Russland nutzt die globale Finanzkrise, um seine Position im postsowjetischen Raum zu stärken. Die aktuelle Eskalation im russisch-belarussischen Verhältnis zeugt von einem grundlegenden Wandel in den Beziehungen zwischen Russland und seinen "Alliierten" im postsowjetischen Raum. Moskau nimmt keine Rücksicht mehr auf enge Bündnispartner und setzt konsequent seine ökonomischen und politischen Interessen durch. Dagegen ist die belarussische Führung nicht bereit, ihre Privilegien kampflos aufzugeben, verbindet sich damit doch ihr politisches Überleben. Nach dem russisch-georgischen Krieg im August 2008 wird erneut deutlich, dass es Russland an echten Verbündeten in seinem "Nahen Ausland" fehlt und es ihm nur mittels ökonomischer Druckmittel gelingt, die postsowjetischen Eliten unter Kontrolle zu halten.
In der Nach-Krisen-Ära kommt es zu einer arbeitspolitischen Problemzuspitzung. Die Akteure reagieren mit verschiedenen Strategieansätzen auf die veränderten Kontextbedingungen. Dabei können unterschiedliche Typen identifiziert werden. Der Cost-Cutting-Ansatz läuft im Kern auf eine Strategie hinaus, die mehr Wettbewerbsfähigkeit durch weniger Kosten, insbesondere Arbeitskosten, zu realisieren sucht. Demgegenüber teilt der innovations- und wettbewerbsorientierte Ansatz die Verbesserung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit als Ziel, wählt jedoch einen anderen Weg zu dessen Erreichung. Statt Kostenwettbewerb dominiert der Blick auf Innovationen. Aber auch innovative Arbeit kann schlechte Arbeit sein. Deshalb kann idealtypisch eine weitere Variante beschrieben werden, die als arbeitskraftzentrierter Ansatz den Schutz und die Profilierung der Interessen der abhängigen Arbeit in den Mittelpunkt stellt. Innovationsorientierter und arbeitskraftzentrierter Ansatz weisen deutliche Überschneidungen auf. Beide lehnen quantitative Kostensenkungsstrategien ab und setzen auf die Produktivitätspotentiale innovativer Arbeitspolitiken. In der betrieblichen Realität sind sie in der Regel als Mischformen anzutreffen. ; An escalation of problems in the policy of work design is peaking in the after-crisis-era. The players are reacting with different strategies to the changed context conditions. Herein different types can be identified: The cost cutting approach aims at realizing a strategy of higher competitiveness through lower costs, especially in aspects of labour costs. On the other hand the goal of the innovative and competitive party is to improve the operational competitiveness, but chooses different means in achieving their goal. Instead of competition by pricing, the main aspect is innovation. But even innovative work can be bad work. Which is why another model can be described which puts the protection and bolstering of interests of the workers in a workforce centred context. Innovation oriented and labour centred approaches show considerable overlaps. Both reject quantitative cost cutting strategies and attach more importance to the potential of productivity in innovative work policies. In the operational environment you usually find hybrid forms implemented and in use.
In: Der Überblick: Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit ; Quartalsschrift des Kirchlichen Entwicklungsdienstes, Band 29, Heft 1, S. 60-64
Das innenpolitische Patt droht die Ukraine in weitere Gewalt, in eine schwere Wirtschaftskrise und eine Zerreißprobe zu stürzen. Das Land ist nicht in der Lage, sich eindeutig nach West oder Ost zu orientieren, weil dies jeweils eine Hälfte der Bevölkerung entschieden ablehnt. Der Westen und Russland sollten ihr Lagerdenken aufgeben und gemeinsam mit den ukrainischen Akteuren auf eine Deeskalation hinwirken sowie zusammen eine tragfähige Perspektive für das Land erarbeiten.
Trotz konzeptioneller und technischer Fortschritte bei der Informationsgewinnung ist es heute immer noch sehr schwierig, Erkenntnisse in politisches Handeln zu übersetzen, um Krisen zu bewältigen. Denn wo Unklarheit über Interessen und Ziele möglicher Handlungsoptionen herrscht, kann es keine konzertierte Aktion geben. (IP)
Die Konjunktur in Deutschland ist weiter aufwärtsgerichtet. Für das laufende Jahr rechnen wir mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,8 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte sich das Expansionstempo auf 2,1 Prozent beschleunigen. Der private Konsum boomt weiterhin, auch wenn er nicht mehr ganz so rasch zulegen wird wie in den vergangenen Quartalen, da temporär stimulierende Faktoren allmählich entfallen. Der Investitionsaufschwung festigt sich zusehends und wird im kommenden Jahr, auch vor dem Hintergrund der anhaltend günstigen monetären Rahmenbedingungen, voraussichtlich sogar zur wichtigsten Triebkraft der Konjunktur werden. Die Ausfuhren behaupten sich in einem nach wie vor iternational schwierigen Umfeld und werden durch die Abwertung des Euro zusätzlich stimuliert. Gleichzeitig dürften die Einfuhren aufgrund der hohen konjunkturellen Dynamik in Deutschland in deutlich beschleunigtem Tempo zulegen. Die Inflation zieht wieder an, nachdem sie zwischenzeitlich durch den Ölpreisverfall spürbar gedämpft worden war, und wird im kommenden Jahr wohl bei knapp 2 Prozent liegen. Die Beschäftigung bleibt weiter aufwärts gerichtet, wenngleich es erste Anzeichen dafür gibt, dass die Einführung des Mindestlohns bereits zu Arbeitsplatzverlusten geführt hat. Die öffentlichen Haushalte erzielen weiterhin Überschüsse; dies ist allerdings vor allem Ausdruck der günstigen Konjunktur und nicht besonderer Konsolidierungsanstrengungen. Insgesamt besteht die Gefahr, dass die Wirtschaftspolitik die gute Konjunktur als Ruhekissen auffasst. Die Risiken, die sich (vor allem aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld) für die Prognose ergeben, sind nach wie vor beträchtlich. Allerdings sind die konjunkturellen Abwärtsrisiken, die sich aus einer weiteren Verschärfung der Krise um Griechenland ergeben würden, wohl deutlich geringer als noch vor einigen Jahren. ; The German economy remains on a robust growth track. For the current year we expect GDP to increase by 1.8 percent. Next year, the rate of expansion is likely to accelerate to 2.1 percent. The private consumption boom continues, albeit not quite at the same rapid pace as in the past quarters, as temporary stimulating factors are gradually subsiding. Investment spending is gaining strength and is to become the key economic driver next year, also against an ongoing favorable monetary backdrop. Exports are performing well in spite of an ongoing, difficult international environment and are additionally being stimulated by the euro depreciation. At the same time, imports are likely to accelerate substantially owing to the high economic momentum prevailing in Germany. Inflation is picking up again after a marked interim dampening by the oil price decline and will probably reach just under 2 percent next year. Employment trends continue to point upwards. At the same time, there are first signs of negative employment effects of the introduction of the legal minimum wage. Public-sector budgets continue to generate surpluses; this, however, is essentially a reflection of positive economic trends and not of any particular fiscal consolidation efforts. On the whole, there is a danger of economic policymakers misguidedly perceiving the positive cyclical development as an occasion for a respite. Considerable risks to the forecast remain (in particular from the external sector). However, the cyclical downside risks that would emerge from a further escalation of the crisis surrounding Greece are probably significantly lower than only a few years ago.