Die Idee des Bürgers
In: Politische Theorien in der Ära der Transformation, S. 349-361
Die "Rückkehr des Bürgers" in den politiktheoretischen und politikpraktischen Diskurs stellt sich dar als eine kritische Reflexion auf spezifische Krisenmomente der gegenwärtigen Politik: "Sie impliziert eine ordnungspolitische Prinzipiendebatte, welche letzthin die Frage nach den gesellschaftsleitenden Ordnungsideen in der politischen Welt der Gegenwart aufwirft." In diesem Kontext fragt der Autor, inwieweit der Begriff des Bürgers noch symbolischer Ausdruck der "idee directrice" des demokratischen Verfassungsstaates ist. Auf dem Prüfstand steht dabei das geschichtlich fundierte Ordnungsparadigma der modernen Staatsbürgernation und dessen auf die politische Freiheit und Gleichheit der Gesellschaftsmitglieder hin konzipierte Idee einer im Recht geeinten bürgerschaftlichen Politik. Der Autor weist im weiteren darauf hin, daß eine prinzipiengeleitete Untersuchung des Bürgerbegriffs die historische mit der theoretischen Analyse derart zu kombinieren hat, daß sowohl dessen Historizität wie auch die in dieser Historizität beschlossene geschichtstranszendente Ordnungsidee deutlich wird. Einige zentrale Aspekte einer historisch ausgerichteten philosophisch-anthropologischen Darstellung des westlichen Bürgerbegriffs werden sodann vor diesem Hintergrund herausgearbeitet, wobei in einem historischen Überblick insbesondere auf die Stadtkultur der griechisch-römischen Antike, der Polis, Bezug genommen wird. "Ein reflexiver Bürgerdiskurs wird, wenn er seinen Gegenstand ernst nimmt, zu bedenken haben, daß die Sache des Bürgers auch heute noch Sache des Menschen ist." (ICD)