Bezug nehmend auf empirische Forschungsergebnisse argumentieren die Verfasser, dass es gilt, Wahlkampfmittel sinnvoll einzusetzen. Der Einsatz eines einzelnen Wahlkampfkanals alleine ist nicht sinnvoll - auch nicht des Internet. Vielmehr ist das Internet ein "Vertiefungsmedium", dem sich jüngere, politisch interessierte Menschen zuwenden, wobei es sich noch dazu zumeist um solche handelt, die der jeweiligen Partei ohnehin nahe stehen. Für eine breite Sichtbarkeit im Wahlkampf spricht dagegen wohl weiterhin weniger das Internet als andere, klassische Formen von Wahlkampfmitteln wie etwa Plakate oder Wahlwerbespots. (ICB2)
Angesichts der Vor- und Nachteile des Internets ist es eine empirische Frage, ob auf Seiten der politischen Eliten eher die Zuversicht oder aber die Skepsis gegenüber dem neuen (Wahlkampf- )Medium überwiegt. Die Verfasser widmen sich einer Gruppe, deren Internetwahlkampf bislang relativ unerforscht geblieben ist, nämlich den Direktkandidaten, die bei Landtagswahlen um den Gewinn eines Wahlkreismandats konkurrieren. Spielt das Internet in ihrem persönlichen Wahlkampf eine Rolle? In welcher Form setzen sie das Internet ein, um auf ihre Person und ihre politischen Ziele aufmerksam zu machen? Auf der einen Seite dürften Direktkandidaten bei Landtagswahlen nur einer Minderheit von Wählern in ihrem Wahlkreis namentlich bekannt sein, was jedoch die Grundvoraussetzung für den gezielten Aufruf einer Kandidaten-Website ist. Die Gefahr, dass die eigene Internetpräsenz von den Wählern nicht wahrgenommen wird, besteht für diese Kandidaten also in besonderem Maße. Auf der anderen Seite könnten die verschiedenen Möglichkeiten der Interaktion, die das Internet eröffnet, gerade für Direktkandidaten als (potenzielle) Vertreter und Ansprechpartner der an einer solchen Beteiligungsmöglichkeit interessierten Bürger ihres Wahlkreises von Bedeutung sein. (ICB2)
"Die Liste der zehn wichtigsten Politiker samt ihrer jeweiligen Beliebtheit ist integraler Bestandteil der politischen Kommunikationslandschaft in Deutschland. Kleinste Veränderungen der dort erfassten Werte werden beobachtet und bewertet, die zugleich auch politische Konsequenzen nach sich ziehen können. Der vorliegende Beitrag zeigt, dass solche Umfragewerte keineswegs so "objektiv" sind, wie häufig angenommen wird. Anhand eines Online-Experiments zur Wahrnehmung der beiden Kanzlerkandidaten bei der Bundestagswahl 2005, in dem die Reihenfolge, in der Gerhard Schröder und Angela Merkel zu beurteilen waren, zufällig variiert wurde, können wir eindeutige Effekte der Reihenfolge auf die Bewertungen zeigen. Zudem schlagen wir in Ergänzung zur existierenden Literatur eine Methode zur Messung solcher Wirkungen des Fragekontexts auf das Antwortverhalten vor." (Autorenreferat)
Im Frühjahr 2009 wurde das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl vorab über Twitter bekannt gegeben. Twitter scheint der Diskussion über Umfragewirkungen folglich eine neue Dimension hinzuzufügen. Die Verfasser können jedoch zeigen, dass die Zahl der Personen, die Twitter insgesamt und speziell im Wahlkampf nutzen, recht gering ist. Anhand eines experimentellen Designs wird darüber hinaus untersucht, ob Informationen über den vermeintlichen Wahlausgang zu einer Änderung der Wahlabsichten führen. Im Ergebnis zeigt sich, dass sich zwar ein Teil der Befragten von Umfragen beeinflussen lässt, dies aber aufgrund der geringen Verbreitung von Twitter noch keine sehr großen Auswirkungen auf das Wahlergebnis haben dürfte. (ICE2)
"Im Wahlkampf versuchen die Parteien und ihre Kandidaten, durch strategisch geplante Kommunikationskampagnen die Vorstellungen und Einstellungen der Wähler so zu beeinflussen, dass sich dadurch ihre Wahlchancen verbessern (Schmitt-Beck 2007; Wlezien 2010). Vor dem Hintergrund des Rückgangs der Parteibindungen in den letzten Jahrzehnten und der zunehmenden Neigung von Wählern, ihre Wahlentscheidungen erst kurz vor dem Wahltag zu treffen, ist davon auszugehen, dass die Bedeutung von Wahlkämpfen für das Wählerverhalten langfristig zunimmt (Schmitt-Beck 2003). Die Parteien müssen ihnen daher grundsätzlich größere Beachtung schenken und sie können sich auch nicht mehr damit begnügen, ihre Kampagnen primär auf die Mobilisierung und Aktivierung der eigenen Anhängerschaft auszurichten. Vielmehr müssen sie komplexere Strategien entwickeln, welche ungebundene Wähler anziehen, ohne den traditionellen Unterstützerkern zu entfremden. Im Folgenden wird zunächst beschrieben, wie und unter welchen Rahmenbedingungen die Parteien vor der Bundestagswahl 2009 ihre Kampagnen geplant und gestaltet haben. Daran anschließend betrachten wir die Entwicklung der öffentlichen Meinung über den Zeitraum des Wahlkampfs hinweg und wenden uns der Dynamik von Wahrnehmungen, Einstellungen und Präferenzen der Wähler im Bundestagswahlkampf 2009 zu." (Textauszug)
Inhaltsanalytische Erfassung von Nachrichtensendungen im Fernsehen.
Themen: 1. Analyse der Sendung; Titel der Nachrichtensendung; Sendedatum (Jahr, Tag, Monat); Sendungsbeginn und Sendungsende (Stunde, Minute, Sekunde); Sendungsdauer; Coder-Identifikation.
2. Analyse des Beitrags: Beitragsbeginn und Beitragsende (Stunde, Minute, Sekunde); Beitragsdauer; Identifikation untersuchungsrelevanter Beiträge: thematisch klassifizierbarer Beitrag; Ankündigung des Beitrags im Vorspann der Sendung; journalistische Darstellungsform (Sprechernachricht, Nachricht im Film, Filmbeitrag, Reporter vor Ort, Interview, Kommentar, eigenständige Moderation); Hauptgegenstand des Beitrags; Hauptthema (ALM-Codierung, Politik, gesellschaftlich kontroverse Themen sowie nicht kontroverse Sachthemen, Human-Touch-Themen, Lebensweltthemen, Sportthemen, Servicethemen); Bezug des Beitrags auf Deutschland; Bezug des Beitrags auf die deutsche Politik; politischer Kontext; bei fehlendem Bezug auf deutsche Politik: Charakter der politischen Themen und Ereignisse; Bezugnahme auf deutsche politische Akteure; politischer Hauptgegenstand des Beitrags: Bezugnahme des Beitrags auf die Bundestagswahl 2005; explizite Bezugnahme auf das TV-Duell (vom 04.09.2005 zwischen den Kanzlerkandidaten Schröder und Merkel) sowie auf Umfrageergebnisse; zentrales Ereignis als Berichterstattungsanlass; Bezugnahme auf Politics-, Polity- und Policy-Themen sowie jeweils als Haupt- oder Neben-Thema; Vorkommen ausgewählter Politikfelder (Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik, Steuerpolitik und Sozialpolitik); Erfassung politischer Akteure, die innerhalb eines Beitrags thematisiert werden, in ihrer institutionellen Rolle als auch der sonstigen Rolle: Gerhard Schröder als Bundeskanzler, Joschka Fischer als Außenminister, Angela Merkel als Fraktionsvorsitzende von CDU/CSU, Guido Westerwelle als Bundestagsabgeordneter (MdB) bzw. in sonstigen Rollen sowie von Oskar Lafontaine und Paul Kirchhof; sonstige Politiker oder Gremien von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU (Union), CDU, CSU, FDP, Linkspartei PDS, institutionell bzw. der vorgenannten Parteien sowie die Bundesregierung allgemein; (jeweilige Reihenfolge der Aussageform: Sprecher/Akteur im Original-Ton oder zitiert); Coder-Rating: Beurteilung des Gesamttons eines Beitrags hinsichtlich seiner Vorteilhaftigkeit für den jeweiligen Akteur auf einer vierstufigen Skala (Gerhard Schröder/SPD, Joschka Fischer/Bündnis 90/Die Grünen, Angela Merkel/CDU, Edmund Stoiber/CSU, Guido Westerwelle/FDP, Oskar Lafontaine/Linkspartei.PDS, Koalition aus CDU/CSU/FDP (Schwarz-Gelbe-Koalition) sowie Koalition aus SPD/Bündnis 90/Die Grünen - Rot-Grüne-Koalition); Personalisierungsanalyse Schröder versus Merkel: Thematisierung der politischen Sachkompetenz, der politischen Führungs- und Managementkompetenz, der politischen Kompetenz als Wahlkämpfer, der politischen Kommunikationskompetenz sowie der Integrität und Vertrauenswürdigkeit in Bezug auf Gerhard Schröder bzw. Angela Merkel; Vorkommen einer untersuchungsrelevanten Aussage im TV-Beitrag.
3. Aussagenanalyse: Bewertung deutscher politischer Akteure, Aussage zu bzw. Bewertung von Wahlchancen oder Koalitionsaussage (Koalitionssignal).
Aussagegruppe 1, Bewertung deutscher politischer Akteure: Aussagesubjekt; Aussageform (Sprecher/Akteur im O-Ton oder wird zitiert); Bewertungsobjekt; negative oder positive Bewertungstendenz; Zeitbezug der Bewertung; Policy-Bezugspunkt.
Aussagegruppe 2, Aussage zu Wahlchancen in Deutschland: Aussagesubjekt; Aussageform, Gegenstand der Aussage bzw. des Aussageobjekts (Kanzlerkandidaten, Parteien und deren Mitglieder sowie Koalitionen); Chanceneinschätzung statisch und dynamisch; Explikation der Wahlchance; Bezug zu Umfrageergebnissen.
Aussagegruppe 3, Koalitionsaussagen: Aussagesubjekt; Aussageform; mögliche Koalitionskonstellationen sowie deren Bewertung.