"In den letzten Jahren hat verstärkt eine Diskussion über den Zustand und die Zukunft moderner Gesellschaften eingesetzt. Darin ist die Bedeutung einer vitalen Zivilgesellschaft für Demokratie und Wirtschaftsentwicklung sowohl auf politischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene immer wieder in den Vordergrund der Debatte gerückt worden. Die Autoren nutzen den von Zimmer/Hallmann (2004) aufgestellten Bezugsrahmen und diskutieren Partizipation und Engagement in freiwilligen Vereinigungen als zentralen Integrationsmechanismus innerhalb der theoretischen Ansätze von Nonprofit-Sektor, Zivilgesellschaft und Sozialkapital. Sie erweitern die Darstellung um eine Theorie, die soziales Kapital als individuelle Ressource versteht - ein Ansatz, der im Zusammenhang mit der Erklärung von sozialen Ungleichheiten in der Leistungsgesellschaft entstanden ist. Schließlich werden die wesentlichen empirischen Befunde zum bürgerschaftlichen Engagement kurz vorgestellt und die Folgen des beobachteten Strukturwandels vom alten zum neuen Ehrenamt diskutiert." (Autorenreferat)
Der Bericht präsentiert die ersten entwicklungssoziologischen bzw. sozialanthropologischen Ergebnisse einer Feldforschung von 2004 im Senegal. Im ersten Abschnitt gilt das Interesse dem Aspekt der Dezentralisierung, der sich in (1) die Dezentralisierungspolitik im Senegal, (2) die deutsch-senegalesische Zusammenarbeit, insbesondere das Programm 'Lutte contre la pauvrété au milieu rural dans le Bassin Arachidier', (3) die eingeschränkten Informationsflüsse und das starke Wissensgefälle in den Landgemeinden sowie (4) die Präsenz des Zentralstaats gliedert. Das zweite Kapitel präsentiert Organisationen der Zivilgesellschaft sowie die Einflussmöglichkeiten und den internen Zusammenhalt zivilgesellschaftlicher Organisationen. Der dritte Abschnitt widmet sich schließlich der lokalen Entwicklung (Entwicklungsmakler, Entwicklungsplanung, Nachhaltigkeit). (ICG2)
Welche Relevanz die Beziehung zwischen öffentlicher Verwaltung, den Bürgern und organisierter Zivilgesellschaft (in Form von Vereinen und Verbänden) im Politikprozess hat, wird besonders auf lokaler Ebene deutlich. Die lokalen Politikgestalter gelten als Wegbereiter für gesellschaftlichen Wandel, Verwaltungsreformen werden hier zuerst implementiert. Es ist die lokale Ebene, die regelmäßig und konsequent soziale und demokratische Innovationen einfordert. Der Sammelband zielt darauf ab, von einer transnationalen Perspektive die unterschiedlichen nationalen Muster dieser besonderen Akteursbeziehung zu reflektieren und aktuelle lokale Debatten, lokale Muster der Kooperation und Politikansätze (Verfahren, Strategien) zu analysieren.Das Buch gliedert sich in zwei Hauptteile: Der erste Teil umfasst die theoretische Konzeption der Beziehung zwischen öffentlicher Verwaltung, Zivilgesellschaft und lokaler Demokratie. Zudem wird der Innovationsbegriff, der diesem Sammelband zugrunde liegt, eingeführt. Methodologische Überlegungen zur Messbarkeit von Innovationen bzw. Innovationsfähigkeit im Kontext öffentlicher Verwaltung bildet die Brücke zum empirischen Teil des Buches. Der zweite Teil stellt Innovationen in lokalen Politikfeldern vor, darunter Stadtplanung, Wohnungsmarkt, Kinderbetreuung.Mit Beiträgen von: Patrick Boadu, Matthias Freise, Danielle Gluns, Janine Tratzki, Katharina Obuch, Friedrich Paulsen, Kai Pfundheller, Christian Rentzsch, Lars Skov Henriksen, Steven Rathgeb Smith, Andrea Walter, Annette Zimmer
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Die zunehmende Ineffizienz staatlicher Politik der zurückliegenden Jahrzehnte hat die Suche nach alternativen Formen der Organisation menschlichen Zusammenlebens und der Solidarität provoziert. Die Zivilgesellschaft wurde wiederentdeckt, als Ort für den Neuaufbau gesellschaftlichen Zusammenlebens. Eine Steuerpolitik, die zivilgesellschaftliche Lösungen und individuelles Engagement unterstützen soll, muss das berücksichtigen. Dies kann über eine mäßige Besteuerung der Einkommen geschehen. Das Steuersystem kann auch zivilgesellschaftliche Organisationen direkt begünstigen, und es kann finanzielles Engagement der Steuerzahler mit der Reduzierung der Steuerschuld belohnen. Einen dritten Weg gehen einige Staaten des ehemaligen Ostblocks, wo die Steuerzahler einen Teil ihrer Steuerschuld zivilgesellschaftlichen Organisationen widmen können
Diese Erhebung untersucht Rahmenbedingungen der Zivilgesellschaft in Österreich. Sie wurde am Institut für Soziologie und empirische Sozialforschung der WU durchgeführt. Diese Studie baut auf zwei vorangegangenen Erhebungen zum selben Themenbereich auf und soll damit eine längerfristige Betrachtung der Entwicklungen ermöglichen. Die erste ist die Erhebung "Civil Society Index – Rahmenbedingungen für die Zivilgesellschaft in Österreich" aus 2014 (More-Hollerweger et al., 2014). Die zweite ist das Update Civil Society Index. Rahmenbedingungen für die Zivilgesellschaft in Österreich aus dem Jahr 2019 (Simsa et al., 2019). Während 2014 v.a. Entwicklung der öffentlichen und privaten Finanzierung, demokratische Rechte und Leistungen der zivilgesellschaftlichen Organisationen (CSO) eine große Rolle spielten, standen im Jahr 2019 die Auswirkungen einer tendenziell autoritären Politik auf die Zivilgesellschaft im Vordergrund, die starke restriktive Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft hatte. Bei der aktuellen Erhebung ging es daher zunächst um eine Analyse des Regierungswechsels zu Beginn des Jahres 2020, der zu einer Koalition von ÖVP und den Grünen führte. Im Verlauf des Jahres gerieten die Auswirkungen der Covid-19 Krise in den Vordergrund. Mit Zivilgesellschaft beziehen wir uns auf die Sphäre zwischen Staat, Wirtschaft und Privatem, in der Menschen ihre Anliegen kollektiv selbst vertreten und zu gestalten versuchen (Simsa, 2013). Die Zivilgesellschaft und ihre Organisationen haben hohen Nutzen für die Gesellschaft. Neben der gemeinwohlorientierten Erstellung von Dienstleistungen stärken sie auch Vielfalt, Partizipation und Integration. Die Bedeutung einer pluralistischen Zivilgesellschaft für Demokratie ist unumstritten. Die Demokratie braucht somit die Zivilgesellschaft, allerdings ist die Zivilgesellschaft nicht zwangsläufig demokratisch. Gerade im letzten Jahr gewannen auch illiberale zivilgesellschaftliche Bestrebungen an Bedeutung, vor allem die sogenannten Querdenker. Diese waren in der vorliegenden Erhebung nur am Rande Thema, v.a. beim Abschnitt zu Verhandlungsfreiheit. Vielmehr fokussiert der Bericht in der Tradition der vorangegangenen Erhebungen auf jene Bereiche der Zivilgesellschaft, die den Habermas'schen Anforderungen an Pluralität, Toleranz und Diskursivität entsprechen (Habermas, 1992). Für das Funktionieren von Zivilgesellschaft sind politische Rahmenbedingungen in vielerlei Hinsicht entscheidend. Abgesehen von allgemeinen Menschenrechten wie Vereins- oder Meinungsfreiheit, spielen Möglichkeiten der Partizipation in Gesetzgebungsverfahren, die Informationspolitik der Regierung, die Qualität des Sozialstaates und die finanzielle Unterstützung zivilgesellschaftlicher Organisationen (CSOs) durch die öffentliche Hand eine wichtige Rolle. In Anschluss an die Studie von 2019 werden daher die folgenden Themenbereiche analysiert: Das gesellschaftliche Klima in Bezug auf die Zivilgesellschaft; Partizipation, also politische Beteiligung der Zivilgesellschaft; Finanzierung von zivilgesellschaftlichen Organisationen; Die menschenrechtliche Situation; Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft. Während 2019 von den Befragten ein sehr homogenes Bild gezeichnet wurde, sind derzeit die Eindrücke und Befunde höchst divers. Manche Befragte beklagen den mangelnden Dialog mit der Politik, andere wiederum sehen ihn als wesentlich besser und intensiver als 2019. Ähnlich ist es mit der Partizipation sowie in Bezug auf die finanzielle Situation. Deutlich ist, dass sich generell das Klima in Bezug auf die Zivilgesellschaft verbessert hat. Es gibt kaum mehr Abwertungen oder Diffamierungen von Seiten der Politik. Die Pandemie hat zudem die hohe Bedeutung von Dienstleistungen der zivilgesellschaftlichen Organisationen verdeutlicht, die daher vermehrt geschätzt werden. Armutsgefährdung und Arbeitslosigkeit haben soziale Probleme stärker in die Mitte der Gesellschaft rücken lassen und die pandemiebedingte Einschränkung von Freiheitsrechten hat auch die Bedeutung von Menschenrechten stärker in das Bewusstsein gerückt. Damit sind wichtige Themen der Zivilgesellschaft auch verstärkt präsent und akzeptiert. Gegenwärtig wird von vielen Befragten auch ein besserer Diskurs mit der Politik wahrgenommen, wobei diesbezüglich große Unterschiede zwischen den beiden Regierungsparteien genannt werden. Das verbesserte Klima und die nun teilweise wieder mögliche Kommunikation hat allerdings wenig Auswirkungen auf die Möglichkeiten der politischen Partizipation gezeigt. Im Gesundheits- und Sozialbereich sowie in der Klimapolitik wird die Expertise der CSOs von Seiten der Politik explizit angefragt und zum Teil berücksichtigt, in anderen Bereichen gibt es aber den Befragten zufolge wenig Partizipation. Interessant ist, dass sich die diesbezügliche Situation seit 2019 nur wenig verändert hat, dass die Zivilgesellschaft dies derzeit aber tendenziell eher zu akzeptieren scheint. Dies kann zum Teil auf die Pandemie zurückgeführt werden. Insbesondere in den ersten Monaten der Krise gab es aufgrund der hohen Unsicherheit mehr Akzeptanz für rasche, wenig inklusive und weniger transparente Entscheidungen. Weiters waren in dieser Zeit Organisationen des Gesundheits- oder Pflegebereichs bis an die Grenzen mit der Bewältigung der stark gestiegenen Arbeitsanforderungen beschäftigt, sodass für Advocacy oder Kritik weniger Zeit blieb. Die Regierungsbeteiligung der Grünen hat polarisierte Auswirkungen auf das kritische Potenzial. So sind CSOs teils weniger kritisch aufgrund von politischer oder auch persönlicher Nähe und auch einer verstärkten Partizipation in den grün geführten Ministerien. Teils aber fällt die inhaltliche Kritik, etwa an der Asylpolitik, durchaus schärfer aus, da Erwartungen enttäuscht wurden. Mit zunehmenden Verlauf der Pandemie jedenfalls wurden Defizite der Partizipation deutlicher und stärker kritisiert. Die Verkürzung von Begutachtungsfristen, welche die Möglichkeit von Stellungnahmen, Transparenz und Vertrauen einschränkte, etwa war nun nicht mehr mit der Dringlichkeit der Entscheidungen argumentierbar und Verordnungen, die die Grundrechte einschränkten, waren zum Teil heftig umstritten. Die Covid-19 Pandemie ist mit schweren Einschränkungen sowohl von Grund- und Menschenrechten als auch von bürgerlichen Freiheiten verbunden. Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln wirken sich auch auf die Versammlungsfreiheit aus. Diesbezüglich gab es im Jahr 2021 eine differenzierte Situation. Einerseits wurden zu Beginn der Pandemie mit dem Verweis auf die Gesundheitssituation Veranstaltungen beschränkt, was von Seiten der Zivilgesellschaft kritisiert wurde. Andererseits aber fanden unter Beteiligung rechtsradikaler Gruppen gegen Ende 2020 und im Jahr 2021 eine Reihe an teilweise untersagten Großdemonstrationen gegen die Pandemie-Maßnahmen statt, die ein hohes Maß an Gewaltbereitschaft aufwiesen, und bei deren Teilnehmer*innen sich teilweise nicht an die Pandemie-Verordnungen hielten. Dass diese Demonstrationen zwar untersagt, aber nicht aufgelöst wurden wurde von der Bevölkerung und Vertreter*innen der Zivilgesellschaft als irritierend erlebt. Es wurde zudem kritisiert, dass die Polizei bei diesen Versammlungen freundlicher vorging, als etwa bei kleineren Veranstaltungen von Schüler*innen gegen die Abschiebung von Kolleginnen. In Zusammenhang mit öffentlicher Finanzierung standen im Bericht von 2019 politisch motivierte Kürzungen bei kritischen CSOs im Vordergrund. Dies war nun nicht mehr sichtbar. Allerdings waren die in den Jahren 2018/2019 erfolgten Kürzungen kaum zurückgenommen worden. Ein entscheidender Faktor war der im Juni beschlossene NPO-Notfallfonds in Höhe von 700 Millionen Euro, der wesentlich dazu beigetragen hat, viele der CSOs finanziell abzusichern. In Bezug auf politische Inhalte wurden Hoffnungen der Zivilgesellschaft vor allem für Verbesserungen im Asylbereich und in der Sozialhilfegesetzgebung enttäuscht. Das ganze letzte Jahr war durch Covid-19 und dem Umgang mit der Pandemie dominiert und führte zum Verschieben von anderen zukunftswichtigen Agenden, wie z.B. dem Kampf gegen die Klimakrise. Die Covid-19 Pandemie und die Maßnahmen der Bundesregierung stellten die Zivilgesellschaft und die CSOs vor viele Herausforderungen und führte bei ihren Akteur*innen zu erheblichen Belastungen. Es bleibt zu hoffen, dass die von der Regierung geplanten Vorhaben (z.B. Initiativen zur Freiwilligenarbeit im Jahr 2021) aufgenommen werden und Ausgaben für das Auffangen der Nebenwirkungen der Pandemie nicht einem neuen Sparkurs zu Lasten der CS0s geopfert werden. Auch ist in vielen Bereichen der Gesellschaft ein neues Bewusstsein für die Wichtigkeit von Freiheits- und Versammlungsrechten gewachsen. Das kann dazu führen, dass die Wichtigkeit der CSOs in der Zeit nach der Pandemie steigen kann, wenn es gelingt mehr Menschen für ihre Anliegen zu mobilisieren. Methodische Grundlage der vorliegenden Erhebung bildeten erstens Literatur- und Dokumentenanalysen. Zweitens wurden zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 insgesamt 27 Interviews mit Vertreter*innen von Organisationen der Zivilgesellschaft (CSOs) geführt.
In view of current political and social challenges, the border between church and state, which was defined in the 19th century, should be reflected in a critical way. As a proposal, one could attempt to re-define this relationship by using the concept of civil society. The political sciences see the church as a part of civil society. The magisterium of the Catholic church and big parts of theology, however, never use this term. In order to better serve its mission, the church with its material and immaterial resources should begin to understand itself as a part of civil society. This requires the church to be transformed into a "public church" and theology into "public theology", a transformation which will not only help to build a more just society, but will also help the church to fulfil its own mission. ; Angesichts der gegenwärtigen politischen und sozialen Herausforderungen, muss die Grenze zwischen Kirche und Staat, die im 19. Jahrhundert bestimmt wurde, neu definiert werden. Der Versuch einer neuen Definition dieses Verhältnisses könnte an das Phänomen der Zivilgesellschaft anknüpfen. Die Politikwissenschaft sieht die Kirche als ein Teil der Zivilgesellschaft. Das Magisterium der katholischen Kirche dagegen verwendet diesen Begriff nie. Um ihrer Mission besser zu entsprechen, sollte sich die Kirche mit ihren materiellen und immateriellen Ressourcen als einen Teil der Zivilgesellschaft verstehen. Das würde verlangen, dass die Kirche zu einer "öffentlichen Kirche" und Theologie zur "öffentlichen Theologie" werden. Diese Wandlung würde nicht nur beim Aufbau einer gerechteren Gesellschaft helfen, sondern auch zur Erfüllung der eigenen kirchlichen Mission beitragen.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und Politische Mobilisierung in Europa, Band 2005-401
"In den letzten zwei Jahrzehnten erlebten 'Gemeinwohl' wie 'Zivilgesellschaft' eine Renaissance als Topoi und wissenschaftliche Konzepte. Beide werden oft miteinander in Beziehung gebracht: Während der Zivilgesellschaft eine gemeinwohlfördernde Funktion zugeschrieben wird, dient das Gemeinwohl wiederum auch in wissenschaftlich-analytischen Konzepten der Zivilgesellschaft als Kennzeichen eines spezifisch 'zivilgesellschaftlichen' Handlungsmodus. Diese Gleichsetzung wird im vorliegenden Papier theoretisch wie empirisch anhand ausgewählter Fallstudien zum Gemeinwohldiskurs in Umweltkonflikten in Frage gestellt. Die vorgestellten Überlegungen beziehen sich dabei primär auf eine von Jürgen Kocka im Rahmen der Arbeitsgruppe 'Zivilgesellschaft' am WZB entwickelte Definition von Zivilgesellschaft. Der Bezug auf das Gemeinwohl wird insgesamt als nur begrenzt geeignet angesehen, zivilgesellschaftliches Handeln zu kennzeichnen. Dies nicht nur aufgrund seiner inhaltlichen Vagheit und normativen Aufladung, sondern auch deshalb, weil das Gemeinwohl in Nutzungskonflikten um Kollektivgüter als stehender Begriff verwendet wird. Die Frage, ob das jeweils umstrittene Gut die Eigenschaften eines privaten oder eines öffentlichen Gutes aufweist, bestimmt damit maßgeblich die diskursive Verwendung von 'Gemeinwohl' mit. Da zudem zivilgesellschaftliche Akteure ohnehin meist im Falle von Verteilungsfragen, die Kollektivgüter betreffen, in die öffentliche Debatte eingreifen, bietet es sich an, anstelle des Gemeinwohls die Verhandlung von Kollektivgütern in eine wissenschaftliche Konzeptualisierung zivilgesellschaftlichen Handelns aufzunehmen." (Autorenreferat)
Die neue schwarz-gelbe Regierungskoalition will die Wehrpflicht zukünftig auf sechs Monate begrenzen. Doch diese Umstellung würde nicht nur weitreichende Umwälzungen innerhalb der Bundeswehr mit sich bringen, sondern auch zu empfindlichen Personalengpässen im sozialen Dienst führen. Im Anschluss an die Verlautbarung der Regierungspläne entfachte sich in der Öffentlichkeit eine Diskussion um den Zustand der Bürgergesellschaft in Deutschland.
Nach den tragischen Vorkommnissen im September 2009, bei denen Dominik Brunner sein mutiges Eingreifen bei einem Konflikt in der Münchener S-Bahn mit seinem Leben bezahlen musste, diagnostizierten viele Experten eine Verrohung innerhalb der Gesellschaft und prophezeiten als Reaktion auf den brutalen Mord eine Ende der Zivilcourage in Deutschland.
Doch sind Zivilcourage, freiwilliges Engagement wie die Übernahme eines Ehrenamtes und bürgerschaftliche Intitiative tatsächlich nur noch Relikte aus vergangenen und besseren Zeiten? Oder zeigen nicht gegenläufige Entwicklungen wie eine stetige Zunahme der Bewerberzahlen für das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr, dass die Stüzpfeiler der Bürgergesellschaft noch stabil und gesund sind?
In vier Kapiteln sind Literaturnachweise und Darstellungen zu Forschungsprojekten aufgeführt, die versuchen, jenen Fragen auf den Grund zu gehen. Nachweise zu "Zivilcourage", "Ehrenamt", "Bürgerschaftlichem Engagement" und "Institutionalisierter Freiwilligkeit" sollen einen Überblick über die aktuelle Forschungslandschaft in den Sozialwissenschaften vermitteln.
"Vor 20 Jahren - im Juni 1987 - vollzog Südkorea den Übergang von der Diktatur zur Demokratie. Heute wird die demokratische Ordnung kaum noch in Frage gestellt. Dies ist ein wesentlicher Verdienst der Zivilgesellschaft. Seit dem Ende der Militärherrschaft hat sich die südkoreanische Demokratie stetig konsolidiert. Über die Jahre entwickelte sich vor allem die Zivilgesellschaft zu einem Motor für Reformen und leistete einen maßgeblichen Beitrag zur Festigung der demokratischen Kultur. Dabei gelang es ihr immer wieder, die breite Bevölkerung für bestimmte Anliegen zu mobilisieren. Die südkoreanische Zivilgesellschaft ist in den vergangenen Jahren nicht nur organisatorisch gewachsen, auch die Zahl der Proteste und Demonstranten hat sich dramatisch erhöht. Dabei handelt es sich gerade nicht um ein Krisensymptom, sondern um das Zeichen einer gesunden demokratischen Entwicklung. In der ersten Hälfte der 1990er-Jahre dominierte innerhalb der Zivilgesellschaft die Studentenbewegung. Ihr Engagement war stark von politischen Utopien angetrieben. In der zweiten Hälfte jenes Jahrzehnts gewannen die Gewerkschaften und gemeinwohlorientierte NGOs die Oberhand. Deren Schwerpunkt liegt zumeist auf pragmatischen ökonomischen und politischen Reformen. Mit der Ausbreitung neuer Kommunikationstechnologien steht die südkoreanische Zivilgesellschaft vor neuen Herausforderungen: Im Internet hat sich eine alternative Öffentlichkeit entwickelt, die den gesellschaftlichen Diskurs erheblich beeinflusst. Von hier könnten wichtige Impulse für die kommenden Präsidentschaftswahlen ausgehen." (Autorenreferat)
In: Integration - Aktuelle Anforderungen und Strategien in der Stadt-, Raum- und Umweltplanung: 12. Junges Forum der ARL 10. bis 12. Juni 2009 in Hamburg, S. 122-125
The article is an introduction to the work and discussion of the workshop "Civil society: integration or wasted energy in planning processes?". On the one hand, the article focuses on several conjunctions between the heterogeneous requirements of the civil society and planning authorities. On the other hand, it discusses the conjunction of requirements in different planning processes (top-down or bottom-up). In addition, the authors discuss more abstract aspects of integration, and they question the impact of different pressure groups. Improving the quality of planning processes and planning contents should be the aim of integrating the civil society within planning processes. Furthermore, citizen participation in politics and in decision-making processes can be supported through involvement in planning processes.