Ausgehend von der eher geringen Bedeutung der deutsch-amerikanischen Beziehungen im 18. und 19. Jahrhundert stellt der Verfasser fest, daß es zwischen beiden Staaten vor 1914 weder ernsthafte Differenzen noch starke gemeinsame Interessen gab. Während der Neutralität der USA im Ersten Weltkrieg bis 1917 seien Kontroversen über die Führung des deutschen U-Boot-Krieges, die Frage der Wilsonschen Friedensvermittlung und die deutsche Propaganda in den Vereinigten Staaten zu unüberbrückbaren Streitpunkten geworden; sie hätten zum Kriegseintritt der USA beigetragen. Endgültig war der Bruch 1917 durch die Eröffnung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges und die Bündnisangebote an Mexico. Amerikanische Soldaten wurden in Europa eingesetzt und trugen zur Niederlage des Deutschen Reiches bei, die USA nahmen entscheidenden Einfluß auf die Kapitulationsbedingungen. (KS)
In: Arbeiterbewegung in Österreich und Ungarn bis 1914: Referate des österreichisch-ungarischen Historikersymposiums in Graz vom 5. bis 9. September 1986, S. 195-215
Hinsichtlich des Aufstiegs der österreichischen Gewerkschaftsbewegung aus kleinen, ständig von der Auflösung bedrohten Vereinen zu einer Organisation von über 400.000 Mitgliedern wurden zwei langfristige Trends beobachtet, die an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt gewesen sein dürften. Der Eine war der Wandel der inneren Verhältnisse der Gewerkschaften, ihres organisatorischen Aufbaus, ihrer Kampfmethoden und -ziele von der dezentralen Einzelaktion zum zentralgeleiteten planmäßigen Vorgehen, das die gesamten Arbeitsverhältnisse berücksichtigte. Der Zweite betraf die Beziehungen zu den Unternehmern und vor allem zum Staat, die sich von Opposition in Richtung Mitarbeit und umgekehrt von offener Repression in Richtung Anerkennung veränderten. Weder Zentralisierung noch Integration waren unumstritten bzw. bei Beginn des Weltkrieges abgeschlossen. Wie abschließend gezeigt wurde, standen die letzten Friedensjahre im Zeichen einer Krise, die sich an den inneren wie äußeren Widerständen gegen Zentralismus und Integration entzündete. (HRS)
Vorwort Die Gesellschaft für Deutschlandforschung hat seit 1979 auf ihren Tagungen, soweit dies angängig war, immer wieder Probleme der Militärpolitik der DDR in den jeweiligen Themenkatalogen berücksichtigt. Erinnert sei hier nur an die in den Periodika der Gesellschaft veröffentlichten Beiträge von Jens Hacker (Die DDR im Warschauer Pakt), Walter Rehm (Militärtraditionen in der DDR; Die Kriegstheorie von Karl Marx), Fritz Birnstiel (Die Militärpolitik der DDR), Henning von Löwis of Menar (Militärisches und Paramilitärisches Engagement der DDR in der Dritten Welt) und Gerhard Ritter (Die Position von Karl Marx in der Militärpolitik der DDR). Nunmehr wurde in dieser Richtung ein Schritt weitergegangen. Auf der wehrwissenschaftlichen Tagung der Gesellschaft zur Erforschung der politischen Systeme in Deutschland (Korporatives Mitglied der Gesellschaft für Deutschlandforschung) in Münsterschwarzach am Main (5.-8. November 1984) stand diesmal allein ein wehrpolitischer Themenkomplex zur Debatte, der sich nicht nur auf die DDR beschränkte, sondern in einem erweiterten geographischen Bezugssystem Probleme behandelte, ohne dabei das Grundproblem Deutschland aus dem Auge zu verlieren. Das gewählte Generalthema: "Angst als Mittel der Politik in der Ost-West-Auseinandersetzung" entsprach der aktuellen politischen Situation, gegeben durch die Nachrüstung im Bereich des westlichen Verteidigungsbündnisses der NATO als Folge der sowjetischen Hochrüstung seit der KSZE-Konferenz in Helsinki und das damit im Zusammenhang stehende plötzliche Wiederaufleben der westlichen Friedensbewegung, die sich gute 30 Jahre zuvor in der Picasso'schen Friedenstaube ihr Symbol gegeben hatte. Kennzeichnend für diese Renaissance waren ebenso die Wohlorganisiertheit dieser Bewegung wie die gehäufte Herausgabe wissenschaftlicher und pseudowissenschaftlicher Untersuchungen in den Jahren 1983/84 über den totalen Nuklearkrieg mit den Alpträumen eines Nuklearinfernos. Dies war Anlaß genug, um sich zu fragen, warum die seit Jahrzehnten bestehende atomare Bedrohung überraschend in dieser Intensität in das Zentrum der Forschung gerückt wurde, warum eine Vielzahl von Massenmedien, die jahrelang diese Frage ignoriert hatten, damit begannen, die atomare Situation in aller Schärfe und bis zur Grenze des Unerträglichen zu dramatisieren. Als augenfällig zeigte sich ferner, daß trotz wirtschaftlicher Misere und ungelöster innenpolitischer sowie außenpolitischer Fragen man sich in der Bundesrepublik den Luxus einer hausgemachten Hitze in sogenannten Friedensdiskussionen und überbordenden Friedenskampagnen leistete, während in den westlichen Nachbarländern derartige Symptome weitgehend peripheren und sporadischen Charakter trugen. Die auffällige Hinnahme der unmittelbaren Bedrohung der Bundesrepublik durch die in der DDR und CSSR aufgestellten sowjetischen SS-20-Raketen einerseits, das aktive Nichthinnehmenwollen der Installierung des amerikanischen Waffensystems Pershing II zur Wiederherstellung des Kräftegleichgewichtes in Mitteleuropa durch die militanten Kreise der Friedensbewegung andererseits, mußte den Verdacht nahelegen, daß hier nicht allein genuine pazifistische außerpolitische Einflüsse mitbestimmend waren. Hieran ließen sowjetische Äußerungen keinen Zweifel. Das vitale Interesse der SU erforderte es, mit allen Mitteln, außer denen des Eingehens eines militärischen Risikos, die westliche Raketenstationierung zu verhindern. Gelang dies nicht, dann mußte sie ebenso die direkte Bedrohung des eigenen Territoriums bis zur Linie Leningrad-Moskau hinnehmen wie jenes Nahziel der Abkoppelung Westeuropas von den USA und damit dessen Erpreßbarkeit in weite Ferne gerückt sehen. Da sich eine militärische Lösung ausschloß, griff sie, wie so häufig in ihrer Geschichte, auf das Mittel des propagandistischen Einwirkens auf den Westen in Gestalt der sogenannten Volksdiplomatie zurück, d.h. sich unmittelbar über die Köpfe der gegnerischen Regierung hinweg an das Volk zu wenden, sei es an bestimmte soziale Schichten, sei es an in Opposition zur Regierung stehender Kräfte oder Einzelpersonen. Ein nach wie vor gültiges Konstituens der sowjetischen Volksdiplomatie stellt die Weisung der Kommunistischen Internationale aus dem Jahre 1924 dar, die folgendermaßen lautet: "Wir müssen sozusagen ein ganzes Sonnensystem von Organisationen und kleineren Komitees um die Kommunistische Partei herum aufbauen, die unter dem faktischen Einfluß unserer Partei (nicht unter einer mechanischen Leitung) stehen werden." Dementsprechend handelte auch die sowjetische Außenpolitik in der Frage der westlichen Nachrüstung. Die unverhüllte Übernahme sowjetischer Thesen und Parolen durch das linke Spektrum der Friedensbewegung, deren Umsetzung in einen gezielten, wenn auch hektischen Aktionismus, ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß hier unmittelbare und mittelbare Beziehungen zu den sowjetischen und DDR-Propagandazentralen bestanden. Die sowjetische Kennzeichnung der westlichen Friedensbewegung als "Antikriegs- und Antiraketenbewegung" legte den Kern der Sache bloß, um den es letztendlich ging. Bei dieser Frage konnte die Sowjetunion nicht in innenpolitische Schwierigkeiten geraten, dafür aber die DDR, auf deren Territorium die SS-20- ihre Aufstellung gefunden hatte, und sich zudem über den Äther der Einfluß der bundesdeutschen Friedensbewegung bemerkbar machte, den es nun aufzufangen, zu kanalisieren und zu neutralisieren galt. Mit den Geistern, die die SU gerufen hatte, kam die Unruhe in die Bevölkerung der DDR, insbesondere in kirchlich orientierte Kreise der jungen Generation, die sich provokativ jenes Mottos auf Plakaten bedienten, das die Sowjetregierung einst als Aufschrift für eine der UNO geschenkte Plastik selbst gewählt hatte: "Laßt uns aus Schwertern Pflugscharen machen". Die sukzessive Ausschaltung dieser Gruppen aus dem öffentlichen Leben, damit die Durchsetzung des Anspruchs der DDR-Partei- und Staatsführung, daß es außer der "offiziellen Friedensbewegung" keine Duldung pazifistischer Randgruppen geben könne, die verstärkte Erziehung zum Haß in der NVA gegen den "imperialistischen Gegner", bewiesen nur zu deutlich die Schwierigkeiten, die die DDR mit der Auflösung des Widerspruchs hatte, einerseits dem westlichen Pazifismus Hilfestellung zuteil werden zu lassen, andererseits den als antisozialistisch deklarierten Pazifismus im eigenen Land vehement zu bekämpfen. Im "Kommunistischen Manifest" von Karl Marx und Friedrich Engels steht der einleitende Satz: "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus." Für die Jahre 1982 bis 1984 könnte auch der Satz stehen: "Ein Gespenst geht um in der Bundesrepublik Deutschland - das Gespenst der Angst vor der nuklearen Vernichtung." Das Phänomen der Angst, das in diesen Jahren in allen Spielarten vermittelt und indoktriniert wurde, das massenhafte Auftreten der Agitatoren der Angst und Angstkampagnen ließen deutlich werden, daß hier Angst als Mittel der Politik ins Spiel gebracht wurde. Dieses Phänomen der Angst als politisches Instrument in seiner praktischen Anwendung zu analysieren, aber auch eine Antwort darauf zu finden, wie ihm auf westlichem Boden im Sinne des "Was tun" begegnet werden kann, war die Aufgabe, die sich die Tagung in Münsterschwarzach stellte. Die weitgehend bundesdeutsche - nicht etwa europäische - Fixierung auf die Raketenstationierung mit den sie begleitenden Angstkampagnen ließen es nicht ratsam erscheinen, den Fragenkomplex isoliert, allein bezogen auf die beiden deutschen Staaten zu behandeln. Dies hätte zu einem Verrücken der Maßstäbe im internationalen Kontext geführt, wenn lediglich in eigenem "teutschen" Saft gekocht würde. Wie schaut es mit den Nuklearängsten der anderen Völker im Nachbarbereich aus, das war die Frage, die miteinzubeziehen, zu klären war, ob das Phänomen der deutschen Friedensbewegung ein spezifisch deutsches ist oder aber auch seine Entsprechung in den neutralen Staaten Österreich und der Schweiz sowie beim Bündnispartner Italien findet. Der Versuch, hierauf Antworten zu finden, liegt in den nachfolgenden Referaten vor, von denen jedes für sich sprechen soll. Leider mußte es sich der Herausgeber versag.
Der Beitrag hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und des Wiederaufbaus nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Inhalt und setzt sich dabei kritisch mit Forschungen über diese Epoche auseinander. In den zwanziger Jahren waren amerikanische Politiker der Überzeugung, daß die Lösung des deutsch-französischen Konfliktes und eine gerechte Wirtschaftsordnung eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung des Friedens seien. Als Mittel zur politischen Umsetzung ihrer Vorstellungen diente die Politik um die deutschen Reparationszahlungen. Im Unterschied zu Historikern, die wirtschaftliche Ursachen als maßgebend für die Konfrontation zwischen den USA und dem Dritten Reich in den dreißiger Jahren ansehen, hält der Autor politische Gründe für ausschlaggebend. Die amerikanische Deutschlandpolitik, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Marshall-Plan manifestierte, beabsichtigte seiner Ansicht nach der Eindämmung des sowjetischen Einflusses ebenso eine "Eindämmung" Deutschlands durch dessen Einbindung in eine größere Wirtschaftsordnung und die Schaffung einer atlantischen Gemeinschaft. Auch hier ging es wie in den zwanziger Jahren darum, Hegemoniebestrebungen Frankreichs zuvorzukommen, gleichzeitig aber seine Ansprüche auf wirtschaftliche und politische Sicherheit zu befriedigen. Das sich dabei entwickelnde Staatensystem einschließlich der deutschen Teilung stellte sich bislang als friedenserhaltend heraus. (BF)
Vierzig Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht bedürfen die territorialen Folgen des Zweiten Weltkrieges in Mitteleuropa noch immer einer abschließenden friedensvertraglichen Regelung. Schon in den fünfziger Jahren sind zwar Tendenzen erkennbar geworden, die friedensvertraglichen Regelungen durch sog. Kriegsfolgemaßnahmen zu ersetzen. In diese Richtung zielten die Bemühungen einiger Ostblockstaaten in der ILC bei der Ausarbeitung der Vertragsrechtkonvention. Unter dem nachdrücklichen Hinweis auf das Potsdamer Abkommen sollte bezweckt werden, die Bedingungen dieser Abmachung für Deutschland sicherzustellen, obgleich es sich um einen Vertrag zu Lasten Dritter handelt. Bei der endgültigen Fassung des Art. 75 der Wiener Vertragsrechtkonvention wurde der Norm jedoch die eindeutig auf Potsdam weisende Zielrichtung genommen. Die Bundesregierung will dem Vernehmen nach bei der noch ausstehenden Ratifikation der Konvention klarstellen, daß Art. 75 sich nur auf Maßnahmen bezieht, die der Sicherheitsrat nach Kap. VII der UN-Charta verfügt. Kriegsfolgemaßnahmen gegen einen Feindstaat nach Art. 107 UN-Charta sollen nicht unter die Angreiferklausel fallen. (SJ)
Die Auseinandersetzungen innerhalb der Deutschen Friedensgesellschaft in der Spätzeit der Weimarer Republik stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Aufsatzes. Dabei geht der Verfasser der Frage nach, ob die Spaltung des organisierten deutschen Pazifismus die pazifistische Bewegung schwächte oder ob dadurch neue Energien freigesetzt wurden. Den Prozeß der Spaltung stellt der Autor an den Konflikten innerhalb der Ortsgruppe Berlin dar. Neben einer Vielzahl von personellen Differenzen waren es vor allem die Haltung zum Verteidigungskrieg, zur Kriegsdienstverweigerung und zur Kriegsschuldfrage, die die Richtungskämpfe innerhalb des organisierten Pazifismus bestimmten. Gegen Ende 1930 wurden die Weichen zu Neugründungen gestellt. Besonders der "Deutsche Friedensbund" und der "Allgemeine Deutsche Friedensbund" finden hier Berücksichtigung. Insgesamt bewertet der Autor das Scheitern des organisierten Pazifismus als endogen verursacht, was er durch die Darstellung der Entwicklung zwischen 1929/1930 bis 1933 begründet. (RG)
Der Aufsatz unterzieht die Welle von Literatur zur deutschen Nation und zur nationalen Identität der Deutschen aus der ersten Hälfte der 80er Jahre einer kritischen Sichtung und will dabei aus prowestlicher und liberaldemokratischer Sicht eine "Orientierungshilfe" für den "überforderten Leser" geben. Besprochen werden 30 Monographien, Sammelwerke und Tagungsbände, wobei das Spektrum der besprochenen Autoren vom Politikwissenschaftler über den Vertriebenenpolitiker bis zu Burschenschaftsvorständen reicht. Der Autor unterscheidet drei Hauptströmungen: eine neonationalistische, die die aktuelle Friedensdiskussion in eine nationale umbiegen will; eine traditionalistische, die die Positionen der Wiedervereinigungsdebatte der 50er Jahre verficht und eine nationalrealistische, die vor allem den politischen Verhältnissen in Europa Rechnung tragen will. In seinem 6 Thesen umfassenden Fazit warnt der Rezensent vor einer isolierten und rückwärts gewandten Betrachtung der deutschen Frage und plädiert u. a. für eine Aufgabe des Wiedervereinigungsgebotes und eine bundesdeutsche Identität. (JF)
"Wahlen sind institutionell hochdramatisierte und folgenreiche Elemente des politischen Prozesses in demokratisch verfaßten Gesellschaften. Daher kann nicht überraschen, daß politische Wahlen von Anbeginn an das Interesse der Öffentlichkeit aber auch das der Wissenschaft auf sich gezogen haben. Die nicht zuletzt darin begründete beachtliche Kontinuität der Wahlforschung gestattet es in zunehmendem Maße, Wahlen nicht mehr isoliert, sondern als Zäsuren im fortlaufenden politischen Prozeß zu untersuchen und damit besser als bei einer Konzentration auf eine bestimmte Wahl zu verstehen. Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die bevorstehende Bundestagswahl am 25. Januar 1987 und die Analyse der Ausgangsbedingungen für die Wahlentscheidung der Bürger kurz vor Beginn der 'heißen Phase' des Wahlkampfs. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Feststellung, daß trotz insgesamt abnehmender Bindung der Wähler an die politischen Parteien der überwiegende Teil der Wählerschaft nach wie vor über festliegende Parteipräferenzen verfügt und damit die Breite möglicher Wahlergebnisse erheblich begrenzt wird. Der Einfluß insbesondere politischer Sachfragen auf die Wahlentscheidung nimmt jedoch zu; im Vorfeld der Bundestagswahl 1987 erweisen sich Arbeitslosigkeit, Umwelt und Friedenssicherung als die dominanten, fast alle Wähler berührenden Problembereiche. Bezogen auf den Ausgangspunkt Bundestagswahl 1983 ergibt sich hier eine überraschende Ausgewogenheit der Kompetenzzuschreibung zwischen den beiden politischen Lagern SPD-DIE GRÜNEN und CDU/ CSU-FDP. Die Ergebnisse der Landtagswahlen zwischen 1983 und 1986 belegen nach Ansicht der Verfasser, daß die Strategie der SPD, durch Übernahme der politischen Themen der GRÜNEN diese unter die für den Einzug in den Bundestag erforderlichen fünf Prozent der Zweitstimmen zu drücken und auf diese Weise - wenn nicht überhaupt - die absolute Mehrheit der Mandate zu erlangen, keine Erfolgschance besitzt. Vielmehr sprechen die vorliegenden Erkenntnisse für ein Wahlergebnis am 25. Januar 1987, das den Status quo in bezug auf die Stärke der beiden politischen Lager fortschreiben wird." (Autorenreferat)
"In den westlichen Industrieländern und in einigen industriellen Schwellenländern hat ein tiefgreifender technologischer Strukturwandel auf der Grundlage der Mikroelektronik eingesetzt, der auch für die Ost-West-Wirtschaftsbeziehungen eine neue Lage schafft. Wenn die Wirtschaftsbeziehungen ein tragfähiges Element der Entspannungspolitik sein sollen, muß sich die Ost-West-Zusammenarbeit auch auf der Grundlage der neuen Technologien vollziehen. Aus sicherheitspolitischen Gründen muß der Technologieexport in die UdSSR und nach Osteuropa jedoch kontrolliert werden. Während die USA einseitig den sicherheitspolitischen Bezug betonen, mißt Westeuropa aus entspannungspolitischen Gründen der Zusammenarbeit eine größere Bedeutung bei. Die Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) wird nur dann keine zu negativen Auswirkungen auf die technologischen Ost-West-Beziehungen haben, wenn sie in eine Vereinbarung zwischen den Supermächten eingebettet werden kann. Initiativen für eine verstärkte Integration in Westeuropa, die Europäische Technologiegemeinschaft und das EUREKA-Projekt (European Research Coordination Agency), können zu einer größeren Unabhängigkeit der technologischen Kooperation zwischen West- und Osteuropa von den Supermachtbeziehungen beitragen. Über die Möglichkeiten militärischer Nutzung importierter Technologie durch die UdSSR scheinen teilweise übertriebene Annahmen zu bestehen. Durch Technologiekontrollen ist der Sicherheitskonflikt nicht zu lösen. Andererseits kann technologische Zusammenarbeit als Element einer europäischen Friedensordnung nur bei einer gewissen gegenseitigen Abhängigkeit hinlänglich funktionieren, d.h., die RGW-Länder müssen selbst über technologische Leistungsfähigkeit verfügen bzw. diese erwerben können. Die RGW-Länder werden die Schlüsseltechnologien der kommenden Jahre ebenfalls anwenden. Dabei werden sie verstärkt auf Lösungen innerhalb des RGW und vor allem in Anbindung an das sowjetische Potential setzen, um vom Westen technologisch unabhängiger zu werden. Gleichwohl sind für die osteuropäischen Länder technologische Verbindungen mit den westlichen Industrieländern unersetzlich, für die UdSSR nützlich. Entsprechende Kooperationsofferten an Westeuropa unterstreichen diese Sachlage." (Autorenreferat)
Vor dem Hintergrund des zu geringen Stundendeputats der politischen Bildung versteht der Beitrag sich als ein Appell an die Lehrerkollegien, zentrale Anliegen des Fachs aufzugreifen und womoeglich in faecheruebergreifenden Unterrichtseinheiten oder im eigenen Fach zu realisieren. Als Ansatzpunkt hierfuer gelten akutelle Fragen und Themen, die wie die Friedenserziehung oder die Pflicht, ueber die Menschenrechte aufzuklaeren, vom Lehrplan vorgesehen sind, ohne doch einem bestimmten Fach zugeordnet zu sein. Der Beitrag fuehrt eine Fuelle solcher Beispiele auf, die im einzelnen erlaeutert und auf ihren Beitrag zur politischen Bildung hin eroertert werden.
Die durch ökonomische, innenpolitische und militärische Bestimmungsfaktoren, speziell auch durch das bilaterale Verhältnis zu den USA gesetzten Grenzen aufzeigend, umreißt der Autor die Leitlinien und Handelsspielräume der philippinischen Außenpolitik nach Marcos' Sturz. (BIOst-Hml)
Es gehört zu ihrer Eigenartigkeit, daß die Situation der Kirche in Polen von heute unvergleichbar mit der der katholischen Kirche nicht nur im Westen, sondern auch in anderen Staaten des Ostblocks ist. Sie spielt eine einflußreiche Rolle nicht nur im religiösen, sondern auch im kulturellen, sozialen und politischen Leben Polens. Die Schule der Nation war stets die katholische Kirche. Sie ist integraler Bestandteil der geschichtlichen Entwicklung der polnischen Gesamtkultur. Sie ist Symbol der Unzerstörbarkeit des nationalen Lebens. Kirchlichkeit ist Bestandteil der Arbeiterkultur. Liberaler Antiklerikalismus konnte in Polen nie Fuß fassen. Die Trennung von Staat und Kirche hob zugleich die durch Güterrivalität bedingte Trennung von Pfarrer und Bauer auf, harmonisierte das Verhältnis, hatte somit bereinigende Wirkung. Die Rolle des Episkopats hat sich noch verstärkt. Die Kirche in Polen bewegt sich heute zwischen De- facto-Opposition und politischem Modus vivendi. Wer in Polen regieren will, muß mit dem Klerus verhandeln. Er erweist sich auch als Friedensstifter in angespannten Krisensituationen. Zeichen des Entgegenkommens müßte jedoch auch der Staat setzen. (WEI)
Syrien hat die PLO im Libanon als Machtfaktor ausgeschaltet, ohne seine Haltung zu Israel zu ändern. Die syrische Hegemonie im Libanon ist ein stabilisierender Faktor, der den weiteren Friedensprozeß entscheidend beeinflußt. Der Libanon-Konflikt kann nur unter Beteiligung der USA und Syriens gelöst werden. - Alfred Schlicht: Mitarbeiter im Forschungsinstitut der DGAP. (SWP-Ort)
Bei dem Beitrag handelt es sich um einen kritisch kommentierten Bericht über den Workshop "Wissenschaftspolitik und Forschungsfinanzierung". Zunächst werden die grundlegenden Intentionen des Workshops skizziert und unter zwei Fragestellungen zusammengefaßt: (1) Erhebung der Infrastruktur der politikwissenschaftlichen Forschung in Österreich; (2) Erhebung der konkreten Bedingungen, unter denen Projekte tatsächlich durchgeführt werden. Der Verlauf des Workshops wird anhand der Berichte aus den vier Arbeitskreisen dargestellt: (1) Internationale Politik und Friedensforschung; (2) Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik; (3) Bildungsforschung; (4) Verwaltung, Regierung, Parlament, Parteien. Außerdem werden die einzelnen Beiträge der Podiumsdiskussion, in der unter dem Thema "Politikwissenschaft als Dienstleistungsgewerbe?" eine Auseinandersetzung mit Wissenschaftspolitik erfolgte, zusammengefaßt. In dem abschließenden Ausblick werden vor allem die Gemeinsamkeiten der in der Forschung tätigen Politikwissenschaftler herausgearbeitet als Grundlage für die zukünftige Kommunikation. (KW)