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In: Infosecurity, Band 7, Heft 1, S. 9
ISSN: 1754-4548
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In: Infosecurity, Band 7, Heft 1, S. 9
ISSN: 1754-4548
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 661-676
"In der Studie 'Les métamorphoses de la question sociale' hat Robert Castel (1995, deutsch 2000) die These einer doppelten Spaltung der Arbeitsgesellschaft formuliert. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die Annahme, dass Beschäftigungsverhältnisse an Bedeutung verlieren, die nicht unmittelbar den kurzzyklischen Marktrisiken von Erwerbsunternehmen ausgesetzt sind, sondern dauerhafte soziale Statussicherung ermöglichen. Dieser relativ geschützten, aber schrumpfenden 'Zone der Normalität' steht eine größer werdende 'Zone der Entkoppelung' gegenüber, in der sich die 'Entbehrlichen' und 'Überflüssigen' der Arbeitsgesellschaft befinden, die nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft von legaler Erwerbsarbeit ausgeschlossen sind (vgl. Kronauer 2002; Franzpötter 2003). Zwischen diesen beiden Polen der Arbeitsgesellschaft hat sich Castel zufolge eine 'Zone der Prekarität' herausgebildet, die vor allem Zeit- und Leiharbeit, geringfügige Beschäftigung und marginale Selbstständigkeit sowie befristete Projektarbeit und Vollerwerbsarbeit im Niedriglohnsektor umfasst (vgl. hierzu Letourneux 1998; Pietrzyk 2003; Vogel 2004). Die kontinuierliche Ausbreitung der 'Zone der Prekarität' interpretiert Castel als schleichende Rekommodifizierung der Arbeitskraft, da die für die fordistische Arbeitsgesellschaft noch charakteristische enge Kopplung von Berufsarbeit und sozialen Sicherheitsgarantieren aufgehoben wird. Für Castel ist Beschäftigung in der 'Zone der Prekarität' in besonderer Weise 'verwundbar' geworden, da kollektive Regelungssysteme geschwächt und soziale Sicherungen abgebaut werden. Diese Überlegungen verdichten sich in der These, dass mit der Ausbreitung ungeschützter Erwerbsarbeitsformen ein zentrales 'Fundament der gesellschaftlichen Integration' (2001: 88) zur Disposition gestellt wird. In Anlehnung an Castels arbeitsgesellschaftliches Zonenmodell soll in diesem Beitrag die These diskutiert werden, inwieweit mit der Ausbreitung prekärer Beschäftigung das Integrationspotential von Erwerbsarbeit geschwächt wird. In einem ersten Schritt ist zunächst ein soziologisches Verständnis von prekärer Erwerbsarbeit zu entwickeln (1). Hierauf aufbauend ist sodann darzulegen, inwiefern diese Form von Beschäftigung arbeitsweltliche Desintegrationserfahrungen schüren kann. In Abgrenzung zu kausal-linearen Desintegrationsannahmen ist zugleich zu verdeutlichen, dass Desintegrationserfahrungen mit vielfältigen Reintegrationsbemühungen von prekär Beschäftigten einhergehen (2). Auf dieser Grundlage sind die zonenübergreifenden Effekte von Prekarisierung zu erörtern. Im Einzelnen ist zu problematisieren, inwiefern Prozesse sozialer Prekarisierung auf die Zone regulärer Beschäftigungsverhältnisse ausstrahlen (3). Abschließend wird die These entwickelt, dass mit der interzonalen Diffusion von Prekarisierungsängsten ein arbeitsweltlicher Integrationsmodus an Bedeutung gewinnt, der weniger auf sozialer Teilhabe und Partizipation beruht, sondern auf Drohungen und Disziplinierungen einerseits und Hoffnungen andererseits, die Zone prekärer Beschäftigung in Richtung einer stabilen Erwerbsarbeit verlassen oder den Abstieg in die Prekarität verhindern zu können (4)." (Textauszug)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5177-5187
"Männliche Identitäten werden in modernen Gesellschaften wesentlich über Erwerbs-/ Berufsarbeit definiert. Diese hegemoniale Identitätskonstruktion bildete sich zunächst im Bürgertum heraus, breitete sich über alle sozialen Schichten aus und ist für (Ost- und West)Deutschland nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen öffentlichen Diskreditierung militärischer Männlichkeitskonstruktionen normativ. Trotz der seit den 70er Jahren allmählich einsetzenden und sich in den 90er Jahren beschleunigenden Transformationen im Erwerbssystem (hohe Massenarbeitslosigkeit, Abbau des männlichen Normalarbeitsverhältnisses, Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten etc.), dies belegen alle Einstellungsuntersuchungen, ist Erwerbsarbeit für Männer immer noch der zentrale Lebensbereich. Doch wie werden die Veränderungen individuell bewältigt, wie schlagen sich berufliche Diskontinuitäten in den individuellen Identitätskonstruktionen nieder? Diesen Fragen wird anhand von zwei eigenen qualitativen Studien nachgegangen. Dabei handelt es sich zum einen um eine biographische Studie über ostdeutsche Männer, die in gewisser Weise als 'Avantgarde' (Engler) der aktuellen Entwicklungen angesehen werden können, hat sich doch Ostdeutschland innerhalb weniger Jahre von einer Industriegesellschaft in eine 'deökonomisierte Gesellschaft' (Schrittmatter) transformiert. Zum anderen handelt es sich um eine qualitative Untersuchung zur 'Entgrenzung von Arbeit' und zur Konstitution des neuen Typus des 'Arbeitskraftunternehmers' (Voß/ Pongratz) in einem westdeutschen Großkonzern. Anhand dieser Untersuchungen wird die These diskutiert, dass die Transformation des Erwerbssystems weit reichende Herausforderungen für den männliche Lebenszusammenhang und Prozesse männlicher Identitätskonstruktionen bildet als die Frauenbewegung, die in den aktuellen Debatten als zentraler Aspekt für den Wandel von Männlichkeiten gilt." (Autorenreferat)
In: Working Paper / Österreichisches Institut für Familienforschung, Band 42
"Die Studie untersucht, in welchem Maß Reproduktionsarbeit, Pflegetätigkeiten und familiäre Strukturen Auswirkung haben auf die von Frauen am Erwerbsmarkt realisierten Arbeitsstunden. Kinderbetreuung sowie die Betreuung pflegebedürftiger Personen stehen hierbei im Vordergrund. Auf Grundlage von verknüpften Daten des österreichischen Mikrozensus aus 2001 und 2002 werden reduzierte Partizipationsgleichungen im Rahmen des Multinomialen Logit-Modells geschätzt. Darüber hinaus wird in Logit-Schätzungen die Neigung zur Vollzeitbeschäftigung unter Kontrolle nachfrageseitiger Indikatoren modelliert. In einem Exkurs wird der Zusammenhang zwischen sozio-demographischem Hintergrund des Partners und der Erwerbsbeteiligung der Frau untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Kinder im Vorschulalter und im Alter bis zu 14 Jahren mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit der Nichterwerbstätigkeit oder einer geringen Teilzeitbeschäftigung einhergehen. Lässt sich dieses Ergebnis auch für Pflege leistende Frauen beobachten, so zeigt sich indessen für im Haushalt lebende Eltern keine eindeutige Evidenz: Die Effekte deuten auf sowohl höheren Betreuungsbedarf wie auch auf Entlastung in z.B. der Kinderbetreuung hin. Eine solche lässt sich zudem für Frauen mit hoher Kontakthäufigkeit zu Geschwistern ableiten, hier zeigt sich ein positiver Effekt in Hinblick auf Erwerbsbeteiligung." (Autorenreferat)
In: Reihe Soziologie / Institut für Höhere Studien, Abt. Soziologie, Band 49
"Das vorliegende Reihenpaper basiert auf einer Studie zur Entwicklung der Qualifikation und Erwerbsarbeit von Frauen in Österreich in den vergangenen drei Jahrzehnten. Die von der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien in Auftrag gegebene Forschungsarbeit wurde vom IHS in Kooperation mit dem Österreichischen Institut für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) durchgeführt. Das vorliegende Reihenpaper beruht auf dem IHS-Teil des Forschungsprojektes, das - v.a. gestützt auf Volkszählungs- und Mikrozensusdaten - die Qualifikationsentwicklung von Frauen unter dem Blickwinkel einer möglichen Erwerbsarbeitsbeteiligung analysiert." (Autorenreferat)
In: Erwerbsarbeit und Erwerbsbevölkerung im Wandel: Anpassungsprobleme einer alternden Gesellschaft, S. 259-280
Die Verfasser legen einen Überblick über die Beiträge des Sammelbandes "Erwerbsarbeit und Erwerbsbevölkerung im Wandel" vor. Dabei stehen drei Problemkomplexe im Mittelpunkt: (1) die Auswirkungen des demographischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt, (2) die Entwicklung von Arbeitsangebot, Erwerbsneigung und Erwerbsverhalten und die Bedeutung der Stillen Arbeitsmarktreserve und (3) Entwicklungstendenzen der Arbeitsplatzstrukturen. Vor dem Hintergrund der hierzu vorgelegten Forschungsergebnisse werden offene Forschungsfragen und weitere Forschungsperspektiven in folgenden Bereichen formuliert: (1) Leistungspotential älterer Erwerbspersonen; (2) demographisch bedingte Personalprobleme in Unternehmen; (3) Mismatch-Probleme des Arbeitsmarkts; (4) schwindende Flexibilitätsfunktion von Arbeitsmarktreserven; (5) Entkoppelung altersspezifischer Erwerbsvorstellungen und realer Erwerbsbedingungen; (6) Auswirkungen interregionaler und internationaler Mobilität. (ICE2)
In: Veröffentlichung aus dem Verbund Arbeits- und Innovationspotentiale im Wandel
In der Öffentlichkeit wird die künftige demographische Entwicklung - namentlich die sich abzeichnende Überalterung der deutschen Bevölkerung - vor allem unter zwei gegenläufigen Gesichtspunkten als problematisch wahrgenommen. Auf der einen Seite sieht man die Finanzierung der sozialen Sicherung durch einen erheblichen Rückgang der Beitragszahler strukturell gefährdet. Auf der anderen Seite drohe die absehbare Schrumpfung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zu einem Fachkräftemangel zu führen. Dieses Szenario einer demographisch bedingten Umkehrung der gegenwärtigen Angebots-Nachfragerelation des Arbeitsmarktes ist allerdings - wie der Sammelband belegt - nicht plausibel. Die Autoren befassen sich unter drei systematischen Aspekten - Makroeffekte demographischen Wandels, Entwicklungen des Erwerbsverhaltens, Veränderungen von Arbeitsplatzstrukturen - mit dem Zusammenhang von Erwerbsarbeit und Erwerbsbevölkerung. Aufs Ganze gesehen zeichnet sich dabei das Bild einer zunehmenden Entgrenzung von Arbeit und demographischem Wandel ab, bei der die Probleme einer 'alternden' Erwerbsbevölkerung auf Gruppen mit nur geringer Marktmacht verschoben werden. Die durchgehend anregenden Beiträge entstammen dem von den drei herausgebenden Instituten gebildeten Forschungsverbund 'Arbeits- und Innovationspotentiale im Wandel', einem der fünf Verbünde, die sich im Förderschwerpunkt 'Demographischer Wandel und die Zukunft der Erwerbsarbeit im Standort Deutschland' (BMBF, Projektträger DLR) zusammengeschlossen haben.
Inhaltsverzeichnis: Ernst Kistler: Zwischen Szylla und Charybdis - Zukünfte der Erwerbsarbeit angesichts des demographischen Wandels (9-26). A. Demographische Grundlagen und Arbeitsmarkt: Jürgen Wahse: Zum Wandel der Alterspyramiden der Erwerbstätigen in Deutschland (29-46); Gottfried Rössel: Die Alterung der Belegschaften aus betriebswirtschaftlicher Sicht (47-64); Gerhard Engelbrech, Alex Reinberg: Beschäftigungschancen von Jugendlichen in der alternden westdeutschen Gesellschaft (65-75). B. Arbeitsangebot, Erwerbsneigung und -verhalten: Dorit Sing: Komponenten und subjektive Determinanten der langfristigen Entwicklung des Arbeitsangebots. Die 'Stillen Reserven' sind größer als man denkt (79-110); Johann Fuchs: Das IAB-Erwerbspersonenpotential. Konzept und Berechnungsweise (111-131); Petra Beckmann: Erwerbsstatus und Erwerbsneigung west- und ost-deutscher Frauen. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung aus dem Jahre 1995 (133-141); Jutta Allmendinger, Nina von Stebut, Stefan Fuchs, Marion Hornung: Berufliche Werdegänge von Wissenschaftlerinnen in der Max-Planck-Gesellschaft (143-152); Elke Holst, Jürgen Schupp: Zum Auf- und Abbau der Stillen Reserve in unterschiedlichen konjunkturellen Phasen (153-162); Uwe Rehfeld: Der Arbeitsmarkt: Eckpfeiler für die gesetzliche Rentenversicherung. Anmerkungen aus statistisch-empirischer Sicht (163-174). C. Arbeitsplatzstrukturen: Nick Kratzer, Volker Döhl, Dieter Sauer: Entgrenzung von Arbeit und demographischer Wandel (177-210); Gudrun Trautwein-Kalms: Ältere Beschäftigte in qualifizierter Dienstleistungsarbeit (211-222); Steffen Lehndorff: Arbeiten in der Just-in-time-Fabrik (223-244); Claudia Weber: Demographischer Wandel in Japan (245-258); Nick Kratzer / Dorit Sing: Erwerbsarbeit und Erwerbsbevölkerung im Wandel - Ergebnisse und offene Fragen (259-280). (ZPol, NOMOS)
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung, Band 01-205
"Dieser Beitrag ruft zunächst die bekannten Entwicklungstrends der Beschäftigten in Erinnerung, verknüpft diese mit möglichen Erklärungsmustern und zieht daraus allgemeine strategische Schlussfolgerungen für die Beschäftigungspolitik. Die statistischen Rahmendaten werden ganz konventionell in die 'Nachfrage' nach Arbeitskräften (Kapitel 1), in das 'Angebot' von Arbeitskräften (Kapitel 2) und in die arbeitsvertraglichen Beziehungen zwischen Angebot und Nachfrage (Kapitel 3) unterteilt. Im zweiten Teil wird gefragt, was die allgemeinen Trends für ein Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern bedeuten könnten, und welche Besonderheiten hier zu berücksichtigen sind. Struktur und Dynamik der Beschäftigung in Mecklenburg-Vorpommern werden mit der Gesamtentwicklung in der Bundesrepublik und Ostdeutschland verglichen. Bei der Frage, welche regionalen beschäftigungspolitischen Strategien Erfolg versprechen, gilt die besondere Aufmerksamkeit der Bedeutung von Netzwerken, wobei Beispiele aus Baden-Württemberg und Bayern hinzugezogen werden (Kapitel 4)." (Autorenreferat)
In: Arbeitspapier / Sfb 186, Band 16
Hängt die Erwerbsbeteiligung von Ehefrauen nur vom sozioökonomischen Status des Ehemannes ab, oder gibt es noch andere Erklärungsfaktoren für Umfang und Struktur von eheweiblicher Erwerbsarbeit? Für die Untersuchung dieser Fragestellung wurden die Ehemänner, der in dem Projekt "Statuspassagen von Frauen zwischen Erwerbsarbeit und Familie" (SFB 186, Teilprojekt B1) befragten Frauen retrospektiv zum Verlauf ihres Erwerbslebens befragt. Die dann integrierten Datensätze der Ehepartner sind Grundlage der Analyse, die sich neben dem Status der Ehemänner zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebenslaufs auf die Arbeitsmarktchancen der Ehefrauen aufgrund der Verwertbarkeit ihrer beruflichen Erstausbildung konzentriert. Als wesentliches Ergebnis kann festgehalten werden, daß dem sozioökonomischen Status des Mannes nicht die Bedeutung zukommt, die ihm bisher beigemessen wurde. Die "erstberufsinduzierten Durchsetzungschancen" der Ehefrau spielen ebenfalls eine erhebliche Rolle für Ausmaß und Art ihrer Erwerbstätigkeit (z.B. im erlernten Beruf oder in anderen Tätigkeiten bzw. in nicht sozialversicherungspflichtiger Tätigkeit). (IAB2)
In: Widersprüche: Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs Gesundheits und Sozialbereich Sozialistisches Büro, Band 32, Heft 124, S. 11-23
Anhand von umfangreichem Datenmaterial aus verschiedenen, eigenen, qualitativen Forschungsprojekten zu Erwerbslosigkeit und Prekarisierungsprozessen wird in dem Beitrag gezeigt, dass es äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich ist, Orientierungen, Handlungsstrategien und Formen der Vergemeinschaftung oder Solidarisierung zu finden, die eine Alternative zur zentralen gesellschaftlichen Norm von Erwerbsarbeit bilden. Gründe dafür liegen sowohl auf struktureller als auch auf subjektiver Ebene. Die Verfasser fragen abschließend nach alternativen Ansätzen der Vergemeinschaftung, die sie in politischem Engagement, Internet-Foren, aber auch kirchlichem Engagement sehen. (ICE2)
In: ifb-Forschungsbericht, Band 5
"Die Begriffe "neue Väter" und "neue Männer" stehen für veränderte Einstellungen gegen-über den Geschlechtsrollen in der Moderne. Allerdings konstatiert die sozialwissenschaftli-che Forschung bislang eine bemerkenswerte Beharrlichkeit der traditionalen Aufgabentei-lung in den Familien auf der Verhaltensebene. Als Hauptursache gelten Einkommensunter-schiede zwischen den Geschlechtern, die maßgeblich zur Beibehaltung der traditionellen Rollenstruktur beitragen. Vor diesem Hintergrund untersuchte dieses Pilotprojekt die Ar-beitsteilung von Paaren, bei denen das Einkommen der Frau gleich hoch oder höher ist als das des Mannes. Die Fragestellung, welche Konsequenzen diese Tatsache für die partner-schaftliche Rollenstruktur und für den Übergang zur Elternschaft hat, wurde mittels quali-tativer Interviews beider Partner aus 25 Paaren verfolgt.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Abweichungen vom "Standardmuster" und weisen somit darauf hin, dass das Einkommen wesentlichen Einfluss sowohl auf den Umfang der Erwerbsbeteiligung wie auch auf die Aufgabenteilung der Partner hat. Wichtige Motive für eine egalitäre Aufteilung von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit sind nicht nur Gleichbe-rechtigungsideale, sondern auch die Vorstellung, dass beide Elternteile für die Kinder da sein sollten. Die klassische Figur mit dem Mann als Hauptverdiener findet sich bei diesen Paaren nicht, aber auch ein Rollentausch erfolgte nur selten: Lediglich bei vier Paaren nahm ausschließlich der Vater die Elternzeit in Anspruch. Anlässlich der Geburt eines Kindes werden von diesen Paaren eher gleichberechtigte Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesucht. Bei den meisten Paaren wurde die Elternzeit geteilt, so dass keiner der Partner lange aus dem Erwerbsleben "aussteigen" musste. Bei diesen Ar-rangements wird betont, dass Unterstützung durch Dritte bei der Kinderbetreuung unver-zichtbar sei. Auch die Tätigkeiten im Haushalt werden bewusst verteilt. Meist achten die Partner darauf, dass derjenige, der mehr Zeit zu Hause verbringt, auch eine höheren Anteil an der Hausarbeit übernimmt.
Dass diese Paare in gewisser Weise noch als Pioniere zu sehen sind, davon zeugen die Be-richte über Reaktionen im sozialen Umfeld. Sie werden häufig als Abweichler betrachtet, müssen ihre Aufgabenteilung rechtfertigen, man klatscht über sie und auch am Arbeitsplatz stoßen sie oftmals auf wenig Verständnis und Vorbehalte. Die Ergebnisse der Untersu-chung zeigen somit deutlich, dass von den Einkommensverhältnissen zwar wichtige Anreize zur Veränderung der Aufgabenteilung ausgehen, sich aber zugleich noch immer Hemm-nisse in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen finden.
Die Mehrheit der befragten Paare zeigt sich sehr zufrieden mit ihrer nichttraditionellen Form der Rollenteilung und würde diese Lösung jederzeit wieder wählen. Vor allem die sehr positiven Aussagen der Väter fallen auf: Sie berichten, dass die alternative Rollenges-taltung eine "kolossale Bewusstseinserweiterung" mit sich gebracht habe und sie die inten-sive Phase mit den Kindern als "wunderschöne Erfahrung" erlebt hätten. Ein bemerkens-wertes Ergebnis der Studie ist, dass sich die egalitäre Rollenaufteilung sehr positiv auf die Partnerschaft und die Zufriedenheit mit der Beziehung auswirkt. Es ist zu wünschen, dass diese sehr positiven Erfahrungen der befragten Paare mit ihrer Form der nichttraditionellen Rollenstruktur anderen Paaren, die einer nichttraditioneller Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit aufgeschlossen gegenüber stehen, als Vorbild dienen und sie ermutigen, e-benfalls diesen Weg zu versuchen." [Autorenreferat]
In: ZeS-Arbeitspapier, Band 3/2004
"Grundsätzlich wird in der Literatur ein Anstieg an selbständig Erwerbstätigen konstatiert. Dabei handelt es sich allerdings um Analysen, die einerseits querschnittsbezogen sind und andererseits wenig ins Detail gehen. Bei einer Analyse ist aber auch die zeitliche Entwicklung zu beachten, da ein struktureller Wandel sich über einen längeren Zeitraum vollzieht. Hier bieten die Scientific Use Files der Mikrozensen einen Ansatzpunkt für tiefer gehende Analysen. Um über die Entwicklung im Bereich der selbständigen Erwerbstätigkeit weitere Anhaltspunkte zu gewinnen, wurde anhand von Scientific Use Files aus den Jahren 1989, 1991, 1993, 1995 bis 1998 und 2000 eine Zeitverlaufsanalyse durchgeführt. Die Fragen, denen in der Analyse nachgegangen wurde, sind: In welchen Berufsgruppen kam es zu signifikanten Veränderungen bei den selbständig Erwerbstätigen über den betrachteten Zeitraum? Hat sich die Entwicklung selbständiger Erwerbstätigkeit in West- und Ostdeutschland anders vollzogen? Gab es eine geschlechtsspezifische Entwicklung? Insgesamt gesehen deutet sich an, dass der Übergang in eine 'Informations- und Dienstleistungsgesellschaft' weder kontinuierlich noch in allen Dienstleistungsbereichen vergleichbar verläuft. Die Entwicklung ist geprägt von erheblichen Veränderungen im Zeitablauf. So kam es selbst bei Gruppen, die im Endeffekt ein überdurchschnittliches Wachstum hatten, zwischen den Jahren zu niedrigen und teilweise sogar zu negativen Änderungsraten. Der Übergang in eine Dienstleistungsgesellschaft vollzieht sich nicht ausschließlich in 'neuen' Berufsfeldern, sondern geht mit einer teilweise überproportionalen Zunahme von Berufstätigkeiten in klassischen Bereichen, insbesondere der Rechtsberatung und der Ärzte/innen, einher. Weiterhin zeigt die Analyse, dass in Deutschland zwischen 1991 bis 2000 eine beständige Zunahme selbständig Erwerbstätiger erfolgte, wobei sich der Anteil von Einpersonenunternehmen um rund fünf Prozentpunkte auf annähernd 50 v.H. erhöhte. Dabei war die Entwicklung in West- und Ostdeutschland bis Mitte der 90er Jahre unterschiedlich und führte zu einer Anpassung der ostdeutschen an die westdeutschen Strukturen. Hervorzuheben ist ferner, dass das Verhältnis von selbständig erwerbstätigen Frauen zu Männern (etwa 3 zu 7) über die Zeit relativ stabil geblieben ist. Es liegen somit keine Indizien für einen strukturellen Wandel vor, der zu einer Angleichung der Anzahl Selbständiger zwischen den Geschlechtern geführt hätte. Die vorliegende Arbeit ist eher als ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden, die zahlreichen Facetten selbständiger Erwerbsarbeit berücksichtigenden Analyse zu sehen, als dass sie eine die Entwicklung in den 90er Jahren abschließend behandelnde Untersuchung darstellt. So kann sie als Anknüpfungspunkt für zahlreiche vertiefende und ergänzende Arbeiten dienen." (Autorenreferat)
In: SWS-Rundschau, Band 43, Heft 2, S. 277-294
'Der Beitrag versucht einen explorativen Überblick über die beruflichen Motive von Frauen zu geben, die innerhalb eines Jahres wieder in ihren vor der Geburt des Kindes ausgeübten Beruf zurückkehrten. Theoretischer Ausgangspunkt zur Interpretation der Befunde ist die von Martin Baethge formulierte These einer 'normativen Subjektivierung' der Arbeit: Damit wird die wachsende Bedeutung der Berufsarbeit für das Individuum als charakteristisches Merkmal des modernen Arbeitsverständnisses angesprochen. Anhand der von ihm aufgelisteten Motive für diese gesellschaftliche Entwicklung werden die Beweggründe analysiert, warum die hier untersuchten erwerbstätigen Mütter den Wiedereinstieg in ihren Beruf vollzogen. Aus den Gesprächen mit den zehn befragten Frauen ist zu entnehmen, dass mehrheitlich Aspekte der Persönlichkeitsentfaltung eine baldige Aufnahme der Berufsarbeit bewirkten.' (Autorenreferat)
In: Nonprofit and Civil Society Studies; Strategy Mix for Nonprofit Organisations, S. 267-284
In: Cato institute Policy Analysis, No. 762, October 2014
SSRN