Zwischen Repression und Manipulation: konservative Machteliten und Arbeiter- und Angestelltenbewegung 1910-1918 ; ein Beitrag zur Vorgeschichte der DAP/NSDAP
In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 12, S. 351-432
ISSN: 0066-6505
Der Autor untersucht die Agitations- und Organisationsformen der konservativen Machteliten zwischen 1910 und 1918 und stellt ihre Verbindungslinien zur Entstehung der NSDAP heraus. Dargestellt werden die verschiedenen Organisationsgründungen seit den 70er Jahren wie z.B. der Centralverband Deutscher Industrieller und der Bund der Landwirte, der Radikalisierungsprozeß dieser von vorindustriell-ständisch-autoritären Leitbildern geprägten Verbände in den Jahren 1910 bis 1914 und schließlich die Gründung der präfaschistischen "Deutschen Vaterlandspartei" im Herbst 1917, die als Reaktion auf die Ankündigung der preußischen Wahlrechtsvorlage und der Friedensresolution des Reichstags erfolgte. Die Vaterlandspartei wurde von der Schwerindustrie finanziert und stellte den geglückten Versuch einer rechten Massenbewegung im Kaiserreich dar. Sie gliederte sich eine "Abteilung für Werbung und nationalpolitische Aufklärung der Arbeiter" an, mit der sie sich um die "nationale" Agitation unter den Arbeitern bemühte, mit dem Ziel auf manipulatorischem Wege von sozial und politisch emanzipatorischen Bewegungen abzulenken. Im Februar 1918 ging aus der Vaterlandspartei die alldeutsche, antisemitische, mittelständische und wirtschaftsfriedliche "Deutsche Arbeiter- und Angestellten-Partei" hervor, die eine "norddeutsche Variante" der späteren Deutschen Arbeiterpartei bzw. der frühen NSDAP bildete. (WJ)