Researchers carrying out empirical studies in education are faced with complex and multifaceted phenomena that need to be investigated from different perspectives and with various methodological approaches. A suitable, often-applied method in empirical educational research is qualitative content analysis (QCA), developed by Philipp MAYRING (1983, 2015). This method can be used for inductive and deductive strategies of analysis, and is appropriate for combining qualitative and quantitative analyses, especially for research strategies based on mixed methods approaches (CRESWELL, 2015), which have for several years now been extensively discussed in empirical educational research (GLÄSER-ZIKUDA, SEIDEL, ROHLFS, GRÖSCHNER & ZIEGELBAUER, 2012; HAGENAUER & GLÄSER-ZIKUDA, 2019; MAYRING & GLÄSER-ZIKUDA, 2008). In this article, we discuss the potential of QCA for empirical educational research by giving insights into the basics of analysis and by providing research examples. We also briefly address the relevance of digitally supported analysis and describe specific software packages. Finally, we discuss the potential and challenges of applying QCA within mixed methods designs in the field of empirical educational research.
Zusammenfassung In meinem Beitrag gehe ich der Frage nach, wie Polizist*innen gesundheitlichen Belastungen im Allgemeinen und im Zuge der Fluchtbewegung 2015 im Speziellen deutend begegnen. Dabei befasse ich mich mit den sozialen und polizeikulturellen Überformungen des Themas Arbeitsbelastung von Polizist*innen. Meine Ergebnisse zeigen, dass polizeiliche Belastungen im Zuge von gesellschaftlichen Umbruchsphasen dazu führen, dass die Behörde sekundäre Gewinne (z.B. Anerkennung, aber auch personelle und andere Ressourcen) erlangt. Die Polizei als Institution geht gestärkt aus gesellschaftlichen Phasen des Umbruchs hervor, während die einzelnen Beamt*innen die gesundheitlichen Belastungen spätmoderner Gesellschaften im beruflichen Alltag aushalten müssen. So entwickeln Polizist*innen zur Überbrückung dieser Ambivalenzen eigene Sinnkonstruktionen oder wählen kurz- bis mittelfristige Ausstiegsstrategien aus dem beruflichen Alltag. Abstract: How Do Police Offices Frame Health-Related Stress? – A Qualitative-Empirical Approach In the article, I explore how police officers interpret health-related stress and discuss social and cultural framing processes. The special focus of my analysis lies on the time of the refugee movement in 2015. The findings show that workloads for police officers, that arise during social transformation processes such as the refugee movement, result in an achievement of secondary gains on the side of the institution, in this case the police department (recognition, but also personnel and other resources). While social transformation processes strengthen the institution, the individual police officers have to endure the ambivalences of late-modern societies in their everyday professional lives. In order to cope with this workload, they develop their own constructions of meaning or choose short- to medium-term exit strategies from their everyday professional lives.
Zusammenfassung Der Begriff "Geistlicher Missbrauch" bezeichnet eine Form von Machtmissbrauch im religiösen Kontext, die sowohl im katholischen als auch im freikirchlichen Raum beschrieben wurde. Bisher gab es aber kaum empirische Studien des Phänomens. Befragt wurden 105 Personen aus dem freikirchlichen Umfeld, die in einer Online-Umfrage angaben, einen spirituellen Missbrauch erlebt zu haben. Bei sieben Befragten wurde zudem ein ausführliches narratives Interview durchgeführt, das dann aufgrund der Methodik der Grounded Theory systematisch ausgewertet wurde. Folgende Formen des Missbrauchs wurden beschrieben: Bevormundung und Beschämung, Kleinhalten der Person, Machtansprüche aufgrund der Position, Missbrauch der Bibel oder von "Geistesgaben", unangemessene Einmischung ins Privatleben, Ausbeutung, Gesetzlichkeit und Vermittlung eines falschen Gottesbildes. Keine Person beschrieb einen sexuellen Missbrauch. Die Auswirkung eines spirituellen Missbrauchs zeigt sich neben verschiedenen spirituellen und psychischen Auswirkungen in einer signifikanten Verminderung des Interesses an der Kirche (von 82 vor der Missbrauchserfahrung auf 33.9 Prozent danach), während die selben Personen weiterhin den persönlichen Glauben als wichtig erachteten (82 gegenüber 92 Prozent vor dem Missbrauch). Die Aussagen der Betroffenen in der Online-Umfrage und in den Interviews geben Einblicke in ihre Strategien der Bewältigung des Traumas mit den Schwerpunkten Abgrenzung, Eigenverantwortung und Veränderung der Führungskultur in den Kirchen.
Dem zügigen Erstellen von Diplomarbeiten und Promotionen wird in Australien vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, seit die Regierung im Jahr 2003 ein Fördersystem für Universitäten eingerichtet hat, das u.a. die zeitgerechte Fertigstellung von studentischen Forschungsarbeiten honoriert. Eine australische Universität hat hierauf mit der Einführung von Lehr- und Lernplänen reagiert. Ziel dieser Vorgaben ist nicht nur die Verbesserung von Betreuungspraktiken, sondern auch die frühzeitige Identifikation möglicher Wissenslücken. In diesem Beitrag werden die Erfahrungen von jeweils zwei Betreuer(inne)n und Studierenden im ersten Jahr der Einführung der Lehr-/Lernpläne dokumentiert. Hiervon ausgehend werden Folgerungen für eine verbesserte Betreuungspraxis und Empfehlungen für eine Revision der Lehr-/Lernpläne abgeleitet.
'Es gibt einige neue Versuche, die Kluft zwischen quantitativen und qualitativen Methoden in den Sozialwissenschaften zu überbrücken (vgl. auch Berg-Schlosser & Quenter 1996). Dieser Beitrag illustriert und testet einerseits ausschließlich einige dieser Methoden wie etwa Regressions-, Cluster- oder Diskriminanzanalyse und andererseits neuere Fall- und Diversität-orientierte Methoden wie QCA, MultiValue QCA (MVQCA) und Fuzzy-Set QCA (fs/ QCA). Dazu werden Daten genutzt, um Lipsets Theorie der sozio-ökonomischen 'Anforderungen' von Demokratie auf der Basis von 18 Fällen in Europa in der Zeit zwischen den Kriegen zu testen. Dadurch werden die spezifischen Stärken und Schwächen der jeweiligen Methoden gezeigt.' (Autorenreferat)
In qualitativen Interviews können Situationen, in denen die Forschenden von ihrem üblichen "Skript" abweichen, Hinweise auf Interaktionen liefern, die durch die Hautfarbe der am Gespräch Beteiligten und damit einhergehende Erfahrungen konstituiert sind. In der hier vorgestellten Studie wurden 40 Interviews zwischen Forschenden/Beforschten durchgeführt, die sich selbst als "schwarz" oder "weiß" identifizierten. Im Folgenden werden Auszüge aus diesen Interviews präsentiert, die zeigen, in welcher Weise die (gleiche oder unterschiedliche) Hautfarbe thematisch und wirksam wird. Implikationen und Vorschläge für künftige Forschungen in diesem Feld und für Studien zu Ethnizität und Kultur werden abgeleitet.
Dieser Beitrag bietet einen Überblick über die Entwicklung und den jetzigen Zustand der qualitativen Forschung als einer akademischen Disziplin in Israel. Er dokumentiert ihre Bedeutung für die Lehre und ihre Rolle in den höheren Bildungseinrichtungen Israels, indem er die Ergebnisse einer kleinen Umfrage beschreibt und die Netzwerke skizziert, die die qualitative Forschung in Israel befördern. Der Beitrag fasst die Ergebnisse einer Durchsicht aller Artikel der bedeutendsten israelischen Zeitschrift Megamot zusammen. Daneben zeigt er, welche Methoden von israelischen Forschern in welchen Forschungsbereichen eingesetzt werden. Schließlich erörtert er die Frage, ob nationale Erfahrungen die Auswahl sozialwissenschaftlicher Methoden leiten und kommt zum Schluss, dass sich diese Erfahrungen zwar auf die Forschungsbereiche, nicht aber auf die spezifischen Methoden auswirken.
Die qualitative Forschung in Italien hat schwere Zeiten durchgemacht. Einerseits wurde sie lange von der Vorherrschaft des Idealismus in der Tradition CROCEs behindert. Andererseits wurde sie auch von den Umfrageforschern sehr gering geachtet. Seit den 1980er Jahren aber gewinnt sie eine immer wichtiger werdende Rolle in der italienischen Soziologie, und seit den 1990er Jahren hat sie einen festen Platz in der Methodologie in Italien erobert, auch wenn sie noch immer hinter der Umfrageforschung zurücksteht. Zum Beginn des neuen Jahrtausends wurde die qualitative Methodologie in vielen Ausbildungsprogrammen und Methodologiekursen institutionalisiert. Der Aufsatz rekonstruiert die Geschichte der qualitativen Forschung und Methodologie in Italien Schritt für Schritt.
"The first 'Workshop Qualitative Research in Psychology' took place in Blaubeuren, Germany from October 20-22, 2000. The meeting was organized by the Center for Qualitative Psychology of the University of Tübingen, Germany. The purpose of the meeting was to begin a network of qualitative psychologists. Thirty-two participants got to know each other, presented and discussed their research, discussed potential further developments within the field of qualitative psychology, and inspired each other with plans for the future. There were psychologists from Germany, Spain, Latvia, Finland, and the United States, most of whom were working as researchers within university contexts. The workshop took place at the retreat house of the University of Tübingen in a small village called Blaubeuren. A comfortable place with beautiful landscape, welcoming staff at the house and delicious food created a friendly atmosphere for the meeting from the start. The meeting started with an evening opening session in which all participants briefly introduced themselves and their interests in qualitative psychology. In order to communicate with each other, all of the participants spoke English. The introductions helped people to seek each other out afterwards in more informal conversations during the following two days." (author's abstract). Contents: Group I: Examples of Applications of Qualitative Methods, Part I - Discussion (summarized by Leo Gürtler) (17-20); Irmentraud Ertel: Categorizing the Content of Everyday Family Communication: What Do Families Talk About in Everyday Life? (21-31); Michaela Gläser-Zikuda: Emotions and Learning Strategies at School – Opportunities of Qualitative Content Analysis (32-50); Leo Gürtler: The role of subjective theories on love (51-65); Inge M. Lutz: Deciding which Kinds of Data to Collect in an Evaluative Study and Selecting a Setting for Data Collection and Analysis (66-76); Thomas Irion: Dynamics of a qualitative research design. An interactive approach to interactive reception (78-89); Ilze Plaude and Josef Held: Cross-cultural youth research as an international and interdisciplinary cooperation project: "International Learning" (90-98). Group II: Examples of Applications of Qualitative Methods, Part II - Discussion (summarized by Mechthild Kiegelmann) (99-101); Silke-Birgitta Gahleitner: Ways of combining qualitative and quantitative procedures exemplified in a study on the gender-specifics of coping with sexual violence (102-116); Mechthild Kiegelmann: Qualitative Research With a Genuine Psychological Approach: The Method of Voice Analysis (117-134); Tamara Beauboeuf: Toward a method of ideological becoming (135-142); Carlos Kölbl: Methods which are accommodated to their research object: On the adequate investigation of historical consciousness at youth age (143-149); Stephan Marks: Research Project 'History and Memory' (Geschichte und Erinnerung) (150-154); Antonio Medina Rivilla, M. Concepción Domínguez Garrido, Ramón Pérez Pérez, Tiberio Feliz Murias: Research Organization and Word Analysis from Discussion Groups about In-Practice Training (155-173); Antonio Medina Rivilla, M. Concepción Domínguez Garrido, Ramón Pérez Pérez, Tiberio Feliz Murias: Coding, Inquiring, and Analysis of Data from Discussion Groups about In-Practice Training (174-201). Group III: Specific Methodological Questions - Discussion (summarized by Günter L. Huber) (201-205); Günter L. Huber: The Analysis of Qualitative Data as Process of Classification (206-216); Gerhard Kleining, Thomas Burkart: Group-Based Dialogic Introspection and its Use in Qualitative Media Research (217-239); Julia Nentwich: The Process of Understanding in Qualitative Social Research (241-245); Bernd Reinhoffer: Forming Categories in Qualitative Data Analysis. The Teaching Research Project "Teachers' Attitude and Practice concerning Elementary Science in Primary School" (246-261); Hannu Soini: The Contribution of Qualitative Approaches to Learning Research: A Critical Incident Technique as a Research Method for Studying Student Learning (262-273); Leo Gürtler, Josef Held, Günter L. Huber, Mechthild Kiegelmann: Contributions of Qualitative Approaches to Psychological Inquiry (274-282).
Preface -- Introduction: philosophy and qualitative research -- The historical background : philosophy from the Greeks to the 20th century -- British philosophies of qualitative research : positivism and realism -- German philosophies of qualitative research : phenomenology and hermeneutics -- American philosophies of qualitative research : the pragmatisms -- French philosophies of qualitative research : structuralism and poststructuralism -- Global influences on qualitative research : new philosophies -- Discussion -- References
"Questions on generalization depend on the context of available data and the goals of generalizing from research findings. Sometimes, generalization is not only of minor interest, but it can be misleading. Of course, science is interested in principles, we want to know the underlying logic of individual and social processes. But how "generally" do we want to apply the "particular" findings - and is there a need for generalization?" (author's abstract). Contents: Leo Gürtler, Günter L. Huber: Should we generalize? Anyway, we do it all the time in everyday life (17-35); Thomas Burkart, Gerhard Kleining: Generalisierung durch qualitative Heuristik (37-52); Rudolf Schmitt: Attempts not to over-generalize the results of metaphor analyses (53-70); Pascal Dey, Julia Nentwich: The identity politics of qualitative research. A discourse analytic inter-text (71-105); M.Concepción Dominguez, Antonio Medina Rivilla: Integrated methodology: From self-observation to debate groups to the design of intercultural educational materials and teacher training (107-128); Tiberio Feliz Murias, M. Carmen Ricoy Lorenzo: From feedback about resources to the improvement of the curricular design of practical training as a generalization process (129-144); M. Carmen Ricoy Lorenzo, Tiberio Feliz Murias: Competencies design as a qualitative process of generalization. Designing the competencies of educators in the technological resources (145-160); Silke Birgitta Gahleitner, Julia Markner: Youth welfare services and problems of borderline personality disorder. Suggestions from the perspective of the client – a single case study (161-176); Inge Herfort, Andreas Weiss, Martin Mühlberger: Intercultural competence for transnational co-operations between small and medium-sized enterprises in Austria and Hungary (177-189); Lorenzo Almazán Moreno, Ana Ortiz Colón: A study of the training needs of adults in 21st-century society: integrated methodological research model involving discussion groups, questionnaires and case studies (191-194); Samuel Gento, M. Concepción Dominguez, Antonio Medina: Problems of discipline and learning in the educational system (195-233); Michaela Gläser-Zikuda: The relation of instructional quality to students' emotions in secondary schools - a qualitative-quantitative study (235-248).