Das Verfahrensmodell, welches Bruno LATOUR (2001a) in Das Parlament der Dinge entwickelt, wird hier methodisch interpretiert und zu etablierten Methoden der fallrekonstruktiven Sozialforschung in Beziehung gesetzt. Damit entsteht ein methodologisches Modell, eine prozedurale Methodologie, die in den Grundzügen entfaltet und deren Chancen und Probleme diskutiert werden. Mit dieser Methodologie lassen sich heterogene Forschungsanforderungen und Methoden integrieren sowie mehrere Brücken schlagen: zwischen unterschiedlichen "qualitativen" Methoden, zwischen Methodik und Zeitdiagnostik, zwischen Sozial- und Umweltforschung. Als zentrale Kennzeichen dieser Methodologie werden Prozesshaftigkeit, Sequenzialität, Multidimensionalität, Reflexivität und Transdisziplinarität herausgearbeitet.
Der Text präsentiert eine Methode zur Einschätzung der Beiträge von Klein- und Mittelbetrieben eines regionalen Industriesektors hinsichtlich der Lebensqualität und nachhaltigen Entwicklung. Das erste Kapitel beschreibt den analytischen Rahmen der Methode, den Entwicklungsprozess für das Indikatorenset sowie das Untersuchungsdesign. Der zweite Abschnitt liefert erste Resultate einer Studie, welche die biologische Agrarkultur und den entsprechenden Nahrungsmittelsektor in der Region Brandenburg-Berlin untersucht. Dabei werden Daten zu vier Aktivitätsbereichen dargestellt: (1) Schaffung von 'humanem Potenzial' durch (nicht-)formale Ausbildung, (2) Beiträge zur Stabilisierung der sozialen Ressourcen, (3) Verbesserung der nicht-materiellen Qualität von Lebensaspekten sowie (4) Förderung des Umweltschutzes und der ästhetischen Attraktivität der regionalen Landschaft. Das dritte Kapitel fasst die Erkenntnisse abschließend zusammen und formuliert Schlussfolgerungen zu der Methode und den gewonnenen Informationen. So zeigen die Befunde, dass der biologische Agrar- und Lebensmittelsektor nicht homogen ist und die Betriebe unterschiedlich ausgeprägte Aktivitäten in den vier Untersuchungsfelder erkennen lassen. (ICG2)
Der Beitrag erörtert die These, wonach das politische System der Bundesrepublik Deutschland mit seiner konsensualen Ausrichtung einen starken Einfluss auf die politischen Ergebnisse zum Klimawandel hat, und zwar sowohl innerhalb Deutschlands als auch hinsichtlich seiner umweltpolitischen Ziele in internationalen Beziehungen. Das theoretische Fundament der Ausführungen bildet die Diskursethik von J. Habermas, die hier als angemessener Rahmen für die Implementierung internationaler Richtlinien angesehen wird. Aus Habermas'scher Sicht können demnach die den Klimawandel betreffenden Politiken das Ergebnis einer rationalen Entscheidungsfindung sein, die aus einem Diskurs unterschiedlicher Eingaben und Betrachtungen hervorgeht. Die Untersuchung gliedert sich in drei Schritte: In einem ersten Schritt wird zunächst die Entwicklung des politischen Systems sowie die politische Kultur Deutschlands seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges beschrieben (Föderalismus usw.). Der zweite Schritt skizziert sodann die Einbindung und Position der Bundesrepublik in die Europäische Union (EU), die mit der Aufnahme in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1957 beginnt. Der dritte Schritt stellt schließlich die geschlossene Position der EU bei Fragen bzw. Konferenzen zur weltweiten Nachhaltigkeitsentwicklung sowie Klimawandel dar und veranschaulicht die damit einhergehenden internationalen Beziehungen der Staatengemeinschaft. Hierbei zeigt sich, wie prägend Deutschland an der Entwicklung der Umweltpolitik innerhalb der EU teilnimmt und somit auf die internationale Klimawandelpolitik deutlichen Einfluss ausübt. (ICG2)
Der Energiesektor ist sowohl für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes als auch für die Bewältigung des Treibhauseffekts von zentraler Bedeutung: etwa 75% der globalen, vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen entstehen bei der Energienutzung. Dies gilt auch - und immer mehr - für die Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländer, deren jährliche Treibhausgasemissionen die der Industrieländer bald übersteigen werden. Aus diesem Grund wird verstärkt eine globale 'Energiewende' gefordert. Ziel einer solchen Wende ist die Abkehr von der Nutzung fossiler Energieträger und der Aufbau einer auf erneuerbaren Energien basierenden Energieversorgung. Anhand des Fallbeispiels Mosambik wird untersucht, ob die Energieprojekte der Weltbank einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung leisten. Dabei wird das Engagement der Weltbank im Elektrizitäts-, Kohle- und Gassektor mit Hilfe von ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeitskriterien analysiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung können u.U. als Anzeichen der Reform(un)fähigkeit der Weltbank gewertet werden. Mosambik wird als Fallstudie gewählt, weil die Weltbank dort sehr aktiv ist und auch im Energiesektor mehrere Projekte durchgeführt hat bzw. noch durchführt. Darüber hinaus spielt das Land eine wichtige Rolle für die Energieversorgung der Region, da es Kohle, Elektrizität und Gas in die Nachbarländer exportiert. Als Voraussetzung für die Entwicklung von Kriterien zur Analyse der Energieprojekte der Weltbank wird zunächst auf das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung eingegangen. Durch die Anwendung des Leitbilds auf den Energiesektor wird der Begriff 'nachhaltige Energieversorgung' näher bestimmt. In einem zweiten Schritt gilt es dann zu präzisieren, was nachhaltige Energieversorgung im Kontext eines Entwicklungslandes bedeutet. Diese Begriffsklärung bildet die Basis für die Herausarbeitung der Kriterien zur Bewertung des Beitrags, den die Energieprojekte der Weltbank zur Verwirklichung des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung in Mosambik leisten. Im dritten Schritt werden dann die energiepolitischen Strategien behandelt, die die Weltbank in ihren Partnerländern verfolgt. Auf dieser Grundlage werden die Energieprojekte der Weltbank in Mosambik in den größeren Zusammenhang der Reformanstrengungen der Weltbank gestellt. Nach einer Beschreibung der Struktur des Elektrizitäts-, Kohle- und Gassektors in Mosambik in einem vierten Schritt werden abschließend die Energieprojekte der Weltbank mit Hilfe der zuvor entwickelten Kriterien untersucht. (ICG2)
Die Republik Korea hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer modernen Industrienation entwickelt und sich angeschickt, in die Reihe der führenden Industriestaaten vorzurücken. Mit der zunehmenden Konzentration und Organisation des wirtschaftlichen Subsystems ist nicht nur die Stärke der Wirtschaft insgesamt, sondern auch die Macht der in Südkorea dominanten Konzerne gewachsen. Zugleich vergrößerte sich auch die politische und ökonomische Bedeutung der Bürokratie. Die Rede war vom "Interventionsstaat" und einer zunehmenden Häufigkeit bürokratisch-hoheitlicher Eingriffe in die Wirtschaft. Was die politische Kultur betrifft, so sind im Zuge der Entwicklung die traditionellen ethischen und politischen Ordnungsvorstellungen unter dem Einfluss westlicher Modelle stark in Bewegung geraten, ein Prozess, der grob vereinfacht als Verwestlichung bezeichnet wird.
Der Aufsatz schildert den (u.a.) durch die Angst vor der demographischen Minorisierung im eigenen Land ausgelösten und durch den Perestrojka- und Glasnost -Kurs Gorbacevs geförderten Prozeß der "nationalen Wiedergeburt" in Lettland, der ein breites Spektrum an kulturellen, politischen und ökologischen Gruppierungen geschaffen und - in den Jahren 1988/89 - mit der "Lettischen Volksfront" eine neue politische Kraft hervorgebracht hat, die die Legitimation der sowjetischen Macht in Frage stellt. (BIOst-Hml)