Textilzirkel waren laienkünstlerische Gruppierungen, die in der DDR als Teil des so genannten "künstlerischen Volksschaffens" staatlich gefördert wurden. In ihrer Freizeit gestalteten und fertigten die Gruppen Kleidung, Souvenirs und Heimtextilien sowie Wandbehänge und Textilbilder für den Eigenbedarf oder für öffentliche Einrichtungen und gesellschaftliche Anlässe. Im Fokus dieser kulturwissenschaftlichen Arbeit stehen die KünstlerInnen, ihre Arbeitsweisen und die in den Gruppen entstandenen Werke. Durch eine Kombination aus Interviews, historischen Bild- und Textquellen sowie den materiellen Objekten wird ein umfassendes Gesamtbild der Textilzirkel gezeichnet. Dabei wird der kulturpolitische Hintergrund beleuchtet und die strukturellen sowie künstlerischen Entwicklungen im Laufe der Jahrzehnte reflektiert. Sie widerspiegeln zugleich den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel innerhalb der DDR. In einem Ausblick wird der Verbleib der textilkünstlerischen Gruppierungen nach der Wiedervereinigung betrachtet.
Gegenstand der vorliegenden Dissertation ist die Kleidungsgeschichte der DDR. Der wissenschaftliche Forschungsstand weist in diesem Zusammenhang Lücken auf – bisher erfolgte keine Aufarbeitung des Themengebiets im Kontext der kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in der DDR. Die unterschiedlichen Phasen von Politik- und Wirtschaftsentwicklung in der DDR haben jedoch Einfluss auf die Gestaltung und Entwicklung von Kleidung genommen. Die Kleidungsgeschichte der DDR ist Teil der Designgeschichte der DDR. Entgegen bisherigen Forschungen zur Design- und Kulturgeschichte, in denen die Auseinandersetzung mit Kleidung und Mode zurücktrat, zeigte sich, dass auch die Designströmungen in der DDR die Kleidungsgestaltung, in dem Fall die Inspirationen der Designer und Designerinnen, beeinflusst haben. Im Zentrum der Fragestellung steht die Untersuchung der Entwicklung von Kleidung zu Mode. So geht die Arbeit der Frage nach, ob es eine eigene Mode – eine sozialistische Mode – in der DDR gab. Dabei hat sich gezeigt, dass die DDR als eigenständiger Kulturraum aufgefasst werden muss. Mode bedarf somit einer eigenen Begriffsdefinition sowie Entstehungsgeschichte im Kontext der DDR. Vor dem Hintergrund der aktuellen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte zur DDR ergibt sich die methodische Herangehensweise der Untersuchung: Die Untersuchung des Forschungsbereichs mit Berücksichtigung der Perspektive von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen – den Menschen, die aktiv in der Kleidungsindustrie der DDR tätig waren. Die Arbeit gründet somit auf der Methodik der Oral History und hat zum Ziel, die Kleidungsgeschichte der DDR in ein neues Licht zu rücken. ; The subject of this dissertation is the clothing history of the GDR. There are gaps in the state of scientific research in this context – so far, the subject has not been dealt with in the context of cultural, social and economic development in the GDR. However, the different phases of political and economic development in the GDR have influenced the design and development of clothing. The clothing history of the GDR is part of the design history of the GDR. Contrary to previous research on the history of design and culture, in which the examination of clothing and fashion receded, it became apparent that the design trends in the GDR also influenced clothing design, in this case the inspirations of the designers. The central question is the investigation of the development from clothing to fashion. Thus, the work explores the question of whether there was a fashion of its own - a socialistic fashion - in the GDR. It has been shown that the GDR must be seen as an independent cultural area. Therefore fashion needs its own definition of terms and its own history of origin within the context of the GDR. Regarding the current scientific and social debate on the GDR, the methodological approach of the study is focused on the perspective of contemporary witnesses - the people who were actively involved in the clothing industry of the GDR. The work is thus based on the methodology of oral history and aims to shed new light on the clothing history of the GDR.
Textilzirkel waren laienkünstlerische Gruppierungen, die in der DDR als Teil des so genannten "künstlerischen Volksschaffens" staatlich gefördert wurden. In ihrer Freizeit gestalteten und fertigten die Gruppen Kleidung, Souvenirs und Heimtextilien sowie Wandbehänge und Textilbilder für den Eigenbedarf oder für öffentliche Einrichtungen und gesellschaftliche Anlässe. Im Fokus dieser kulturwissenschaftlichen Arbeit stehen die KünstlerInnen, ihre Arbeitsweisen und die in den Gruppen entstandenen Werke. Durch eine Kombination aus Interviews, historischen Bild- und Textquellen sowie den materiellen Objekten wird ein umfassendes Gesamtbild der Textilzirkel gezeichnet. Dabei wird der kulturpolitische Hintergrund beleuchtet und die strukturellen sowie künstlerischen Entwicklungen im Laufe der Jahrzehnte reflektiert. Sie widerspiegeln zugleich den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel innerhalb der DDR. In einem Ausblick wird der Verbleib der textilkünstlerischen Gruppierungen nach der Wiedervereinigung betrachtet.
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) – für Schüler_innen existiert sie in Museen, Geschichtsbüchern und Filmen. Für Lehrer_innen hängt DDR-Geschichte mit der eigenen Biografie zusammen. Kommt man aus dem Osten oder Westen oder hat man selbst in der DDR gelebt? War man Parteimitglied, oppositionell oder unpolitisch? In diesen Fragen stecken verschiedene DDR-Erfahrungshorizonte; diese machen DDR-Geschichte und die Deutungshoheit über ihr Erbe zum Politikum. Viele Erinnerungen ehemaliger DDR-Bürger fallen durch das Raster aktueller DDR-Debatten. Wie und warum das so ist zeigt dieser Beitrag. Der Fokus liegt auf dem medialen Erbe der DDR, das heißt auf der Frage, wie die DDR und Ostdeutschland in den Medien dargestellt wurden und werden und warum.
Dass in Musik von DDR-Komponisten den Tönen als Kontext eine heimliche politische Kommunikation mit dem Hörer anhaften konnte, hat vor wenigen Jahren Nina Noeske in ihrer Dissertation überzeugend nachgewiesen. Dazu hat sie eine einst von Michail Bachtin am Beispiel des Romans beschriebene und stichwortartig mit 'Redevielfalt' charakterisierte Verfahrensweise auf Musik übertragen. 'Musikalische Dekonstruktion' zeige sich insbesondere in Werken der um Paul Dessau gruppierten Komponisten, und zwar am unmittelbarsten bei der Verwendung von bereits besetzten Stilen, Klischees aller Art und künstlerischen Klangkonstellationen mit Wiedererkennungseffekt. Auch Gerhard Müller bezog sich in einem vor wenigen Jahren publizierten Essay auf Bachtin, wenn er auf die Eigenschaft des 'Karnevalismus' als eines Charakteristikums von DDR-Musik hinwies – eine Eigenschaft, die im Westen fehlte. Es war die Übereinstimmung in wesentlichen ästhetischen Positionen, die die von Noeske untersuchte Gruppe zusammenhielt. Bertolt Brecht und Theodor W. Adorno folgend, misstraute man stets der Verführungskraft des Lustprinzips, scheute man sich vor Sentimentalität (die gerade den Theoretikern des 'sozialistischen Realismus' als unentbehrlich galt, wie Noeske feststellt) und war allergisch gegenüber ideologisch verfestigter Eindimensionalität, Eindeutigkeit und Geschlossenheit. Letztlich wurde "gegen Einheitlichkeit in jeder Hinsicht ankomponiert". Wie Noeske meines Erachtens zu Recht betont, ist es nicht das Material an sich, nicht der Grad an Avanciertheit, der die von ihr untersuchten Arbeiten von Werken westlicher Provenienz unterscheidet. Insofern frage ich mich, ob eine oft gebrauchte Denkfigur weiterhin uneingeschränkte Gültigkeit haben soll, die Behauptung nämlich, dass es sich bei dem in der DDR stattgefundenen musikgeschichtlichen Prozess der Emanzipation der Neuen Musik – jedenfalls in Bezug auf die Musik des von Nina Noeske untersuchten Komponistenkreises – im Wesentlichen nur um einen Nachholprozess handelte, dass also die Formalismuskampagne der SED lediglich bewirkt habe, dass sich der Einzug der im Westen bereits erprobten Kompositionstechniken in der DDR verzögerte. Denn wenigstens in einem Kriterium blieb die Neue Musik der DDR bis zuletzt trotz aller ästhetischer und politischer Opposition den Postulaten des 'sozialistischen Realismus' verpflichtet: im Kriterium der bewussten Widerspiegelung von Wirklichkeit.
Der "Wandel durch Annäherung" gilt als zentraler Punkt in der Geschichte des geteilten Deutschlands. "Wandel durch Annäherung" beschreibt schlagwortartig ein 1963 von Egon Bahr verbreitetes Konzept, das 1969 durch Willy Brandts Ostpolitik verwirklicht wurde. Er zielte darauf ab, beide Blocks - Ost und West - einander anzunähern, anstatt die Spaltung des kalten Krieges zu vertiefen. Zu seiner Zeit war er Gegenstand zahlreicher kritischer Würdigungen durch Politik, Gesellschaft und Medien. Schon im Jahre 1970 warf die CDU Brandt vor, seine Entspannungspolitik hätte dazu beigetragen, die DDR zu beschönigen, auf die Wiedervereinigung zu verzichten und das SED-Regime zu stabilisieren. Diese kritische Sichtweise verfolgte Brandt seine ganze Karriere hindurch. Auch nach der Wiedervereinigung wird diese Kritik aufrecht erhalten, der Wandel durch Annäherung wäre nur "Illusion" gewesen. Er hätte sich eher in der politischen Kultur Westdeutschlands gezeigt, indem "politische Akteure [.], einflussreiche politische Publizisten, sogar die meisten DDR-Spezialisten sich in Beschönigungen des ostdeutschen Herrschaftssystems gefallen [hätten]. Dies hatte Folgen noch bis zum Herbst 1989: die Stabilität der DDR wurde von Politik und Wissenschaft weit überschätzt." Diese Untersuchung stellt die Frage, ob die Bundesrepublik Deutschland in den Jahren des Wandels durch Annäherung die Situation in der DDR beschönigt hat, und dadurch den ostdeutschen Staat falsch eingeschätzt, beziehungsweise überschätzt hat. Um den Wahrheitsgehalt dieser These zu messen wurde diese Untersuchung auf einen Material eingeschränkt: die Printmedien. Ziel ist, die Wirkungen des Wandels durch Annäherung an Hand von Presseveröffentlichungen zu messen. Die Presse hatte in dem zu untersuchenden Zeitraum einen bedeutenden Einfluss auf die Bevölkerung und eignet sich deswegen zur Untersuchung der oben genannten These.
Gegenstand des Buches ist die Entwicklung des Rechtszweigs Familienrecht, also ein wesentliches Stück Rechtsgeschichte und zugleich Geschichte der DDR. Der Bogen spannt sich von den ersten Reformschritten im Bereich des Scheidungsverfahrens (u.a. mit der Abschaffung des Anwaltszwangs 1948) über die Verfassung der DDR (1949) mit ihren weitreichenden Konsequenzen und Problemen für das Familienrecht und das die Familie betreffende Sozialrecht (seit 1950), über den Entwurf eines Familiengesetzbuches (1954), ein neues Scheidungsrecht (1955), das Familiengesetzbuch der DDR (FGB,1965) und die dazu erlassenen Richtlinien und Beschlüsse des Obersten Gerichts der DDR, die sich als Form der Leitung der Rechtssprechung verstanden und bezüglich der Ehescheidung besonders, wenn auch erfolglos, auf die Verringerung der Scheidungszahlen abzielten. Dargestellt werden die stark intensivierte Familienförderung im Bereich der Sozialpolitik in den 70er und 80er Jahren und Überlegungen zur Reform des Familienrechts, die zunächst nicht aufgegriffen wurden, aber eine Grundlage für das im Juni 1990 von der Volkskammer der DDR verabschiedete, ebenfalls einbezogene Familienrechtsänderungsgesetz waren. Schließlich wird die am 3.10.1990 erfolgte Überleitung des bundesdeutschen Familienrechts auf das Beitrittsgebiet und die damit bewirkte starke Veränderung des rechtlichen Inhalts der Ehe und des Eltern-Kind-Verhältnisses im Beitrittsgebiet skizziert. // Es geht bei allem um die Rolle von Ehe und Familie und dabei vorrangig um die Probleme der Gleichberechtigung von Mann und Frau, von Mutter und Vater und um die der Kinder unabhängig davon, ob sie in der Ehe oder außerhalb einer Ehe geboren wurden und um die Stabilität der Ehe. Es wird die Gesetzgebung und die Rechtsanwendung in ihren Schwerpunkten dargestellt mit den jeweiligen systemtypischen Zielen, Inhalten und Problemen. ; Not Reviewed
Der Beitrag zeichnet die Subsystembildung der staatlichen Erwachsenenbildungseinrichtungen der DDR nach, die aus der Volkshochschule hervorgegangen und quasi im Probelauf in dieser Institutionalform ausprobiert worden sind, ehe sie als eigenständige Organisationsform etabliert wurden. Die damals bildungspolitisch vollkommen unterschätzte Volkshochschule hat Bedarfe eruiert, Bildungsbewegungen aufgenommen und diese institutionalisiert. (DIPF/Orig.)
Die Realisierung des Einheitsprinzips wird über die einzelnen Phasen der DDR-Bildungsentwicklung hauptsächlich unter zwei Aspekten analysiert: größere Gleichheit der Bildungschancen einerseits und Überwindung des traditionellen Dualismus zwischen höherer Bildung und Volksschul- sowie Berufsbildung andererseits. Sozialdemokratisch-reformpädagogische oder egalitär-kommunistische Auffassungen in der Bildungspolitik haben neben anderen Faktoren Entscheidungen über Differenzierungsformen im Interesse individueller Entwicklung jeweils entscheidend geprägt. In der Geschichte der DDR sind neben Erfolgen im Abbau sozialer Unterprivilegierung freilich Antinomien zwischen "equality" und "excellence" immer deutlicher zutage getreten, für die auf Grund politischer und ideologischer Erstarrung in der späten DDR bis zur Wende 1989 keine Lösung gefunden werden konnte. (DIPF/Orig.) ; Analyses of the implementation of the principle of unity in different phases in the history of the East German educational System basically focus on two aspects: greater equality in educational opportunities, on the one hand, and the departure from the traditional dualism between higher education and elementary and vocational education, on the other. Both Social Democratic-reform pedagogical and egalitarian-Communist conceptions of educational policy have - besides other factors - had a decisive impact on decisions concerning forms of differentiation in the interest of individual development. In the history of the GDR, successes in the reduction of the number of the socially underprivileged have always been accompanied by a clearer manifestation of antinomies between equality and excellence, - antinomies for which, due to the political and ideological paralysis of the late GDR no Solution had been found up to the fall of the political system in 1989. (DIPF/Orig.)
Bis 1990 ging die politische, soziale, wirtschaftliche und technische Entwicklung in beiden deutschen Staaten mehr als 40 Jahre getrennte Wege. Das trifft auch für die Ausbildung von Wasserbauingenieuren zu. Die Autoren unternehmen den Versuch, das Bild der zugehörigen Entwicklung im Osten Deutschlands nachzuzeichnen. Sie konzentrieren sich dabei auf die Technische Universität Dresden als den Hauptstandort der damaligen universitären Wasserbauausbildung in der DDR. Im vorliegenden Aufsatz werden die Tatsachen, die Probleme und das Erreichte dargestellt und besprochen. ; More than 40 years the political, social, economic and technical development in the two German states went different ways until 1990. This also applies to the education of civil engineers in the field of hydraulic engineering. The author undertakes the attempt to trace a picture of the related development in East Germany. During the GDR-period the Dresden University of Technology was the major place for university education of hydraulic engineers (GDR = German Democratic Republic).
Ausgehend von der Frage, ob es eine DDR-(Deutsche Demokratische Republik-)Psychologie gab, wird die Situation einer nur zögerlichen bzw. nicht stattfindenden Aufarbeitung dieser Psychologie erörtert. Die Praxis der erfolgten Evaluierung und Teilabwicklung der ehemaligen DDR-Psychologie blockierte einen solchen Prozess eher, weil sie die Psychologieentwicklung in der ehemaligen DDR historisch dekontextualisierte. Aspekthaft wird die Psychologieentwicklung in der DDR in ihrem Bezug zur internationalen und zur deutsch-deutschen Psychologieentwicklung sowie in ihrem Selbstverständnis als marxistische Psychologie des Sozialismus und als Psychologie in den Etappen des Realsozialismus in der DDR skizziert. Dabei wird deutlich, dass sich hier nicht nur unterschiedliche Sichten auf die DDR-Psychologie ergeben, sondern ihre realen, sich kreuzenden und teilweise widersprüchlichen Entwicklungsdeterminanten und -linien offenbar werden. ; peerReviewed ; publishedVersion
Thomas Großbölting analysiert in seinem Beitrag den Zustand der "DDR-Forschung" und elaboriert, wie dieses Thema als Chance wahrgenommen und genutzt werden kann. Hierbei werden sowohl die Entwicklung der historischen Auseinandersetzung als auch der methodische Umgang mit diesem Kapitel deutscher Geschichte thematisiert und reflektiert. Großbölting entwirft in diesem Zusammenhang eine Zukunftsperspektive darauf, wie sich die Geschichtswissenschaft der DDR annehmen könnte, ohne sich dabei auf "ausgeforschtem" Terrain zu bewegen.
Die Universitäten der DDR waren 1961 ein Unruheherd; die Ablehnung des Mauerbaus, des 'Kampfauftrags' und der Vorgaben war deutlich spürbar. So sehr die SED-Führung auf repressive Maßnahmen zurückgriff, konnte sie dennoch in der zweiten Jahreshälfte 1961 nicht Herr der Lage werden und musste weitverbreitete Ablehnung und gelegentlich auch offene Proteste in Kauf nehmen. Diese fanden nicht zuletzt in der weitgehenden Autonomie einiger Bereiche und Institute einen Rückhalt. Entsprechend wurde sie mit der Dritten Hochschulreform 1968/69 weitestgehend beschnitten. Dabei wurden die Fakultäten und Institute aufgelöst und in Sektionen umgeformt. Die Macht der SED-Führung erstreckte sich im Jahr 1961 noch lange nicht in alle Bereiche der Universitäten und konnte sich nur teilweise behaupten. Den Staat einzumauern war ein weiterer Schritt zur Disziplinierung seiner Bürger. (HoF/Text übernommen)
Die Modefotografie in der DDR ist untrennbar verknüpft mit der Zeitschrift Sibylle, in deren Illustration der Bogen von der angewandten hin zur künstlerisch ambitionierten und ästhetisch hochwertigen Fotografie geschlagen wird. Von 1956-94 publiziert, wurde das ausnehmend populäre Magazin zur engagierten Kultur- und Modezeitschrift mit anspruchsvollen Reportagen, welche sich um objektiven Journalismus sowie um eine Nische innerhalb der streng reglementierten Printmedien der DDR bemühte. In Sibylle finden sich keine opulenten Modestrecken, sondern vielmehr Darstellungen von Frauen nahe am Alltag. Die Modelle posierten für Fotografen wie Arno Fischer, Sibylle Bergemann oder Roger Melis nur selten vor Kulissen in Studios, sondern in einer realistischen Umgebung, wodurch sie die Möglichkeit hatten, bis zu einem gewissen Grad ein authentisches Bild von Lebensräumen in der DDR zu zeigen. Die Zeitschrift unterstand der Zensur und jede Ausgabe musste von staatlicher Seite genehmigt werden. So wurden Sujets vorgegeben, welche ein optimistisches Bild der berufstätigen und emanzipierten Frau zu vermitteln versuchten. Dass politische Kontrollorgane vehement Einfluss nahmen, ist an Vorgaben und Zensur ablesbar. Doch trotz dieser Zwänge entstand im Kontext der Zeitschrift Sibylle eine vielschichtige Modefotografie in der DDR, welche auch die sich von staatlichen Institutionen abgrenzende Modeavantgarde der 1980er Jahre widerspiegelte.