Strukturelle Veränderungen in der militärischen Gesellschaft des Dritten Reiches
In: Nationalsozialismus und Modernisierung, S. 267-296
In dem Beitrag wird der Umfang an Modernität bzw. der Grad an Rückständigkeit, der das Subsystem Militär im Vergleich zu anderen Gruppen der Gesellschaft kennzeichnet, untersucht. Dabei gilt als Maßstab relativer Modernität das auf der Basis von individueller Leistung und Qualifikation erreichbare Maß an sozialer Mobilität. Der seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert stattfindende Richtungsstreit unter den Militärs wird beschrieben: Den Angehörigen konservativ agrarisch-vorindustriell geprägter Eliten standen die Vertreter eines bürgerlichen Militarismus gegenüber. Um zu beurteilen, in welchem Umfang der Nationalsozialismus modernisierend auf das innere Gefüge der militärischen Gesellschaft des Dritten Reiches gewirkt hat, werden die Affinitäten und Dispositionen derjenigen offengelegt, die nicht nur innerhalb der Reichswehr der "Wiederwehrhaftmachung" des deutschen Volkes positiv gegenüberstanden. Vor diesem Hintergrund werden einzelne militärische Gruppen näher betrachtet: (1) die Stabsoffiziere des Ersten Weltkriegs; (2) die Frontoffiziere des Ersten Weltkriegs; (3) die nicht mehr weltkriegsgedienten Offiziere; (4) die noch friedensmäßig ausgebildeten und die erst während des Krieges zum Offizier beförderten Angehörigen der militärischen Elite. Es wird festgestellt, daß die Modernisierungsdebatte in der preußisch-deutschen Armee bereits vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Gang gekommen und daß das Modernisierungskonzept des nationalsozialistischen Regimes weitgehend realisiert worden ist. (ICA)