In many Western societies, there has been a tremendous increase in family diversity over the course of the past few decades, resulting in a considerable prevalence of non-traditional family forms. The increased instability of marital and non-marital unions entails new challenges for both parents and children. In this special issue, family studies scholars from different disciplines examine from a life course perspective how re-partnering processes work and how family relationships are rearranged in order to adapt to the altered needs and requirements of post-separation family life.
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"Vor dem Hintergrund hoher Scheidungsraten und veränderter sozialwissenschaftlicher Konzepte wird die Frage gestellt, wie Kinder und Eltern Scheidungen sowie familiale Lebensformen vor und nach einer Scheidung konstruieren. Basierend auf einer österreichischen qualitativen Befragung von 50 zehnjährigen Kindern und ihren Eltern (n=71) zeigt sich, dass Scheidung überwiegend als Auflösung der Familie konstruiert wird. Kernfamilien werden, basierend auf den Aspekten Normalität, Komplementarität und Stabilität, als vorteilhafteste Lebensform wahrgenommen. Ein-Eltern-Familien werden als defizitär und benachteiligt konstruiert, während Stieffamilien aufgrund der alltäglichen Präsenz von zwei Elternpersonen positiver betrachtet werden. Die Ergebnisse verweisen auf eine Orientierung am Desorganisationsmodell, eine Hierarchisierung von Lebensformen sowie haushaltszentrierte und familienstrukturell fokussierte Konzeptionen. Auswirkungen und Implikationen dieser Ergebnisse für Sozialpolitik und Familienforschung werden diskutiert." (Autorenreferat)
"Gemeinsame Zeitgestaltung wird für Familien aufgrund steigender Anforderungen und Entgrenzungsprozesse von Arbeits-, Lebens- und Bildungswelt zur Herausforderung. Im Rahmen einer qualitativen Studie über familiale Zeitgestaltung und Zeitverwendung wurde eine Befragung von zehnjährigen Kindern (n = 50, Fotointerviews) und ihren Eltern (n = 71, problemzentrierte Interviews) in einer städtischen und einer ländlichen österreichischen Region durchgeführt. Die Ergebnisse verdeutlichen die Unzufriedenheit von Kindern und Eltern mit dem für die Familie zur Verfügung stehenden Zeitausmaß. Im Beitrag wird dargestellt, wie die gemeinsame Familienzeit gestaltet wird, welche Einflussfaktoren als relevant erachtet werden und welche Unterschiede zwischen Stadt und Land bestehen. Fotointerviews erwiesen sich als vorteilhaftes Erhebungsinstrument für die Befragung von Kindern." (Autorenreferat)
Das Angebot an Zeichentrickserien im Fernsehen und damit deren Bedeutung für die Sozialisation von Kindern hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Die Frage, welches Familienbild in diesen Serien im Zeitverlauf transportiert wird, wurde bislang aber nur unzureichend beantwortet. Dieser Beitrag untersucht mittels hermeneutisch-wissenssoziologischer Videoanalyse, ob sich die Darstellung von Familienbild, Familienleben und elterlichen Rollen in Zeichentrickserien seit den 1980er Jahren verändert hat. Grundlage der Analyse sind jeweils drei Serien aus den 1980er Jahren und drei aktuelle Zeichentrickserien (ab 2000), welche nach den Kriterien Beliebtheit, Laufzeit und Anzahl ausgestrahlter Sendungen ausgewählt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass zwar im Zeitverlauf eine Pluralisierung von Familienformen ersichtlich wird, die Darstellung der Eltern in beiden Untersuchungszeiträumen aber überwiegend an traditionellen Rollenmustern orientiert ist und das Idealbild der Kernfamilie transportiert wird. Bezüglich der Herstellung des Familienlebens rücken in der zweiten Untersuchungsdekade Aspekte der Entgrenzung von Arbeit und Familie in den Vordergrund.
Although an increasing number of children live in shared residence arrangements after parental divorce, studies on their social relationships are rare. We address this research gap by relying on configurational approaches, social capital and social networks. Building on qualitative case studies (ego‐centred networks, interviews) with 14 children aged 10–14, results show that respondents constructed social ties based on two key categories: emotional closeness and constancy. Having two places of residence did not multiply close relations, and relations that entered the network after parental divorce (e.g. step kin) were particularly distant. Children's networks at both homes had limited interconnections.
"Nach einer elterlichen Trennung gilt das Erleben multipler Übergänge als Risikofaktor für Kinder. Wir analysieren erstmals für Österreich im Zeitverlauf, wie viele Übergänge, definiert als neuerliche mütterliche Partnerbeziehungen oder Trennungen, Kinder erleben und von welchen Determinanten dies beeinflusst wird. Die Analysen erfolgen mittels multinomialer logistischer Regression auf Basis der österreichischen Daten des Fertility and Family Survey 1995/96 und des Generations and Gender Survey 2008/09. Die Ergebnisse zeigen, dass innerhalb von acht Jahren nach der elterlichen Trennung jeweils rund 50% der Kinder keine und rund 40% genau eine neue Kohabitation (Lebensgemeinschaft oder Ehe) der Mutter erleben, zumeist in den ersten vier Jahren nach der elterlichen Trennung. Fast jedes siebte Kind mit getrennten Eltern (13%) macht die Erfahrung multipler Übergänge. Erklärende Faktoren sind niedriges Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Trennung, geringes mütterliches Bildungsniveau sowie niedriges Alter des jüngsten Kindes. Des Weiteren zeigt sich ein deutlicher Effekt des Trennungsjahres: die Wahrscheinlichkeit für das Erleben multipler Übergänge ist im Zeitverlauf markant angestiegen." (Autorenreferat)
We elaborate on an aspect of photo interviews with children that has so far not been considered sufficiently: Photographs may encourage children to talk about sensitive aspects of family life. The potential and limitations of this aspect are discussed along the lines of visibility and invisibility. Visualisations support children in verbalising their thoughts, but also stimulate narrations on issues that are not displayed. Data are drawn from interviews with fifty 10‐year‐old children who took photographs in their families, and their parents (n = 71). We conclude that visual methods and their combination with a multiple perspectives approach may generate substantial benefits in childhood and family research.
"Der Alltag von Ein-Eltern-Familien, insbesondere jener von Alleinerzieherinnen mit jüngeren Kindern, ist von vielfältigen Herausforderungen geprägt. Diese werden auf Basis von Sekundäranalysen der Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2009, von EU-SILC 2008 und des Generations and Gender Survey (GGS) 2008/09 sowie qualitativer Interviews mit Alleinerzieherinnen mit betreuungspflichtigen Kindern unter 15 Jahren in ausgewählten Lebensbereichen skizziert. Alleinerzieherinnen weisen trotz hoher Erwerbsteilhabe ein stark überhöhtes Armuts- und Deprivationsrisiko auf und erleben den Mangel an Zeit und Geld sowie die allein verantwortliche Koordination von Kinderbetreuung und Beruf als prägende Herausforderungen. Die Bewältigungsstrategien, die sie im Umgang mit diesen Anforderungen entwickeln, werden beschrieben. Der Beitrag schließt mit Überlegungen zum sozialpolitischen Handlungsbedarf." (Autorenreferat)
Objective: This chapter introduces the reader to the Special Issue "Family Lives during the COVID-19 Pandemic in European Societies". Background: This Special Issue analyses how families, parents, and children have been affected by the COVID-19 pandemic, and how they have been coping with its related challenges in different societal contexts. Method: The studies collected in this Special Issue are based on qualitative, quantitative, and mixed-methods approaches and data that have been gathered during 2020 in a range of European countries. It covers the first lockdown period, the reopening phases, and the months thereafter. Results: The 20 contributions of this Special Issue show that families shouldered large responsibilities during the pandemic. While the pandemic did not lead to radical shifts in gendered care patterns, mothers and fathers experienced the pandemic differently, with mothers reporting higher levels of stress. Moreover, there was great heterogeneity in how different types of families and children were affected by the pandemic. Single parents and parents and children in low-income households were most strongly affected in their social and economic wellbeing. Social and economic distress are strongly interwoven, and the developments during the pandemic aggravated existing social disparities. Conclusion: This Special Issue underlines the importance of the family for the functioning of societies during times of crisis. It also shows that policy makers often adopted a too narrow view of what constitutes a family and did not adequately address family diversity in their decision making. This Special Issue furthermore emphasized that there is a danger that the pandemic will increase disparities between families. Thus, parents and their children need adequate support measures that are tailored to their needs, and that are designed to alleviate these social, economic and educational disparities.
Objective: This study investigates parents' experiences in dealing with the potential negative effects of the pandemic on their offspring, and seeks to explicate (1) how parents have assessed their children's situations during the pandemic; (2) what challenges parents have experienced in accompanying their offspring through the crisis; and (3) what strategies parents have developed for helping their children cope with the effects of the pandemic. Background: The COVID-19 pandemic and the accompanying protection measures have placed heavy demands on parents and their children. Both groups have been shown to experience stress, as families have been forced to adjust their daily routines under rapidly changing circumstances. Method: Data are based on an Austrian qualitative longitudinal study, relying on interviews and diary entries of 98 parents of kindergarten- and school-aged children who have been contacted repeatedly since the first week of the first country-wide lockdown (nine waves of data collection between March and December 2020). Data analysis employs a combination of thematic analysis and the grounded theory coding scheme. Results: Results show that parents see the pandemic as having many detrimental effects, and very few positive effects, on their children's emotional, physical and social well-being as well as their educational performance. Parents have experienced a wide variety of challenges (explaining the pandemic and the measures; handling emotions; managing new roles; accompanying children through repeated adaptation processes). To deal with these challenges, respondents developed four distinct strategies (structure, cohesion, information, and independence). Conclusion: We conclude that parents are making substantial contributions to society, and are shouldering large burdens in accompanying their children through the crisis. However, their capacity to meet all of their children's needs is limited. Thus, to prevent the pandemic from having devastating long-term consequences, it is essential to provide sufficient support for children, parents, and families.
In methodical terms, court files have barely been developed as data material for qualitative social research. In the present paper, we explore the methodology and methods associated with court files as data employed in sociological family research. Based on a survey of 70 divorce and guardianship files from the years 1976 to 2019, we discuss three key methodological areas in research with family court files: 1. we examine epistemological aspects from the perspective of a praxeological sociology of the family; 2. we analyze gatekeeping processes and other aspects of research practice with regard to field access and data collection; 3. we review the unit of analysis of court files. Proceeding from this discussion, we propose a new methodical approach for the qualitative analysis of records in sociological family research: the multiple case study from a praxeological discourse-analytical perspective, by means of which court files can be explored as an intersection between law and the family. In analytical terms, we ask by, with, and for whom family court files are produced. The proposed methodical approach makes it possible to consider family court files as both produced by and themselves producing a process of undoing family. We finally advocate a pragmatically oriented methodological approach. The diversity of qualitative methodology can thus become a seminal basis for the further development of court files as a data source.
In der partizipativen Forschung mit Kindern finden sich häufig Methodenkombinationen und -adaptionen, um deren Perspektiven als Co-Forschende einzubeziehen. In den letzten Jahren wurden vermehrt Techniken an der Schnittstelle von didaktischen, visuellen und klassischen Methoden der Kindheitsforschungen angewandt. Im Rahmen einer partizipativen qualitativen Studie zum Thema Scheidung wurde eine Methode aus der Unterrichtsdidaktik adaptiert, weiterentwickelt und damit erstmals für die sozialwissenschaftliche Forschung mit Kindern nutzbar gemacht: Concept Cartoons, in denen textbasierte und visuelle Elemente verbunden werden, helfen, Kinder zu Diskussionen anzuregen und in verschiedenen Phasen der Forschung zu beteiligen. In diesem Beitrag präsentieren wir die Vorgehensweise der partizipativen Entwicklung und Anwendung von Concept Cartoons. Der gemeinsame Entwicklungsprozess mit 60 Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren und die Anwendung der Concept Cartoons verdeutlichten die intensiven Diskussions- und Argumentationsanreize sowie das hohe Potenzial dieses methodischen Ansatzes für den Einsatz als partizipatives Erhebungsinstrument. In der Studie ermöglichte die Verwendung von Concept Cartoons, Assoziationen und Erfahrungen von Kindern zu rekonstruieren und Einblicke in die Konzepte der teilnehmenden Kinder zum Thema elterliche Scheidung zu gewinnen. Ausgehend von partizipativen Möglichkeiten in der Kindheitsforschung stellen wir in diesem Beitrag die Methode, ihr Potenzial, die partizipative Entwicklung sowie Anwendung in der sozialwissenschaftlichen Forschung mit Kindern vor.
Die sozialwissenschaftliche Scheidungsforschung konzentrierte sich bislang vor allem auf Folgen für betroffene Kinder sowie auf familienbezogene Moderatoren und Stressoren. Außerfamiliale Moderatoren und insbesondere der kommunikative Austausch über Scheidung im sozialen und schulischen Umfeld von Kindern wurden kaum berücksichtigt. In einer partizipativen österreichischen Studie wurden daher mit 60 Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren – mithilfe eines Multi-Methoden-Designs und einer innovativen visuellen Methode (Concept Cartoons) – kindliche Konzepte und Wissensbestände über Scheidung sowie die Kommunikationsprozesse in Gleichaltrigengruppen von Kindern mit und ohne Scheidungserfahrungen erfasst. Der Beitrag präsentiert Definitionen und Infomationsquellen der beteiligten Kinder sowie kindliche Konzepte über Scheidungsursachen, Ablauf von Scheidung und Scheidungsfolgen. Die Ergebnisse zeigen eine spezifische Verwendung von Begrifflichkeiten durch die Kinder sowie eine große Vielfalt kindlicher Vorstellungen über Scheidung. Das Wohl der Eltern steht im Vordergrund, und Fairness für die Eltern – hinsichtlich Obsorge, Kontakt und Residenz – erscheint den befragten Kindern relevanter als kindliches Wohlbefinden.