Geisteswissenschaftliche Berufspädagogik – Arbeit und Beruf zwischen Ideal, Methode und Sinnstiftung
In: Ästhetik der Unabgeschlossenheit
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In: Ästhetik der Unabgeschlossenheit
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 61, Heft 2, S. 235-258
ISSN: 0023-2653
"Die Berufseinmündung von Geisteswissenschaftlern gestaltet sich im Vergleich zu anderen Absolventengruppen besonders schwierig. Der Übergang ist bei diesen Absolventen nicht nur von längerer Dauer, sie gehen auch häufiger als andere Absolventengruppen in atypische Beschäftigung über. Dieser Beitrag geht der Frage nach, warum sich der Übergang in dieser Absolventengruppe derart schwierig gestaltet und welche Faktoren eine Rolle im Übergangsgeschehen spielen. In einer interdisziplinären Perspektive wird der Übergang vom Studium in den Beruf der Geisteswissenschaftler mit dem der Ingenieurwissenschaftler sowie der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler verglichen. Die Analyse basiert auf dem HIS Absolventenpanel 1997. Die Determinanten des Übergangs werden in einem abschnittsweise konstanten Hazardratenmodell geschätzt. Auf der Basis der Signaltheorie von Spence sowie der Tournament-Theorie von Rosenbaum zeigt sich, dass der Übergangsprozess vom Studium in den Beruf durch Turniere und Signale strukturiert wird. Da bei den Geisteswissenschaftlern kaum Selektionsprozesse erfolgen, müssen sie sich andere praxisrelevante Kompetenzen vor und während des Studiums aneignen, um einen erfolgreichen Übergang vom Studium in den Beruf zu absolvieren." (Autorenreferat)
Die Expertise befasst sich mit der Situation für Geisteswissenschaftler auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Akademikern und zum Arbeitsmarkt in Großbritannien. Datengrundlage sind der Mikrozensus und der British Labour Force Survey. Geisteswissenschaftler erzielen in Deutschland, auch wenn man auf individuelle Eigenschaften und institutionelle Gegebenheiten kontrolliert, niedrigere Nettoarbeitseinkommen als andere Akademiker. Darüber hinaus sind sie überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen, sind zu einem hohen Anteil befristet beschäftigt und haben den zweithöchsten Teilzeitanteil aller Akademikergruppen. Das Risiko bildungsinadäquater Beschäftigung ist vergleichbar mit anderen Akademikergruppen. Bezüglich der relativen Einkommensposition und der relativen Betroffenheit von Arbeitslosigkeit sind Geisteswissenschaftler in Deutschland und Großbritannien vergleichbar.
Die folgenden Untersuchungen gehen zudem davon aus, dass es – beginnend ungefähr Mitte der 1980er Jahre (und vielleicht nicht nur, aber insbesondere in der Bundesrepublik) – gleichsam zu einem gesellschaftlichen Experiment mit dem Konzept "Bildung durch Wissenschaft" als einer Form der Berufsausbildung gekommen ist (das allerdings als solches ebenso wenig beabsichtigt war wie es, als solches, dokumentiert worden wäre – und das darum als solches auch bis heute nicht einmal annähernd angemessen ausgewertet ist). Die Potenziale, die geisteswissenschaftliche (und sozialwissenschaftliche) Bildung als Vorbereitung auf die verschiedensten Tätigkeiten, Karrieren und Berufe birgt, wurden in der darauf folgenden Zeit sozusagen umfassend getestet, ausgelotet und "bis zum Letzten ausgereizt", ohne dass dies bewusst so gewollt gewesen wäre, ohne dass ein politischer Plan "dahinter" gestanden hätte also insbesondere. Darum ist dieses Experiment "mit zahllosen Unbekannten" dann allerdings auch nie als der Vorstoß in noch weitgehend "unbekanntes Gelände" wahrgenommen und gewürdigt worden, das es offenbar darstellte – und haben seine "Teilnehmer" bei der Bewältigung seiner Herausforderungen auch nie besondere Unterstützung erfahren. (DIPF/Orig.)
BASE
In der vorliegenden Expertise werden anhand ausgewählter Aspekte die Promotion und der berufliche Verbleib promovierter Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler in den USA untersucht. Darüber hinaus liefert die Studie einen Einblick in die systematische und umfangreiche Datenerhebung der Bildungsforschung in den USA sowie in verschiedene Reforminitiativen und Projekte in den Geisteswissenschaften. Durch diese zwei Untersuchungsebenen bietet die Expertise zum einen als ausländischer Exkurs im aktuellen "Jahr der Geisteswissenschaften 2007" eine Ergänzung der deutschen Perspektive auf die Geisteswissenschaften. Zum anderen kann sie als Grundlage für weiterführende Überlegungen mit Blick auf künftige geisteswissenschaften-bezogene datenbasierte Bildungsforschung in Deutschland dienen...
Prof. Dr. Georg Christoph Tholen wurde 2001 als Leiter ans Institut für Medienwissenschaften der Universität Basel berufen. Als promovierter Philosoph ist er seit 1992 Mitglied der AG Computer als Medium der Deutschen Gesellschaft für Informatik und steht auch als Mitherausgeber des Online-Journals für Kunst, Philosophie, Medien und Politik Zäsuren den neuen Medien sehr nahe. Roberto Simanowski befragte ihn zu den Eckpunkten aktueller Medientheorie und ihrer Praxis in Basel.
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Bereits Anfang der 50er Jahre begann Deutschland die Verhandlungen mit verschiedenen Ländern über die Anwerbung von Arbeitskräften. Im Jahre 1957 folgten die Römischen Verträge, die als Grundlage für die Entstehung der Europäischen Union angesehen werden können. Seither sind fast 50 Jahre vergangen, und in Deutschland lebt mittlerweile eine zweite bzw. dritte Generation von Zuwanderern. Außerdem ist Deutschland mit neuen Formen der Mobilität in Europa konfrontiert. Was bedeuten diese Prozesse und Entwicklungen für die Zuwanderer in Deutschland, für ihre Eingliederung bzw. Ausgrenzung innerhalb der Aufnahmegesellschaft? Ist mittlerweile innerhalb der "Gastarbeitergeneration" eine kulturelle und geistige Elite entstanden, oder wird die Elite immer noch aus dem Ausland rekrutiert? Und welche Chance hat sie im universitären Leben in Deutschland? Findet sie einen Zugang zu einer höheren Position oder ist sie mit Formen der Exklusion konfrontiert? In dieser Expertise haben wir Zahlen und Daten über die Geisteswissenschaftlerinnen mit Migrationshintergrund in Beruf und Arbeitsmarkt am Beispiel des wissenschaftlichen Standorts Berlin gesammelt und analysiert.
In: COMCAD Working Papers, Band 51
"Im Kontext der Untersuchung stellte sich die Frage, welche Rolle das kulturelle Kapital und das Habitus für die soziale Mobilität von Personen mit Migrationshintergrund spielt, und inwieweit es ihnen gelingt, zu den sogenannten Werteliten bzw. Exzellenzen zu gehören. Als ein Indikator dieses Prozesses gilt u.a. ihr möglicher Zugang als Wissenschaftler in die universitären Einrichtungen. In diesem Zusammenhang war von Interesse herauszufinden, zu welchen Migrantentypen diese Werteliten gehören: Sind sie Nachkommen der sogenannten 'Gastarbeitergeneration' oder Angehörige der neuen 'postmodernen' Migrantentypen; oder gehören sie vorwiegend zu den akademischen Mobilen, die von den verschiedenen akademischen/ wissenschaftlichen Austauschprogrammen profitieren. Sind diese Exzellenzen immer noch eher ein Bespiel für eine räumliche Mobilität in einem transnationalem Kontext oder sind sie zunehmend auch ein Zeichen von vertikalen und sozialen Mobilitätsprozessen innerhalb der alteingesessenen Communities?" (Autorenreferat)
Die Geisteswissenschaften unterscheiden sich in einer zentralen Dimension von anderen Fachrichtungen: Der überwiegende Anteil der Studierenden ist weiblich. Im Jahr 2005 entschieden sich über 82.000 Studienanfänger dazu, ein geisteswissenschaftliches Fach zu studieren, wobei über 70 Prozent der Studienanfänger in den Geisteswissenschaften Frauen sind (Statistisches Bundesamt 2006). Ähnlich verhält sich die Geschlechterrelation in der Gruppe der Studierenden. Von den insgesamt 500.000 Studenten, die im Jahr 2005 in einem geisteswissenschaftlichen Fach eingeschrieben waren, beträgt der Anteil der Frauen 69 Prozent (H. Barthel und B. Engljähringer 2007). In einigen anderen Disziplinen ist das Geschlechterverhältnis umgekehrt. Besonders deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede finden sich bei den Ingenieurwissenschaften mit einem Frauenanteil von knapp über 20 Prozent, aber auch bei Studenten der Mathematik und der Naturwissenschaften mit einem Frauenanteil von knapp 35 Prozent (Statistisches Bundesamt 2006). In der Gruppe der Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler ist das Geschlechterverhältnis mit einem Frauenanteil von knapp 49 Prozent nahezu ausgeglichen. Von den 54.000 Absolventen der Geisteswissenschaften im Jahr 2005 waren 72 Prozent Frauen. In den anderen Fachrichtungen überwiegt der Anteil männlicher Absolventen mit durchschnittlich 57 Prozent (H. Barthel und B. Engljähringer 2007). Die größte Gruppe Studierender an deutschen Hochschulen bilden die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler, gefolgt von den Geisteswissenschaftlern. An dritter Stelle stehen die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge (Kluge 2003: 67)...
In: Ergebnisse des Expertisenwettbewerbs "Arts and Figures - GeisteswissenschaftlerInnen im Beruf", Band 2
Zukunftsaussichten von AbsolventInnen geisteswissenschaftlicher Disziplinen: Im Hinblick auf die eher diffusen beruflichen Tätigkeitsfelder, die GeisteswissenschaftlerInnen nach Erhalt ihres Abschlusses erwarten, nimmt diese Gruppe der AkademikerInnen eine besondere Stellung ein. Die Berufsperspektiven sind weniger konkret und unterliegen im Vergleich zu HochschulabsolventInnen anderer Fachrichtungen stärker den Schwankungen der Nachfrage des Arbeitsmarktes. Gesucht sind "Allrounder" oder auch "Generalisten", deren Kompetenzportfolios flexibel den Anforderungen der künftigen Arbeitgeber genügen müssen.
Die Studie analysiert Ratgeber aus den vergangenen zwanzig Jahren, die Geisteswissenschaftlern Hilfe für "Berufsplanung", "Karriereplanung" und zum "optimalen Berufseinstieg" anbieten. Berufsratgeber für Geisteswissenschaftler wurden im Rahmen einer sprachwissenschaftlichen Textsortenanalyse beschrieben, untersucht und ausgewertet, um zu eruieren, welche Berufe und Branchen, Schlüsselqualifikationen, Weiterbildungen, Zusatzqualifikationen und andere Voraussetzungen von Ratgebern empfohlen werden. Dabei ergibt sich ein heterogenes Bild der Berufs- und Arbeitswelt für die Klientel der Berufsratgeber, das strukturell und thematisch herausgearbeitet wird. Anteile, Umfänge und Ausrichtung der vorgeschlagenen Berufsfelder ändern sich konjunkturabhängig. Nachdem zeitweise vermehrt Berufe und Berufsfelder zunächst in der Wirtschaft (EDV, Personalentwicklung, Marketing), dann im Neuen Medien-Bereich empfohlen wurden, kehren die Ratgeber in jüngster Zeit zu den "klassischen" geisteswissenschaftlichen Berufsfeldern und Kompetenzen zurück. Allerdings können Ratgeber nun keine verallgemeinerbaren Karrierewege mehr anbieten und fordern nachdrücklich Praxiserfahrung, Leistungswillen und Eigeninitiative von ihren Rezipienten.
Die vorliegende Expertise beleuchtet mit Berlins Kultur- und Kreativwirtschaft ein Arbeitsmarktsegment für GeisteswissenschaftlerInnen, das zunehmend zu einem wichtigen Standortfaktor der Stadt wird. Zugleich nimmt mit der wenigstens relativen, wenn nicht sogar absoluten Expansion der Kreativund Kulturwirtschaft ihre arbeits- und sozialpolitische Regulierung ab. In den Fokus rückt somit eine Arbeitsmarktnische für GeisteswissenschaftlerInnen, die sowohl deren steigende Bedeutung als KulturproduzentInnen anzeigt als auch aufgrund der Unsicherheit dieses Arbeitsmarktsegmentes die Labilisierung und Verunsicherung von Erwerbs- und Lebenslagen vieler GeisteswissenschaftlerInnen verdeutlicht. (DIPF/Orig.)
BASE
In: Am Ziel vorbei. Die deutsche Einheit - eine Zwischenbilanz., S. 221-236
Ostdeutsche Wissenschaftler sind in gehobenen Positionen an den Universitäten unterdurchschnittlich vertreten, im ganzen wurde das ursprünglich tätige Personal stark. dezimiert, vermännlicht und verwestlicht. Am stärksten fand dieser Prozess im Bereich der Sozialwissenschaften statt. Bei der Gestaltung des Transformationsprozesses in Ostdeutschland wurde durch eine unzulängliche Integration ostdeutscher Sozial- und Geisteswissenschaftler auf Deutungskompetenz verzichtet, die genuin ostspezifisch ist. Heute spielt das wissenschaftliche Personal, das aus Ostdeutschland kommt, im Wesentlichen zwei Rollen: eine untergeordnete und eine subkulturelle. Mit der personellen Umgruppierung vollzog sich auch eine Entinstitutionalisierung von thematischen und personalen Wissenschaftszusammenhängen. Es entstand eine so genannte zweite Wissenschaftskultur: eine postsozialistische Wissenschaftssubkultur. Diese Subkultur setzt sich aus zwei Gruppen zusammen: zum einen aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die eine Reintegration ins etablierte akademische System kaum zu erwarten haben, zum anderen aus einer Gruppe, die aktiv empirische Sozialforschung betreibt und dafür Drittmittel akquiriert. Diese zweite Gruppe könnte die Brücke in die Zukunft für eine erfolgreiche Ostdeutschlandforschung sein. (ICF). Die Untersuchung enthält quantitative Daten.
In: Am Ziel vorbei: die deutsche Einheit - eine Zwischenbilanz, S. 221-236
Ostdeutsche Wissenschaftler sind in gehobenen Positionen an den Universitäten unterdurchschnittlich vertreten, im ganzen wurde das ursprünglich tätige Personal stark. dezimiert, vermännlicht und verwestlicht. Am stärksten fand dieser Prozess im Bereich der Sozialwissenschaften statt. Bei der Gestaltung des Transformationsprozesses in Ostdeutschland wurde durch eine unzulängliche Integration ostdeutscher Sozial- und Geisteswissenschaftler auf Deutungskompetenz verzichtet, die genuin ostspezifisch ist. Heute spielt das wissenschaftliche Personal, das aus Ostdeutschland kommt, im Wesentlichen zwei Rollen: eine untergeordnete und eine subkulturelle. Mit der personellen Umgruppierung vollzog sich auch eine Entinstitutionalisierung von thematischen und personalen Wissenschaftszusammenhängen. Es entstand eine so genannte zweite Wissenschaftskultur: eine postsozialistische Wissenschaftssubkultur. Diese Subkultur setzt sich aus zwei Gruppen zusammen: zum einen aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, die eine Reintegration ins etablierte akademische System kaum zu erwarten haben, zum anderen aus einer Gruppe, die aktiv empirische Sozialforschung betreibt und dafür Drittmittel akquiriert. Diese zweite Gruppe könnte die Brücke in die Zukunft für eine erfolgreiche Ostdeutschlandforschung sein. (ICF)