"Der Begriff 'Postkommunismus' wird als Abzeichen der Gesellschaftslage, der politischen Änderungen und Prozesse - die Zufolge der ökonomisch-politischen Zerfall der historisch-sozialer Realität der Osteuropäischen Länder wie auch des ehemaligen Jugoslawiens - bezeichnen, Länder des sogenannten 'realen' oder auch 'selbstverwaltenden' Sozialismus. Im historisch-sozialen Zusammenhang trachtet man gesellschaftlich und kulturell wie auch soziologisch die bedeutenden religiösen Änderungen in Kroatien zu erklären. Die sozial-politischen Änderungen in Osteuropa und ehemaligen Jugoslawien, im Namen der Demokratie und Pluralismus, der Rechte und der Freiheiten des Menschen und seines Gewissens ermöglichten auch formalrechtlich die vollständige Religionsfreiheit und zwar auch ihre freie Äußerung. Die Kirche, die Religionsgemeinschaften wurden vom Staat getrennt zufolge der Errungenschaft der Demokratie-Bedingung des demokratisch-politischen Gesellschaftslebens. Als dessen Resultat und Komponente sind die betonten (auch in Medien hervorgehobenen), öffentlichen, religiösen Manifestationen, die im großen Maße nationalgeprägten Religionsgefühle unterdrückten, befreit worden. Es geht also um eine bestimmte Entsäkularisierung, um Rückkehr der traditionellen brauchtümlichen Religiosität, die gewisse sozial-kulturelle und national-politische Identifikationen manifestiert." (Autorenreferat)
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 20-40
The paper "Israel in the European neighborhood policy" attempts to explain the importance of the relation EU-Israel for the security of the European Union, but also for the global security. This task will be accomplished by analyzing basic documents vital for European political architecture, such as the European Security Strategy, Strategy Paper for Israel for the period 2007-2013, or EU/Israel Action Plan. The speeches of members of European Commission about the relation of EU with Israel are also important sources of the present paper, bringing valuable ideas who successfully complete the content of EU-Israel treaties. This paper attempts, also, to explain the functionning and the role of European neighborhood policy, its principles of action and objectives and, later on, to analyse the importance of Israel as a country found in the proximity of European Union. The reason for choosing Israel from all the other neighbors of the European Union, as subjects of European neighborhood policy, was the common values reflected in tradition and culture of the Jews from Israel and of the Europeans, enhanced by the European Jewry Heritage from Europe. We consider that the relationship between European Union and Israel is very normal and useful. Among the priorities of action established by the two parts as a consequence of European Union-Israel treaties, we would like to point out the assignment to fight against anti-Semitism and against terrorist actions. The Jewish people are a people who passed through a lot of difficulties and inconveniences during history and through a great tragedy during the Holocaust. Israel represents the refuge they longed for centuries and democratic states do support Israeli aspiration towards having their own fatherland. Anti-Semitism increased now in the Arab world being the consequence of the conflicts between Palestinians and Israelites in the last decades. Some times it can take the form of terrorist action and hence the connection with terrorist networks. The fight against terrorism is not strictly connected with anti-Semitism; terrorist networks are acting more and more widely, including actions versus western civilization. So it is both in the interest of Europeans and Israel to act against the ones who put in danger the basic human values. Both Israel and European Union and United States also, have to reconsider their relation with Arab world whose aggression increased as being home for numerous extremist and terrorist Islamic movements. Terrorism is the present day threat and not a global war. But terrorism can cause much more damage than a war as affecting the entire world and mainly civilians. No place can be safe enough when confronting with such a threat. But the treaties between Israel and European Union have also economic, social, political, security related objectives. They have at their base the common values that Israel and European Union countries share: democracy, human rights and respect for fundamental freedoms. They wish to create more prosperous and secure countries. And they open European economy to Israeli participation. Strenghtening the economic ties between Israel and European Union, all sectors of cooperation will be strenghtened because economic interest is at the basis of long term relations. The method of work will be critical interpretation of the documents concerning European neighbourhood policy and its connection to Israel. The purpose is to understand the written base of EU and Israel relations as a precondition for further possible analysis of the diplomatic relations and politics of the two entities. Our position is to encourage the relationship between Israel and European Union. Israel and the European Union countries are united through historical ties as Jews from whole Europe contributed after 1948 to the creation and development of the Israelian state. Their relationship appears us very normal and an expected result.
Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist seit zwei Jahrzehnten die Basis für die Berichterstattung zum freiwilligen Engagement in Deutschland. Er wird seit 1999 alle fünf Jahre als telefonische, bevölkerungsrepräsentative Studie durchgeführt. Aktuell liegen die Daten der fünften Erhebung aus dem Jahr 2019 vor. Als freiwilliges Engagement werden Tätigkeiten gefasst, die freiwillig und gemeinschaftsbezogen ausgeübt werden, im öffentlichen Raum stattfinden und nicht auf materiellen Gewinn gerichtet sind.
Der Beitrag untersucht die Konsequenzen der Nutzung digitaler Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Medien für demokratische Deliberation. Er beleuchtet zunächst, wie diese Algorithmen Informationen für bestimmte Nutzer(-gruppen) personalisieren: Er zeigt, wie Daten gesammelt, Datenbanken aufgebaut, Nutzerdaten und Webinhalte kategorisiert und schließlich nach bestimmten Aspekten miteinander verbunden werden. Darauf aufbauend zeichnet der Artikel nach, wie politische Kommunikation durch diese Algorithmen beeinflusst wird und welche Implikationen das für demokratische Deliberation hat. Es wird gezeigt, dass sowohl die Informationsbasis der Nutzer als auch die Kommunikation selbst durch Algorithmen beeinflusst und geformt werden und dass dies den normativen Anforderungen an demokratische Deliberation zuwiderläuft. Denn unter anderem entsteht dabei eine »informationelle Pfadabhängigkeit«, die die Möglichkeit einer gesellschaftsweiten Deliberation untergräbt.
Die politischen Auswirkungen der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung sind ein Thema, mit dem sich die Sozialwissenschaften heute konfrontiert sehen. Die Frage lautet: Wie wahrscheinlich ist es, dass die künftige Politik der reichen postindustriellen Gesellschaften von einem Verteilungskonflikt zwischen pensionierten Alten und erwerbstätigen Jungen geprägt sein wird? Welche Folgen die gewachsene Mobilisierbarkeit der Alten und der überproportionale Alterungsprozess der Mitglieder von Parteien und Gewerkschaften haben wird, lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit sagen. Der Verfasser vermutet, dass die Politik der gealterten Gesellschaft nicht radikal anders sein wird als die Politik von heute. Als Gebot der Stunde erscheint jedenfalls die Neuverhandlung des Generationenvertrages als Interessenausgleich zwischen Alt und Jung unter veränderten demographischen Vorzeichen. (ICE2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 131-143
Viele sprechen von "Zivilgesellschaft" - und dies mit unterschiedlicher Bedeutung. Der Autor umreißt zunächst sein Interesse am Thema und expliziert dann, was er unter "Zivilgesellschaft" versteht. Das Interesse erwächst aus einem akademischen institutionellen Kontext (Wissenschaftszentrum Berlin), in denen Bedarf an umfassenden Begriffen besteht, die es erlauben, eine vergleichende Geschichte Europas seit dem 18. Jahrhundert zu strukturieren, und die als konzeptuelle Brücken zwischen Historikern und (sonstigen) Sozialwissenschaftlern tauglich sind. Sehr viele Begriffe dieser Art gibt es nicht, "Zivilgesellschaft" rechnet der Autor dazu. Weiterhin interessiert "Zivilgesellschaft" als Schlüsselbegriff heutiger Reformdiskussionen, als Begriff der Reform, als Versprechen, als noch nirgendwo völlig eingelöstes Projekt, das zu berücksichtigen lohnt, wenn es derzeit um die notwendige Neubestimmung des Verhältnisses von Marktwirtschaft, Interventionsstaat und Gesellschaft geht. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass der dem zivilgesellschaftlichen Projekt eigene Universalisierungsanspruch Dimensionen sozialer Ungleichheit kritisch in Frage stellt. Er verlangt den Abbau nicht anerkennungsfähiger Ungleichheit und ihrer Konsequenzen. Aber auch sehr große Unterschiede in Einkommen, Vermögen und Lebenssicherheit tendieren dazu, den zivilgesellschaftlichen Kommunikationszusammenhang zu sprengen und zu beschädigen. Die dauerhafte Exklusion von großen Bevölkerungsteilen aus den Rechten und Pflichten der Zivilgesellschaft bleibt ein ständiger Stachel, ein innerer Selbstwiderspruch, der über zivilgesellschaftliche Mechanismen wie öffentliche Diskurse, Kritik und Bewegungen zur Manifestation und zur Auflösung drängt. (ICA2)
Die Ausgangslage im Themenfeld "Lebensstile, soziale Lagen und Siedlungsstrukturen" wird in diesem einführenden Beitrag anhand von antagonistischen Begriffspaaren beschrieben, welche die Vielschichtigkeit und Uneinigkeit des wissenschaftlichen Diskurses aufzeigen. Im Einzelnen sind dies die Homogenisierung bzw. die Heterogenisierung sozialer Ungleichheit, die Globalisierung bzw. die Lokalisierung gesellschaftlicher Prozesse, die Verräumlichung bzw. Enträumlichung sozialer Strukturen und Prozesse sowie Government bzw. Governance als Steuerungsform.
Das Gesellschaftsmodell der westeuropäischen Nachkriegsepoche war Ergebnis des Versuchs einer doppelten Versöhnung: zwischen Demokratie und Kapitalismus und zwischen Arbeit und Kapital. In allen westeuropäischen Ländern räumte die tatsächliche Verfassung von Staat und Wirtschaft den organisierten Großklassen der Industriegesellschaft einen privilegierten Status ein: Dachverbände von Arbeitnehmern und Unternehmen bildeten eine "zweite Regierungsebene", mit der sich die demokratisch gewählte staatliche Regierung weite Bereiche der öffentlichen Macht teilte, letztlich diente dieses Arrangement vor allem der Institutionalisierung der Gewerkschaften in einem sozialstaatlichen und "partnerschaftlichen" Kontext. Der vorliegende Beitrag betrachtet diesen "Euro-Korporatismus" im Kontext sowohl der Geschichte der europäischen Integration als Teil der Geschichte des Nachkriegskapitalismus in Westeuropa, als auch der Interaktion zwischen europäischer und nationaler Ebene der Politikformulierung und politischen Entscheidungsfindung. Die These dabei ist, dass die Entwicklung des Integrationsprozesses ebenso wie die des modernen Kapitalismus die Vorstellung obsolet gemacht hat, ein geeintes Europa könne politisch nach dem Muster eines klassenkorporatistischen Tripartismus von Staat, Unternehmen und Gewerkschaften organisiert werden. Im Gegenteil hat die europäische Integration in der Gestalt des "neoliberalen Projekts" wirksam zur Auflösung klassenkorporatistischer Strukturen auf der nationalen Ebene beigetragen, insbesondere - wie gezeigt wird - zur Schwächung oder gar Entmachtung der Gewerkschaften. (ICA2)
Engaging directly with some of the most important issues in contemporary politics, this volume deals with the role of political culture in democratic transitions, focusing in particular on democratization in Eastern and Central Europe. The central question is the relationship between institutional development and societal norms, and between the development of a superstructure of democratic proceduralism and the attitudes and responses of post-Communist republics. Surveying over ten years of experience of post-Communist change, the book draws upon a rich range of sources using quantitative survey data in a sophisticated and enlightening way. The rigorous methodology employed provides important insights into real processes in specific countries and allows for a number of generalizations to be made about the role of political culture today.
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 54-63