Streiflichter aus der politischen Ideenhistoriographie der Gleichheit: Egalitätsdenken vom antiken "Humanismus" bis zur "postmodernen" Demokratie
In: Gleichheit: vom Wert der Nichtdiskriminierung, p. 51-76
Der Autor zeichnet die Ideengeschichte des Gleichheitsdenkens aus der Mythologie und den Wertvorstellungen der antiken und mittelalterlichen Welt nach. Er findet einige Anhaltspunkte vor dem Aufklärungszeitalter, welche deutlich machen, dass der Gleichheitsgedanke tiefer in der europäischen Geistesgeschichte verankert ist, als gemeinhin angenommen wird. Wenn ein näherer Blick auf das historische Panorama des europäischen Egalitätsdenkens gerichtet wird, so zeigt sich, dass der politisch-normativ verstandenen Gleichheit ein recht wechselhaftes Schicksal beschieden war. Dies gilt auch mit Blick auf den durchaus schon alten Streit um die Demokratie. Es ist nach Meinung des Autors eine bemerkenswerte Tatsache, dass es gerade auch in den Zeiten, in denen demokratische Gesellschaftsentwürfe ein nur geringes Ansehen genossen, einen kulturellen oder gar politischen Gleichheitsdiskurs gegeben hat. Wie ist dies zu erklären? Zunächst kann wohl behauptet werden, dass es ein mehr oder weniger gleiches oder anarchisches Grundfaktum der menschlichen Existenz gibt, an dem selbst ein "Leviathan" nicht zu rütteln vermag. Und darüber hinaus mag es sein, dass es auch eine offene, egalitäre Orientierung gibt, die wesentlich tiefer verwurzelt ist als ihre politisch-demokratische Spielart. Denn auch in Zeiten der viel beklagten "Postdemokratie" (Colin Crouch) steht der "Garten des Epikur" immer noch weit offen. (ICI2)