Forschungen zum deutsch-amerikanischen Verhältnis: eine kritische Stellungnahme
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 514-527
Der Beitrag hat die deutsch-amerikanischen Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und des Wiederaufbaus nach Ende des Zweiten Weltkriegs zum Inhalt und setzt sich dabei kritisch mit Forschungen über diese Epoche auseinander. In den zwanziger Jahren waren amerikanische Politiker der Überzeugung, daß die Lösung des deutsch-französischen Konfliktes und eine gerechte Wirtschaftsordnung eine wesentliche Voraussetzung für die Erhaltung des Friedens seien. Als Mittel zur politischen Umsetzung ihrer Vorstellungen diente die Politik um die deutschen Reparationszahlungen. Im Unterschied zu Historikern, die wirtschaftliche Ursachen als maßgebend für die Konfrontation zwischen den USA und dem Dritten Reich in den dreißiger Jahren ansehen, hält der Autor politische Gründe für ausschlaggebend. Die amerikanische Deutschlandpolitik, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg im Marshall-Plan manifestierte, beabsichtigte seiner Ansicht nach der Eindämmung des sowjetischen Einflusses ebenso eine "Eindämmung" Deutschlands durch dessen Einbindung in eine größere Wirtschaftsordnung und die Schaffung einer atlantischen Gemeinschaft. Auch hier ging es wie in den zwanziger Jahren darum, Hegemoniebestrebungen Frankreichs zuvorzukommen, gleichzeitig aber seine Ansprüche auf wirtschaftliche und politische Sicherheit zu befriedigen. Das sich dabei entwickelnde Staatensystem einschließlich der deutschen Teilung stellte sich bislang als friedenserhaltend heraus. (BF)