Neue Perspektiven industrie- und betriebssoziologischer Forschung und Beratung erschließen sich im Zusammenhang mit der Einführung von produktions- und produktintegrierten Umweltschutzkonzepten bzw. von Umweltmanagementsystemen. Diese eröffnen in Verbindung mit Prozessen des organisatorischen Wandels Potenziale für nachhaltigkeitsorientierte Innovationen in und zwischen Unternehmen, sind jedoch auch mit potenziellen Konflikten zwischen ökonomischen, sozialen bzw. arbeitsbezogenen und ökologischen Zieldimensionen verbunden. In diesem Bereich eröffnen sich neue Forschungs- und Beratungsfelder für Sozialwissenschaftler, die im vorliegenden Aufsatz skizziert werden. Für die Soziologie wäre es nach Meinung des Autors von Vorteil, sich verstärkt mit den sozialen Praktiken, Deutungsmustern und Interessenkonflikten unterschiedlicher Akteursgruppen zu befassen, die an der Normierung von Umweltmanagementsystemen und Umweltinformationsinstrumenten mitwirken. Er skizziert in diesem Sinne die Perspektiven eines soziologischen Beratungsprofils im Umweltmanagement. (ICI2)
Die Bedeutung und Möglichkeiten externer soziologischer Beratung für die praktische Umsetzung nachhaltigen ökologischen Wirtschaftens in Unternehmen werden diskutiert. Dazu wurden 1997 605 kleine und mittlere Unternehmen zu Umweltmanagement und Umweltberatung befragt. Die entscheidenden Faktoren und Handlungskonstellationen, die ökologische Innovationen blockieren oder ermöglichen, werden ermittelt. Es wird gefragt, wie sich ökologische Kriterien in Organisationen praktisch umsetzen lassen, wie die entsprechenden Unternehmensentscheidungen stattfinden und welcher Beratungsbedarf mit dem Erlernen nachhaltigen Wirtschaftens verbunden ist. Dabei wird die vorherrschende Teilberatung verworfen. Statt dessen wird anhand eines mikropolitischen Ansatzes eine ganzheitliche 'prozessorientierte Innovationsberatung' beschrieben. (prf)
"Die Berücksichtigung der Multifunktionalität der Landschaft für verschiedene Ökosystemleistungen im Zuge einer integrierten Maßnahmenplanung ermöglicht es, die Flächen- oder Kosteneffizienz von Umweltmaßnahmen zu optimieren. Die Anwendung in einem Fallbeispiel zeigte, dass durch koordinierte, integrierte Maßnahmenkonzepte ein Mehrwert für unterschiedliche Umweltziele erreicht werden kann, da die Wahl geeigneter Typen von Umweltmaßnahmen sowie ihre räumliche Lage gezielt auf den (multifunktionalen) Handlungsbedarf ausgerichtet werden kann. Dadurch können begrenzte finanzielle Ressourcen oder nur begrenzt zur Verfügung stehende Flächen besonders effizient genutzt und die Gesamt-Umweltwirkungen gegenüber unkoordinierten, sektoralen Konzepten optimiert werden. Eine solche integrierte Planung ist weitgehend auf der Grundlage von Umweltinformationen möglich, die in verschiedenen Umweltfachverwaltungen vorgehaltenen werden, aber bisher nur wenig vernetzt sind. Diese Ergebnisse untermauern den Bedarf nach einer Koordinierung der relevanten Umweltpolitiken (Naturschutz, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft), um Synergien in den Ziel- und Maßnahmenkonzepten der Umwelt(fach)planungen (z.B. Agrarumweltprogramme, Maßnahmenprogramme nach § 82 WHG, Fachkonzepte des Naturschutzes) konsequent zu nutzen. Neben einem sektorübergreifenden Informationsmanagement und der inhaltlich-räumlichen Koordination der Ziele und Maßnahmen in den Fachplänen würde vor allem ein koordinierter Einsatz sektoraler Umsetzungsinstrumente die Effizienz des Einsatzes öffentlicher Mittel fördern. Bestehende Koordinationsmechanismen greifen in der Praxis nur teilweise. Am Beispiel des Handlungsfeldes der Reduktion von Stoffeinträgen in Grund- und Oberflächengewässer werden Ansätze gelungener Integration und Koordination aufgegriffen und (Koordinations-) Anforderungen für eine Umsetzung effektiver und effizienter Umweltmaßnahmen aufgezeigt. Die Landschaftsplanung kann wesentlich dazu beitragen, Umwelt- und Naturschutzziele zusammenzuführen, integrierte, multifunktionale Maßnahmen zu entwickeln und geeignete Umsetzungswege aufzuzeigen. Sie kann in diesem Sinne die Aufgabe einer 'Vorkoordination' der Umweltbelange übernehmen, um die Abwägung der Belange im Rahmen der Raumplanung zu erleichtern." (Autorenreferat)
In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung: UWSF ; Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie ; Organ des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) und der Eco-Informa, Band 7, Heft 3, S. 173-173
"Auch die Hochschulen sehen sich zunehmend mit der Erwartung gesellschaftlicher Anspruchsgruppen konfrontiert, einen Beitrag zur Bewältigung der 'ökologischen Krise' zu leisten. Im praktischen Umgang mit diesen neuen Anforderungen spielt die Einführung von Umweltmanagementsystemen eine zentrale Rolle (1). Im vorliegenden Beitrag wird angesichts der offenkundig bestehenden Schwierigkeiten auf dem Weg der 'Ökologisierung' der Hochschulen die These entwickelt, dass diese in besonderer Weise mit Problemen konfrontiert sind, die auch allgemein als zentrale Kernprobleme des Umweltmanagements gelten (2). Diese beziehen sich auf die Einschätzung und Bewertung der ökologischen Relevanz der Hochschulen - im Sinne einer sachlich begründeten und sozial akzeptierten gemeinsamen Problemdefinition - sowie die Beteiligung und Motivation der Hochschulmitglieder. Sie lassen sich zum einen auf die ökologische Ausgangslage und zum anderen auf die besonderen Merkmale der 'Organisation' Hochschule (3) zurückführen. Im 4. Abschnitt wird die einschlägige Literatur auf die sich daraus ergebenden praktischen Probleme und empirischen Fragestellungen bezogen, woraus im 5. Abschnitt ein abschließendes Fazit gezogen wird." (Autorenreferat)
Ein gut funktionierendes Umweltmanagementsystem strebt im Allgemeinen nach einer kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung. Diese kontinuierliche Verbesserung setzt bei den beteiligten Unternehmen einmal die Identifizierung der Umweltaspekte voraus. Die Umweltaspekte beziehen sich vor allem auf den Produktionsprozess und somit auf die Umwelteinwirkungen und - auswirkungen des Produktionsstandortes. Das Potential für kontinuierliche Verbesserung ist nicht immer offensichtlich, wie auch Schwachstellen nicht immer sofort erkannt werden. Beides äußert sich in der Umweltleistung eines Unternehmens. Das vorliegende Bewertungssystem ermöglicht es nun, diese Umweltleistung zu messen und im Sinne des Benchmarking die daraus erlangten Kenntnisse zu nutzen. In dieser Arbeit wird dargestellt, wo die Darstellung der Umweltleistung mit Kennzahlen seine Grenzen hat. Für den operativen Bereich werden daraufhin neue operative Umweltleistungskriterien entwickelt, und es wird gezeigt, wie die Killerargumente gegen einen Vergleich "unterschiedliche Fertigungstiefen und unterschiedlicher Produktoutput" ausgeschaltet werden können. Das Ergebnis sind operative Umweltleistungskriterien, die zwar mit Fehlern belastet sind, aber sie wurden analysiert und auf ein Minimum reduziert. Parallel dazu wird ein Katalog qualitativer Kriterien für den Managementbereich vorgestellt. Hiermit soll der organisatorische Teil, also die "Soft Skills" des Umweltmanagementsystems, abgedeckt werden. Zunächst wurde versucht, diesen Katalog von managementbezogenen Umweltleistungskriterien durch eine Delphi-Befragung zusammenzustellen. Nach einer Analyse der bestehenden Checklisten und Literatur musste dieser jedoch ergänzt werden. Nach dem betriebswirtschaftlichen Grundsatz: "What you cannot measure, you cannot manage." gibt der vorliegende Ansatz die Möglichkeit, durch die Vergabe von Zielerfüllungsgraden auch hier quantitative Aussagen zu machen. Dann wurde der Versuch, unternommen beide Umweltleistungskriterienpakete in einem naturwissenschaftlichen Bewertungsverfahren zu einem Bewertungssystem für Umweltmanagementsysteme zu vereinen. Dieser Versuch mündet in einem praktikablen Ansatz der Umweltleistungsbewertung zugeschnitten, auf die Automobilindustrie. Allerdings wird darauf verzichtet, eine Gesamt- Umweltleistungskennzahl über alle Kriterien zu kreieren, da die Aussage für den Anwender nicht detailliert genug wäre und eine so starke Aggregierung aus bewertungstheoretischer Sicht sehr problematisch ist.
Die metaphernanalytische Studie von Nicole HROCH untersucht als Teilbereich betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns die Rolle des Umweltmanagements in Betrieben anhand von Interviews und theoretischen Texten. In einer Hauptuntersuchung, drei Teilstudien und zwei Fallstudien wird eine Fülle von Einsichten entwickelt, welche metaphorischen Strukturierungen das unternehmerische Handeln beeinflussen. Davon lassen sich für zukünftige Arbeiten methodische Überlegungen für die Definition von Metaphern, das Sampling und für Gütekriterien ableiten.
Spätestens seit der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, 1992 in Rio de Janeiro, besteht ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass die Umwelt nicht mehr als unbegrenztes (Natur-)Gut betrachtet werden kann, sondern als Basis für den Fortschritt in die Planung menschlichen Handelns mit einbezogen werden muss. Das umwelt- und entwicklungspolitische Leitbild hierfür ist das Sustainable Development, wofür in der Übersetzung der Begriff "nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung" verwendet wird. Die Integration dieses Leitbildes in die Unternehmenstätigkeiten wird als nachhaltige Unternehmensführung bezeichnet. Übergeordnetes Ziel ist es, Bedürfnisse der Kunden mit Produkten und Dienstleistungen zu erfüllen, die über ihren Produktlebensweg möglichst geringe Umwelteinwirkungen verursachen. Wesentliche Voraussetzung für die Erreichung dieses Zieles ist die Fähigkeit zu produktions- und produktintegrierten Innovationen, die sich auf den Herstellungsprozess des Produktes und auf die Gestaltung des Produktes selbst beziehen. In der Arbeit werden Bausteine einer Infrastruktur vorgestellt, die Textilunternehmen bei der Umsetzung einer nachhaltigen Unternehmensführung unterstützen. Zur Entwicklung und Beschreibung der Infrastruktur werden Konzepte und Methoden der Wirtschaftskybernetik angewendet. Das Management wird als ein mehrstufiges, hierarchisches Regelungssystem modelliert. Für dessen Stufen Strategieentwicklung, Strukturmanagement und Prozessmanagement wird jeweils ein Baustein der Infrastruktur dargestellt. Jeder Baustein der Infrastruktur wird als ein System modelliert, das sich aus den Elementen (organisatorisches) Konzept, Methodik und Technologie zusammensetzt. Die Bausteine entstanden im Rahmen von drei Forschungsprojekten zusammen mit Industrieunternehmen und Forschungsinstituten. Dabei wurden Lösungsansätze vorrangig aus dem betrieblichen und überbetrieblichen Umweltmanagement, aber auch aus dem Bereich von Innovations- und Wissensmanagement aufgegriffen. ; The integration of Sustainable Development into industrial activities is called Sustainable Management. The overall objective is to fulfil the customers' needs with products and services, whose environmental impacts emerging during their life cycles are as little as possible. A core prerequisite to reach this objective is the ability to create production and product integrated innovations. These innovations are related to the production process and to the design of the product. In addition, the ability for innovation is a key factor for long-term entrepreneurial success. In this thesis components of an infrastructure are developed, which support enterprises from the textile value added chain in their efforts to realise a Sustainable Management. For the development of this infrastructure, concepts and methods from economic cybernetics are applied. The management is modelled as a multi-layer hierarchical control system. For each of its layers one infrastructure component is developed: strategy development, structure management and process management. Each infrastructure component is modelled as a system comprising three elements, organisational concept, methodology and technology. In order to consider interrelations between the elements of a component, and with the aim to combine the components, building a consistent control system, the components have been developed step by step in three research projects together with industrial companies and research institutes. The analysis of the results for the first component yielded the specific requirements for the two other infrastructure components. Each infrastructure component has been developed and realised based on practical problems in the context of environmental and health protection. Proposals for possible solutions coming from the fields of organisational and inter-organisational environmental management as well as from innovation and Knowledge Management have been considered and integrated into the present elaboration.
"Hochschulen konnten nicht von Anbeginn am europäischen Umweltmanagement- und Auditsystem teilnehmen. Erst die sog. Erweiterungsverordnung erlaubte in Deutschland einzelnen nicht-industriellen Sektoren im Jahre 1998 die Beteiligung. Die erste Hochschule war ein Jahr nach Inkrafttreten dieser Regelung die Hochschule Zittau/ Görlitz, die nunmehr seit März 1999 EMAS-registriert ist. Seit 2001 erlaubt die europäische Verordnung Organisationen aus allen Bereichen ohne Einschränkung die Teilnahme. Heute sind bundesweit 12 Hochschulen und Hochschuleinrichtungen im EMAS-Register eingetragen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang Guhle: Ziele und Aufgaben der Fachtagung "EMAS an Hochschulen" (3-11); Michael Schemmer: EMAS als Premiumsystem für Umweltmanagement - Beiträge des Umweltgutachterausschusses (12-23); Edmund A. Spindler: Nur wo EMAS drin ist, kann auch EMAS rauskommen (24-33); Joachim Müller: EMAS und andere standardisierte Umweltmanagementsysteme an Hochschulen - eine Bestandsaufnahme (34-55); Georg Hartmann: Umweltmanagement - eine neue Herausforderung an die Hochschule? Worauf kommt es an? Was muss die Hochschule beachten? (56-61); Doris Sövegjarto-Wigbers, Malte Engelmann, Bastian Behrens: Umweltmanagement an der Universität Bremen (62-73); Bernd Jastorff, Doris Sövegjarto-Wigbers: Umweltmanagement an öffentlichen Einrichtungen in Bremen - Beispiel für ein erfolgreiches Netzwerk (74-83); Jens Pracht, Ralf Bäumer: Einführung von EMAS II in F&E-Einrichtungen - Erfahrungen im EU-Projekt Green R&D (84-95); Martin Jungwirth: Das Doktoranden-Netzwerk Nachhaltiges Wirtschaften als Beispiel vernetzter Aktivitäten im Hochschulbereich (96-103).
In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung: UWSF ; Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie ; Organ des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) und der Eco-Informa, Band 11, Heft 1, S. 55-62