Mehr Transparenz - weniger Demokratie
In: Das Internet: Bereicherung oder Stressfaktor für die Demokratie?, S. 35-56
"Folgte man jener Habermasschen Selbstkorrektur, so könnte man das Internet als Ausdruck eines weiteren, tiefgreifenden Strukturwandels der Öffentlichkeit deuten. Im Internet, so scheint es, nimmt die Öffentlichkeit die Gestalt eines prinzipiell unbeschränkten, Partizipations- und Gestaltungsmöglichkeiten aller Art eröffnenden Raumes an. Genauer gesagt: Öffentlichkeit wird zu einer sich auch noch vom Räumlichen lösenden, jedermann zugänglichen, wegen der ständigen Fluktuation der Kommunikation zugleich Hierarchien-auflösenden Arena. Gegen diese Deutung steht nun die erstgenannte: dass durch das Internet im Grunde eine Entpolitisierung stattfindet, nicht zuletzt, weil hier 'Informationen im privaten Raum produziert und ins Private kommuniziert' werden - eine Privatisierung des Öffentlichen. Diese These soll im Folgenden geprüft werden, was zunächst einen Rückblick auf zwei klassische Konzepte der politischen Wirkung von Öffentlichkeit erforderlich macht: die Konzepte von Immanuel Kant und John Stuart Mill. In einem nächsten Schritt gilt es, den historischen und sachlichen Zusammenhang von Öffentlichkeit und Demokratie zu ermitteln. Im Anschluss daran soll die eigentümliche Gestalt oder besser: Gestaltlosigkeit des Internets dargestellt werden, um sich abschließend der Frage zuzuwenden, wie demokratisch, wie politisch das Internet tatsächlich ist." (Textauszug)