Ohne Gewähr. Das (nicht-)Wissen der Kunst und das Potenzial des Unvorwegnehmbaren
Während in unsere Gesellschaft das Bild von einer Welt ohne Zukunft heraufbeschworen wird, vermitteln computerbasierte Prognosen und spekulative Szenarien in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik den Anschein zu wissen, wie unsere möglichen Zukünfte aussehen könnten. Doch unsere Zukunft wird durch ein angebliches Wissen über künftige Realitäten eher verstellt und nicht mehr als Möglichkeitsraum wahrnehmbar. Statt einer Festlegung der Zukunft in Szenarien-Planungen, verfolgen eine Reihe von Künstler*innen der Gegenwart in ihren spekulativen Annährungen an die Zukunft nahezu gegenteilige Strategien. Ihre zeitgenössische Ästhetik des Spekulativen ist, wie anhand der Werke von Neïl Beloufa, Tyler Coburn und Basim Magdy beispielhaft gezeigt wird, weniger auf eine präzise Abschätzung möglicher Zukünfte als auf eine Befragung der aktuellen Gegenwart gerichtet. Anknüpfend hieran diskutiert der Aufsatz eine mögliche Öffnung der Zukunft durch Nichtwissen, Unbestimmtheit und die Erinnerung an das eigene Vermögen und zeigt, wie die Kunst der Gegenwart gerade durch das ästhetische Spiel mit Dunkelheiten und Leerstellen Potenzial für das Unvorwegnehmbare schafft.