Das Klima schafft Bewegung: zur Konjunktur neuer Gemeinschaften im Zeichen des Unvorhersehbaren
In: Mobilitäten: Europa in Bewegung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung ; 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Freiburg im Breisgau vom 27. bis 30. September 2009, S. 358-366
In den Sphären der Dringlichkeit, die im Gefolge der globalen Thematisierung des Klimaproblems entstehen, schließen sich transnationale Akteure um neue Leitbilder und die Imaginierung einer "Globalisierung von unten" zusammen. Die Handlungsweisen der neuen Akteure, die sich zu politischen Ereignissen und Verhandlungen um den Klimaschutz vorübergehend vereinen, machen die Vorstellung einer stabilen, in territorialen Grenzen eingefassten Gesellschaft hinterfragbar. Diese kann nicht mehr in klar strukturierten, nationalen Einheiten gedacht und erfasst werden. Die Idee davon verflüchtigt sich und fordert neue Begriffe. Nicht zuletzt ist der Staat selbst den neuen Konfigurationen und den immer schneller aufeinander folgenden Handlungsanforderungen ausgesetzt. Am Beispiel des Klimaschutzes lassen sich eine Reihe dieser Probleme identifizieren. In der vorliegenden Analyse wird daher Überlegungen nachgegangen, die erklären können, warum der Klimaschutz eine derartige Popularität erlangen konnte. Es wird untersucht, welche Form des staatlichen Regierens für Europa durch die Rede vom Klima zutage treten kann, und gezeigt, welche neuen Aktionsgemeinschaften sich diesbezüglich zusammenfinden. Das empirische Material für den Beitrag entstammt einer ethnografischen Forschung bei "Attac Deutschland", die vor dem Hintergrund des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm durchgeführt wurde. (ICI2)