Der gestiegene Bedeutungsgewinn und die Relevanz von Reallaboren für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft wird durch den vermehrten Einbezug von Reallaborkonzepten in politischen Strategien und Publikationen deutlich (BMU, 2020a; WBGU, 2016; WGBU, 2019; Wolf et al., 2018). Weniger klar ist bisher, wie Reallabore für eine umweltorientierte Digitalpolitik genutzt werden können. Die vorliegende Kurzstudie "Reallabore als umweltbezogenes Politikinstrument" stellt konzeptionelle Grundlagen für Reallabore als Politikinstrument einer transformativen Umweltpolitik dar und leitet Handlungsempfehlungen für den zielgerichteten und wirkungsvollen Einsatz von Reallaboren im Rahmen einer umweltorientierten Digitalpolitik ab. In der Kurzstudie werden im Sinne der Digitalagenda des BMU Reallabore als "Experimentierräume für digitalbasierte sozialökologische Innovationen, in denen digitale Tools, Anwendungen und neue Kooperationsstrukturen entwickelt und modellhaft getestet werden können" verstanden. Es werden zunächst drei idealtypische Reallaboransätze mit ihren Schwerpunkten und Kerncharakteristika dargestellt und erläutert. Während Reallabore für soziale Innovationen in transdisziplinärer Kooperation gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteuren/-innen, soziale Lösungen für realweltliche Nachhaltigkeitsprobleme in kleinräumigem Maßstab erarbeiten, stellen Reallabore für großskalige, technische Innovationen Testräume zur realweltlichen Erprobung und Demonstration von technischen Innovationen bereit. Reallabore für regulatives Lernen entwickeln und testen alternative rechtliche Anreizmechanismen und unterstützen mit ihren hieraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen die praktische Politik. [.]
The paper reviews the current knowledge on the use of biomass for non-food purposes, critically discusses its environmental sustainability implications, and describes the needs for further research, thus enabling a more balanced policy approach. The life-cylce wide impacts of the use of biomass for energy and material purposes derived from either direct crop harvest or residuals indicate that biomass based substitutes have a different, not always superior environmental performance than comparable fossil based products. Cascading use, i.e. when biomass is used for material products first and the energy content is recovered from the end-of-life products, tends to provide a higher environmental benefit than primary use as fuel. Due to limited global land resources, non-food biomass may only substitute for a certain share of non-renewables. If the demand for non-food biomass, especially fuel crops and its derivates, continues to grow this will inevitably lead to an expansion of global arable land at the expense of natural ecosystems such as savannas and tropical rain forests. Whereas the current aspirations and incentives to increase the use of non-food biomass are intended to counteract climate change and environmental degradation, they are thus bound to a high risk of problem shifting and may even lead to a global deterioration of the environment. Although the balanced approach of the European Union's biomass strategy may be deemed a good principle, the concrete targets and implementation measures in the Union and countries like Germany should be revisited. Likewise, countries like Brazil and Indonesia may revisit their strategies to use their natural resources for export or domestic purposes. Further research is needed to optimize the use of biomass within and between regions. ; Der Beitrag wertet die vorliegenden Erkenntnisse über den Einsatz von Non-Food Biomasse aus. Er diskutiert kritisch die damit verbundenen ökologischen Nachhaltigkeitswirkungen und beschreibt die Forschungsaufgaben, die gelöst werden müssen, um einen ausgewogeneren Politikansatz zu ermöglichen. Die lebenszyklusweiten Umweltbelastungen des energetischen und stofflichen Einsatzes von Biomasse als Roh- oder Reststoffe zeigen, dass Biomasse basierte Produkte andere, nicht immer bessere Umweltauswirkungen aufweisen als fossil basierte. Eine kaskadenförmige Nutzung, bei der Biomasse zunächst materiell für Ge- und Verbrauchsprodukte eingesetzt wird, deren Energiegehalt am Ende ihrer Einsatzphase genutzt wird, ist tendenziell mit einer höheren Umweltentlastung verbunden als der primär energetische Einsatz. Auf Grund der begrenzten globalen Landflächen kann Non-Food Biomasse nur einen gewissen Anteil an nichterneuerbaren Ressourcen ersetzen. Wenn die Nachfrage nach Non-Food Biomasse und ihren Derivaten, speziell nach Biokraftstoffen, weiter ansteigt, wird dies zwangsläufig zu einer Ausdehnung der globalen Ackerfläche zu Lasten von natürlichen Ökosystemen wie Savannen und tropischen Regenwäldern führen. Wenngleich die gegenwärtigen Hoffnungen und Anreize zum verstärkten Einsatz von Non-Food Biomasse darauf abzielen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Umweltsituation zu verbessern, sind sie daher mit einem großen Risiko verbunden, Probleme zu verlagern und die globale Umweltsituation sogar noch zu verschlechtern. Obwohl der ausgewogene Ansatz der Biomassestrategie der Europäischen Union als ein gutes Prinzip gelten kann, so sollten die konkreten Ziele und Umsetzungsmaßnahmen in der Union und in Ländern wie Deutschland überprüft werden. In gleicher Weise mögen Länder wie Brasilien und Indonesien ihre Strategie zur Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen für den Export oder im Inland überprüfen. Weitere Forschungsarbeiten sind nötig, um den Einsatz von Biomasse innerhalb und zwischen den Regionen zu optimieren.
Ein neuer Zukunftsimpuls des Wuppertal Instituts zeigt, welche Weichen die Politik stellen muss, um den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu machen. Im Fokus stehen höhere Effizienzanforderungen für Bestands- und Neubauten, ein schnellerer Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen, gleichzeitig aber auch höhere Anreize und bessere Unterstützung für Gebäudebesitzende sowie warmmietenneutrale Sanierungen, um Mietende vor einer Überlastung zu schützen. Dabei müssen bestehende Gebäude so renoviert werden, dass sie ähnlich wie Neubauten kaum noch Energie verbrauchen. Gleichzeitig müssen Heizenergie und Stromversorgung komplett auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Zudem muss durch intelligentere Nutzungskonzepte der Anstieg der Gebäudeflächen gebremst werden. Die kommende Legislaturperiode ist somit entscheidend, damit Klimaneutralität im Gebäudesektor bis spätestens 2045 erreicht werden kann. Dieser Zukunftsimpuls schlägt daher ein 14 Maßnahmen umfassendes und konsistentes Politikpaket vor. Neben den oben genannten Maßnahmen des Förderns und Forderns gehören dazu insbesondere klare Vorgaben für eine bessere energetische Sanierung und ein deutliches Ziel für den Ausstieg aus fossilen Gas- und Ölheizungen, die allen Beteiligten Sicherheit geben. Individuelle Sanierungsfahrpläne für alle heute noch nicht effizienten Gebäude bis spätestens 2028 und kommunale Wärmepläne helfen den Gebäudebesitzenden bei der technischen Entwicklung ihrer Gebäude und der Investitionsplanung. Häufig sind es die nicht-monetären Hemmnisse, die maßgeblich für die geringe Sanierungsrate sind. One-Stop-Shops verringern die Hemmschwelle Maßnahmen umzusetzen. Darüber hinaus wirkt Quartiersmanagement unterstützend und hilft Kräfte zu bündeln.
Technische Innovationen können einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz leisten. Eine Auswahl von 21 Praxis-Beispielen für ressourceneffiziente Technologien, Produkte und Strategien zeigt die Broschüre Ressourceneffizienzatlas, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts erstellt wurde. Insgesamt wurden in dem Projekt mehrere Hundert technische Lösungen und Strategien analysiert und ihr möglicher Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz bewertet. Durchgeführt wurde das Projekt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), der Trifolium - Beratungsgesellschaft mbH sowie dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart. Die Beispiele aus der Broschüre sowie rund 70 weitere Beispiele finden sich auf der Projekt-Website www.ressourceneffizienzatlas.de. ; Technical innovations can contribute significantly to increase resource efficiency. A selection of 21 examples for resource efficient technologies, products and strategies from the field shows the brochure Resource Efficiency Atlas, which was created in line with the same titled project. Overall the project team analysed several hundred technical solutions and strategies and assessed its possible contributions to increases in resource efficiency. The project was arranged co-operatively by the Fraunhofer Institute for Industrial Engineering IAO, the Trifolium -Beratungsgesellschaft mbH and the Institut für Arbeitswissenschaften und Technologiemanagement of the University Stuttgart. The examples from the brochure and further 70 examples can be seen on the project website www.ressourceneffizienzatlas.de.
Technical innovations can contribute significantly to increase resource efficiency. A selection of 21 examples for resource efficient technologies, products and strategies from the field shows the brochure Resource Efficiency Atlas, which was created in line with the same titled project. Overall the project team analysed several hundred technical solutions and strategies and assessed its possible contributions to increases in resource efficiency. The project was arranged co-operatively by the Fraunhofer Institute for Industrial Engineering IAO, the Trifolium -Beratungsgesellschaft mbH and the Institut für Arbeitswissenschaften und Technologiemanagement of the University Stuttgart. The examples from the brochure and further 70 examples can be seen on the project website www.ressourceneffizenzatlas.de. ; Technische Innovationen können einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz leisten. Eine Auswahl von 21 Praxis-Beispielen für ressourceneffiziente Technologien, Produkte und Strategien zeigt die Broschüre Ressourceneffizienzatlas, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts erstellt wurde. Insgesamt wurden in dem Projekt mehrere Hundert technische Lösungen und Strategien analysiert und ihr möglicher Beitrag zur Steigerung der Ressourceneffizienz bewertet. Durchgeführt wurde das Projekt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), der Trifolium - Beratungsgesellschaft mbH sowie dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart. Die Beispiele aus der Broschüre sowie rund 70 weitere Beispiele finden sich auf der Projekt-Website www.ressourceneffizienzatlas.de.
Citizen Science - wörtlich übersetzt "Bürgerforschung" oder "Bürgerwissenschaften" - wird in der Wissenschaft, in den Medien und in der Politik vielfach diskutiert als Ansatz, Bürgerinnen und Bürger in Forschungsprozesse einzubeziehen. Die Möglichkeiten der Forschungsbeteiligung sind nicht neu, zahlreiche Ehrenamtliche haben schon immer ihre Umwelt erforscht und zur Vermehrung von Wissen beigetragen. Was neu ist, sind zahlreiche Möglichkeiten der Teilhabe (als sozialpolitisches Konzept für Selbstbestimmung und Eigenverantwortung), der Teilnahme (als eine Form des Mitmachens) und der Teilgabe (verstanden als das Teilen und Zugänglichmachen von Wissen) durch die Entwicklung und breite Anwendung von modernen Internet-Technologien. Unterstützt werden diese Entwicklungen auch durch die Bereitschaft und Erkenntnis der Forschenden, ihre Forschung stärker an den gesellschaftlichen Bedürfnissen auszurichten, und die Akteure der Gesellschaft frühzeitig in Forschungsprozesse einzubinden. Vom 11. bis 12. März 2020 hat die Veranstaltung "Citizen Science - Neues Beteiligungsformat für die Forschung zur Agrar-, Forst-, Fischereiwirtschaft und zu ländlichen Räumen" mit mehr als 30 Teilnehmenden aus dem Thünen-Institut und aus Partner-Organisationen stattgefunden (Foto 1). An Beispielen aus der Agrar-, Forst- und Fischereiwirtschaft und zu den ländlichen Räumen wurden Möglichkeiten diskutiert, wie Citizen Science (CS) in die eigene Forschung integriert werden kann/könnte. Citizen Science hat ein großes Potential für die Themenfelder, die seitens des Thünen-Instituts bearbeitet werden, wobei insbesondere an die Erfahrungen und Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Forschung am Thünen-Institut anzuknüpfen ist. Citizen Science kann eine ergänzende Perspektive als Teilfrage für wissenschaftliche Projekte bieten, um den Wissenstransfer und den Wissensaustausch zwischen Forschenden und Akteuren der Gesellschaft und Politik zu ermöglichen. Für die weitere Förderung der Integration des Ansatzes in bestehende und zukünftige Forschungstätigkeiten und -vorhaben gilt es, Kapazitäten für Citizen Science zu entwickeln und auszubauen. Hierzu sollen unter anderen weiteren Veranstaltungen zum Thema Citizen Science stattfinden, die sich z.B. mit der Sicherung von Datenqualität und Ehrenamtsmanagement beschäftigen. Erste Erfahrungen zur Konzeption und praktischen Umsetzung von Citizen Science werden aktuell im Verbundprojekt MonViA gesammelt. ; Citizen science - translated into German as "Bürgerforschung" or "Bürgerwissenschaften" - is widely discussed in science, in the media and in politics as an approach to involve citizens in research processes. The opportunities to participate in research are not new; numerous volunteers have always investigated their natural environment and contributed to the increase in knowledge about the natural world by providing scientific data for the scientific community. What is new are numerous opportunities for participation in various forms such as being part as an citizens in sciences (as a socio-political concept for self-determination and personal responsibility), taking part in a scientific activity and taking responsibility such as caring and sharing knowledge generated through the development and wide use of modern internet technologies. These developments are also supported by the willingness and knowledge of science to align research more closely along societal needs and demands and to involve society's actors in research processes at an early stage. The lunch to lunch workshop entitled "Citizen Science - New Participation Format for Research in the Agricultural, Forestry, Fisheries and Rural Areas" took place from March 11 to March 12, in 2020 with more than 30 participants from the Thünen Institute and partner organizations. Citizen Science projects and established were presented and potentials for the integration of citizen science in research at Thünen were discussed. Among the participants there was an agreement that citizen science has great potential for the respective thematic areas of the Thünen Institute, whereby the experience and knowledge of the social science research at the Thünen Institute is particularly important to be integrated and acknowledged. Citizen Science can offer a supplementary perspective as a sub-question for scientific projects to enable knowledge transfer and knowledge exchange between researchers and stakeholders in society and politics. To further promote the integration of this approach into existing and future research activities and projects, it is important to develop and expand capacities for citizen science at Thünen-Institut. For this purpose, other events on the topic of Citizen Science will take place, e.g, dealing with data quality assurance and volunteer management. Initial experience in the conception and practical implementation of Citizen Science is currently being collected in the MonViA research project.
Seit mehr als zehn Jahren werden die Problemlagen durch das Überschreiten der planetaren Grenzen zunehmend offensichtlicher. Sie verdeutlichen mehr denn je die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer Großen Transformation, die strukturelle Veränderungen einschließt. Die Große Transformation, eine grundlegende Anpassung unserer Gesellschaft an die Erfordernisse der Nachhaltigkeit, an Klima- und Ressourcenschutz, an globale Gerechtigkeit, muss und wird unsere Gesellschaft - ebenso wie unsere Wirtschaft - grundlegend in ihrer Struktur verändern. Manche Eckpunkte dieser Großen Transformation sind bekannt, aber wie jede große Veränderung in der Geschichte, ist sie angesichts komplexer Zusammenhänge weder genau vorherzusagen noch genau zu planen. Trotzdem braucht es neben einem grundsätzlichen Verständnis für die Zielrichtung der Transformation und für das Zusammenspiel von technologischen, ökonomischen, institutionellen und kulturellen Wirkungen, für die am Wuppertal Institut der Begriff der 'Zukunftskunst' (Schneidewind, 2018) geprägt wurde, auch eine politische und gesellschaftliche Diskussion zu konkreten Maßnahmen, die den erforderlichen Wandel hinreichend schnell und zielorientiert fördern können. Dies ist umso mehr erforderlich, als dass für die Umsetzung der Großen Transformation inkrementelle Veränderungen, die die Vergangenheit maßgeblich geprägt haben, nicht ausreichend sind, sondern viel weitgehendere Veränderungen notwendig sind.