Kritik und Gesellschaft: der Subjektbegriff in der Dialektik der Aufklärung
In: Theorie und Praxis: Beiträge zur Kritik der Gesellschaft, S. 72-82
Die zentrale Fragestellung des Essays ist folgende: Kann der 'Verlust des Sozialen', den Axel Honneth in der "Dialektik der Aufklärung" findet, entkräftet werden, ohne zugleich einen konsistenten Gegenentwurf in Form einer Theorie des kritischen Subjekts zu formulieren? Das kritische Subjekt tritt in dieser Frage durchaus mit dem Anspruch auf, das Soziale zu vertreten, wenn darunter ein solidarisch verbundenes Subjekt emanzipativer Praxis verstanden wird. Aus dieser Fragestellung ergeben sich zwei Thesen. Erstens: Es lässt sich ein kritischer Subjektbegriff aus der "Dialektik der Aufklärung" gewinnen. Zweitens: Die Absicht ihrer Autoren Max Horkheimer und Theodor W. Adorno war es nicht, eine konsistente Theorie zu entwickeln, und damit auch ein konsistentes Bild des Subjekts, sondern die Aporie, den theoretisch nur unter Bedingungen einer veränderten Praxis zu überwindenden Widerspruch zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Individuum und Gesellschaft herauszustellen. Die Analyse bewegt sich im Spannungsfeld dieser beiden Thesen. (ICF2)