Nachdem die Begriffe Sicherheit und Entwicklung während des Kalten Kriegs fast ausschließlich im Licht der gegenseitigen Bedrohung der Blöcke, also unter Staatsaspekten betrachtet wurden, traten nach das Ende des Ost-West-Konflikts sowohl die Bedeutung inner-gesellschaftlicher Konflikte für die menschliche Sicherheit als auch die Fragwürdigkeit des Zusammenhangs zwischen Wirtschaftswachstum und Entwicklung deutlicher zu Tage. Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurden der Begriff Sicherheit erneut überwiegend staatszentriert verstanden. Die Entwicklungspolitik musste sich den staatlichen Sicherheitsinteressen unterordnen. Bei heutigen Einsätzen internationaler Friedenstruppen, die sich auf das Ziel der Schaffung von Sicherheit und Entwicklung im Einsatzland berufen, spielen die sicherheitspolitischen Interessen der Truppenentsende-Länder selbst eine gewichtige Rolle. Nach wie vor fehlt ein allgemeines, funktionierendes Konzept für die Umsetzung bzw. die Erlangung von Sicherheit und Entwicklung in Nachkriegsländern. (IFSH-Pll)
"Die mögliche Entwicklung der Risiko-Gesellschaft zu etwas, das man als eine Bedrohungsgesellschaft bezeichnen könnte, in der Bedrohungswahrnehmungen von der Politik in einem Maße ausgebeutet werden, wie es in der Moderne selten da gewesen ist, stellt in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung für den Konflikt- und Friedensjournalismus dar. Der Kontext des Krieges gegen den Terror als vorherrschende globale Diskursordnung und das Fehlen einer konsistenten Strategie zur Demokratisierung von Nachkriegsgesellschaften, ebenso wie Kriegspropaganda, Wahrnehmungsmanagement und psychologische Operationen als Teil der Medienkriege, die parallel zu den militärischen Operationen geführt werden, verleihen der Diskussion über Relevanz, Tragweite und Anwendbarkeit friedensjournalistischer Modelle und/ oder Philosophien in der aktuellen internationalen Lage höchste Dringlichkeit. Der vorliegende Aufsatz skizziert Ansatzpunkte für eine solche Diskussion in der Bedrohungsgesellschaft." (Autorenreferat)
Das Jahrzehnt zwischen 1900 und 2000 ; welches das Objekt dieser Dissertation ist ; war reich an Ereignissen in den Chinesisch-Tibetischen Beziehungen. Das Dialog zwischen Peking und Dharamsala ; welches in der frühen 1980er initiiert wurde ; ist zusammengebrochen ; China hat Wirtschaftsreformen und Infrastrukturprojekte gestartet ; die für das Überleben des tibetischen Volkes fatal sein könnten ; die Tibeter haben angefangen ihr politisches Anliegen zu internationalisieren und die Politik des Mittleren Weges wurde demokratisch von dem tibetischen Volk einstimmig akzeptiert. Es war ein Jahrzehnt von vielen hoffnungsvollen Anzeichen für das tibetische Volk – die Berliner Mauer ist gefallen ; die Sowietunion ist zerfallen und der Kommunismus in Europa war besiegt ; die chinesischen Studenten sind gegen ihre Regierung und für mehr Demokratie aufgestanden ; der Straßburger Vorschlag des Dalai Lama hat eine weltweite Unterstützung erfahren und der Friedensnobelpreis wurde Dalai Lama verliehen. Für die Kommunistische Partei Chinas war es ein Jahrzehnt ernsten internen und internationalen Herausforderungen – ihr angeschlagenes Image zu aufzubessern und das Vertrauen des Volkes zurückzugewinnen. Andererseits bekam der tibetische Nationalkampf internationale Beachtung und Unterstützung. Immerhin ; die chinesische Regierung hat nicht nur ihre Kontrolle über Tibet gestärkt ; sondern es auch geschafft die internationale Kritik diesbezüglich zu vermeiden. Das Geduldspiel von Peking und seine unverändert harte tibetische Innenpolitik ; sowie die "Wieder-Ausbildungskampagnen" ; haben Dalai Lama dazu gezwungen auf den Aufruf für Unabhängigkeit zu verzichten und statt dessen für eine "reale Autonomie" zu plädieren. Dalai Lama und seine Exilregierung formulierten die Politik des Mittleren Weges ; die von den Exiltibetern eindeutig unterstützt wurde. Sie erhielt auch einen großen Zuspruch von den westlichen Regierungen ; den chinesischen Intellektuellen und den Befürwortern der Demokratie. Bis zum jetzigen Zeitpunkt konnte jedoch diese Politik die Regierung in Peking nicht überzeugen. Strategisch gesehen war das Jahrzehnt 1990-2000 eines der günstigsten für das tibetische Volk im Nationalkampf einen großen Schritt nach vorne zu machen und hat sich dadurch eine nähere Erforschung verdient. Diese Dissertation versucht die komplexen Faktoren zu analysieren ; die den Chinesisch-Tibetischen Konflikt beeinflusst haben und die riskanten Politiken zu enthüllen – die Politiken des Bevölkerungstransfers und Unterdrückung der Glaubensfreiheit – welche von der chinesischen Regierung innerhalb des Tibetischen Autonomen Region implementiert wurden.
Regional powers can be distinguished by four pivotal criteria: claim to leadership, power resources, employment of foreign policy instruments, and acceptance of leadership. Applying these indicators to the South African case, the analysis demonstrates the crucial significance of institutional foreign policy instruments. But although the South African government is ready to pay the costs of co-operative hegemony (such as capacity building for regional institutions and peacekeeping), the regional acceptance of South Africa's leadership is constrained by its historical legacy. Additionally, Pretoria's foreign policy is based on ideational resources such as its reputation as an advocate of democracy and human rights and the legitimacy derived from its paradigmatic behaviour as a 'good global citizen'. However, the Mbeki presidency is more successful in converting these resources into discursive instruments of interest-assertion in global, rather than in regional bargains. In effect the regional power's reformist South-oriented multilateralism is challenging some of the guiding principles of the current international system. ; Regionale Führungsmächte können anhand von vier Kriterien unterschieden werden: Artikulation des Führungsanspruchs, verfügbare Machtressourcen, außenpolitische Instrumente zur Interessendurchsetzung und Akzeptanz des Führungsanspruchs durch externe Akteure. Die Übertragung dieser Kriterien auf den südafrikanischen Fall zeigt zunächst die zentrale Bedeutung institutioneller Instrumente innerhalb der südafrikanischen Außenpolitik. Obgleich Pretoria bereit ist, die Kosten kooperativer Hegemonie zu tragen (z.B. Investitionen in Regionalinstitutionen und Friedenssicherung), untergräbt das historische Legat der Ära der Apartheid den regionalen Führungsanspruch. Dabei basiert die Außenpolitik des demokratischen Südafrika zuvorderst auf ideellen Ressourcen: Als Anwalt für Demokratie und Menschenrechte hat Südafrika seit dem Regimewechsel viel Renommee und Legitimität erworben. Die Konvertierung dieser ideellen Ressourcen in diskursive Instrumente zur Interessendurchsetzung gelingt der Regierung Mbeki in globalen Verhandlungen allerdings weitaus besser als in afrikanischen Institutionen. Im Ergebnis stellt der reform- und entwicklungsorientierte Multilateralismus der südafrikanischen Regionalmacht einige etablierte Normen des gegenwärtigen internationalen Systems in Frage.
The termination of war is mostly seen as a basis not just for recovery but for a fundamental transformation or change in development paths towards peace, stability and development. The Central American peace processes of the last decades were one of the first laboratories for the liberal peace-building paradigm which assumes that the threefold transformation to peace, democracy and market economy is a self-strengthening process leading to sustainable development. Although none of the three countries slipped back into war, serious deficits remain. This paper introduces an analytical framework that aims at interrelating the threefold transformation with the impact generated by four processes. These include the repercussions generated by the international system on a country's society, its historical, cultural and social foundations, the legacies of violence and the peacebuilding initiatives the country concerned has witnessed. The comparative analysis of changes in the public security sector, the political system, conflict resolution and the use of resources show why there is so much path dependency that can explain the deficits of transformation. ; Die Beendigung interner Kriege wird vielfach nicht nur als Möglichkeit für einen Wiederaufbau, sondern auch für eine grundlegende Transformation und einen Pfadwechsel zugunsten von Frieden, Stabilität und Entwicklung betrachtet. Die mittelamerikanischen Friedensprozesse der vergangenen Dekaden waren ein Versuchslabor für das Paradigma des liberalen Peace-building, das in der Annahme gründet, dass der dreifache Transformationsprozess bestehend aus Befriedung, Demokratisierung und marktwirtschaftlicher Öffnung einen sich selbst verstärkenden Prozess zugunsten nachhaltiger Entwicklung in Gang setzt. Obwohl keines der drei Länder in den Kriegszustand zurückfiel, weisen die Transformationsprozesse in allen drei Nachkriegsgesellschaften grundlegende Defizite auf, die weder als Erbe der Kriege noch als 'normale' Entwicklungsprobleme erklärt werden können. In dieser Studie wird zunächst ein Analyserahmen entworfen, der die dreifache Transformation mit den Einflüssen und Wechselwirkungen zwischen vier Prozessen systematisch in Beziehung setzt: dem internationalen System, den historischen, kulturellen und sozialen Grundlagen der betroffenen Gesellschaften, dem Erbe der Gewalt und den Initiativen der Friedensentwicklung selbst. Während die internationale Gemeinschaft grundlegende Reformen verlangte, zeigten die drei Länder unterschiedliche Fähigkeiten, mit den Herausforderungen der Transformationsprozesse umzugehen. Der Vergleich der Entwicklungen in den Bereichen öffentliche Sicherheit, politisches System, Konfliktbearbeitung und Ressourcennutzung zeigt, warum pfadabhängige Entwicklungen vorherrschen und diese die Defizite der Transformation erklären.
"Der vorliegende Aufsatz widmet sich der Bedeutung visuell-bildhafter Darstellungen innerhalb friedensjournalistischer Konzepte. Der Autor kritisiert, dass in Studien zur Bedeutung sprachlicher resp. bildhafter medialer Reize auf die menschliche Informationsverarbeitung, die Einflüsse von Bildern häufig unterschätzt werden. Erfahrungen wie die Diskussionen um die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in der Zeitung Jyllands-Posten, belegen die Kraft von Bildern in einer globalisierten und digitalisierten medialen Welt. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Berichterstattungen von Norwegens größter Tageszeitung Verdens Gang (VG) über Colin Powells Auftritt vor dem UN Sicherheitstribunal angesichts des bevorstehenden Irakkrieges 2003 sowie über den Angriff amerikanischer Truppen auf die irakische Stadt Fallujah (November 2004) als Fallstudien analysiert. Der Autor konnte zeigen, dass durch eine stärkere Beachtung der visuellen Elemente der Kriegsberichterstattung, wie z.B. Grafiken oder Fotos, der Friedensjournalismus bzw. ein kritischer Journalismus in Konfliktsituationen in seiner Aussagekraft verstärkt werden kann. Aus der Gegenüberstellung der VG-Berichterstattung über den Angriff auf Fallujah und der intensiven empathischen Berichte über die Tsunami-Katastrophe in Asien einen Monat später, wird das Fazit gezogen, dass die Nutzung neuer digitaler (Bild)medien auch für die Weiterentwicklung des Friedensjournalismus sinnvoll wäre." (Autorenreferat)
"Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, herauszufinden, ob zwischen den USA und Kanada tiefgreifende Unterschiede in der kulturellen Neigung und Haltung bezüglich internationaler Konflikte und Friedensbemühungen bestehen. Als Untersuchungsmaterial dienten Artikel einer amerikanischen und einer kanadischen Tageszeitung, die als Produkte der jeweiligen kulturellen Haltung mittels kritischer Diskursanalyse untersucht wurden. Es fanden sich zwar Differenzen zwischen den beiden Ländern in der Intensität und Häufigkeit von pro-militärischen Äußerungen, aber für die Annahme grundlegender Differenzen in Werten und Ansichten konnten keine Belege gefunden werden. Eher zeugen Ähnlichkeiten in Sprachstil und Stimmung in der Berichterstattung über politische Ereignisse in Israel und Palästina von gemeinsam geteilten Perspektiven in Bezug auf den Nahost-Konflikt. Ein Vergleich über zwei Jahre kanadischer resp. amerikanischer Berichterstattung sowohl zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen der Palästinenser als auch zu dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen, zeigt hohe Ähnlichkeit in der politischen Haltung beider Staaten. Als Vergleichsmaßstab dienten den Autoren fünf Dimensionen, auf welchen Palästinenser und Israelis sich in weitgehend dichotomer Weise gegenüber stellen lassen. Handelte es sich bei dem Nachrichtenkontext um Wahlen oder den Rückzug aus besetztem Gebiet, wurden beide Parteien von den Medien dennoch als Aktivisten in einem 'Negativ-Null-Summen-Spiel' dargestellt. Die Autoren weisen darauf hin, dass die parteiische Darstellung in beiden Staaten, enge Rollen für beide Parteien etabliert, die Verantwortung den Palästinensern zuschreibt und diese unter Druck setzt, indem sie Möglichkeiten der Konfliktlösung ausschließlich auf palästinensischer Seite sucht. Der vorliegende Kulturvergleich der medial übermittelten Einstellungen weist eher auf ein Zusammenwachsen als auf einen Unterschied der beiden Kulturen entlang der längsten ungesicherten Grenze der Welt hin. Weiterhin zeugen die Ergebnisse - wie bereits frühere Befunde - von der Existenz eines 'Kriegsjournalismus' in den Medien der westlichen Welt. In Nachrichtenkontexten, welche die Möglichkeit geboten hätten, bedeutsame Elemente des Friedensjournalismus im Sinne von Johan Galtung anzuwenden, wurden diese weder von den kanadischen noch von den amerikanischen Tageszeitungen umgesetzt. Im Gegenteil entschieden sich beide Zeitungen in diesen Fällen für die herkömmliche Methode einer polarisierenden Berichterstattung." (Autorenreferat)
"Von den meisten Kriegen würden wir keine Notiz nehmen, wären da nicht die Journalisten, die über sie berichten, und die Medien, die ihre Korrespondenten zum Ort des Geschehens schicken. Gleichzeitig geht die Vorliebe der Medien für Kriege und Konflikte häufig zu Lasten eines positiven Beitrags zur Friedenschaffung. Das Konzept des Friedensjournalismus wird deshalb als eine Alternative zur traditionellen Kriegsberichterstattung verstanden. Der vorliegende Aufsatz macht jedoch deutlich, dass die Idee des Friedensjournalismus nur alter Wein in neuen Schläuchen ist, auch wenn mit einem durchaus noblen Ziel. Viele Protagonisten des Friedensjournalismus übersehen häufig die mannigfaltigen Nuancen im Journalismus und heben das Außergewöhnliche, Spektakuläre und Negative der Kriegsberichterstattung hervor. Sie überschätzen den Einfluss der Journalisten und Medien auf die politische Entscheidungsfindung, und sie begreifen das Publikum als eine passive Masse, die mit den Mitteln des Friedensjournalismus aufgeklärt werden muss. Darüber hinaus basiert die Idee des Friedensjournalismus weitgehend auf einer übermäßig individualistischen Sicht, wobei die strukturellen Zwänge im Journalismus aus dem Blick geraten: Hierzu zählen ungenügende personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen, redaktionelle Prozesse und Hierarchien, Zwänge der Nachrichtenformate, die Verfügbarkeit von Quellen sowie der Zugang zum Geschehen und generell zu Informationen. All dies deutet darauf hin, dass die Praxis des Friedensjournalismus keine Frage der persönlichen Freiheit ist. Medienstrukturen und professionelle Routinen können wohl kaum aus der Position des individuellen Journalisten heraus verändert werden. Moderner Journalismus manifestiert sich in Prozessen der organisierten Nachrichtenproduktion, wobei den organisationalen und institutionellen Faktoren Priorität eingeräumt wird, ebenso wie Prozessen der beruflichen Sozialisation. Um einen ernstzunehmenden Beitrag für die Kriegsberichterstattung und ihre kritische Reflexion leisten zu können, muss auch Friedensjournalismus die strukturellen Bedingungen im Journalismus berücksichtigen. Die Debatte um den Friedensjournalismus - und insbesondere um die praktischen Implikationen - muss an die Journalismusforschung angeschlossen werden, wo ähnliche Anstrengungen zur journalistischen Qualitätssicherung unternommen werden." (Autorenreferat)
"Friedensjournalismus stellt einen mutigen Versuch dar, die Rolle von Journalisten, die über Konflikte berichten, neu zu definieren und sie zu rekonstruieren. Als neues Forum des Wissens baut Friedensjournalismus auf verschiedenen Theorien und Disziplinen auf, um seine Gültigkeit und Anwendbarkeit zu stärken. Eine Hauptquelle, auf die sich Friedensjournalismus stützen kann, um sowohl seinen analytischen als auch seine normativen Anspruch abzusichern, ist die Konflikttheorie. Dieser Artikel zeigt, wie verschiedene Erkenntnisse der Konflikttheorie Friedensjournalismus transparenter und zu einem wirkungsvollen Werkzeug in der Hand von Reportern und ihren Lesern machen können, um die Sinnlosigkeit von Konflikten zu realisieren und deren Lösung herbeizuführen. Noch spezifischer behandelt dieser Artikel die Vorstellung der Medien als dritte Partei in Konflikten. Die dritte Partei fungiert als Moderator der Kommunikation bzw. als Vermittler oder Schlichter zwischen den zwei rivalisierenden Parteien. Die Forscher behaupten, dass Friedensjournalismus als dritte Partei die Chancen für Lösung und Versöhnung am besten erhöhen kann, indem er die Normen und Gewohnheiten der Konfliktberichterstattung ändert. Dies wird kurz und bündig anhand dreier Fallstudien langwieriger Konflikte dargestellt, welche aus der Sicht der Konflikttheorie beschrieben werden. Indem reguläre Zeitungsberichterstattung Friedensjournalismus gegenübergestellt wird, werden die Vorzüge des letzteren aufgedeckt." (Autorenreferat)
"Diese Übersicht über Medien, Konfliktliteratur sowie Fallstudien zur Medienberichterstattung über Frieden bietet eine Orientierung für Friedensjournalisten. Viele Studien zeigen, dass die Medien selten neutral über Konflikte berichten. Humanpsychologie, journalistische Normen und strukturelle Einschränkungen halten die Medien von einer komplexen historischen Berichterstattung über Gewalt ab. Die begrenzte systematische Forschung zur Medienberichterstattung über Frieden reicht nicht aus, um auf den vorherrschenden Kriegsjournalismus reagieren zu können. Eine Fallstudie der Berichterstattung von The Washington Report über Friedensinitiativen des Mittleren Ostens weist auf Probleme in der Medienberichterstattung über Frieden hin. Sie lässt fünf Trends der Presseorientierungen erkennen. Demnach sind Friedensinitiativen: 1. politische Manöver und strategische Stellungnahme, 2. rhetorische Spiele, um hartnäckige Unterschiede zu verschleiern, 3. eine Charade unter Spielern mit geringem Glauben an ihren Erfolg, 4. fragil und unbeständig und 5. eine Übung in Doppelzüngigkeit und Verzerrung. Friedensjournalisten nutzen die Medien entweder in einer aktivistischen Funktion oder betreiben Friedensjournalismus als objektiven Qualitätsjournalismus, der unterrepräsentierte Perspektiven mit berücksichtigt, um tiefere und breitere Informationen zu liefern. Diese Zuordnung reflektiert seit langer Zeit bestehende ideologische Ziele im Gebiet der Konfliktstudien, Friedensstudien und Konfliktlösung. In diesem Sinn diskutieren ökonomische Wissenschaftler auch die Beeinflussung der Medien durch Industriestrukturen und Profitdenken, wodurch die Mächtigen bevorzugt und das Potential für Veränderung eingeschränkt werden. Das Propagandamodell der Medien zeigt, dass friedensjournalistische Initiativen wirkungslos sind, da die Medien ein Sprachrohr der Regierung darstellen. Es wird behauptet, dass die Situation der Welt nach dem Kalten Krieg Qualitätsjournalismus unterdrückt und lokale Medien ineffiziente begrenzte Plattformen zu Verbreitung alternativer Ideen darstellen. Kritische Wissenschaftler betrachten Friedensjournalismus als fehlerhaft, unwirksam oder von vornherein zum Scheitern verurteilt. Medientexte können jedoch vielfältig interpretiert werden; Risse im Monolith bieten Gelegenheiten für Reformen. Friedensjournalismus muss tief verwurzelte professionelle Muster, strukturellen und finanziellen Druck und psychologische Reaktionen, die eine reaktive, nationalistische Berichterstattung fördern, verändern. Friedensjournalisten müssen gut zuhören, 'den anderen' mehr Gehör schenken und dieses neue Verständnis begreifen und verinnerlichen, um die Verbindungen zwischen Identität und Feindschaft zu überwinden. Effektiver Friedensjournalismus muss ein Journalismus symbolischer Annäherung sein. Er muss Journalisten als menschliche Wesen erkennen, die dem gleichen sozialen, politischen, religiösen und nationalistischen Druck ausgesetzt sind wie alle Menschen. Restrukturierung und Umschulung als Mittel zur Befreiung unabhängiger Medien und Journalisten von ökonomischem und politischem Druck sind bedenklich. Der Schlüssel liegt in einer pluralistischen Verteilung von Besitz, Strukturen und Einkünften. Training muss Journalisten gegen automatische Reaktionen auf Angst und Gewalt impfen. Friedensjournalismus muss das Bewusstsein für die verschiedenen Identitäten und Realitäten der Konfliktparteien, die Subjektivität und Kontextabhängigkeit der Ursachen und die Falle des Dualismus beinhalten." (Autorenreferat)
"Als Beitrag zur Beurteilung der Chancen für die Realisierung friedensjournalistischer Prinzipien in der Praxis berücksichtigt dieser Artikel drei konzeptionelle Modelle zur Untersuchung des Verhältnisses zwischen Journalismus und anderen Machtinstitutionen und -beziehungen. Das Propagandamodell von Herman und Chomsky beschreibt effizient einige Methoden der Beeinflussung von Journalismus durch Staat und Kapital. Es birgt aber die Gefahr, reduktionistisch und funktionalistisch zu sein. Das Modell der 'Hierarchie der Einflüsse' von Shoemaker und Reese ermöglicht die Beurteilung der Positionen für und gegen Friedensjournalismus auf jeder seiner fünf Faktorstufen. Bei beiden Modellen besteht das Risiko, die Spezifität und Kohärenz von Journalismus als kulturelle Praxis und Form der Wissensproduktion zu verdecken. Pierre Bourdieus Vorstellung von Journalismus als relativ autonomes institutionelles Gebiet hat den Vorteil, konzeptionellen Raum sowohl für strukturelle Einflüsse von und auf Nachrichtenmedien als auch für die Tätigkeit und Kreativität von Journalisten zu gewährleisten. Die drei Modelle tragen gemeinsam dazu bei, Aufgaben, Herausforderungen und potentielle Strategien für die Bewegung des Friedensjournalismus aufzuzeigen." (Autorenreferat)
"Dieser Artikel beginnt mit der Betrachtung eines offensichtlichen Paradoxons. Viele professionelle Journalisten, die in vielen Ländern mit vielen Medien arbeiten, halten sich selbst für 'objektiv'. Zumindest stellen sie ihre Berichterstattung über wichtige Angelegenheiten nicht zugunsten der einen oder der anderen Seite verzerrt dar. Und dennoch zeigt ein großer Teil ihrer Konfliktberichterstattung ein erkennbar dominantes Muster von Kriegsjournalismus - verzerrt zugunsten von Krieg. Dieser Artikel geht davon aus, dass dies nicht aus einem Mangel, sondern aus einem Übermaß an Objektivität geschieht. Die meisten Konventionen, von denen viele Herausgeber und Reporter glauben, dass sie 'objektiven' Journalismus definieren, entstanden als Reaktion auf ökonomische und politische Bedingungen, welche v.a. solche Nachrichten bevorzugten, die von der Mehrheit der Konsumenten als einwandfrei akzeptiert wurden. Drei der wichtigsten Konventionen bevorzugen offizielle Quellen; eine dualistische Konstruktion von Geschichten und Ereignissen über den Ablauf hinweg. Wenn man sie für die Darstellung von Konflikten verwendet, bringt jede von ihnen Leser und Publikum dazu - oder auch nicht - , gewaltsame, reaktive Antworten zu überbewerten und nicht-gewaltsame, entwicklungsartige Reaktionen zu unterbewerten. Produktionsstandards stehen in einem Spannungsverhältnis zu den klassischen Erwartungen des Journalismus. Diese sind in den Regulationen vieler Rechtssprechungen festgelegt, die ein staatliches Konzept für Radio und Fernsehen verfolgen und den Inhalt von Nachrichtensendungen bestimmen. In einigen Aspekten kann gezeigt werden, dass es Kriegsjournalismus für Nachrichtensendungen schwieriger macht, ihre öffentlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Derzeit wächst ein Bewusstsein für die Spannung zwischen diesen beiden Begrenzungen für Journalismus und den Einfluss auf die Art, wie öffentliche Debatten geführt und mediiert werden. Mehr Friedensjournalismus würde dazu beitragen, die staatlichen Nachrichten wieder mit den berechtigten öffentlichen Erwartungen in Einklang zu bringen." (Autorenreferat)
Fast vierzigjährige empirische Forschungen zu geschlechtsspezifischen Unterschieden zeigen, das die politischen Orientierungen und Interessen weiblicher Jugendlicher weniger ausgeprägt sind als die ihrer männlichen Altersgenossen. So konnte die Geschlechtsrolle mit dem Stereotyp des "unpolitischen Mädchens" belegt werden. Andererseits weist die Mehrzahl der gleichen Studien nach, dass Mädchen ein stärkeres Interesse an sozialen, ökologischen und friedenspolitischen Fragen zeigen. Auch ist ihre Bereitschaft zu sozialen Engagement und zur Teilnahme an gewaltfreien Demonstrationen höher. Die vorliegende Beitrag versucht durch eine eigene empirische Studie diese zum Teil widersprüchlichen Befunde zu erklären. Leitende Hypothese ist hier: Geschlechtspezifische Unterschiede in der politischen und zivilen Identität können dadurch erklärt werden, dass sich Jungen bei politischen Machtfragen kompetenter fühlen, während Mädchen sich stärker an prosozialen und gleichheitsbetonenden Aspekten orientieren. Die Ergebnisse der empirischen Studie bestätigen diese Hypothese und geben gleichzeitig einige Hinweise darauf, dass die auf der Makroebene des politischen Systems bestehenden Ungleichheiten bei den "offiziellen" Positionen mit großer Wahrscheinlichkeit auf Sozialisationseffekte zurückzuführen sind. (ICA). Die Untersuchung enthält quantitative Daten. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1998 bis 1998.;;;The aim of the present study is to look for basic gender differences in adolescent political and civic identity and to make some suggestions, based on the empirical data of our own study, as to how these gender differences can be explained. The main hypothesis is: Gender differences in political and civic identity could be explained by the fact, that males feel politically more competent, whereas females are strongly oriented towards pro-social and egalitarian aspects. Before these hypotheses can be tested, a short overview of theory and the empirical findings reported in the relevant literature should be given in order to organize the field of gender differences in political and civic orientations. In the end some consequences with regard to citizenship education will be discussed. (DIPF/orig.).
Der Beitrag befasst sich mit der westdeutschen Solidaritätsbewegung mit Blick auf die antikolonialen, antirassistischen Freiheitsbewegungen für Südafrika. In der BRD entwickelte sich ab Ende der sechziger Jahre auf der Basis der Vietnam-Solidaritätsbewegung und der "Ostermärsche" der Friedensbewegung die "außerparlamentarische Opposition" der 68er, in der der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) eine maßgebliche Rolle spielte. Der antikapitalistische und antiimperialistische Kampf gewann an Stärke - und verlagerte sich auf die Straße. Neben diesen konfrontativen Aktionsformen fand auch eine intensive theoretische Auseinandersetzung sowohl um die Verhältnisse in der BRD, hier vor allem die Aufarbeitung des NS-Faschismus und die Reform des Hochschulwesens, als auch um die Fragen von Kolonialismus, Imperialismus sowie Entwicklung/Unterentwicklung statt. Der Beitrag gibt einen kurzen historischen Abriss über die Ursprünge der Protestbewegungen in der Bundesrepublik Deutschland, vor allem die internationale Solidaritätsbewegungen, die aus der Studentenbewegung der 60er Jahre erwuchsen, und benennt Probleme und Chancen der Bewegung. Dabei geht es insbesondere um eine kritische Beleuchtung der Top-Down-Solidarität, die den Dritte Welt-Bewegungen anhaftet, und die Forderung nach mehr kontinuierlichem Engagement. (ICH). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1960 bis 2006.