This book, first published in 1999, analyses the history and major economic features of the Vietnamese reform process. The attempt to establish a post-reunification centrally planned economic system, a collectivised agriculture and a capital-intensive and inward-oriented industrial sector had largely failed, provoking the development of a parallel economy which turned out to be the nucleus of an emerging private sector. The book focuses on the reform of enterprises and the financial sector and gives an overall picture of the reform efforts in the areas of rural development, the social sectors and environmental policy, and assesses the further changes and reforms needed in the country.
"Die vietnamesische Wirtschaftsreform begann Ende der 80er Jahre mit drastischen makroökonomischen Anpassungsmaßnahmen, der Abschaffung von zentraler Planung und Preiskontrollen sowie einer Dekollektivierung der Landwirtschaft. Die Freisetzung der bis dahin unterdrückten Initiative von Millionen Kleinbauern und Gewerbetreibenden ließen Nahrungsmittelknappheit und Versorgungsengpässe rasch verschwinden. Vietnam befindet sich seither auf einem stetigen Wachstumspfad, der erst nach der Asienkrise etwas abflachte. Ein tiefer Einbruch der Wirtschaft wie in Osteuropa konnte vermieden werden, weil die meisten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt waren, wo eine Rückkehr von Produktionsgenossenschaften zu kleinbäuerlichen Produktionsformen unmittelbare Produktions- und Einkommenserhöhungen nach sich zog. Zudem hatten informelle Märkte angesichts der Unzulänglichkeiten der zentralen Planung bereits vor Beginn der Reform erhebliche Bedeutung erlangt. Von dem Strukturumbruch betroffene Arbeitskräfte wurden überwiegend vom rasch wachsenden Kleingewerbe absorbiert. Die Vermeidung eines Produktionseinbruchs war also weniger auf eine bewusste gradualistische Strategie zurückzuführen, als vielmehr auf die günstigen Ausgangsbedingungen für die rasche Entfaltung privatwirtschaftlicher Initiative. Eine wichtige Rahmenbedingung war allerdings auch die makroökonomische Stabilität, d.h. die Vermeidung von größeren Handelsbilanzdefiziten, von Inflation und Auslandsverschuldung. Der stabile makroökonomische Rahmen erlaubte neben der Entfaltung der Privatwirtschaft auch die weitere Existenz der überwiegend ineffizienten Staatsbetriebe, ein wichtiger Pfeiler des vietnamesischen Verständnisses von 'sozialistischer Marktwirtschaft'. Die weitere Int egration Vietnams in den Weltmarkt setzt dieses Modell jedoch unter Druck. Der Staatssektor ist kaum wettbewerbsfähig, der Privatsektor noch weitgehend kleingewerblich strukturiert. Das Bankensystem ist wegen der hohen internen Verschuldung und wegen des Fehlens einer kommerziellen Kreditkultur kaum zur Finanzierung des aufstrebenden Privatsektors in der Lage. Deshalb wird sich das Regime wohl allmählich vom Konzept der 'Sozialistischen Marktwirtschaft' verabschieden müssen. Dieses Konzept hat es allerdings erlaubt, auch die beharrenden Kräfte in der Partei in dem für Vietnam typischen Verfahren der Konsensbildung in den Reformprozess zu integrieren. Die ersten Ansätze zu politischen Reformen machen deutlich, dass sich auch dort ein gradualistischer Prozess vollzieht: Ein besseres Regierungshandeln und eine stärkere Bürgerbeteiligung, ohne das Machtmonopol der Kommunistischen Partei anzutasten, sind erste Schritte zu einer Transformation des politischen Systems." (Autorenreferat)