In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 727-728
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 724-727
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 269-270
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 479-496
"Mit der Abkehr von struktur- und gesellschaftstheoretischen Perspektiven steht die gegenwärtige feministische Theoriediskussion nicht allein. Ähnliche Umorientierungen finden sich auch im neueren sozialwissenschaftlichen Diskurs zu sozialer Ungleichheit wie auch in der Arbeits- und Organisationssoziologie. Während jedoch neuere Ansätze in der Ungleichsforschung - insbesondere unter Rekurs auf die Arbeiten von Bourdieu und Giddens - um Vermittlungen zwischen mikro- und makrosoziologischen Sichtweisen bemüht sind, ist ein Teil der feministischen Diskussion zu 'Klasse' und 'Geschlecht' eher durch eine Präferenz für die mikrosoziologisch orientierten amerikanischen Ansätze des 'social constructivism' gekennzeichnet. Diese insbesondere auch in Kritik am Strukturfunktionalismus entwickelten Ansätze lehnen eine Differenzierung zwischen Makro- und Mikroebenen ab und sehen System- wie Sozialintegration als handlungstheoretisch bzw. interaktiv hergestellt an. 'Gender', 'class' und 'race' werden in dieser Perspektive durchaus als Phänomene sozialer Hierarchisierung thematisiert. Sie werden jedoch weniger als gesellschaftsstrukturell verankerte soziale Verhältnisse als vielmehr als soziales Verhalten im Sinn von Klassifikations- und Darstellungspraktiken begriffen. Soziale Ungleichheit wird als soziale Differenzierung in mikrosozialen Binnenräumen focussiert; es geht um die Mechanismen und den Prozeßcharakter, d.h. das 'wie?' und weniger um die Frage nach den Ursachen, das 'warum? und woher?'. Für die traditionell stark gesellschaftsthteoretisch orientierte deutsche Frauenforschung stellt diese Perspektive eine besondere Herausforderung dar, beansprucht sie doch, nicht nur erkenntnistheoretische Sackgassen, sondern auch Defizite in gesellschaftsdiagnostischen Aussagen und politischen Strategien zu überwinden. Zu fragen ist also, wo die Erkenntnispotentiale und Grenzen sozialkonstruktivistischer Sichtweisen liegen und inwieweit sie Anschlußmöglichkeiten an andere, insbesondere angelsächsische und deutsche Theorie- und Forschungstraditionen zu sozialer Ungleichheit und Geschlecht bieten." (Autorenreferat)
"Tönnies hat mit seinem Gemeinschafts-Gesellschafts-Theorem begriffliche Mittel, um den Bereich des historische gewordenen vom planvoll gemachten idealtypisch zu unterscheiden. Ethnische Gruppen gehören demnach unter die Kategorie 'Gemeinschaft'. Damit wird ein psychischer Habitus vorausgesetzt, in dem die Ratio in die lebensweltlichen Bedingungen integriert ist. Ethnische Gruppen müssen demnach von den Beteiligten als Selbstzweck anerkannt werden. Diese Prinzipien schließen aber das Kalkül politischen Handelns aus. Ethnische Gruppen, die für politische Zwecke eingesetzt werden, sind für Tönnies Pseudo-Gemeinschaften. Max Webers kritischer Impetus im Hinblick auf ethnische Gruppen richtet sich auf den politisch interessierten Einsatz pseudohistorischer und anthropologischer Versuche zur Legitimierung politisch bedeutungsvoller sozialer Gruppierungen. Die Funktion von Entstehungs- und Verbindungsmythen wird bei Weber deutlich. Beide Autoren haben begriffliche Instrumente zur Erfassung ethnischer Probleme. Beide können ihre Begriffe auch in einem ideologischen Sinn einsetzen: Tönnies zur Trennung der Sphären ethnischer Gegebenheiten und politischen Handelns, Weber zur Identifizierung von Mythen die aus politischen Interesse des Gemachte mit dem Nimbus des Gewordenen versehen." (Autorenreferat)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 58-59
Auf der Grundlage einer früheren Untersuchung des Autors über Sauerländer Wanderhändler soll dargelegt werden, wie das "Fremdsein" der Hausierer in ihren Wandergebieten zur Ausprägung einer eigenen Kultur geführt hat und desweitern, welche Möglichkeiten bestehen, Fremdheit als kulturellen Faktor aus wissenschaftlich- analytischer Sicht zu erfassen. Es wird geschildert, daß die Wanderhändler sich bestimmte Verhaltensstandards aneigneten, die sie als Fremde auswiesen und eine Distanz zu den potentiellen Käufern schaffen sollten. Gleichzeitig bedingte die Bindungslosigkeit in den Verkaufsgebieten eine Konzentration auf ökonomisch-rationales Verhalten. Dies führte zu einer ebenso rein ökonomisch geleiteten Wahrnehmung des fremden Raumes. Die Analyse solcher Verhaltensstandards wird als Möglichkeit angesehen. "Fremdheit" und "Nähe" als gesellschaftliche Faktoren wissenschaftlich zu erfassen. (HS)
Aufbauend auf den Beiträgen des Sammelbandes entwickeln die Verfasser einen integrativen Theorieansatz in Gestalt einer anthropologischen Erklärung der Todesnäheerfahrung. Dieser Ansatz integriert phänomenologische, kulturwissenschaftliche und naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Die Besonderheit von Todesnäheerfahrungen wird aus einem Zusammenwirken von neurophysiologischen Vorgängen, Bewusstseinsprozessen und sozial vermitteltem Wissen erklärt, das Erfahrungskomplexe erzeugt, die als eigenständige Wirklichkeit erscheinen. Dabei haben kulturelle Faktoren eine hohe Bedeutung. Die Verfasser sprechen darüberhinaus von einer "Kultivierung des Todes". Der Tod wird nicht mehr verdrängt, er wird vielmehr zu einem wichtigen kulturellen Thema aufgewertet. (ICE2)
Voraussetzung meiner Analyse der touristischen Fotografie war, daß ich jahrelang als Reiseleiter gearbeitet habe, vor allem in Ländern Nord-, West- und Ostafrikas. Dabei konnte ich in langfristiger teilnehmender Beobachtung Verhalten von gruppenreisenden Touristen studieren. Ziel der Analyse war: Die Rezeption des Fremden durch Touristen. Die methodische Annäherung erfolgte durch Beobachtungsschwerpunkte. Diese waren, neben den Fotos, die gemacht werden, auch: touristisches Verhalten im Reiseland, insbesondere gegenüber dessen Bewohnern; verbal geäusserte Wahrnehmungsinhalte; die Fragen, die gestellt werden.
Die in diesem Beitrag vorgenommene Analyse der sozialen Integration von indischstämmiger und indigener Bevölkerung im südpazifischen Inselstaat Fiji (Fidschi) ergibt, dass in Fiji nicht von sozialer Integration, sondern von sozialer Desintegration und ethnischer Koexistenz gesprochen werden muss. Es stellt sich allerdings die Frage, ob Integration bzw. zu welchem Grad Integration für ein Zusammenleben eine Notwendigkeit ist. Denn Integrationsbestrebungen können unterschiedliche Ziele verfolgen: Einerseits können sie zur Herstellung einer tatsächlichen gesellschaftlichen Einheit dienen, in der Unterschiede nicht länger wahrgenommen werden und dadurch Gleichberechtigung herrscht. Dann kann nach erfolgter sozialer und kultureller Integration von Zuwanderern von vollständiger Assimilation gesprochen werden. Andererseits kann Integration zur Förderung eines Multikulturalismus angestrebt werden, wenn ethnische Gruppen ihre kulturellen Eigenarten wie z.B. ihre Sprache beibehalten. Dann entwickelt sich bei fortschreitender sozialer Integration eine stärker pluralistische Gesellschaft und es kann lediglich von formeller Integration oder struktureller Assimilation gesprochen werden. Dabei dient die gegenseitige Anerkennung von Unterschieden als Voraussetzung für das Erreichen eines gemeinsamen Zieles. Der in diesem Beitrag dargestellte Überblick über die diskutierten Aspekte von Integration in Fiji kommt dieser Variante recht nahe.
Die ethnologischen Untersuchungen von Christian Sigrist in 'Regulierte Anarchie' (1967) haben die deutschsprachigen Forschungen zur Sozialgeschichte des alten Israel in den letzten Jahrzehnten wesentlich beeinflusst, und sein Ansatz wurde auch in zahlreichen theologischen Arbeiten weiterentwickelt. In der sozialgeschichtlichen Forschungsliteratur ist die Dimension der symbolischen Absicherung herrschaftsfreier Institutionalisierungen jedoch nur unzureichend behandelt worden, wie der Autor in seinem Beitrag zu zeigen versucht. Da sich die symbolische Dimension des Institutionellen insbesondere beim religiösen Glauben artikuliert, interpretiert der Autor das Phänomen der symbolischen Darstellung der israelitischen 'Regulierten Anarchie' an einem Beispiel aus der biblischen Mythologie: der Erzählung vom Turmbau zu Babel (Gen 11, 1-9). Er interpretiert die Erzählung in einer eigenen, eng am hebräischen Original orientierten Übersetzung und zieht abschließend Schlussfolgerungen für den epochalen 'Sitz im Leben' des Turmbaus zu Babel. (ICI2)
Dieser Beitrag stellt einen neuen Ansatz der Ethnographie vor, der sich hauptsächlich mit Arbeitsprozessen im Umgang mit neuen Technologien auseinandersetzt. Der Ansatz schließt an die klassische Ethnographie an, nutzt zum einen aber Methoden, die innerhalb der Ethnomethodologie, der 'Studies of Work' und anderer sozialkonstruktivistischer Ansätze vor allem in der Soziologie entwickelt wurden. Zum anderen verdankt er seine Entstehung den rasanten Entwicklungen im Bereich der neuen Technologien, insbesondere im Bereich der Telekommunikation, der Informationstechnologie, der Medientechnik und der Elektronik (TIME). Da dieser Ansatz vorwiegend im englischsprachigen Raum, in Frankreich und in Skandinavien verfolgt wird, müssen zunächst seine Hintergründe skizziert werden. Im Anschluss daran gilt es, die leitenden begrifflichen Vorstellungen dieses Ansatzes anhand einiger Beispiele zu erläutern, bevor dann auf die Methoden der 'Workplace Studies' näher eingegangen wird. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt auf die Darlegung speziell der audiovisuellen Methoden gelegt werden. Abschließend werden dann die Möglichkeiten der Bewertung dieser Methoden erörtert und in den umfassenden Ansatz eingeordnet, der u.a. durch den Begriff der 'kontextuellen Ethnographie' charakterisiert wird.