Hintergrund: Studien belegen, dass Personen mit niedrigem Berufsstatus häufiger rauchen als jene mit hohem Berufsstatus. Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Rückgangs des Tabakkonsums wird die zeitliche Entwicklung berufsgruppenspezifischer Unterschiede im Rauchverhalten von erwerbstätigen Männern und Frauen in Deutschland untersucht. Methoden: Für die Analysen wurden die letzten fünf Wellen des Mikrozensus mit Informationen zum Rauchverhalten herangezogen (1999, 2003, 2005, 2009 und 2013). Ausgewertet wurden die Daten von erwerbstätigen Männern und Frauen im Alter von 18 bis 64 Jahren (n = 688.746). Die Berufsangaben wurden unter Verwendung internationaler Berufsklassifikationen (ISEI-08 und ISCO-08) zusammengefasst. Dargestellt werden rohe und modellbasiert standardisierte Prävalenzen des aktuellen Rauchstatus. Ergebnisse: Von 1999 bis 2013 hat sich der Anteil der Raucher an der erwerbstätigen Bevölkerung von 39,9 % auf 34,4 % (Männer) bzw. von 30,6 % auf 26,8 % (Frauen) reduziert. Die Unterschiede zwischen den Berufsstatusgruppen haben deutlich zugenommen: Während die Rauchprävalenz bei Erwerbstätigen mit hohem Berufsstatus zurückgegangen ist, blieb sie in der niedrigen Statusgruppe weitgehend stabil. Im Jahr 2013 zählten Abfallentsorgungsarbeiter, Reinigungskräfte, Hilfsarbeiter, Lkw- und Busfahrer, Verkäufer und Kassierer sowie Beschäftigte in der Gastronomie zu den Berufsgruppen mit den höchsten Rauchquoten. Schlussfolgerung: Seit Beginn der 2000er-Jahre ist die Prävalenz des Rauchens in der erwerbstätigen Bevölkerung gesunken. Die verstärkte Tabakkontrollpolitik – z. B. die Einrichtung des gesetzlichen Nichtraucherschutzes am Arbeitsplatz – dürfte zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sollten Maßnahmen der Tabakprävention und -entwöhnung gezielt auf Berufsgruppen ausgerichtet werden, in denen besonders häufig geraucht wird. ; Peer Reviewed
Since 2009, the German Federal Ministry of Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth (BMFSFJ) provides a statistical tool - named Logib-D - for firms to measure their internal wage inequality voluntarily. We use our estimation model of firm-specific gender pay gaps, developed in the DFG Priority Program 1169, to simulate the wage differentials that would result from applying the Logib-D tool to all German establishments. As our analysis is based on the representative employer-employee data set of the Institute for Employment Research (LIAB) it helps to interpret the small number of results of the voluntary self-test. Our estimation results show that the majority of German establishments (81 percent in West and 64 percent in East Germany) exhibit substantial gender pay gaps which cannot be explained by differences in education or work experience. Part of the observed variance across establishments seems to be systematically linked to specific firm characteristics. We can hence identify the characteristics related to establishments exceeding or falling below a tolerated level of 5 percent gender pay gap. Our findings provide new insights into the wage structures and wage setting processes of establishments and help to identify toeholds for policy measures to reduce establishment-specific wage inequalities.
"In dem Beitrag gehen wir in einem ersten Schritt auf Grundlage des Forschungsstandes zu DCCs der Frage nach, ob diese Paare dem oben dargelegten egalitären Leitbild partnerschaftlicher Beziehungen tatsächlich entsprechen, oder ob sich auch in solchen Paarbeziehungen Ungleichheiten feststellen lassen (Kapitel 2). Hierbei wird subjektiven und gesellschaftlichen Deutungsmustern und Wertvorstellungen, welche die Herstellung und Wahrnehmung sozialer ebenso wie geschlechtsspezifischer Ungleichheiten beeinflussen, besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im Rekurs auf die Anerkennungstheorie von Axel Honneth (1992, 2003) kann im Zuge dessen ein Desiderat markiert werden: Bislang fand die relationale (Re-)Produktion von Ungleichheiten innerhalb von Doppelkarriere-Paaren und damit verbundene (ungleiche) Anerkennungschancen der Partnerinnen nur wenig Beachtung. In einem zweiten Schritt wird ein eigenes empirisches Forschungsprojekt vorgestellt, das dazu beitragen soll, diese Forschungslücke zu schließen (Kapitel 3). Abschließend richten wir den Blick auf die Persistenz geschlechtsspezifischer Ungleichheiten auch in solchen Paaren, die der Funktionselite zuzurechnen sind oder sich gemeinsam auf den Weg 'an die Spitze' machen, um vor diesem Hintergrund zu diskutieren, welchen Beitrag die Forschung über Doppelkarriere-Paare für eine geschlechtersensible Reflexion des sozial-wissenschaftlichen Elite-Diskurses leisten kann (Kapitel 4)." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Ausgehend von der derzeitigen Stellung vor allem der qualifizierten Frauen am japanischen Arbeitsmarkt, versucht die Autorin eine Einschätzung des am 1.4.1986 in Kraft getretenen "Gesetzes zur chancengleichen Beschäftigung von Männern und Frauen" vorzunehmen. (IAB)
Im Laufe der 70er, 80er und 90er Jahre nahm die Frauenerwerbsbeteiligung in Europa zu bei gleichzeitiger Abnahme der Männerbeschäftigung. Jedoch, und trotz des Politikwan-dels in Richtung eines "adult worker model", sind Frauen weiterhin von diskontinuierliche-ren Erwerbsbiographien betroffen als Männer. In meiner Dissertation gehe ich der Frage nach, welche Faktoren die Erwerbsdiskontinuität von Frauen in den 90er Jahren beeinflus-sen. Dabei wird der Übergang von der Erwerbstätigkeit in die Hausfrauentätigkeit in Westdeutschland, Italien und Spanien untersucht. In den 90er Jahren waren Wes...
Die bürgerliche Rollenverteilung zwischen dem arbeitenden Mann und der haushaltenden Ehefrau entspricht seit Jahrzehnten nicht mehr dem Selbstverständnis fortschrittlicher Industriegesellschaften. Es besteht weitgehend Konsens, dass auch der Wohlfahrtsstaat mit seinen Segnungen die gleichberechtigte Belastung in Beruf und Familie fördern soll. Aber obwohl neben politikwissenschaftlichen auch volkswirtschaftliche und demografische Gesichtspunkte gegen das Ernährermodell sprechen, wird es weiterhin vielerorts durch politische Regulierungen verfestigt. Nadine Stern untersucht die geschlechterpolitische Wirkung der deutschen, der französischen und der schwedischen Familienpolitik. Dazu stellt sie zentrale familienpolitische Regulierungen gegenüber. Ergebnis sind nicht nur länderspezifische Erkenntnisse. Die Autorin geht vielmehr der Frage nach, wie finanzielle Regulierungen, Kinderbetreuungs- und Erziehungsfreistellungsregelungen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Männer und Frauen gezielt fördern können.
"Das Elterngeld erfreut sich bei Vätern zunehmender Beliebtheit. Am Beispiel Bayerns - einem Bundesland, in dem die Nutzung der 'Vätermonate' besonders hoch ist und gleichzeitig regional variiert - wird mithilfe eines multimethodischen Designs untersucht, welche Bedeutung die Erwerbsarbeit für den Elterngeldbezug von Vätern hat. Auf der Grundlage aggregierter Regionaldaten wird zunächst mittels linearer Regression analysiert, welche Kontextfaktoren die Väterbeteiligung auf Kreisebene beeinflussen. Dabei zeigt sich, dass vor allem eine geringe Arbeitslosigkeit, das Arbeitsplatzangebot für hoch qualifizierte Beschäftigte und eine ausgewogene Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern mit einer höheren Väterbeteiligung am Elterngeld einhergehen. Zudem werden auf Grundlage problemzentrierter Interviews mit Vätern und Paaren individuelle Begründungen für den Elterngeldbezug des Vaters rekonstruiert. Neben finanziellen Erwägungen bestimmt eine emotionale Verwobenheit mit der Erwerbsarbeit die Elterngeld-Entscheidung. Insgesamt zeigt sich, wie bedeutsam die Erwerbsarbeit und das Einkommen beider Elternteile für die Elterngeldentscheidung sind, auch wenn das hohe bayerische Einkommensniveau nicht ausschlaggebend für die hohe Nutzung der Partnermonate ist." (Autorenreferat)
Im Laufe der 70er, 80er und 90er Jahre nahm die Frauenerwerbsbeteiligung in Europa zu bei gleichzeitiger Abnahme der Männerbeschäftigung. Jedoch, und trotz des Politikwandels in Richtung eines "adult worker model", sind Frauen weiterhin von diskontinuierlicheren Erwerbsbiographien betroffen als Männer. In meiner Dissertation gehe ich der Frage nach, welche Faktoren die Erwerbsdiskontinuität von Frauen in den 90er Jahren beeinflussen. Dabei wird der Übergang von der Erwerbstätigkeit in die Hausfrauentätigkeit in Westdeutschland, Italien und Spanien untersucht. In den 90er Jahren waren Westdeutschland und Italien in der Kinderbetreuung explizit familialistische Wohlfahrtsstaaten, während Spanien implizit familialistisch war. Frauen waren jedoch in Spanien und Italien kontinuierlicher erwerbstätig als in Westdeutschland. Anhand dieses Ländervergleiches wird in der Dissertation deutlich, dass die familienpolitischen Rahmenbedingungen einen Einfluss haben, jedoch nicht ausreichend zur Erklärung der Erwerbsdiskontinuität von Frauen sind. In beiden südeuropäischen Ländern hat eine hohe Bildung einen relativ starken negativen Effekt auf den Übergang in die Hausfrauentätigkeit, der nicht in Westdeutschland vorhanden ist. Ebenfalls zeigt die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Berufsklassen in beiden südeuropäischen Ländern signifikante Effekte, die nicht in Westdeutschland zu finden sind. Aufgrund der statistischen Kontrolle des Einkommens können die Ergebnisse von Bildung und von der Berufsklasse nicht ausschließlich auf materielle Gegebenheiten zurückgeführt werden. Die Erwerbsdiskontinuität von Frauen wird durch Ressourcen, Opportunitäten und Restriktionen beeinflusst, aber auch durch kulturelle und Identitätsprozesse, die mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse oder mit einem bestimmten Bildungsniveau verbunden sind. Dem Arbeitsmarkt kommt in Italien und Spanien ebenfalls eine zentrale Bedeutung zu. Obwohl in allen drei Ländern befristete Arbeitsverhältnisse sowie die Erwerbstätigkeit in einem kleinen Unternehmen den Übergang von Frauen in die Hausfrauentätigkeit positiv beeinflussen, ist der Einfluss in Westdeutschland nicht so stark ausgeprägt wie in Italien und Spanien. Die Teilzeitarbeit beeinflusst ausschließlich in den beiden südeuropäischen Ländern positiv den Übergang. In Italien spielt die Beschäftigung im öffentlichen Sektor außerdem eine zentrale Rolle: sie beeinflusst negativ den Übergang in die Hausfrauentä-tigkeit. Die Analyse zeigt ebenfalls Gemeinsamkeiten zwischen allen drei Ländern. Die Episoden der Hausfrauentätigkeit beeinflussen in allen drei Ländern den Übergang in die Hausfrauentätigkeit positiv. Sie gehören zum Lebenskonzept erwerbstätiger Frauen und weisen auf geltende traditionelle Wertvorstellungen bezüglich der Geschlechterrollen hin. Die Anwesenheit eines Ehepartners zeigt ebenfalls in allen drei Ländern positive Effekte auf den Übergang, während das Erwerbseinkommen negativ den Übergang beeinflusst. Aufgrund der statistischen Kontrolle des Anteils des eigenen Einkommens am Haushaltseinkommen hat der positive Effekt der Anwesenheit eines Ehepartners weniger mit der Ressourcenver-teilung innerhalb des Haushalts als mit traditionellen Geschlechterrollen und Wertvorstel-lungen in der Ehepartnerschaft zu tun. Sowohl das Einkommen als auch die Episoden der Hausfrauentätigkeit zeigen in Westdeutschland stärkere Effekte als in Italien und Spanien. Diese Ergebnisse werden als Hinweis für die traditionellere Geschlechterrollenvorstellung westdeutscher erwerbstätiger Frauen als von erwerbstätigen italienischen und spanischen Frauen interpretiert. Dies wird durch eine deskriptive Analyse über die Einstellung erwerbstätiger Frauen bezüglich der Geschlechterrollen in allen drei Ländern bestätigt. In den drei Ländern wurde außerdem ein zusätzlicher Übergang untersucht. Während in Westdeutschland dem Übergang in die Hausfrauentätigkeit bei gleichzeitiger geringfügiger Erwerbstätigkeit eine wichtige Bedeutung zukommt, ist in Italien und in Spanien der Übergang in die arbeitslose Hausfrauentätigkeit von Bedeutung. In allen drei Ländern konnten unterschiedliche Ergebnisse festgestellt werden, je nachdem ob die Hausfrauentätigkeit mit einer Nicht-Erwerbstätigkeit, oder mit einer geringfügigen Erwerbstätigkeit in Westdeutschland beziehungsweise mit einer Arbeitslosigkeit in Italien und Spanien kombiniert wird. Dies weist auf die Notwendigkeit einer präzisen Beschreibung der Hausfrauentätigkeit hin. ; Over the 1970s, 1980s and 1990s the female employment in Europe increased while simultaneously there was a decline of male employment. However in spite of the policy change towards an "adult worker model" women are more affected than men by non-continuous employment. In my dissertation I examine the factors influencing the non-continuous employment of women in the 1990s. Thereby the transition of women from employment into housewifery will be analysed. In the 1990s West Germany and Italy were explicit familialistic welfare states concerning child care, while Spain was implicit familialistic. However in Spain and in Italy women were more continuously employed than in West Germany. On the basis of the country comparison it becomes clear in the dissertation, that the family policies of the states are influential but these policies are not enough to explain the non-continuous employment of women. In both southern European countries a high level of education has a relatively strong negative effect on the transition of employed women into housewifery, which does not exist in West Germany. Furthermore the membership in different social classes shows significant effects in both southern European countries, which cannot be found in West Germany. Because of the statistical control of the income the results of education and social class cannot only be ascribed to material conditions. The non-continuos employment of women is influenced by resources, opportunities and restrictions, but also by cultural processes and processes of identity. These processes are associated with the membership to a particular social class or to a particular educational level. In Italy and Spain considerable importance is attached to the labour market. Although in all three countries temporary employment and employment in small companies influence in a positive way the transition of women into housewifery, the influence in West Germany is not as strong as in Italy and Spain. The part-time work influences in a positive way the transition exclusively in both southern European countries. In Italy the employment in the public sector plays a key role: it influences negatively the transition into housewifery. Furthermore the analysis shows similarities between all three countries. Spells of housewifery in all three countries influence positively the transition into housewifery. They belong to the concept of living of employed women and refer to traditional values concerning gender roles. The existence of a husband shows also positive effects in all three countries while the income shows negative effects on this transition. Because of the statistical control of the portion of the woman's own income in the household income, the positive effect of the existence of a husband is less related to the allocation of resources than to the traditional gender roles and values in the marital partnership. Both income and spells of housewifery show stronger effects in West Germany than in Italy and Spain. These results refer to more traditional gender roles of West German employed women than of employed women in Italy and Spain. A descriptive analysis about the attitudes of employed women in all three countries concerning gender roles confirmes these results. In all three countries an additional transition was analysed. In West Germany the transition into housewifery is important in combination with simultaneous marginal employment, while in Italy and Spain this transition is relevant if combined with unemployment. In all three countries different results could be detected depending on whether housewifery was combined with non-employment, with marginal employment like in West Germany or with unemployment like in Italy and in Spain. This leads to the necessity of a more precise description of housewifery.
"Die Tochter und der Sohn, die neben der Arbeit ihre Eltern pflegen oder sich um ihre nicht mehr mobile Nachbarin kümmern: Informelle Pflegetätigkeiten sind eine zentrale Stütze des deutschen Pflegesystems - insbesondere angesichts der alternden Bevölkerung und des damit einhergehenden steigenden Pflegebedarfs. Zwischen fünf und sechs Prozent aller Erwachsenen leisten regelmäßig informelle Pflege, wie das DIW Berlin auf Grundlage von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für die Jahre 2001 bis 2012 berechnet hat. Rund 60 Prozent dieser Frauen und Männer sind im erwerbsfähigen Alter. Der Anteil der Erwerbstätigen an allen informell Pflegenden unter 65 Jahren ist von knapp 53 auf fast 66 Prozent gestiegen. Bei den Vollzeitbeschäftigten war der Anstieg stärker als bei den Teilzeitbeschäftigten, wenngleich Vollzeitbeschäftigte im Durchschnitt wesentlich seltener Pflege und Beruf kombinieren. Es stellt sich die Frage, wie Erwerbs- und Pflegetätigkeit besser miteinander vereinbart werden können. Denn der Bedarf an (informeller) Pflege wird infolge des demografischen Wandels weiter steigen. Der vorliegende Bericht zeigt, dass informell Pflegende allgemein und mit der sozialen Sicherung weniger zufrieden sind als Personen, die keine Pflege leisten. Allerdings geben die Daten an dieser Stelle keinen Hinweis darauf, dass eine gleichzeitige Erwerbstätigkeit diesen Effekt verstärkt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zusammenfassung Hintergrund Im Kontext politischer Bemühungen, ältere Beschäftigte in Deutschland länger im Erwerbsleben zu halten, wird untersucht, wie lange diese noch erwerbstätig sein wollen und können und wie sich tatsächliche Veränderungen von Arbeitsbedingungen auf ihre Erwerbsperspektive auswirken.
Methodik Datengrundlage der Analysen sind die zweite (2014) und dritte (2018) Welle der lidA-Studie, welche repräsentativ für sozialversicherungspflichtige Beschäftigte der Geburtsjahrgänge 1959 und 1965 in Deutschland ist. In deskriptiven Quer- und Längsschnittanalysen werden die Veränderungen von den vier Arbeitsfaktoren schwere körperliche Arbeit, das Arbeiten im Schichtdienst, die Anerkennung von Leistungen und Entwicklungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit der Veränderung der Erwerbsperspektive ("Bis zu welchem Alter wollen bzw. können Sie erwerbstätig bleiben?") untersucht.
Ergebnisse Ältere Beschäftigte in Deutschland wollen deutlich früher aus dem Erwerbsleben aussteigen als sie – den eigenen Einschätzungen nach – noch erwerbstätig sein könnten – Männer dabei länger als Frauen, und ältere Beschäftigte länger als jüngere. Im Längsschnitt zeigt sich, dass sich sowohl das Wollen als auch das Können bei vielen älteren Beschäftigten mit der Annäherung an die Regelaltersgrenze verlängern. Zudem gehen Verbesserungen von Arbeitsbedingungen meist mit einer Verlängerung der Erwerbsperspektive einher.
Diskussion Die Ergebnisse offenbaren unterschiedliche Muster, jeweils unterschiedlich in Bezug auf die untersuchten Arbeitsfaktoren, das Wollen und Können sowie das Geschlecht. Die Geschlechtsunterschiede können zum Teil durch die geschlechtstypisch unterschiedlichen Berufe der betroffenen Gruppen erklärt werden. Wenn Entlastungen im höheren Erwerbsalter mit einer Verlängerung der Erwerbsperspektive assoziiert sind, könnte dies auf freigelegte Ressourcen bei den Beschäftigten hinweisen. Dort, wo Entlastungen nicht mit einer Verlängerung der Erwerbsperspektive einhergehen, deutet dies darauf, dass sie eine dringend überfällige Entlastungsmaßnahme darstellen.
"Mutterschaft als soziale Realität für viele Frauen und mithin als Gegenstand politikwissenschaftlicher Reflexionen von Frauen" ist der Ausgangspunkt dieses Beitrags. Ins Zentrum der Analyse wird ein Konzept von Mutterschaft gestellt, das sowohl Aspekte des Gelderwerbs als auch Aspekte der Betreuung von Kindern mit einbezieht. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie sich unterschiedliche Politikformen auf Konzepte von Mutterschaft auswirken. Belegt wird auch, daß Frauen neue Konzepte von Mutterschaft bereits leben, lange bevor sozialstaatliche Bedingungen dafür geschaffen werden. Die Autorin kommt zu dem Schluß, daß die Ungleichheiten in der Verantwortung von Müttern und Vätern gegenüber ihren Kindern sozialstaatliche und sozialrechtliche Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern nach sich ziehen, die Integration von Frauen in Wohlfahrtsstaaten unter den gleichen Voraussetzungen wie bei Männern behindern. (psz)
"In modernen Industriegesellschaften wird der Verlauf eines Lebens ganz wesentlich von vier Komponenten geprägt: Erwerbstätigkeit, soziale Sicherung, Geschlecht und Alter. Das Zusammenspiel dieser Kerngrößen bedingt nicht nur die individuelle Lebenssituation, sondern entfaltet auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext prägende Integrations- und Teilhabewirkungen. Im Zentrum steht dabei die individuelle Erwerbstätigkeit, da durch Arbeitsentgelte nicht nur Lebensunterhalt und Lebensstandard Einzelner gesichert werden, sondern durch Steuern und Beiträge auch staatliche Verwaltungsstrukturen und gesamtgesellschaftliche Sicherungsinstanzen finanziert werden. Sie gewähren im eingetretenen Schadensfall eine soziale (Ab-)Sicherung, die mindestens Armut vermeidet und maximal den Lebensstandard erhält. An der Wichtigkeit sozialstaatlicher Sicherungsinstanzen bestehen daher keine Zweifel, ihre handlungsleitende Relevanz - insbesondere für einzelne, individuelle Lebens(ver)läufe - ist jedoch umstritten. Zunehmend ungewisser wird vor allem die Prägekraft institutioneller 'Sollbruchstellen' (Solga 2009, S. 6), die (angeblich) dazu dienen, die verschiedenen Lebensphasen relativ deutlich voneinander zu trennen. Im Kontext der Rentenversicherung galt dementsprechend die Regelaltersgrenze lange als institutionelle Entscheidungshilfe, die den Zeitpunkt des Renteneintritts prägte." (Textauszug, IAB-Doku)
In diesem Aufsatz zeigt der Autor einige Anpassungsleistungen der Bürger in den neuen Bundesländern in Richtung auf das marktwirtschaftliche System der alten Bundesrepublik in den ersten neun Monaten der Wirtschafts- und Währungsunion anhand ausgewählter Ergebnisse einer Basiserhebung vom Frühjahr 1991 auf. Der Autor interpretiert einige wesentliche Strukturänderungen in der ehemaligen DDR im Übergang von einer Zentralverwaltungswirtschaft zu einer sozialen Marktwirtschaft. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Arbeitsmarkterwartungen, Anpassungstendenzen durch Rückgang der Geburtenhäufigkeit und kurzfristige Anpassungen durch räumliche Mobilität. Der Autor folgert, daß trotz großer Anpassungsleistungen insgesamt vieles für die Vergrößerung der Einkommensungleichheit in den neuen Bundesländern anhand des Lebensalters spricht. Gerade für die "mittleren Jahrgänge" ist nach Maßgabe des Verfassers eine intelligente Arbeitsmarktpolitik gefordert, da selbst bei einem wirtschaftlichen Aufschwung genügend junge Männer und Frauen als qualifiziertes Arbeitskräftepotential bereitstehen. (ICC)
Das Hauptaugenmerk der hier vorgelegten Analysen liegt auf der Darstellung der Situation von pflegenden Angehörigen im erwerbsfähigen Alter während der Corona-Pandemie. Beteiligen sich während der Corona-Pandemie mehr oder weniger erwerbstätige und nicht-erwerbstätige Menschen an der Unterstützung und Pflege als vor der Pandemie? Wie hat sich der Zeitumfang hierfür entwickelt? Wie hat sich die Erwerbsbeteiligung pflegender Angehöriger im Vergleich zu vor der Pandemie entwickelt? Wie hat sich das Belastungsempfinden von erwerbstätigen und nicht-erwerbstätigen pflegenden Angehörigen während der Pandemie entwickelt? Wie hoch ist der Anteil erwerbstätiger pflegender Angehöriger, die gesetzliche Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf während der Pandemie in Anspruch genommen haben? Die Geschlechtsunterschiede werden dabei jeweils analysiert. Kernaussagen: Zu Beginn der Pandemie übernahmen vorübergehend mehr Menschen, insbesondere Frauen, private Unterstützung und Pflege. Auch während der Pandemie wenden Frauen mehr Zeit für die Unterstützung und Pflege auf als Männer. Die Erwerbsbeteiligung von Unterstützungs- und Pflegepersonen bleibt in der Pandemie stabil. Gesetzliche Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf werden kaum in Anspruch genommen. Das Belastungsempfinden unterstützender und pflegender Personen steigt in der Pandemie im Schnitt nicht.