Der Rufmord am Reichspräsidenten: zu Grenzformen des politischen Kampfes gegen die frühe Weimarer Republik 1919-1925
In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 5, S. 453-500
ISSN: 0066-6505
Der Autor untersucht den Kampf Friedrich Eberts gegen persönliche Verunglimpfung und Verleumdung zwischen 1919 und 1924. Dabei stützt er sich auf Archivmaterialien des Bundesarchivs Koblenz. Zunächst wurde der Inhalt der Beleidungungen und die Zielsetzung der Beleidiger analysiert. Dann wurde die Urteilsfindung der Gerichte kategorisiert und an Beispielen erläutert. Abschließend erfolgte eine Beurteilung der Haltung Eberts zu den Beleidigungen. In einem Dokumentenanhang wurden die Beleidungsklagen des Reichspräsidenten 1919 bis 1922 sowie eine Auswahl an Droh- und Schmähbriefen an den Reichspräsidenten zusammengestellt. Während seiner Amtszeit stellte Ebert 173 Strafanträge wegen Beleidigungen, die mit seiner Person zugleich auch die Republik treffen sollten. Der weitaus überwiegende Teil der Beleidigungen wurde jedoch nicht strafrechtlich verfolgt, weil die Beleidigungsklagen entweder nicht weiter verfolgt wurden oder Ebert keine Strafanträge stellte. Bei den strafrechtlich verfolgten Verleumdungen handelt es sich um Schmähungen der Person Eberts und um Schmähungen im Zusammenhang mit der Amtsführung. (AG)