Die Autorin geht der Frage der Thematisierung von Differenz in der Sozialpädagogik nach, wobei sie sich insbesondere auf die Momente konzentriert, "in denen Differenz (insbesondere deren Konfliktdimension) aus der gesellschaftlichen Wahrnehmung verschwindet bzw. zum Verschwinden gebracht wird – womöglich unter Zutun der Sozialpädagogik". So zeigt sie zunächst an einer historischen Skizze (1. "Das Soziale und die Differenz" in historischer und systematischer Betrachtung"), "wie die sich um 1900 herausbildende moderne Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik ihre Aufgabenstellungen an unterschiedlichen Dimensionen von "Differenzen" entwickelte". Dass eine "Ent-Stigmatisierung von Differenz durch Normalisierung (so in der Heimerziehung)" aber auch "zur Verdeckung von Differenz und ihrer potentiellen Konfliktdimension führen" kann, ist eine vor allem aus der geschlechterpolitischen Analyse gewonnene Beobachtung (3. "Politisierung der Differenz am Beispiel feministischer Sozialpädagogik"), die schließlich als "Ausgangspunkt für die Kennzeichnung der paradoxen Dynamik von Differenz als Spannungsfeld von Hierarchisierung, Skandalisierung, Normalisierung, Relativierung und De-Thematisierung" (4. "Die Dynamik von Thematisierung und De-Thematisierung") dient. "Der allgemeine Gedankengang" bezieht sich dabei auf die "Machtanalytik Michel Foucaults", dessen Denken "auch für eine geschlechtertheoretische Perspektive" "produktiv zu nutzen" ist. Im Ausblick (5.) fragt die Autorin schließlich "nach möglichem "Werkzeug zur Demontage", zur Kritik und Reflexion von Machtverhältnissen, gerade im Feld – und im Medium - der Sozialpädagogik." (DIPF/ ssch)
Gesellschaftliche Differenzverhältnisse wie Geschlechter- oder natio-ethno-kulturelle Zugehörigkeitsordnungen sind Strukturmerkmale gesellschaftlicher Wirklichkeit. Sie prägen Biographien, Interaktionssituationen und Institutionen - auch die Universität. Insofern Differenzverhältnisse den universitären Ort, an dem dieser Gegenstandsbereich zum Thema wird, strukturieren, ist das universitäre Sprechen über Differenz zugleich von dem Gegenstand, um den es geht, vermittelt. In diesem Buch finden sich Analysen einer protokollierten Episode aus einem universitären Seminar, das sich mit migrationsgesellschaftlichen Unterscheidungspraxen beschäftigt. Aus vier Perspektiven - Geltungsanspruch universitären Wissens, Irritationen in der Lehre, Erfahrungsbezug als Legitimationspraxis und Universität als Ort von Erkenntnistransformation - wird die Episode untersucht und so kommentiert, dass allgemeine Strukturmerkmale universitärer Lehre zu Differenz unter Bedingungen von Differenz sichtbar werden..
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Die Arbeit untersucht Differenzdiskurse zu zwei historischen sozialen Identitäten im Manden (Westafrika) anhand mündlich und schriftlich tradierter Texte unterschiedlicher Sprachen (Bambara, Französisch, Deutsch, Englisch) und Genres (Reisebericht, Preislied (fasa), Epos (maana), Roman, Märchen (nsiirin), Lied (donkili)), die zwischen dem 14. bis 21. Jahrhundert erschienen sind. Die Differenz von horon, dem Edlen, Freien und jeli, dem 'Handhaber des Wortes' wird dabei höchst unterschiedlich als komplexer Beziehungsmodus diskursiv und performativ hervorgebracht und gestaltet. Als uneigentliche Differenz bildet sie sich unter der Prämisse des Schamprinzips vor allem entlang der jeweils vorgenommenen Zuschreibungen von freigiebigem Renommee-Suchenden und erbittendem Panegyriker. Die analysierten Texte, die den Zeitraum von Beginn des mittelalterlichen Mali-Reiches bis Mitte des 20. Jahrhunderts als intradiegetisches Setting haben, verhandeln die Differenz entsprechend spezifischer Wirkungsintentionen von einer Außenseiter-Perspektive, z.T. zur Legitimation kolonialer Absichten oder von einer Insider-Perspektive aus, um, teils politisch motiviert, das eigene kulturelle Erbe zu valorisieren oder auch um (historische) Mißstände anzuprangern. Dabei wird die Differenz von jeli und hↄrↄn unterschiedlich ausgestaltet, mit dem horon als Helden (ŋana, cεfarin), König (mansa, faama), Gastgeber (jatigi) und dem jeli als Meisterredner/sänger (ŋaara), Reputations-Verantwortlichen, Klienten des jatigi. Literatur wie Differenz wird als rhetorischer Ort kreativer Verhandlungen, strategischer (Neu)schöpfungen betrachtet, durch welche die jeweiligen Akteure spezifische Interessen verfolgen und damit variabel an Diskursen und damit an Wirklichkeiten mitgestalten. Jeli und horon verändern sich als literarische Konstruktion in Abhängigkeit von ästhetischen und ideologischen Strategien. ; The present work examines discourses of difference about two historical social identities in Manden (West Africa) using oral and written literary texts of different languages (Bambara, French, German, English) and genres (travelogue, praise song (fasa), epic (maana), novel, fairy tale, song (dↄnkili)), published between the 14th to the 21st century. The difference between horon, the noble, the free, and jeli, the 'handler of the word', is produced and shaped in a highly differentiated way as a complex mode of relation(ship) in a discursive and performative manner. As an improper difference it is formed under the premise of the principle of shame, especially along the attributions made between the generous rewards seeker and the panegyrical requester. The analysed texts, which have the period from the beginning of the medieval Mali empire to the middle of the 20th century as an intradiegetic setting, negotiate the difference according to specific intended effects from an outsider perspective, eg. for purposes of legitimacy of colonial intentions or from an insider perspective, partly politically motivated, in order to valorise one's own cultural heritage or to denounce (historical) grievances. The difference between jeli and hↄrↄn appears in varying ways, with the horon as hero (ŋana, cεfarin), king (mansa, faama), host (jatigi) and the jeli as master-singer/-orator (ŋaara), reputational entrepreneur, client of a jatigi. Literature and Difference are considered both as a rhetorical place of creative negotiation, of strategic (re)creation, through which the respective actors pursue specific interests and thereby participate in shaping discourses and thus realities. The jeli, who is at the same time performer, narrator and protagonist of many narratives, and the horon, determined by his status and his ethos, change as a literary construction depending on aesthetic and ideological strategies.
Der Autor stellt in seinem Beitrag die Frage, ob sich Differenz beobachten lässt. In Bezug auf ein Forschungsprojekt zu Heterogenitätskonstruktionen wird die Analyse von Differenz als methodisch-methodologisches Problem erörtert. (DIPF/Orig.).
Die Autorin will nachweisen, dass sich das universalistische Erbe der Aufklärung, der klassischen Philosophie und des Marxismus mit poststrukturalistischen Vorstellungen zur Differenz und zum Subjekt verbinden läßt und diese universalistische (feministische) Positionen präzisieren und stärken können. Sie plädiert für die Notwendigkeit, die Dialektik von Universalismus und poststrukturalistischen Auffassungen zu erkennen und für die feministische Praxis zu nutzen. Der Universalismus und seine Menschenrechtskonzeption legitimieren dabei den Anspruch jedes Menschen auf die Verwirklichung aller seiner Potenzen. Diese Idee war und ist für die Befreiungskämpfe in aller Welt unverzichtbar. Gleichheit bedeutet im poststrukturalistischen Diskurs - und damit mit dem Universalismus kompatibel - die Bedingung der Möglichkeit von nichthierarchischen Differenzen. (ICA)
In dem Aufsatz werden verschiedene Differenzen im Verhältnis zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den USA untersucht. Zunächst wird auf das Ost-West-Verhältnis eingegangen und aufgezeigt, wie die unterschiedliche Interessenlage der beiden Staaten eine unterschiedliche Einschätzung der Entspannungspolitik hervorbringt. Danach werden die unterschiedlichen Vorstellungen aus der besonderen geographischen Lage der Bundesrepublik erklärt. Es folgt eine Einschätzung der Differenzen in Hinblick auf die Nord-Süd-Beziehungen sowie ein Abriß der wirtschaftspolitischen Konfliktlagen, die sich vor allem aus der Reaganschen Haushaltsdefizit-Politik ergeben. Abschließend wird festgestellt, daß die beiden Staaten zwar unterschiedliche Methoden, aber identische Ziele haben: einen Krieg zu verhindern, die kommunistische Expansion einzudämmen, das sowjetisch-marxistische System zu zähmen und schließlich zu wandeln, seine Evolution in eine Richtung zu steuern, die den Interessen des Westens förderlicher ist als die heutige. (GF)
Die Autorin beschäftigt sich mit Praktiken und Debatten zu Migration und ethnisierten Differenzen, Rassismen und Antirassismus im Kontext feministischer Aktivismen in Wien. In einer Längsschnittbetrachtung von den 1980er bis zu den 2010er Jahren fragt die Arbeit, wie weiße feministische Aktivistinnen machtvolle ethnisierte Differenzen verhandeln – im expliziten Sprechen ebenso wie im impliziten Tun. Nicht zuletzt geht es um die Frage, wie in diesen Praktiken nicht nur die 'Andere' konstruiert, sondern auch 'Eigenes' hergestellt wird. ; The author analyses practices and debates in feminist activism in Vienna with regards to issues of migration and ethnicisation, racism and anti-racism. Taking into account developments from the 1980s to the 2010s the book uncovers how white feminist activists (de-)construct powerful ethnicized differences in their 'doings' and 'sayings'. It also draws critical attention to the ways in which white activists constructed their own political identities through engagements with 'other' women.
Kulturwissenschaftliche Fragestellungen und geschlechtertheoretische Analysen haben unseren Blick für die kulturelle Kodierung des Körpers geschärft. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen, wie Konzepte von Geschlecht, Sexualität und Ethnizität zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen Orten am Körper ihre ideologische Stütze fanden. Mit unterschiedlichen theoretischen Werkzeugen und aus vielfältigen Perspektiven thematisieren die AutorInnen den Körper sowohl als Mittel der Repräsentation wie auch als Medium der Subjektivierung. In zeitlicher Hinsicht reichen die Beiträge von der Visualisierung der Geschlechterdifferenz in der französischen Bildhauerei des ausgehenden 12. Jahrhunderts bis zur postkolonialen Neuverhandlung von Identitätskonzepten und Subjektmodellen in der zeitgenössischen Kunst. Analysiert werden ältere Reiseberichte und neuere ethnographische Studien ebenso wie literarische Texte und naturwissenschaftliche Diskurse über Sexualität und Geschlecht. Der Band gibt einen guten Einblick in aktuelle kulturwissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Körper. Hervorgegangen ist er aus der dritten Internationalen Graduiertenkonferenz >Verkörperte Differenzen<, die im April 2003 in Wien stattfand
Eingangs erörtert der Autor Gemeinsames und Trennendes von Arbeit und Leistung. Daraus leitet er die Kernfrage seiner Untersuchung ab, ob Leistung als Selbstverwirklichung oder als Mehrarbeit begriffen wird. Hierzu werden Daten des European Value-Survey (EVS) herangezogen, die das Allensbach-Institut 1990 in der BRD und der DDR ermittelte. Die Analyse ergibt, "dass die Bevölkerung der DDR (...) zu Arbeit und Leistung durchweg freundlicher eingestellt ist als die Bevölkerung der BRD". Dies beruht auf einer anderen Auffassung der Bevölkerung der DDR von Arbeit und Leistung, die von ihr weniger stark als Selbstverwirklichung aufgefasst werden. (prh)
Das Werk Niklas Luhmanns steht in der Tradition und Kontinuität einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Entwicklungen des 20. Jahrhunderts, die das Bewusstsein als alleiniges Subjekt der Welt dezentrieren. Gegenüber der "schönen Erzählung" vom autonomen Subjekts bietet die Kommunikations- und Systemtheorie Niklas Luhmanns für den Autor eine Theorie an, die das Individuum ernster nimmt als jene Theorien, die das Subjekt theoretisch in den Mittelpunkt stellen. Vor diesem Hintergrund ist es die Absicht des Beitrages, einige Facetten der kommunikationstheoretischen Fundierung von Luhmanns Theorie des Gesellschaftssystems darzulegen. Besonderer Wert wird dabei auf die Frage der operativen Autonomie von Bewusstsein und Kommunikation gelegt, wie sie v. a. in Anlehnung an und in Absetzung von Husserls Phänomenologie besonders deutlich werden. Ein zweiter Schritt behandelt die Differenz von Kommunikation und Handlung. Hier verspricht sich der Autor durch eine Kontrastierung der Luhmannschen Systemtheorie mit Rational-Choice-Theorien einigen Aufschluss über die Konstruktion von Personen, Akteuren, Handlungen und Strukturen. Dies führt dann zur Differenz von Kommunikation und symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien. Hier wird zu zeigen versucht, wie Luhmann soziale Strukturbildung in der Tat als ein selbstreferentielles, sich selbst verstärkendes und gänzlich intentions-, in diesem Sinne subjektfreies Geschehen beschreibt. Abschließend wird die Differenz von Sinn und Form angeschnitten. Der Autor geht hier von der These aus, dass sich die Pointe des gesamten Luhmannschen Theorieunternehmens tatsächlich in einer genaueren Ausarbeitung jener epistemologisierenden Sinn- und Formproblematik verbirgt. (ICA2)