Zivilgesellschaft und zivilisierte Religion
In: Vorgänge: Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, Band 38, Heft 4, S. 20-27
ISSN: 0507-4150
Durch die Gründung der islamischen Republik Iran und die folgende oftmals militante Ausbreitung des Fundamentalismus in den islamischen Ländern ist in den Augen der westlichen Welt die Religion als eine starke, gesellschaftsverändernde und revolutionäre Kraft auf die weltpolitische Bühne zurückgekehrt. Der Beitrag interpretiert die globale Gleichzeitigkeit von Prozessen der Säkularisierung und religiösen Vitalisierung als Reflex der "vereinsamten Kinder der Moderne". Die zweite, reflektierte Moderne überfordert das total flexibilisiert-atomisierte Individuum in einer "entzauberten Welt" (Max Weber), die ohne metaphysischen Bedeutungszusammenhang in viele Teilsystem zerfallen ist und deren Grundwerte bis ins Bedeutungslose relativiert werden. Mit diesen negativen Erscheinungsformen ist aber auch die Idee der Menschheit durch die technologische Entwicklung längst zur Realität geworden. Die Verwirklichung globaler Gleichheit in einer Weltzivilgesellschaft rückt damit in greifbare Nähe. (ICA)