Franz von Assisi, der verlorene "vernünftige" Sohn eines reichen assisischen Kaufmanns ist der aus dem Ruf Gottes hervorgegangene Narr. Der Narr ist ein Fremder, der nicht parodiert, sondern entlarvt, er demaskiert im Lichte seines ungeschminkten Gesichts. Dem Narren schließen sich einige Bürger nach Liquidierung ihres Vermögens an. Aus der Gemeinschaft der Narren wird nach päpstlicher Approbation der Regeln der kirchliche Orden der Franziskaner. Die Regeln des Ordens, die einfachen Worte des Evangeliums, standen im Gegensatz zu dem Reichtum der Kirche. Noch das zwanzigste Jahrhundert wird in nicht zu unterschätzenden Friedensströmungen aus der historischen Kraft des franziskanischen Geistes bewegt: Ghandis machtvolle Gewaltlosigkeit oder Schweitzers Ehrfurchtspraxis. (KS)
Das Urteil des BVG vom 13. April 1978, das die Wehrpflichtnovelle der SPD/FDP-Koalition für verfassungswidrig und damit für nichtig erklärte, wirft die Frage auf, in welchem Verhältnis das Gewissen des Einzelnen zur Staatsräson steht und ob es legitim ist, "die Methode der Überprüfung des Gewissens von Kriegsdienstverweigerern vom Bedarf des Staates an Wehrpflichtigen abhängig zu machen". Die Implikationen des karlsruher Urteils sind: Verfassungswidrige Interpretation des GG, Proklamierung der Vorrangigkeit des Militärdienstes, Herabwürdigung des Zivildienstes zur rechtlichen Ausnahme und zur "lästigen Alternative" auf der Grundlage nicht stichhaltiger Zahlen. Damit hat das Gericht bei weitem seine richterliche Kompetenz überschritten. Es hat aber auch Weichen gestellt, die eine Ausgestaltung des Zivildienstes zum Friedensdienst verhindern und entspricht einem Friedensverständnis, das im gegenwärtigen "status quo" befangen bleibt. Die Aufwertung des Militärischen schafft mit "die psychosozialen Voraussetzungen für ein Klima, in dem die Ausgestaltung eines Friedensdienstes ohne Waffen, der Ausdruck eines Friedens jenseits von Abschreckung ist, keine großen Chancen hat". (RR)
Vornehmlich anhand der Äußerungen von Marx und Engels zum amerikanischen Bürgerkrieg werden wesentliche Zusammenhänge zwischen Klassenkampf, Krieg und Frieden sowie proletarischem Internationalismus erläutert. Marx und Engels vertraten den Standpunkt, daß die Entwicklung der revolutionären Arbeiterbewegung es erforderte, in von herrschenden Ausbeuterklassen entfesselten Kriegen für jene Völker, Staaten und Klassen Partei zu ergreifen, deren Sieg zur Durchsetzung bürgerlich-demokratischer Freiheiten und zur nationalen Unabhängigkeit führen könnte. Zugleich riefen sie die Arbeiterklasse auf, der Kriegspolitik der herrschenden Klassen aktiv entgegenzuwirken. Sie stellten fest, daß der Friedenskampf dem Proletariat dabei helfen würde, sich von den Einflüssen bürgerlicher Ideologie zu lösen und seine Selbständigkeit zu entwickeln. (ES)
Die Geschichte der Bemühungen um die Herstellung der Einheit der Linken in Deutschland seit der Spaltung der Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg ist - von wichtigen und richtungweisenden Ausnahmen abgesehen - die Geschichte ihres Scheiterns. Dabei scheint im Nachhinein gerade hier die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen die monarchistisch-militärische und die faschistische Konterrevolution auf der Hand zu liegen. Die kampflose Niederlage 1933 mit ihren kaum zu überschätzenden demoralisierenden Folgen und die Unfähigkeit der deutschen Arbeiterklasse, eine nennenswerte Rolle bei der Niederschlagung des Nationalsozialismus zu spielen, verleihen der Bündnisfrage in bezug auf Deutschland eine besonders dramatische Note. Sowohl die Träger der revolutionären Tradition des Bolschewismus (Trotzkisten, Blandlerianer) als auch die Apologeten der diversen - realen oder imaginären - Zusammenschlüsse aller "antimonopolistischen Demokraten", "Patrioten", "Friedensfreunde" o. ä. glauben eine Strategie sozialistischer Transformation und zugleich eine hinreichend ausgearbeitete und flexible Bündnispolitik zu besitzen, die - seinerzeit konsequent angewendet - den Sieg des Faschismus verhindert und eine progressive Entwicklung der deutschen Gesellschaft eingeleitet hätte, zum Teil werden die aktuellen politischen Strategien gerade auch als theoretische Verallgemeinerungen der "Lehren" des antifaschistischen Kampfes angesehen. Als Ergebnis einer solchen Haltung wird der Streit um historisch oder geographisch abliegende Linkskoalitionen - in der Bundesrepublik gibt es "Volksfronttendenzen" nicht ohne Grund nur in marginalen Bereichen - von den westdeutschen Sozialisten und Kommunisten zwar ohne Bereitschaft zu wirklicher Auseinandersetzung, dafür aber mit umso mehr Emotionen geführt: Während die einen in allem, was nicht durch die von den Bolschewiki und den ersten Weltkongressen der Komintern erarbeiteten Schemata abgedeckt scheint, "Verrat" und "Opportunismus" sehen (dabei unterstützt von linkskommunistischen Gruppen, die bündnispolitische Überlegungen von vornherein ablehnen), widmen sich die anderen der Verklärung einer von ihnen bejahten Politik, die rationale Kritik praktisch ausschließt. So basteln beide auf ihre Weise an einem Volksfrontmythos.
Die Massenentlassungen bei VW in den Jahren 1974/75 "können als ein Beispiel großbetrieblichen Krisenmanagements angesehen werden, das relevante gesellschaftliche Interessengruppen an der Formulierung einer durchaus nicht widerspruchsfreien 'Friedensformel' beteiligt und erfolgreich auf die Vermeidung manifester Konflikte zielt." Es werden die Selektionsmechanismen der Massenentlassungen, die ganz überwiegend über formell freiwillig abgeschlossene Aufhebungsverträge sowie über Frühpensionierungen abgewickelt wurden, ferner das Sozialprofil der Betroffenen (Lohn oder Gehaltsempfänger, Alter, Nationalität, Geschlecht, Dauer der Betriebsangehörigkeit) untersucht, wobei sich zeigt, daß gerade solche Gruppen betroffen waren, "die auch bei formellen Massenentlassungen bevorzugt selegiert worden wären und auch gesamtgesellschaftlich im besonderen Maße dem Risiko der Arbeitslosigkeit ausgesetzt sind." Mögliche und tatsächliche Verhaltensweisen von Gewerkschaft (hier IG Metall) und Betriebsrat werden erörtert.
Chinesische Stellungnahme zu zwei Aspekten des sowjetischen Strebens nach maritimer Hegemonie: a) Kontrolle der strategisch wichtigen Meerengen, besonders zwischen Mittelmeer - Indik und Indik - Pazifik im Zusammenhang mit der Großmachtrivalität im Indik-Raum; b) Monopolisierung des Schiffstransports besonders in Südostasien durch systematisches Unterbieten der Weltfrachtpreise. - Im Anhang UNO-Resolution 2832 (XXVI), die Erklärung des Indischen Ozeans zu einer Friedenszone. (DÜI-Ptk)
Im vorliegenden Beitrag analysiert der Verfasser auf der Grundlage einer breit angelegten Quellenbasis unter Auswertung der Bestände des Parteiarchivs der SED das 28. Oktoberjubiläum in der SBZ 1945. Dieses Jubiläum stand ganz unter dem Eindruck der Befreiung vom Faschismus und wurde von der KPD zur Propagierung ihrer Ziele und zur Darstellung der Sowjetmacht als Friedensgaranten genutzt. Besondere Berücksichtigung finden hier die Umsetzungsanstrengungen dieser Ziele bezüglich der Vorbereitung der Jubiläumsfeiern, die sich besonders in der Parteischulungsarbeit niederschlugen. Dazu kamen gemeinsame Veranstaltungen von KPD, SPD, CSU und sowjetischen Vertretern. (RG)
Bei den Bundestagswahlen 1976 haben sich zwar diejenigen nicht durchsetzen können, die mit einer Klassenkampfparole gegen links (,,Freiheit oder Sozialismus") angetreten waren; dennoch ist das Wählerpotential der Unionsparteien heute nicht nur stärker denn je, sondern scheint auch - das ist von Bedeutung für die Landtagswahlen der nächsten Jahre - gefestigter denn je. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich daran zu erinnern, daß bei den Bundestagswahlen 1969 die gültigen Stimmen von CDU/CSU und NPD zusammen über der 50 %-Marge lag und daß damals SPD und FDP ihre Mehrheit der Sitze im Bundestag nur der 5 %-Klausel verdankten. Die Bundestagswahl 1972 muß als Sondervotum für die Ostpolitik, die als Friedenspolitik verkauft wurde, und für Willy Brandt betrachtet werden. Doch selbst bei dieser Wahl konnten CDU und CSU mit 40,5 % der Wahlberechtigten das bei früheren Bundestagswahlen erzielte Ergebnis erreichen (1953: 37,5 %, 1957: 42,4 %, 1961: 38,2 %, 1965: 40,3 % und 1969: 39,3 % der Wahlberechtigten) (1). Erstmals in der Geschichte der Bundesrepbulik konnten sich CDU und CSU bei den Landtagswahlen 1974 bis 1976 (mit Ausnahme von Bayern und Baden-Württemberg) über das Ergebnis der Bundestagswahlen hinaus steigern: in der Summe der Landtagswahlen verbesserte sich die Union mit 1,2 Prozentpunkte.
Rüstung schafft auf lange Sicht gesehen weder Arbeitsplätze noch wirtschaftliches Wachstum. Der technologische Fortschritt der militärischen Forschung, den die zivile Industrie nutzen kann, ist auch nicht in dem Maße vorhanden, wie von der Rüstungsindustrie glauben gemacht wird. Zu diesen Ergebnissen kommt der Autor nach seiner Untersuchung über den volkswirtschaftlichen Nutzen der Rüstungsausgaben anhand veröffentlichten statistischen Materials. Er weist nach, daß eine Umstellung der Rüstungsproduktion in Friedensproduktion nicht nur volkswirtschaftlich notwendig, sondern auch organisatorisch möglich ist, da eine solche Umstellung nicht in einem Schritt durchführbar ist. Dazu bedarf es allerdings einer Beendigung des Wettrüstens aller Länder. Hinzu kommt, daß durch eine Umstellung der Produktion Mittel frei würden zur industriellen Entwicklung der Entwicklungsländer, was auch langfristig sichere Absatzmärkte garantiere. (RE)
Die chinesische Stellungnahme zur UN-Debatte um die Definition des Begriffs "Aggression", die Aggressionskriege von Kriegen gegen Aggression unterschieden wissen will und im (Sozial-)Imperialismus die eigentliche Ursache von Aggressionskriegen sieht, deckt sich z.T. mit Kategorien der modernen Friedensforschung. (DÜI-Sch)
Der Autor untersucht die Agitations- und Organisationsformen der konservativen Machteliten zwischen 1910 und 1918 und stellt ihre Verbindungslinien zur Entstehung der NSDAP heraus. Dargestellt werden die verschiedenen Organisationsgründungen seit den 70er Jahren wie z.B. der Centralverband Deutscher Industrieller und der Bund der Landwirte, der Radikalisierungsprozeß dieser von vorindustriell-ständisch-autoritären Leitbildern geprägten Verbände in den Jahren 1910 bis 1914 und schließlich die Gründung der präfaschistischen "Deutschen Vaterlandspartei" im Herbst 1917, die als Reaktion auf die Ankündigung der preußischen Wahlrechtsvorlage und der Friedensresolution des Reichstags erfolgte. Die Vaterlandspartei wurde von der Schwerindustrie finanziert und stellte den geglückten Versuch einer rechten Massenbewegung im Kaiserreich dar. Sie gliederte sich eine "Abteilung für Werbung und nationalpolitische Aufklärung der Arbeiter" an, mit der sie sich um die "nationale" Agitation unter den Arbeitern bemühte, mit dem Ziel auf manipulatorischem Wege von sozial und politisch emanzipatorischen Bewegungen abzulenken. Im Februar 1918 ging aus der Vaterlandspartei die alldeutsche, antisemitische, mittelständische und wirtschaftsfriedliche "Deutsche Arbeiter- und Angestellten-Partei" hervor, die eine "norddeutsche Variante" der späteren Deutschen Arbeiterpartei bzw. der frühen NSDAP bildete. (WJ)
In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 1, Heft 3, S. 10-14
ISSN: 0340-2304, 0340-2304
Die These von der Entstehung eines militärisch- industriellen Komplexes in der BRD, dem eine unkontrollierte Machtverfilzung von Wirtschaft und Wissenschaft, Militär und Politik zugrunde liegt, ist auf dem Hintergrund des - trotz Entspannungspolitik - Ausbleibens grundlegender Reformen im Bereich der Militärpolitik zu sehen. So sieht Grossner in der BRD des Jahres 1971 Tendenzen, die ihm auf eine Priorität des 'military-industrial establishment' mit allen finanziellen, sozialen und (außen-) politischen Kosten hinzusteuern scheinen. Er stellt jedoch keine Überlegungen an, inwieweit die wesentlich verstärkten mittel- und langfristigen Rüstungsplanungen nicht nur militärtechnischen und haushaltspolitischen Erfordernissen, sondern auch denen der einschlägigen Industrien entsprechen. Klönnes Beschäftigung mit dem militärisch-industriellen Komplex steht im Zusammenhang einer Kapitalismus-Analyse. Ihm geht es darum, die Ohnmacht oder gar Willfährigkeit sozialdemokratischer Regierungspolitik gegenüber den Interessen der privaten Produktionsmittelbesitzer an der Sicherung optimaler Profitchancen aufzuzeigen; am Beispiel des Rüstungskomplexes zeigt er exemplarisch, wie mittels sozialisierter Vorkosten und Folgelasten private Besitz- und profitstrukturen lebensfähig gehalten werden. Drei Publikationen aus dem Bereich der Friedensforschung befassen sich mit der von der BRD geleisteten Militärhilfe und den von ihr ausgehenden Rüstungsexporten. In seiner Studie über den Waffenhandel vergleicht Albrecht die vier wichtigsten Rüstungsexportländer der westlichen Welt miteinander und stellt dabei insbesondere die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Militärhilfe und der allgemeinen Exportpolitik der Regierung und den Interessen der westdeutschen Industrie. Unter dem gleichen Aspekt untersuchen Albrecht und Sommer den Zusammenhang zwischen Militärhilfe und Entwicklungspolitik. Im Mittelpunkt der Arbeit Haftendorns steht die Frage, ob und inwieweit Rüstungshilfe und Waffenexporte politisch sinnvoll sein können. Alle drei Autoren beschreiben die derzeitige Form westdeutscher Militärhilfe weitgehend als Infrastrukturhilfe für die Länder der Dritten Welt; sie ziehen daraus jedoch unterschiedliche Schlüsse: Haftendorn plädiert für die Eingliederung der Militärhilfe in die Entwicklungshilfe; Albrecht und Sommer hingegen sehen den Zusammenhang zwischen Entwicklungshilfe, Militärhilfe und Rüstungsexporten weitaus kritischer. Militärhilfe bedeutet für sie letztlich die Beteiligung der armen Länder an den Kosten des Rüstungskapitalismus. (HH)