhalb des eigenen Wohnortes; Veränderung des Freundeskreises seit Betriebsgründung; Verbands-, Vereins- und Parteimitgliedschaften; Erfahrungsaustausch mit anderen Selbständigen; Einstellung zur Marktwirtschaft, zur Leistungsorientierung und zu den Bedingungen am Markt (Skala); Parteipräferenz; Selbsteinschätzung der Schichtzugehörigkeit; Beurteilung der Betriebsgründung aus der Rückschau; Beurteilung des eigenen Erfolgs im Berufsleben; Ratschläge an Betriebsgründer; Panelteilnahmebereitschaft.
Zusätzlich verkodet wurde: Ort des Interviews; Anschrift des Befragten; Anwesenheit anderer Personen beim Interview; Eingriffe anderer Personen in den Interviewverlauf; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Einschätzung der Zuverlässigkeit der Antworten des Befragten; Interviewdauer; Interviewdatum; Interviewergeschlecht; Intervieweralter; Intervieweridentifikation.
4. Schriftliche Zwischenbefragung (625 Fälle): Betrieb abgemeldet oder gemeldet und aktiv; Beurteilung der derzeitigen Unternehmenssituation; erwartete Entwicklung; wöchentliche Arbeitszeit; Beschäftigtenzahl; Schwierigkeiten des Betriebs in den ersten Jahren; Veränderungen seit der Befragung im Jahre 1992.
5. In der 2. Panelwelle (N=624 Fälle) wurde 1995 gefragt:
a) Personen, die den Betrieb endgültig aufgegeben hatten: Gründe für die Betriebsaufgabe; persönliche finanzielle Verluste und existentielle Bedrohung; finanzielle Verluste anderer Personen wie z.B. Kreditgeber; berufliche Perspektive nach der Betriebsaufgabe; Tätigkeit nach der Betriebsaufgabe und derzeit; eigene Gewerberäume vor der Betriebsauflösung; Größe der Gewerberäume; ungeklärte Eigentumsverhältnisse für die Gewerberäume; Mietpreis für die Gewerberäume; Standorterweiterung während des Bestehens des Betriebs; Betriebsverlagerung an einen anderen Standort; Gründe für die Betriebsverlagerung; Veränderung der Rechtsform des Unternehmens; wesentliche Veränderungen der Produktpalette, des Stammpersonals, der Betriebsleitung, des Betriebskapitals, der Lieferanten und der Kunden während des Bestehens des Betriebs; wichtigste betriebliche Probleme im letzten Geschäftsjahr des Bestehens; persönliche gesundheitliche oder familiäre Probleme; Unternehmenskrisen; Maßnahmen zur Behebung der Unternehmenskrisen; staatliche Finanzierungshilfen; Kreditsumme; Anzahl der gestellten Kreditanträge und davon positiv entschiedene Kreditanträge; Gründe für die verwehrte öffentliche Förderung; Bankkredite in der Anfangsphase des Betriebs; Gesamtsumme der Bankkredite; Umfang des Eigenkapitals und Fremdkapitals; Wochenarbeitszeit; Veränderung der Arbeitszeit über die Zeit der Unternehmensexistenz; Verwendung der Arbeitszeit für Leitungsaufgaben, Geschäftskontakte oder Produktionsarbeit; Anzahl der Geschäftspartner zum Zeitpunkt der Geschäftsaufgabe; Angabe von Geschlecht, Eintrittsalter, regionaler Herkunft, Verwandtschaftsgrad, betrieblicher Mitarbeit, Kapital, Branchenerfahrung, kaufmännischer und technischer Ausbildung der Geschäftspartner des Unternehmens; wichtigste Konflikte mit den Geschäftspartnern; Konflikte als Grund für die Betriebsaufgabe; Betriebsdauer bis zum Erreichen der Gewinnzone; Einkommensentwicklung im Verlauf der Betriebszeit; Geschlecht, Anzahl und Erwerbsstatus der Mitarbeiter; Entwicklung der Zahl der Arbeitskräfte seit 1991; Umsatzentwicklung über die Jahre; Investitionshöhe für die einzelnen Jahre seit 1991; Betriebsentwicklung im Vergleich zu den eigenen Erwartungen; Interesse einen neuen Betrieb zu gründen; geschäftliche Beziehungen des Betriebs in den alten Bundesländern sowie in den neuen Bundesländern und Bewertung dieser Erfahrungen; wichtigste Unternehmensziele; Einschätzung der Rahmenbedingungen im Wirtschaftszweig des eigenen Unternehmens; Preis, Qualität oder Innovation als wichtigstes Erfolgskriterium in dem Wirtschaftszweig.
b) Bei der Befragung für die noch aktiven Betriebe wurden vergleichbare Fragen zur Entwicklung des Unternehmens gestellt unter Auslassung der Fragen, die sich auf die Betriebsauflösung bezogen.
Demographie des Befragten: Alter (Geburtsmonat, Geburtsjahr); regionale Herkunft; Staatsbürgerschaft; Schulabschluss; Berufsausbildung; Erfahrung mit beruflicher Selbständigkeit; berufliche Situation unmittelbar vor der Betriebsgründung; Familienstand; Zusammenleben mit einem Partner; Erwerbstätigkeitsstatus des Lebenspartners zum Zeitpunkt der Betriebsaufgabe; Lebenspartner war Geschäftspartner; Belastung der Partnerschaft bei der Betriebsgründung; Kinderzahl.
6. Netzwerkdaten: Erfassung der 5 wichtigsten Personen in der Startphase des Betriebes und Angabe über deren Beziehung zum Befragten bzw. zum Unternehmen; Personen, die in den letzten 6 Monaten vor der Betriebsaufgabe von besonderer Bedeutung waren und Existenz von privaten oder geschäftlichen Beziehungen zu diesen Personen; Entwicklung des Kundenkreises sowie des Absatzes über die Zeit der Unternehmensexistenz; Art der Entwicklung der ersten Kundenkontakte; private Beziehungen zu den ersten Kunden und Umsatzentwicklung mit den wichtigsten Kunden.
Zusätzlich verkodet wurde: Interviewort; Anwesenheit Dritter beim Interview; Eingriffe anderer Personen in das Interview; Kooperationsbereitschaft des Befragten; Zuverlässigkeit des Befragten; Interviewdauer; Interviewdatum; Interviewergeschlecht; Intervieweralter; Intervieweridentifikation.