Die Verfasser weisen zunächst auf die Vergangenheitsbelastung des Begriffs "Biopolitik" durch den Nationalsozialismus hin. Im Gegensatz hierzu erläutern sie im Folgenden vier heutige Verstehensweisen von "Biopolitik": ökologische Biopolitik, evolutionsbiologische Biopolitik, biomedizinische Biopolitik und machtmikroskopische Biopolitik. Die ökologische und die biomedizinische Biopolitik haben auch eine praktische politische Dimension. Hier ergeben sich praktische Fragen der Konfliktbewältigung, institutionelle Fragen der Konfliktregulierung sowie politiktheoretische Fragen, die den Kern der liberalen Begründungsmusters berühren. (ICE2)
Biopolitik reagiert auf Grenzüberschreitungen. Sie reagiert darauf, dass Randbedingungen der menschlichen Natur, die bisher fraglos galten, technisch verfügbar werden. Und sie reagiert darauf, dass kulturell verankerte Deutungen des Menschen durch konkurrierende wissenschaftliche Konzepte in Frage gestellt werden. Das Ergebnis sind moralische Kontroversen und Regulierungsdebatten, in denen es im Kern um die alte Frage geht, ob wir dürfen, was wir können. Sollen die neuen Optionen, die sich für den technischen Umgang mit dem Menschen bieten, freigegeben werden? Oder sollen an die Stelle der faktischen Grenzen des Könnens nun die Grenzen des moralischen und rechtlichen Dürfens treten? Die Analysen in diesem Band zielen auf diese Konfliktarena und fragen nach dem möglichen Beitrag soziologischer Aufklärung zu den dort verhandelten Fragen. Prof. Dr. Wolfgang van den Daele ist Direktor der Abteilung 'Zivilgesellschaft und transnationale Netzwerke' am Wissenschaftszentrum für Sozialforschung (WZB) in Berlin.
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In »Die Logik der Sorge« beschrieb Bernard Stiegler den epochalen Wandel des Erziehungssystems: Werte und Wissen werden nicht länger von einer Generation zur nächsten, sondern von den Medien vermittelt. Diese bringen jedoch keine mündigen Bürger hervor, sondern Konsumenten, die die Fähigkeit verlieren, Verantwortung zu übernehmen. Der Diagnose folgt nun die Auseinandersetzung mit Foucaults Konzept der Biopolitik. Nur wenn es uns gelingt, so folgert Stiegler, Bildung neu zu denken, wahren wir die Chance, daß die »Programmindustrien« wegen ihrer verheerenden psychischen Folgen eines Tages genauso geächtet werden wie heute z. B. die Tabakkonzerne.
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Im Anschluss an Michel Foucault formierte sich eine Debatte um den Begriff der Biopolitik, die diesen als Einsatz einer kritischen "Analytik der Gegenwart" konzipiert, um Spiele der Macht zu untersuchen. Der vorliegende Band bietet das keineswegs homogene Bild der gegenwärtigen Diskussion, die sich mit Foucault und über diesen hinausweisend einer produktiv gewendete "Biopolitik von unten" verpflichtet sieht. Biopolitische Produktion bezeichnet vor diesem Hintergrund das Terrain der Kämpfe um Subjektivität, um die Arten und Weisen der Verbindung zwischen Lebensführung, Konsum, Sexualität, politischer Repräsentation und Produktionsweise. Diese Forschungsprogrammatik zielt darauf, das Produktive, Mobile und Überschüssige im Herzen der Biopolitik und im Vakuum von Kontrolle, Regulierung und (Selbst-)Regierung auszuloten. Im Fokus steht nicht nur eine "Analytik der Gegenwart", sondern eine "Analytik des Werdens und Anderswerdens".
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Die Autorin wirft die Frage auf, ob sich Michel Foucaults Analyse der Gouvernementalität für eine mehr oder weniger analoge Charakterisierung moderner Biopolitik, etwa als Regime von "biological citizenship" und "government of life" fruchtbar machen lässt. Wenn die heutige Biopolitik als eine "Kunst des Regierens" verstanden wird, stellt sich ferner die Frage, ob damit die staatlich-politische Dimension dessen, was Foucault im Blick auf das 18. und 19. Jahrhundert "bio-pouvoir" genannt hat, auf spezifische Weise aufgeschlüsselt werden kann. Die Autorin nimmt zunächst eine Präzisierung des methodischen Status der Rede von der "Regierungskunst" bei Foucault sowie der Begriffe "Bio-Macht" und "Bio-Politik" vor. Diese Sichtung endet mit der Thematik der Gouvernementalität und versucht zu bilanzieren, wie Foucault diese zur "Bio-Politik" ins Verhältnis setzt. In vorsichtiger Entfernung von Foucault werden dann die Begriffe "Regierungskunst" einerseits und "Biopolitik" andererseits mit einer aktuellen politischen Konstellation konfrontiert. Vor dem Hintergrund von Foucaults Biomacht-Konzept wird am Fallbeispiel des EU-Reports "Taking European Knowledge Society Seriously" gezeigt, dass der Begriff "Regierungskunst" vergleichsweise schlecht auf heutige Muster einer nicht nur die Staatlichkeit, sondern das gesamte politische System umfassenden Governance passt. (ICI2)
In den gender studies verweist der Begriff Biopolitik zumeist auf die Arbeiten von Michel Foucault, in denen er untersucht, wie in der Moderne die Organisation von und die Sorge um Leben sowie der menschliche Individualkörper ins Zentrum der Politik rücken. Ergänzend bestimmt er Biomacht als im Gegensatz zu früherer, repressiver Macht, produktiv und auf Lebenssteigerung ausgelegt. Entsprechend impliziert Biopolitik eine ambivalente, ebenso fürsorgliche wie kontrollierende Form der Machtausübung.
Dieses Heft der Potsdamer Studien zur Frauen- und Geschlechterforschung hat den thematischen Schwerpunkt "Biomacht - Biopolitik" und präsentiert Ergebnisse aus Forschungsprojekten, die in den letzten Jahren am Lehrstuhl Frauenforschung an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam realisiert wurden. Inhalt: "Gebärstreik" im Osten? Wie Sterilisation in einer Pressekampagne diskursiviert wurde und welche Motive ostdeutsche Frauen hatten, sich sterilisieren zu lassen. (Irene Dölling, Daphne Hahn, Sylka Scholz) Sterilisation und Individualisierung: Biopolitik in der DDR (Daphne Hahn)
Ova konferencija postavlja osnovu razmatranja teorije moći i teorije delanja, kako za bioetička razmatranja tako i za ona na poljima analize diskursa i narativnosti, o kojima će biti reč na naredim konferencijama (Darmstadt, Banja Luka), organizovanim u okviru projekta Biopolitički aspekti institucionalnog delanja (DAAD).