Viele ländliche Räume in Ostdeutschland sind insbesondere seit der Wiedervereinigung von rapid gesunkenen und anhaltend geringen Geburtenzahlen und seit über 50 Jahren von selektiver Abwanderung betroffen, wobei die Siebungsfaktoren Alter, Geschlecht und Qualifikation in der Regel eng miteinander korrespondieren. Dies führt vielerorts nicht nur zu einer raschen Schrumpfung, Überalterung und "Übermännerung" im demographisch aktiven Alter der Bevölkerung in der ländlichen Gesellschaft, sondern auch zum Verlust der kulturellen und intellektuellen Ressourcen. Im gleichen Maße stagniert bzw. sinkt das wirtschaftliche Potenzial, so dass auf Dorfebene die Landwirtschaft oft der einzig verbliebene Wirtschaftsfaktor ist. Diese sich stetig entleerenden peripher-ländlichen Räume stellen quasi die "ländlichsten Räume" dar. In einem vom Wissenschaftsministerium Sachsen-Anhalts unterstützten Projekt wurde am IAMO untersucht, inwieweit die Landwirtschaft vom demographischen Wandel betroffen ist und ob sie einen Beitrag zur öffentlichen Daseinsvorsorge leisten kann. Die Ergebnisse zeigen, dass die Betriebe, insbesondere Genossenschaften und GmbHs, immer stärkere Probleme haben, geeignete Fachkräfte und Lehrlinge zu finden. Zugleich wird deutlich, dass ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebsleiter - selbständige Landwirte sowie Leiter von juristischen Personen - bereit ist, Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge zu übernehmen.
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Trotz einer stürmischen wirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahrzehnt ist Vietnam ein Agrarland und wird es auf absehbare Zeit bleiben. Mit einem durchschnittlichen Bruttosozialprodukt pro Kopf von USS 330 im Jahre 1998 (im Vergleich: Deutschland mit USS 25.850) gehört das Land zu den armsten Landern der Erde. 80% der Bevölkerung leben auf dem Lande. Etwa 70% der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt (Weltbank, 2000: 276-291). Mit einer durchschnittlichen Betriebsfläche von ca. 0,5 ha sind die Betriebe relativ klein. Aufgrund des relativen hohen Bevölkerungswachstums ist davon auszugehen, dass in der Zukunft diese zunehmende Zahl an Menschen nicht mehr in der Landwirtschaft produktiv beschäftigt werden kann, sondern vielmehr in den nichtlandwirtschaftlichen Bereichen eine Arbeit finden muss. Dennoch müssen landwirtschaftliche Produktion sowie Produktivität in den kommenden Jahren stetig gesteigert werden. Effiziente landwirtschaftliche Genossenschaften haben in vielen Ländern der Erde einen wichtigen Beitrag dazu geleistet und sollen diese Aufgabe - nach dem Willen der Regierung - auch in Vietnam erfüllen.
Up to the end of World War II, the political-economic framework had been relatively similar all over Germany. However, the farm structure was different. While in both parts, the West and the East, about 90 per cent of all farms cultivated less than 20 ha and about one per cent more than 100 ha, the large fams cultivated about 7 per cent of the agricultural area in the West, but about 30 per cent in the East. Following the unconditional surrender of Germany in 1945 and its division by the four Allies, the differences in the organisation of agricultural production between East and West became more pronounced. In the Soviet Occupation Zone and then with the creation of the German Democratic Republic in October 1949, the socialist model of agricultural production was introduced in three phases: (1) an enforced land reform between 1945-49; (2) the repression of farmers cultivating more than 20 ha, starting in 1949, and finally (3) the collectivization of agricultural production starting in 1952 and finalised in the Socialist Spring in April 1960. While socialist agriculture had been built up on blood and tears, it came to be fully accepted by the East German population over time and heavily defended also by those political forces which pushed for a regime change in 1989. With the collapse of the socialist regime in 1989 and German reunification in 1990, socialist agriculture had to be transformed into a system compatible with pluralistic democracy and market economy. Similarly, those whose assets had been confiscated were supposed to be restituted. However, the legal system at reunification differentiated between those who were expropriated either before 1945 or after 1949 and those between 1945 and 1949 under Soviet occupation. While the first group was entitled to restitution, the latter group received little compensation. At the time of transition, most politicians and agricultural economists assumed that family farming would re-emerge in the East and the modes of agricultural production would adjust between the two parts. However, even more than two decades after reunification, German agriculture is characterized by two distinguished different agricultural production systems. While West German agriculture continued the tradition of small-scale family farms relying on family labour, East German agriculture is characterised by large-scale corporate farms relying on permanently employed labour. In this way, German agriculture can be characterised as One country - Two systems. ; Bis zum Ende des 2. Weltkriegs waren die politischen Rahmen in ganz Deutschland einheitlich. Allerdings gab es Unterschiede in der Organisation der landwirtschaftlichen Produktion zwischen dem westlichen und östlichen Teil. Zwar umfassten in beiden Teilen ca. 90 Prozent der Betriebe weniger als 20 ha und ca. ein Prozent mehr als 100 ha, doch bewirtschafteten die größten Betriebe im Westen ca. sieben Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, im Osten jedoch ca. 30 Prozent. In Folge der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands sowie der Aufteilung in vier Besatzungszonen wurden diese Unterschiede in den folgenden Jahrzehnten weiter verstärkt. In der Sowjetischen Besatzungszone und später der Deutschen Demokratischen Republik wurde in drei Phasen ein sozialistisches Modell der landwirtschaftlichen Produktion geschaffen: (1) entschädigungslose Enteignung von Gutsbesitzern und Nazi-Kollaborateuren im Zuge der Bodenreform von 1945 bis 1949; (2) Beseitigung des Groß- und Mittelbauerntums ab 1949; sowie (3) Kollektivierung durch Bildung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften ab 1952, die mit dem Sozialistischen Frühling im April 1960 abgeschlossen war. Die sozialistische Landwirtschaft wurde mit Blut und Tränen aufgebaut. Im Laufe der Jahre wurde sie jedoch von der Bevölkerung völlig akzeptiert. So wurde sie nach 1989 auch von jenen politischen Gruppen verteidigt, die auf einen Sturz des Regimes hingearbeitet hatten. Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Regimes musste auch die Landwirtschaft nach marktwirtschaftlich konformen Prinzipien organisiert werden. Die zwangsenteigneten Betriebsmittel und Vermögen mussten an ihre ursprünglichen Besitzer zurückgegeben bzw. privatisiert werden. Allerdings wurde juristisch zwei Gruppen unterschieden: (1) diejenigen, die entweder vor 1945 sowie nach 1949 enteignet wurden und (2) diejenigen, die zwischen 1945 und 1949 während der sowjetischen Besatzung enteignet wurden. Während die erste Gruppe einen Rechtsanspruch auf Rückgabe des Vermögens hatte, gab es für die zweite nur einen auf eine relativ geringe Entschädigung. Die meisten Politiker und Agrarökonomen gingen in der Anfangsphase der Transformation davon aus, dass sich in Ostdeutschland schnell Familienbetriebe entwickeln und somit die Organisation der landwirtschaftlichen Produktion in beiden Teilen Deutschlands angleichen würde. Mehr als zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung ist die Landwirtschaft jedoch in zwei unterschiedlichen Systemen organisiert. In Westdeutschland dominieren weiterhin kleinstrukturierte Familienbetriebe. In Ostdeutschland herrschen großstrukturierte Betriebe vor, die als juristische Personen registriert sind und primär festangestellte Arbeitskräfte beschäftigen. In diesem Sinne kann man die Landwirtschaft in Deutschland als Ein Land - Zwei Systeme beschreiben.
With the collapse of the socialist regime in East Germany in late 1989 and the rising political call for unification in early 1990, a radical and abrupt change of the institutional structure became necessary. Among others, the (agricultural) administration had to be totally restructured. This referred not only to substance, functions and tasks which had to be adjusted, similar to most other transition economies, to the market-economic and pluralistic democratic system, but also the whole administrative set-up had to be re-established in line with the West German system (territorial re-organisation). Hence, a new administrative system had to be built up in the East, while simultaneously the socialist one had to be dismantled. This transformation process implied the recruitment of new staff and had to be carried out in a very short period. However, different to the other transition economies, there had been strong support from the West in re-organising the administration. Overall, this institutional change seems to have been accomplished successfully as billions of Deutsch Mark could be processed by the agricultural administration in 1990 in order to avoid an imminent collapse of the agricultural sector. In addition, the new administration also comprised the set-up of a specialised agency in charge of state property. This office while originally anticipated to last for a short period only, still operates today. Similarly, the organisations representing the agricultural population had to be re-organised. The re-organisation of the German Farmers' Union is of special prominence as both German parts were representing completely different agricultural models. Nevertheless, this is the only important organisation at national level where East Germans could stay in decision-making positions after unification. This had severe repercussions when shaping transformation policies affecting the agricultural sector in East Germany during the 1990s. ; Der Zusammenbruch des sozialistischen Regimes Ende 1989 sowie der immer lauter werdenden Ruf nach politischer Einheit seit Beginn 1990 bedingte einen schnellen und radikalen Bruch der ostdeutschen Institutionen. Dieser Bruch umfasste auch eine komplette Neuausrichtung der (landwirtschaftlichen) Verwaltung. Ähnlich wie in den anderen Transformationsländern Mittel- und Osteuropas mussten die Inhalte, Funktionen und Aufgaben entsprechend den Anforderungen einer demokratischen Gesellschaft sowie der Marktwirtschaft angepasst werden. Darüber hinaus musste jedoch die Verwaltungsstruktur Ostdeutschland dem verwaltungsmäßigen (territorialen) Aufbau Westdeutschland angepasst werden. In der Praxis bedeutete dies, dass die sozialistische Struktur abgebaut und aufgelöst, während gleichzeitig eine neue aufgebaut wurde. Dieser Prozess bedingte auch die komplett neue Einstellung von Personal, obwohl Ehemalige sich neu bewerben konnten. Der Zeitrahmen für diese Transformation war extrem begrenzt. Im Unterschied zu den anderen Transformationsländern konnte hierbei jedoch auf die massive Unterstützung durch Westdeutschland zurückgegriffen werden. Zurückblickend ist diese Transformation der Agrarverwaltung sehr erfolgreich verlaufen, da in dieser Periode ohne nennenswerte Probleme Milliarden von DM an die landwirtschaftlichen Betriebe ausgereicht wurden, um den drohenden Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Produktion zu verhindern. Die landwirtschaftliche Verwaltung musste jedoch nicht nur transformiert werden, sondern es wurden neue Veraltungseinheiten geschaffen, besonders um das Staatseigentum an Grund und Boden mit dem Ziel einer raschen Privatisierung zu verwalten. Allerdings erhielt diese Verwaltungseinheit, die ursprünglich nur auf kurze Zeit ausgelegt war, im Laufe der Jahre einen permanenten Charakter. Neben der Verwaltung mussten sich auch die landwirtschaftlichen Verbände neu organisieren. Von besonderer Bedeutung war die Vereinigung und Neuausrichtung des Deutschen Bauernverbandes, da beide Ursprungsverbände ein völlig konträres landwirtschaftliches Leitbild vertraten. Dies ist jedoch der einzig bedeutende Verband Deutschlands, in dem ostdeutsche Personen nach der Vereinigung an der Verbandsspitze verblieben sind. Diese Konstellation hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die Ausgestaltung der Agrarstrukturpolitik in Ostdeutschland während der ersten Jahre nach der Vereinigung.