Kriegserfahrungen von Frauen - ans Licht geholt
In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Band 5, Heft 7, S. 45-53
ISSN: 0722-0189
"Durch Begegnungen und entlang vieler Projekte und Studien war es uns möglich, über Alter, Alte und Altern eine Bilanz zu ziehen. 1978 haben wir beschlossen, unserer Erkundung Form zu geben. Wir luden sieben Frauen zwischen 70 und 90 Jahren ein, mit uns eine mündliche Geschichte von Frauen zu erarbeiten. Durch Lebensberichte wollen wir die Geschichte und Persönlichkeiten dieser Frauen ans Licht holen. Unsere Forschung versucht zu zeigen, warum die Mühen, die Arbeit der Frauen durch das Raster der offiziellen Geschichte gefallen sind. Sie soll auch ein erster Schritt in Richtung einer geringeren Segregation der alten Menschen sein. Um das Tabu, das Alter und Tod umgibt, aufzuheben, halten wir es für notwendig, Zeugenaussagen über das Erlebte und die Realität des Altseins zu sammeln. Wir wissen heute so wenig über das Leben unserer Großmütter, weil der Kontakt der Generationen abgebrochen ist, bedingt durch den ökonomischen und sozialen Umschwung, sowie den Wandel der Sitten in den letzten 50 Jahren. Eines unserer Ziele ist, diesen Kontakt auf eine neue Weise wiederaufzunehmen. Das dargestellte Beispiel einer 79-jährigen Französin zeigt, daß Frauen geschichtslos werden. Dabei ist es nicht einfach so, daß die Frauen von der offiziellen Geschichtsschreibung vergessen werden, weil ihre Arbeit im Souterrain dieser Geschichtsschreibung angesiedelt ist, nein, die Frauen selbst vergessen sich, ihre Arbeit und ihre Leistungen. Haben die politischen Frauen der damaligen Zeit im Krieg Widerstand geleistet, so geht es für uns heute darum, unsere gesellschaftliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit auch dadurch zum Ausdruck zu bringen, daß wir gegen den Krieg Widerstand leisten." (Autorenreferat)