In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 640-644
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 401-405
In den Familienstudien geht es darum, den vorbewußten Bereich biographischer Organisation psychiatrischer Fälle aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Problem der Alltagsroutine, das zunächst erläutert wird. Es werden die in den Familienstudien angewandten Methoden beschrieben und am Beispiel der klinischen Geschichte von Alfred A. und der Geschichte seiner Familie erläutert. Der Gang der Familienstudie wird nachgezeichnet, wobei auf die Handlungsorganisation im Familienmilieu, auf die leiblich-räumliche Organisation und auf die sprachliche Organisation eingegangen wird. Auf dieser Grundlage werden die Dimensionen der Verstrickung der Person in das Familienmilieu aufgezeigt. (KW)
In den letzten Jahren hat die interdependente Mobilität von Menschen, Objekten und Informationen zunehmende Beachtung in wissenschaftlichen und populären Diskursen gefunden. Damit gehen vermehrt auch Fragen nach Machstrukturen, Auswirkungen und Barrieren dieser Phänomene einher. Als Disziplinen, die sich mit medialen Praktiken, deren Akteur*innen, historisch gewachsenen Machtungleichgewichten und deren Folgen befassen, können Postkoloniale Studien und Medienwissenschaften einen wichtigen Beitrag liefern, um über derartige Entwicklungen nachzudenken. In diesem Kontext verspricht der von Kai Merten und Lucia Krämer herausgegebene Sammelband Postcolonial Studies Meets Media Studies. A Critical Encounter eine bereichernde Begegnung dieser zwei Disziplinen. Erschienen in der Reihe "Postcolonial Studies", die Werke über (post)koloniale Kontexte sowie mit postkolonialen theoretischen Perspektiven auf diverse Forschungsgegenstände bzw. andere Disziplinen vereint, fügt sich der vorliegende Sammelband als Gesamtprojekt vor allem in letztere Kategorie ein. Die Zusammensetzung der Autor*innen zeigt ein leichtes Übergewicht an Beitragenden aus den Medienwissenschaften, wenngleich viele von ihnen postkoloniale Interessen in ihre Biographie integriert haben. Auf inhaltlicher Ebene wird zudem ersichtlich, dass die Beitragenden durchaus eine Auseinandersetzung mit postkolonialen Theorien und Konzepten praktizieren. In ihrer Einleitung argumentieren Merten und Krämer, dass es eines vertieften Austauschs zwischen Postkolonialen Studien und Medienwissenschaften bedürfe. Aus Sicht der Medienwissenschaften sehen sie den möglichen Beitrag Postkolonialer Studien in einer transdisziplinären und kontext-sensitiven Perspektive auf Machtstrukturen in der globalen Medienlandschaft. Gerade diese Perspektive macht auch ein zentrales, verbindendes Element der Beiträge aus. Das Ziel der Herausgeber*innen ist somit, Autor*innen aus beiden Disziplinen zusammenzubringen, um eine gegenseitige Anwendung der jeweiligen Perspektiven zu fördern – ein Ausblick, der große Lust macht, tiefer in die einzelnen Kapitel einzusteigen. In dem ersten Teil "Global Media" setzen sich die Beitragenden mit globalisierungstheoretischen Annahmen auseinander. Terry Flew und Bonnie Rui Liu zeigen mit ihrer kritischen Perspektive, dass ICT4D[1]-Projekte Ideen zu Medienkonvergenz mit modernisierungstheoretischen Paradigmen verbinden, indem sie den westlichen Umgang mit digitalen Medien als zu erreichende Norm darstellen und postkoloniale materielle Abhängigkeiten in der Medienindustrie verschärfen. Kai Hafez erklärt in seinem Beitrag anhand der Systemtheorie die Globalisierung von Massenkommunikation. Mit großer Aufmerksamkeit für diverse Einflussfaktoren und Widersprüche – aber leider mit wenig Berücksichtigung postkolonialer Fragestellungen – verweist er auf die Kontext-Abhängigkeit von internationaler Konnektivität und gesellschaftlichem Wandel durch Mediennutzung sowie auf Interdependenzen zwischen Mediensystemen und wirtschaftlichen, politischen und sozialen Systemen. Brian Creech und Anandam Kavoori zeichnen die wandelnde Stellung der Person Wael Ghonim als Informant über den Arabischen Frühling nach. Durch eine postkoloniale Perspektive auf transkulturelle Subjektivität betonen sie dabei Möglichkeiten für hybridisierte Identitäten als Alternative zu einem territorialen Verständnis von Kultur in transkulturellen Medienwissenschaften. Uriya Shavit verdeutlicht mit den Figuren der "Lonely Sojourners" und der "Passive Transnationals" (S. 85), dass die Globalisierung der Massenmedienlandschaft nicht automatisch zu mehr Kohäsion diasporischer Gruppen oder mehr Engagement im sogenannten Herkunftsland führt, sondern zu diverseren Beziehungsmustern zwischen Individuen und den jeweiligen Gesellschaften. Der Teil zu "Media Politics" eröffnet verschiedene Perspektiven auf politische Institutionen, deren Verbindung mit (post-)kolonialen Gesellschaftsstrukturen, oder deren Interaktion mit wirtschaftlichen Akteur*innen. Barbara Thomass beschreibt, wie postkoloniale Machtstrukturen zentrale Dimensionen der nationalen und internationalen Medienpolitik durchziehen. Diese reichen von der Bewertung und Regulierung von Mediensystemen, über die Berücksichtigung kultureller Diversität durch medienpolitische Akteur*innen bis hin zu der Integration von Belangen benachteiligter Gruppen in konkreten Medienpolitiken. Rinella Cere nutzt das Verständnis von Hegemonie nach Antonio Gramsci als verbindendes Element von Medienwissenschaften und Postkolonialen Studien. Sie zeigt, wie (gegen-)hegemoniale Repräsentationen und soziale Strukturen durch postkoloniale Konzepte (z.B. Subalternität) erklärt werden können. Sie verdeutlicht dies an deren Darstellung in Filmen von Claire Denis sowie in der stereotypisierenden Repräsentation von Akteur*innen des Globalen Südens in westlichen Medien. Monika Metha verbindet eine postkoloniale und Foucault'sche Perspektive auf Macht, um die gegenseitige Konstituierung von Globalisierung und Nationalstaat zu verdeutlichen. Sie erläutert einen vielschichtigen Analyserahmen, den sie für die Erforschung von Zensur in postkolonialen Kontexten entwickelt hat und erklärt am Beispiel des Films My Name is Khan (2010), wie dessen Inhalt, Produktions- und Rezeptionskontexte zusammenhängen. Der dritte Teil "Media Industries" bringt postkoloniale Medienproduktion in Verbindung mit weitreichenderen ökonomischen Prozessen. Lars Eckstein zeigt, wie eine postkoloniale Perspektive auf Piraterie Eurozentrismen in aktuellen Debatten entlarven und gleichzeitig eine differenzierte Analyse von "cultures of copy" (S. 174) in postkolonialen Kontexten bieten kann. Anhand der Reproduktion von Kassetten in Indien und Nord-Nigeria erläutert er, wie diese Perspektive auch universalistische Verständnisse von (geistigem) Eigentum und dem Selbst als westlich positioniert entlarvt. Carla J. Maier wendet sich in ihrem Beitrag zu Sound Cultures gegen das Primat des Visuellen in westlichen Kulturen und zeigt am Beispiel von Bhangra-Musik und Piratensendern, wie Klang soziale und kulturelle Funktionen übernimmt und eine postkoloniale Perspektive essentialisierende und rassialisierende Kulturverständnisse unterminieren kann. Oliver Lindner verweist auf die neokolonialen Mechanismen Exotisierung, imperiale Nostalgie und inszenierte Marginalität in den Inhalten und Vermarktungsstrategien postkolonialer Kulturprodukte wie Taiye Selasis Roman Ghana Must Go (2013) oder dem Film Slumdog Millionaire (2009). Ana Christina Mendes nutzt die New Sociology of Literature, um kommerzielle Dynamiken in englischsprachiger Erzählliteratur südasiatischer Autor*innen zu untersuchen. Hierfür verwebt sie plausibel internationale wirtschaftspolitische Entwicklungen mit dem Inhalt der Werke und deren Erfolg durch kontextbedingte Erwartungshaltungen westlich verorteter Leser*innen. Sven Werkmeister zeichnet schließlich im letzten Teil "Media History" die gegenseitige Bedingung von Imperialismus/Kolonialismus und der Stellung der Schriftsprache sowie das Auftreten von Gegenmomenten in dieser Entwicklung nach. Als Beispiele führt er die Erzählungen von ersten Begegnungen zwischen westlichen und nicht-westlichen Mächten an sowie die Versuche Carl Einsteins und Vertreter*innen des Dadaismus, nicht-westliche Kommunikationsformen in alphabetische Schrift zu konvertieren. Schließlich leitet er hieraus Implikationen für eine Postkoloniale Literaturwissenschaft und Mediengeschichte ab. Mit diesen vier Teilen zu Globalisierung, Politik, Industrie und Geschichte deckt der Sammelband wichtige Bereiche der internationalen Medienlandschaft ab. Noch bedeutender aber ist das breite Spektrum, das die einzelnen Beiträge auffächern, von einer Bewertung der Schriftsprache als solche, über Praktiken wie dem Medienkonsum von diasporischen Akteur*innen oder der Vermarktung postkolonialer Medienprodukte bis hin zur Analyse diverser Medienformate wie Film, Literatur und Musik. Dabei verbinden die Autor*innen – teils innerhalb ihrer Beiträge, teils durch ihre jeweilige Perspektive auf ähnliche Phänomene – Problematiken von Repräsentation und Materialität in postkolonialen und neokolonialen Kontexten. So tragen sie zu einer Perspektive bei, die Komplexität und Kontingenz mitdenkt und sich gegen einen Determinismus sowohl in medialen Praktiken als auch in internationalen und interkulturellen Beziehungen wendet. Dies wird noch verstärkt durch eine ausführliche sozio-ökonomische und historische Kontextualisierung medialer Praktiken, die viele Autor*innen in ihre Beiträge einfließen lassen. In diesem Sinne leistet der Sammelband zum einen einen Beitrag zu Postkolonialen Studien, die postkoloniale und neokoloniale Mechanismen in Repräsentation und Materialität durch eine medienwissenschaftliche Perspektive auf Konzepte wie Kommerzialisierung besser sichtbar machen können. Zum anderen ermöglichen die hier vorgestellten postkolonialen Perspektiven es Medienwissenschaftler*innen, ihre Gegenstände und theoretischen Annahmen aufbauend auf intensivem Kontextverständnis in Fragen von Ungleichheit einzubetten. Was den angekündigten Austausch zwischen Postkolonialen Studien und Medienwissenschaften angeht, so findet dieser also durchaus innerhalb der Beiträge statt. Allerdings hätte der Sammelband von mehr Interaktion zwischen ihnen profitiert. Auch wenn dies einen beträchtlichen Mehraufwand bedeutet, hätten mehr Bezüge und Dialog zwischen den Autor*innen dem Werk noch eine besondere Note gegeben. Zudem sind zentrale Begriffe wie 'postkolonial' oder 'Medien' in manchen Beiträgen ausführlich definiert, in anderen dagegen eher als gesetzt verwendet. In diesem Sinne wäre auch ein Index interessant, um beispielsweise Konzepte wie Orientalismus oder Eurozentrismus in ihrer jeweiligen Anwendung bei den verschiedenen Autor*innen nachschlagen zu können. Im Hinblick auf den Untertitel A Critical Encounter bleibt vor allem nach Lektüre der Einleitung die Frage offen, worin konkret der kritische Aspekt des Aufeinandertreffens von Postkolonialen Studien und Medienwissenschaften besteht. Gerade in dem kritischen Element liegt meiner Meinung nach jedoch der besondere Wert dieses Sammelbandes. So beinhaltet er einerseits kritische Hinterfragungen medienwissenschaftlicher Ansätze, Postkolonialer Studien und deren Gegenstände. Andererseits formulieren diverse Autor*innen sozial- und wissenschaftspolitische Ansprüche an Medienpraktiken und deren Erforschung. Zusammenfassend macht Postcolonial Studies Meets Media Studies. A Critical Encounter durch diese kritische Beschäftigung mit multiplen Perspektiven und Gegenständen auf die zahlreichen Interaktionspotentiale von Postkolonialen Studien und Medienwissenschaften aufmerksam und inspiriert dazu, diese Bereiche auch weiterhin in Dialog miteinander zu bringen. [1] Information and Communication Technology for Development
Nach ein paar Hinweisen auf wunderliche Phänomene des Weinens wird der Gegensatz von Tränenapparat und leerem Horizont nonverbalen Weinens thematisiert. Damit wird die Berechtigung begründet, über eine Kulturgeschichte des Weinens zu sprechen. Beispiele aus der Antike, dem Mittelalter und der Vorklassik werden exemplarisch für die Offenheit früherer Epochen gegenüber dem Weinen angeführt. Da auch die wissenschaftliche Analyse des Weinens in einer Kulturtradition zu sehen ist, wird ein Querschnitt historischer und aktueller Forschungsergebnisse diskutiert; es wird dabei auf die "Gefahr" für das Weinen hingewiesen, durch Empirie seine wahre Funktion zu verdecken. Die Wahrhaftigkeitsfunktion des Weinens wird an Beispielen aus der Politik demonstriert. Zum Schluss wird die Notwendigkeit hervorgehoben, dem tabuisierten Weinen, das jenseits banaler und kon-textueller Zusammenhänge auftritt, durch den Gebrauch des Sprechens und der Psychotherapie die zerbrochenen Inhalte zurückzugeben. Diese Inhalte lassen sich nach dem Schema des Dra-menaufbaus erkennen.Schlüsselwörter Tränen; Weinen; Antike; Mittelalter; Empfindsamkeit; Politik; Psychotherapie; Narrativ. ; After several references to the enigmatic phenomenon of weeping, the contrast between the lachrymal glands and the "emptiness" of nonverbal crying will be put into context. It becomes therefore plausible to discuss the cultural history of crying. Examples from the ancient world and medieval and preclassic eras are given to illustrate their relatively great openness to weeping. Since the scientific analysis of crying has to be viewed as a specific cultural tradition, a cross section of historic and current research results shall therefore be discussed, including a discussion of the "danger" of disguising the true function of crying through empiricism. The truthfulness function of crying is demonstrated by examples from the political arena. To conclude, the necessity of removing the taboo from weeping is emphasized, as well as the need for speech and psychotherapy to allow the act of crying to return to its original meaning. It is suggested that this matter can be recognized through the pattern of drama building.Keywords Tears; Crying; Ancient world; Medieval times; Preclassic era; Policy; Psychotherapy; Narrative ; Le thème des larmes est inépuisable. Elles sont associées à d'innombrables mythes et contes et on les retrouve aujourd'hui dans la presse à sensation - lorsque la question est posée de savoir pourquoi telle ou telle personne - un politicien non-réélu, une médaillée olympique - en a versé. Par ailleurs, les scientifiques s'intéressent à l'appareil lacrymal par rapport à son usage potentiel et à ses fonctions au niveau de l'organisme humain. Je pense du reste que cette discussion est largement close. Selon Antonio Damasio (2003), les glandes lacrymales sont un organe déjà entièrement développé à la naissance et qui permet à l'individu de verser des larmes comme bon lui semble. C'est en fait ce signal non-verbal qui doit intéresser, dans la mesure où il est soumis à une évolution en cours de vie et où, comme la capacité à marcher et à parler, il fait l'objet d'un apprentissage. Quels sont donc les contenus immatériels des pleurs, quel est le sens qui peut être dérivé de l'acte non-verbal qu'ils représentent ? Ils impliquent en fait les dimensions interprétation et communication et, à ce niveau, on ne peut nier que ce qu'ils expriment est relativement constant sur le plan de l'usage et des occasions. Nous en trouvons d'anciens témoignages, par exemple, dans l'Odyssée. Les Romains étaient eux aussi concernés par les larmes. Le Moyen Âge semble avoir été une époque où l'on pleurait particulièrement volontiers. Et Lessing, dans ses théories sur la tragédie, considère les pleurs comme un instrument d'élaboration d'une morale - ils ne seraient donc pas une fin en soi. Aujourd'hui, en une époque dominée par la pensée scientifique, le fait de pleurer est plutôt décrit en termes objectifs. C'est pourquoi - à mon avis - nous ne comprenons souvent plus du tout pourquoi quelqu'un pleure. Les sciences objectives ont fait des larmes un phénomène marginal et leur contenu n'est plus communicable, donc tabou. L'emprise de la science sur l'existence qui avait débuté avec Galilée provoque des questions sur la fonction évolutionnaire des larmes et sur les processus physiologiques d'homéostasie ; scientifiquement parlant, les pleurs servent à désintoxiquer le corps et ils sont régulés par les systèmes nerveux sympathique et parasympathique. Il est clair que ce modèle n'est pas faux, mais je tiens à souligner qu'il ne nous permet pas de saisir l'ensemble du phénomène. Cela ne nous sert pas à grand-chose de disposer des résultats d'une recherche empirique indiquant que les femmes pleurent plus que les hommes, ou que l'on pleure plus facilement devant sa famille qu'en public. La question du pourquoi demeure ouverte, du moins concernant les situations dont le contexte n'est pas la douleur et le deuil, soit celles où des aspects biographiques et narratifs sont associés.Considérés sous l'angle de l'organe lacrymal, les pleurs ont suffisamment été expliqués et je ne crois pas que nous pouvons faire de nouvelles découvertes sur leur fonction chez l'homme. C'est pourquoi nous devrions adopter l'approche prônée par Husserl et mettre de côté tout le savoir que nous avons à ce sujet pour, avec Richard Rorty, nous intéresser au langage de ceux qui pleurent. Comment des larmes peuvent-elles être traduites en langage, comment pouvons-nous élaborer un narratif qui, à partir d'un moment de 'too much', nous permette de mieux saisir les aspects tragiques d'une biographie individuelle ? Nous pourrions appliquer à cette démarche un regard guidé par la structure classique des tragédies car cela nous permettrait de saisir les cassures qui marquent nos schémas et projets existentiels.
Aus der Einleitung: Diese Arbeit soll sich nicht darauf beschränken, die Berrigans biographisch vorzustellen, sondern vielmehr versuchen, sie in ihr politisches und gesellschaftliches Umfeld einzuordnen und sie als klassische Vertreter einer typisch U.S.-amerikanischen Spielart des Katholizismus vorzustellen. Zu diesem Zweck soll der erste Teil dieser Arbeit einen Überblick über die Geschichte der katholischen Kirche in den USA mit Schwerpunkt auf der Entwicklung einer katholischen Friedensbewegung zu Beginn dieses Jahrhunderts geben. Der zweite Teil ist den 60er Jahren gewidmet, also jener Dekade, die Zeuge jener gesellschaftlichen Aufbruchsbewegung war, die mit einer bis dahin unbekannten Intensität die USA aus der Behäbigkeit und politischen Apathie der 50er Jahre reißen sollte und in der Bürgerrechts und Anti-Vietnamkriegs-Bewegung ihren stärksten Ausdruck fand. Um den Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu sprengen, erwies es sich leider als unumgänglich, der Auseinandersetzung mit diesem ausgesprochen komplexen Themenbereich Beschränkungen aufzuerlegen (z.B. sind viele politische Gruppierungen und Anti-Kriegs-Gruppen unerwähnt geblieben), wodurch gelegentlich der Eindruck entstehen mag, als seien hier historisch bedeutungsvolle Ereignisse 'im Schweinsgalopp' abgehandelt worden. Es sei jedoch noch einmal darauf verwiesen, daß in diesem Zusammenhang die 60er Jahre lediglich als das gesellschaftliche und politische Umfeld der Brüder Berrigan dargestellt werden sollen, um es dadurch zu ermöglichen, ihre Protestaktionen in einen größeren Rahmen einzuordnen. Der dritte Teil dieser Arbeit setzt sich mit den Brüdern Berrigan selbst auseinander und soll versuchen, über ihre reine Biographie hinaus auch ihre geistige Entwicklung und die Phasen ihrer 'Radikalisierung' zu erhellen. Dazu hat es sich als wesentlich erwiesen, die Berrigans einmal nicht ausschließlich als moderne, radikale Friedenskämpfer zu betrachten, sondern auch im Hinblick auf augenfällige Parallelen zu den biblischen Propheten, deren gesellschaftliche Rolle zu ihrer Zeit der der Berrigans heute alles andere als unähnlich ist. Im abschließenden Teil dieser Arbeit soll versucht werden, in diesem Zusammenhang einmal die wesentlichsten Übereinstimmungen aufzuzeigen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Vorwortii Abkürzungsverzeichnisxi 1.'(T)he most vital movement within the American Church' - Die katholische Friedensbewegung in den USA1 1.1Kurzer Überblick über die gesellschaftliche Situation der katholischen Kirche in den USA von den Anfängen bis zum 1.Weltkrieg1 1.1.1Ursachen der gesellschaftlichen Repression gegenüber der katholischen Gemeinde in den USA3 1.1.1.1Die katholische Kirche als weltlicher Machthaber in Europa3 1.1.1.2Liturgie4 1.1.1.3Isolationistische Tendenzen4 1.1.1.4Masseneinwanderung5 1.1.1.5Dogmatik6 1.1.2Folgen der Minoritätenposition der katholischen Kirche in den USA für ihr politisches Selbstverständnis7 1.1.2.1Relative Unabhängigkeit von Rom7 1.1.2.2Loyalität gegenüber dem Staat8 1.2'The simplicities of the Gospel' als Programm - Die Entwicklung einer katholischen Friedensbewegung in den USA9 1.2.1Die Doktrin des gerechten Krieges9 1.2.2Kriegsdienstverweigerung während des 1.Weltkriegs10 1.2.3Katholische Friedensorganisationen vom 1.Weltkrieg bis 196011 1.2.3.1Der NCWC11 1.2.3.2Die CAIP12 1.2.3.3Charles E.Coughlin14 1.2.3.4Das Catholic Worker Movement15 1.2.3.4.1Dorothy Day17 1.2.3.4.2Peter Maurin18 1.2.3.4.3Das Catholic Worker Movement während der 30er Jahre19 1.2.3.4.4Kritik des Catholic Worker Movement am Spanischen Bürgerkrieg21 1.2.3.4.5Das Catholic Worker Movement während des 2.Weltkriegs22 1.2.4CAIP, Coughlinites und das Catholic Worker Movement im Vergleich24 1.2.5Katholischer Widerstand während des 2.Weltkriegs25 1.2.5.1PAX25 1.2.5.2ACCO26 1.2.5.3Opposition gegen die allgemeine Wehrpflicht27 1.2.5.4Katholische Kriegsdienstverweigerer während des 2.Weltkrieges29 1.2.5.5Die kritiklose Haltung der offiziellen katholischen Kirche zum 2.Weltkrieg30 1.2.6Die katholische Friedensbewegung in den USA von 1945 bis 196031 1.2.6.1Thomas Merton32 1.2.6.2Gewaltfreier Widerstand33 1.2.6.3Die Friedensbewegung in den USA von 1950 bis 196036 1.2.6.4Das Catholic Worker Movement in den 50er Jahren37 1.2.6.4.1Boykott der Luftschutzübungen39 1.2.6.4.2Weitere Aktionen40 2.Die 60er Jahre41 2.1Das Movement41 2.1.1Historische Voraussetzungen für die Entstehung des Movements41 2.1.2Gesellschaftliche Voraussetzungen für die Entstehung des Movements43 2.1.3Versuch einer Definition des Movements45 2.2Student Non-Violent Coordinating Committee - 'The Spirit of the New Left'50 2.2:1Ursachen der geringen Erfolge bestehender Bürgerrechtsorganisationen50 2.2.2Erste sit-ins51 2.2.3Die Gründung von SNCC53 2.2.4Programm und Struktur55 2.2.5freedom rides57 2.2.6Wähler-Registrierungs-Kampagnen59 2.2.7Der Marsch auf Washington61 2.2.8Die Mississippi Freedom Democratic Party63 2.2.9Das Konzept der Black Power64 2.2.10Die Auflösung von SNCC67 2.2.11Beurteilung und Zusammenfassung der Arbeit von SNCC68 2.3'The Torchbearers of the New Left' - Students for a Democratic Society69 2.3.1Die Gründung des SDS69 2.3.2Das Free Speech Movement71 2.3.3Die Free Universities72 2.3.4Die teach-ins:74 2.3.5Radikalere Protestformen gegen den Vietnamkrieg75 2.3.5.1Die Gewaltfrage77 2.3.6Der Bruch mit SNCC78 2.3.7Zunehmende Faktionierung79 2.3.8Der Niedergang des SDS81 2.3.9Beurteilung und Zusammenfassung der Arbeit des SDS81 2.4Exkurs: 'The Impossible Victory' - Historischer Abriß über die historischen Zusammenhänge der US-amerikanischen Verwicklung in den vietnamesischen Bürgerkrieg83 2.5'Hell no, we won't go!' - Ursachen und Formen des Widerstands gegen den Krieg in Vietnam90 2.5.1Merkmale des Koreakriegs91 2.5.2Mermale des Vietnamkriegs91 2.5.3Faktoren, die zur Entstehung einer breiten Anti-Vietnamkriegs-Bewegung beitrugen92 2.5.3.1Die 'Vertrauenslücke'92 2.5.3.2Einfluß der Medien93 2.5.3.3Prominente Fürsprecher94 2.5.3.4Zusammensetzung der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung94 2.5.3.5Anwachsen der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung zur Massenbewegung95 2.5.4Verschiedene Widerstandsgruppen und -formen gegen den Vietnamkrieg95 2.5.4.1Das May Second Movement96 2.5.4.2Vietnam Veterans Against the War96 2.5.4.3Widerstand innerhalb der Armee98 2.5.4.4Die Resistance100 2.5.4.5Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen102 2:5.4.6draft card-Verbrennungen und -Rückgabeaktionen104 2.5.4.7Draft Board Raids109 2.5.5Die katholische Friedensbewegung in den USA in den 60er Jahren111 2.5.5.1PAX112 2.5.5.2Die Catholic Peace Fellowship:113 2.5:5:3Die Catholic Association for International Peace114 2.5.5.4Das Catholic Worker Movement114 2.5.5.5Das Entstehen einer Neuen Katholischen Linken114 3.Daniel und Philip Berrigan116 3.11921-1933 - Gemeinsame Kindheit und Jugend116 3.2Exkurs: Die Societas Jesu118 3.3Daniel Berrigan - '(T)he movement's chief ideologue'120 3.3.11939-1953 - DB's Ausbildung im Orden der Jesuiten120 3.3.21953-1954 - Erste Reise nach Europa121 3.3.31954-1963 - Tätigkeit als Lehrer in New York und Syracuse; aufkommende Differenzen mit seinem Orden122 3.3.41963-1964 - Zweiter Europaaufenthalt123 3.3.51964-1968 - Zunehmendes Engagement in der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung; Verbannung nach Lateinamerika125 3.4Philip Berrigan - '(A) desperado obsessed by the Gospel'130 3.4.11941-1965 - Als Sergeant bei der Armee; Ausbildung bei den Jesuiten130 3.4.2Eintritt in den Orden der Josephiten131 3.4.3Intensives Engagement in der Bürgerrechtsbewegung132 3.4.4Politische Aktivitäten133 3.5'The Baltimore Draft Party' - Die Aktion der Baltimore Four136 3.5.1Vorbereitung und Durchführung136 3.5.2Verhandlung und Urteil138 3.6Der Napalmangriff auf die Kriegsmaschinerie - Die Aktion der Catonsville Nine139 3.6.1Vorbereitung und Durchführung139 3.6.2Verhandlung und Urteil141 3.7Haftentzug durch Flucht143 3.7.1Dan Berrigan Is Hard to Find - Daniel Berrigan im Untergrund144 3.7:2'Father Phil, are you there?' - Philip Berrigan im Untergrund146 3.8Philip Berrigan im Gefängnis von Lewisburg, Pa147 3.9Daniel und Philip Berrigan im Gefängnis von Danbury, Conn148 3.10'J.Edgar, Dan and Phil' - Das Verfahren gegen die Harrisburg Seven149 3.111972-1980 'Illigitimus Non Carborandum' - Die Jonah House Gemeinschaft152 3.121972-1980 - The Bomb als Inkarnation einer globalen Bedrohung - Daniel Berrigan nach Harrisburg154 3.13Schwerter zu Pflugscharen - Die Aktion der Plowshares Fight156 3.13.1Vorbereitung und Durchführung156 3.13.2Verhandlung und Urteil157 3.14'(O)ur intent was to prevent rather than to commit a crime' - Die Aktionen der und Prozesse gegen die Baltimore Four, Catonsville Nine und Plowshares Eight im Vergleich159 3.15'Too Heavy A Price' - Zur Gewaltkontroverse164 3.15.1Daniel Berrigans Brief an die Weathermen164 3.15.2Daniel.Berrigans offener Brief an Ernesto Cardenal166 3.15.3Ernesto Cardenals Stellungnahme zu Daniel Berrigans offenem Brief166 3.15.4Gesinnungs-.Vs. Verantwortungsethik167 3.16'(W)er sich auf politischen Erfolg versteift, geht leicht in die Falle' - Versuch einer Erfolgskontrolle170 3.17'(A)n act beyond politics' - Das prophetische Element in den Aktionen der Berrigans174 3.17.1Die gesellschaftlich-politische Situation der alttestamentlichen Propheten174 3.17.2Die Rolle der alttestamentlichen Propheten in ihrer Gesellschaft175 3.17.3Die alttestamentlichen Propheten als politische Opposition177 3.17.3.1Formen politischen Widerstands der alttestamentlichen Propheten178 3.17.4Jesus als prophetische Gestalt180 3.17.5Die Berrigans in der Tradition der biblischen Propheten181 3.17.5.1Merkmale prophetischen Handelns in den Aktionen der Berrigans183 3.17.5.1.1Illegalität183 3.17.5.1.2Aufklärung184 3.17.5.1.3Allgemeinverständlichkeit185 3:17.5.1.4Gewaltfreiheit185 3.17.5.1.5Radikalität186 3.17.5.1.6Kritik am Gewalt-Mythos186 3.17.5.1.7Das exorzistische Element187 3.17.5.1.8Symbolik188 3.17.5:1:9Die Tradition des christlichen Narren188 3.17.5.1.10Die Tradition der christlichen Märtyrer189 3.18Conclusio190 '(T)he times are even more dangerous than they were in the fifties and sixties' - Nachwort191 Anhang195 Bibliographie201
In der Forschung über die intergenerationelle Transmission von Armut wird vornehmlich davon ausgegangen, dass Biografien weitgehend durch das in der Kindheit Erlernte festgelegt sind. Nur sehr wenige Arbeiten werden von der Annahme geleitet, dass Erfahrungen in wechselseitigen Aushandlungsprozessen konserviert, aber auch transformiert werden, und dies auch noch im Erwachsenenalter. Entsprechend selten richtet sich der Fokus von Untersuchungen auch direkt auf die intergenerationalen Beziehungen und Interaktionen. In diesem Beitrag soll auf der Grundlage eigener methodischer Erfahrungen und erster empirischer Befunde argumentiert werden, wie wichtig und sinnvoll eine derartige Forschungsperspektive sein kann, und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch methodologisch. So eröffnen zwar Studien, die auf die Generationenbeziehungen fokussieren, tiefe Einblicke in die Prozesse der Aushandlung von Werten und Lebensstilen. Durch ihre Konzentration auf Einzelinterviews kommt jedoch auch hier die Permanenz und Wechselseitigkeit der Transmission eher nicht in den Blick. Demgegenüber können familiengeschichtliche Gruppengespräche, in denen Eltern und ihre erwachsenen Kinder ihre Geschichte gemeinsam verhandeln, zeigen, dass Armut weniger ein früh fixiertes und undurchdringliches Erbe als vielmehr ein lebenslang in Familien immer wieder neu verhandelter Gegenstand ist.
"Der folgende Artikel leistet einen Beitrag zur Erforschung von Karrierechancen und -schwierigkeiten ostdeutscher Politikerinnen und begründet die Verwendung eines biographieanalytischen Zugangs. Er beruht auf den Ergebnissen meines Dissertationsprojektes Ostdeutsche Frauen in der Politik. Eine qualitative Analyse. In meinem Beitrag werden die Gründe diskutiert, weshalb gerade der biographieanalytische Zugang geeignet ist, um bisher von den Sozialwissenschaften vernachlässigte Themen der Durchdringung des 'äußeren' Lebensablaufs und der 'Innenweltaufschichtung' biographischer Erfahrungen zu erforschen. Dazu werden zentrale Ergebnisse der Untersuchung skizziert. Es wird aufgezeigt, dass 1989/90 politische und soziokulturelle Systemwechsel einmalige Gestaltungs- und Partizipationschancen für politisch ambitionierte ostdeutsche Frauen bot, um nach dem Aufbau einer neuartigen Politikszene eine Laufbahn als Parlamentarierin einzuschlagen. In dem Artikel wird thematisiert, dass sich die zeitgenössischen Mandatsträgerinnen tendenziell, nicht zuletzt auf Grund ihrer genderisierten Rolle, verschärften Paradoxien in ihrem politischen Handeln ausgesetzt sahen. Dieser Aufsatz will dazu beitragen, auf der Basis meines (abgeschlossenen) Forschungsprojektes konzeptionell die Situation von ostdeutsch-sozialisierten Frauen im politischen Raum aus biographietheoretischer Perspektive zu analysieren, zu diskutieren und das Besondere des Forschungsfeldes zu konturieren." (Autorenreferat)
"Vor dem Hintergrund von Forschungsbefunden, nach denen formale Bildungsprozesse und Schulabschlüsse für Jugendliche an Bedeutung gewinnen, werden zwei jugendsoziologische Thesen einander gegenübergestellt. Die erste These konzentriert sich auf Kritik an einer Schul- bzw. Lernjugend, die zu lange den Erfahrungen des Erwerbslebens ferngehalten wird. Die zweite These verteidigt die Schule als Ort eines erweiterten Bildungsmoratoriums. Anhand einer qualitativen Interviewstudie mit Schüler/innen einer Berufsbildenden Höheren Schule wird genauer nach dem biografischen Stellenwert des Schulbesuches gefragt." (Autorenreferat)
"Jedes Individuum in unserem soziokulturellen Kreis erlernt im Laufe der Sozialisation in unterschiedlichen Kontexten die Kompetenz des Geschichtenerzählens. Wenn die Darstellung der Lebensgeschichte gelingt, d.h. wenn der Zuhörer den Erzähler versteht, ist die erzählte Geschichte strukturell-inhaltlich abgeschlossen - sie ist in sich stimmig und verständlich. In diesem Artikel soll der Frage nachgegangen werden, wie die Kohärenz und Konsistenz in der autobiographischen Erzählung her- und dargestellt wird. Diese Frage soll aus zwei Perspektiven beleuchtet werden. Zunächst wende ich mich dem strukturellen Aufbau der autobiographischen Erzählung zu und frage, was die konstitutiven analytischen, inhaltsunabhängigen Einheiten sind und wie sie die Entstehung von in sich kohärenten und konsistenten Geschichten ermöglichen. Anschließend beschäftige ich mich mit der Frage, welche Art der Wirklichkeitskonstruktion durch die autobiographische Erzählung hervorgebracht wird und wie die Integration der erzählenden Person in die konstruierte Wirklichkeit erfolgt." (Autorenreferat)
"Die aktuelle internationale Forschung zum Übergang von jungen Menschen aus den stationären Erziehungshilfen ins Erwachsenenleben zeigt, dass diese sogenannten Careleavers in vielerlei Hinsicht gegenüber ihren gleichaltrigen Peers benachteiligt sind. Insbesondere können sie, um diesen Übergang zu bewältigen, auf vergleichsweise wenige Unterstützungsressourcen zurückgreifen. Der Übergang ins Erwachsenenleben ist in den letzten Jahren in Deutschland zwar vielfach untersucht und die Entstehung einer Lebensphase des jungen Erwachsenenalters mit seinen vielfältigen und komplexen Herausforderungen beschrieben worden. Es fehlen jedoch bislang entsprechende Studien zur besonderen Situation der Gruppe von Careleavers und den strukturellen Bedingungen, unter denen der Übergang ins Erwachsenenleben für Careleavers stattfindet. In diesem Beitrag werden daher erstens die vorliegenden Daten und Studien zu Careleavers in Deutschland daraufhin befragt, welche Aussagen diese über diese Statuspassage treffen können. Zweitens werden anhand zweier eigener Studien Hinweise auf die strukturellen Bedingungen dieser Statuspassage Leaving Care gegeben." (Autorenreferat)
"In Rekrutierungsprozessen für politische Spitzenpositionen verdichten sich gesellschaftliche und politische Machtverhältnisse, in die vergeschlechtlichte Strukturen eingelegt sind. Durch eine geschlechtervergleichende Untersuchung von politischen Rekrutierungsprozessen können wichtige Schlüsse über die Ausgestaltung dieser vergeschlechtlichten Machtverhältnisse gezogen werden. Im bisherigen Literaturkorpus zu politischer Rekrutierung (und Geschlecht) fehlt die Perspektivierung von Macht. Bourdieus machtzentrierte Begriffskonzepte des Feldes und des Kapitals stellen wertvolle Werkzeuge dar, um in diese Lücke vorzustoßen und eine geschlechtervergleichende (Macht-)Analyse von Rekrutierungsprozessen zu leisten. In diesem Beitrag werden die verfügbaren Kapitalien und die politischen Karrierewege der österreichischen Regierungsmitglieder von 1966 bis 2006 sowie ihre geschlechtsspezifischen Effekte untersucht." (Autorenreferat)
"The First and Second Secretaries of the District and County Councils of the East German Communist Party (SED) were the provincial vicegerents of the regime and, thus, belonged to the most powerful exponents of the socialist society. As files from the Berlin Document Center prove, a considerable share of secretaries from counties that nowadays form the German State of Thuringia had been members of the NSDAP before 1945. However, this information is not confirmed by SED party records, foremost of which are the handwritten CVs in secretaries' cadre files. Although an 'automatic' or 'unconscious' 1944 NSDAP enlistment of youngsters has been a common interpretation among historians, new indications raise the questions to what extent the SED deliberately invited young careerists who had a tainted biography and whether or not a mutual agreement of silence and record forgery was made. At least one secretary (who later even became a GDR minister) admitted that he had joined the NSDAP and noted it in his post-1990 memoirs. Most remarkably, the autobiographical writings also refer to an early confession - absolution was received from a merited and elder Communist. It can be argued that the case was not a singularity." (author's abstract)