Nicht nur genderpolitisch unumwunden rückwärtsgewandte, sondern auch vermeintlich liberale Beiträge missverstehen Butler. Dazu zwei aktuelle Beispiele: die mediale Repräsentation der Transsexuellen Caitlyn Jenner und die der Eurovision Song Contest-Gewinnerin von 2014, Conchita Wurst. Im Fall von Jenner gerät über die Begeisterung für den erfolgreich vollzogenen Seitenwechsel der Machtanspruch von Gender selbst in den Hintergrund, sie wird zur Ikone einer neoliberalen Selbstoptimierung. Im Fall von Wurst wird die Event-Kultur von Eurovision insgesamt als «Gender-Fasching» wahrgenommen. Beide Beispiele illustrieren eine der gängigsten Fehllektüren Butlers: dass Gender frei wählbar wäre oder sogar so einfach zu haben sei wie ein Kostümwechsel. An diesem Punkt schlägt die mediale Berichterstattung über Gender um in ihre Diffamierung, denn die Fehllektüre eines als voluntaristisch missverstandenen Gender-Begriffs ruft ihren Widerspruch schon mit auf. ; Not only approaches that are openly reactionary but even presumably liberal ones misread Butler. Here are two current examples: the media representations of the transsexual Caitlyn Jenner and of Conchita Wurst, the Eurovision Song Contest winner of 2014. In the case of Jenner, the ways in which gender is coerced are overlooked in order to celebrate the successful switching of sides. Thus, Jenner becomes an icon of a neoliberal form of self-optimization. In the case of Wurst, Eurovision as such is perceived as a form of gender carnivalesque. Both examples illustrate one of the most common misreadings of Butler: That you can chose your gender freely, even as easily as putting on a costume. At this point the media coverage on gender issues flips into a form of defamation, since the misreading of the concept of gender as voluntaristic already provokes its objection.
Das internationale Konzept Gender Budget wurde entwickelt als Strategie zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit in und mit öffentlichen Haushalten. Seine Wurzeln liegen in der internationalen Entwicklungspolitik ebenso wie in der Frauen- und Geschlechterforschung. Als finanzpolitische Komponente des universalen Programmes Gender Main-streaming erzielte es seinen öffentlichen Durchbruch seit der 4. Weltfrauen-konferenz 1995 in Peking. Die Europäische Union hat sich das Gedankengut zu eigen gemacht, in ihren Verträgen und Richtlinien juristisch festgeschrieben und somit den Mitgliedsstaaten zur Realisierung aufgetragen. In Deutschland erfolgt die Implementierung bisher eher punktuell und dilatorisch, so dass das Konzept auch Jahre nach seiner Entstehung nur wenige praktische Beispiele hervorgebracht hat. Hierunter befinden sich auf der operativen Ebene bereits einige Öffentliche Bibliotheken. Diesen mangelt es nicht an Erfahrung mit Reformprozessen – vom Wandel des Medienmarktes bis hin zu den Verwaltungsreformen. Bibliotheken erheben traditionell umfangreiches Datenmaterial und sind geübt im Umgang mit den Erfordernissen von Frauenarbeitsplätzen. Auf dieser Grundlage erweisen sich die Öffentlichen Bibliotheken als geeigneter Gegenstand für die Untersuchung von Bedeutung und prospektiven Auswirkungen des neuen Konzeptes. Nutzerschaft und Personal werden einer Gender-Analyse unterzogen und die Ansatzpunkte für künftige Gender Budgets explizit herausgearbeitet. Deutlich sichtbar wird hierdurch der Handlungsbedarf, der zu geschlechtergerechten Reformen führen soll. Der methodische Gender Budgeting-Prozess bedarf der Initiierung durch Politik und Verwaltungsspitze, um als Top-down-Prozess mit der erforderlichen Nachdrücklich-keit wirksam zu werden. Und er benötigt umfassenderes Datenmaterial aus allen Verwaltungsabteilungen zur Herstellung von Transparenz und zur gendergerechten Verteilung der Finanzmittel innerhalb des kommunalen Haushaltes. ; The international concept of gender budget has been developed as a strategy to create gender equality for and with public funds. It is rooted in the international development policy as well as in gender studies. As a financial policy component of the universal programme of gender main-streaming it has had its public break-through since the 4th international women's conference in Beijing in 1995. The European Union has adopted the ideas and stipulated them in its contracts and guidelines and, thus, entrusted the member states to put them into practise. In Germany, the implementation has been effected so far only in some places and in a dilatory way so that the concept has produced only few practical examples even years after its creation. Among these, there are already some public libraries on the level of operation. They are not lacking in experience with reform processes – from the change of the media market to the administrative reforms. Libraries traditionally gather comprehensive data material and are used to handling requirements regarding women's workplaces. On this basis, the public libraries are a suitable subject as to the examination of the significance and prospective impacts of the concept. The users and the personnel are subject to a gender analysis and the starting points for future gender budgets are elaborated explicitly. Thereby, the need for action which shall lead to reforms regarding gender equality becomes clearly visible. The methodical gender budgeting process must be initiated by politics and the administrative management in order to become effective as a top-down process with the necessary emphasis. Moreover, it requires more extensive data material from all the administrative departments in order to create transparency and to allocate the funds of the communal budget in consideration of gender equality.
Gender Medizin ist eine Disziplin der Humanmedizin, die den Einfluss von biologischem (Sex) und psychosozialem Geschlecht (Gender) gemäß dem bio-psycho-sozialen Modell von Gesundheit und Krankheit berücksichtigt. Ziel ist es, die Lebensqualität über die gesamte Lebensspanne zu erhalten und eine optimale medizinische Versorgung aller Geschlechter zu ermöglichen. Geschichtliche Grundlagen waren die Frauenbewegung der 1960er Jahre und die daraus entstandene Frauen- und Männergesundheitsforschung.
Gender Mainstreaming ist eine gleichstellungspolitische Strategie, die daraufhin ausgerichtet ist, sämtliche Entscheidungen in einer Organisation kritisch auf ihre Auswirkungen auf die von geschlechterbezogenen Ungleichheiten unterschiedlich geprägte Lebensrealität von Frauen und Männern zu überprüfen und diesbezüglich bestehende Differenzen abzubauen. Kritik wird u. a. aufgrund der voraussetzungsreichen Umsetzung und der Gefahr, stereotype Geschlechterbilder zu verfestigen, geübt.
The terms gendern (< engl. gender) or gendering in German stand for the attempt to establish equality between men and women in everyday life or in political controversy, in academic life by means of linguistic methods. The representatives (plural feminine) of the feminist language criticism/ Feministische Linguistik call for the dissolution of the "generic masculine" for ex. jeder Lehrer (masculine/feminine) means a gender-mixed group whose gender/sex is neither relevant, nor known. It is criticized that the female teacher is not explicitly mentioned. The question here is whether the desired gender-appropriate treatment of all women germ. das Gendern – the genderconscious use of language – is guaranteed by diacriticalorthographic procedures such as internal I: LehrerInnen (fem. pl.), slash (/): Leser/innen (masc.sg./pl.;/f.pl.), asterisk shape: Lehrer*innen or gender-gap: ein_e Beamt_er_in (an official, m./f. sg.) or by replacement of pair shapes like die Arbeitnehmenden (employees; instead of the 'classic form' Arbeitnehmer/Arbeitnehmerinnen) or the participial construction die Fahrzeugführenden/ the vehicle-carrying/drivers.
Der Beitrag diskutiert die Konzepte des doing und undoing gender. Zunächst rekonstruiert er den methodologischen Sinn der Rede von 'doing' X, die Folgeprobleme und Radikalitätsverluste des doing gender sowie dessen soziologische Ergänzungsbedürftigkeit um das Konzept des 'undoing gender'. Anschließend betrachtet er das Verhältnis von Mikro- und Makrotheorien in den Gender Studies. Dort wird der Reichweitenlimitierung des (un)doing gender-Theorems oft mit einer rhetorischen Prämodernisierung der Gesellschaft begegnet. Mikro/Makro steht in den Gender Studies für einen epistemologischen Split, durch den man die 'Geschlechter' mikrotheoretisch dekonstruiert und makrotheoretisch rekonstruiert. Dieser Split ist in den politischen Verstrickungen des Feldes begründet. Der Aufsatz plädiert für das Dritte der Geschlechterdifferenz als eine Beobachtungsposition der Post Gender Studies, von der aus sich Prozesse des Gendering und Degendering symmetrisch beobachten lassen. ; This article discusses the concepts of doing and undoing gender. First, it reconstructs the methodological sense in speaking of 'doing X', the subsequent problems for and the loss of radicalism of doing gender, and the sociological need to supplement it by the concept of 'undoing gender'. Second, the relationship between micro and macro theories in gender studies is taken into consideration. Here, the (un)doing gender theorem's limited scope is met with a rhetorical pre-modernization of society. Furthermore, micro/macro stands for an epistemological divide in gender studies, deconstructing 'genders' micro theoretically while reconstructing them macro theoretically. This divide stems from the political entanglement within the field. All told, this article makes the case for the third of gender difference as an observational position of post-gender studies from whose vantage point processes of both gendering and degendering can be viewed symmetrically.
Um ihre Marketingmaßnahmen möglichst genau auf die jeweilige Zielgruppe abstimmen zu können, teilen die Unternehmen ihre Märkte durch verschiedene Arten der Marktsegmentierung in immer kleinere und spezifischere Segmente auf. Dabei wird allerdings nicht berücksichtigt, dass kleinere Zielgruppen auch zu höheren Aufwendungen in Produkt-, Kommunikations- und Vertriebspolitik führen. Im Folgenden sollen die zwei denkbar größten Zielgruppen - Männer und Frauen - auf ihre Marketingrelevanz hin untersucht werden. Das Konzept des Gender Marketing befasst sich mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden, die sich auf die Konsumbedürfnisse und -verhalten auswirken und ihrer Implikationen für das Marketing. Gender Marketing ist in den USA schon seit den 90er Jahren bekannt und wird dort schon von vielen Unternehmen erfolgreich praktiziert. In Deutschland hingegen beginnen Industrie und Handel erst in den letzten Jahren damit, ihr Marketing auf geschlechtsspezifische Anforderungen hin auszurichten. In der Literatur wird Gender Marketing zumeist auf die Zielgruppe Frau reduziert. Frauen werden in der Tat eine immer wichtigere Käufergruppe; ihre Kaufkraft steigt. Frauen entscheiden heute bereits über ca. 80% der Konsumausgaben, die in einem Haushalt getätigt werden. Bei den Fast Moving Consumer Goods4 sind es sogar rund 90%. In der Vergangenheit wurden die meisten Produkte von Männern für Männer entwickelt. In den 50er Jahren, als der Aufschwung nach dem Krieg die Konsumgüterindustrie in Deutschland zum Boomen brachte, waren die Entscheidungsträger in den Unternehmen männlich. Das führte zwangsläufig zu einer einseitigen Sicht auf die Bedürfnisse der Konsumenten. Man war sich schlicht nicht bewusst, dass Männer und Frauen andere Ansprüche haben. Das Problem der Geschlechterblindheit bestand also schon immer. Aber durch den Wandel vom Verkäufermarkt hin zum Käufermarkt wurden die Auswirkungen dieses Problems erst deutlich. Inzwischen haben die Kunden die Marktmacht und verlangen nach Produkten, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Vor allem die Ansprüche der Frauen haben sich im Laufe der Zeit geändert. Der gesellschaftliche Wandel, der Ende der 60er Jahre mit der Emanzipationsbewegung der Frau begonnen und schließlich zu der modernen Frau von heute geführt hat, brachte große Änderungen mit sich. Das Rollenbild der Frau - und dadurch zwangsläufig auch das des Mannes - hat sich grundlegend geändert. Immer mehr Frauen verdienen heute ihr eigenes Geld und sie haben neue Produkte für sich entdeckt. Kraftfahrzeuge und technische Geräte galten Anfang der 90er noch als eher männlich. Inzwischen ist es selbstverständlich, dass Frauen diese Dinge nutzen und kaufen. Die jungen Frauen von heute wachsen zu einer neuen Generation von Konsumentinnen heran, die [.] ganz neue Anforderungen an Gesellschaft und Unternehmen stellen. Die Zielgruppe Mann wird in der Literatur zum Thema Gender Marketing bisher vernachlässigt. Doch man darf nicht vergessen, dass sich auch die Männer verändert und neue Produktwelten für sich erobert haben. Im Bereich der Kosmetik und Haarpflege sowie Haushaltswaren gibt es beispielsweise immer mehr männliche Konsumenten. Und die haben meist andere Ansprüche als Frauen. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es darzustellen, wie diese unterschiedlichen Anforderungen von Mann und Frau im Marketing implementiert werden können. Dabei wird insbesondere auf Konsumgüter eingegangen.
Die Arbeit erläutert im ersten Kapitel Begriffe und Methodik von Gender Mainstreaming. Kapitel II behandelt die Entwicklung von Gender Mainstreaming und die rechtliche Verankerung von Gender Mainstreaming in der EU. Kapitel III widmet sich Gender Mainstreaming in Österreich - auf Bundesebene, Landesebene und in der Gemeinde. Kapitel IV analysiert und vergleicht Gender Mainstreaming-Maßnahmen am Beispiel der Stadt Wien und der Marktgemeinde Lenzing. ; eingereicht von Gernot Vogtenhuber ; Universität Linz, Diplomarbeit, 2019 ; (VLID)3588826
Diese Expertise beschreibt den Forschungsstand, d.h. insbesondere fachliche Auseinandersetzungen im Hinblick auf Handlungsempfehlungen zu Gender und Sozialraumorientierung in der Pflege. Die drei Themen Gender, Sozialraumorientierung und Pflege wurden bisher selten zusammen bearbeitet. Deshalb wird zunächst jeweils der Wissensstand zu Teilperspektiven dargestellt. Zur Teilperspektive Gender und Pflege besteht ein sehr breiter Wissensstand auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen. Er reicht von gesellschaftstheoretischen Grundlagen-Analysen über politikwissenschaftliche geschlechtersensible Wohlfahrtsforschung bis zu sich darauf beziehenden Reformkonzepten unterschiedlichster Reichweite. Die Teilperspektive Sozialraumorientierung und Pflege zeichnet sich durch einen sehr breiten Wissensstand aus, der stark von institutioneller Wissensproduktion im politischen Raum geprägt ist. Die Reformkonzepte sind teils außerordentlich stark operationalisiert und daher anknüpfungsfähig für politische Institutionen. Die Teilperspektive Gender und Sozialraumorientierung ist vergleichsweise wenig bearbeitet. Diese Perspektive ist primär durch die Disziplin Soziale Arbeit geprägt, und das Nachdenken über Geschlechteraspekte entstammt meist dem Kontext Gender Mainstreaming in der Sozialen Arbeit. Im Anschluss an die Darstellung der Teilperspektiven werden Reformvorschläge zu Pflege vorgestellt, die Gender und Sozialraumorientierung zusammendenken. Sie beziehen sich unterschiedlich stark auf die Teilperspektiven, insbesondere auf Reformvorschläge zu Sozialraumorientierung und Pflege, sowie auf die Analysen der geschlechtersensiblen Wohlfahrtsforschung. Schließlich folgt ein zusammenfassender Überblick über den Wissenstand. Dabei zeigt sich, dass in der Debatte über Sozialraumorientierung in der Pflege einige breite Übereinstimmungen und einige breit genutzte Konzepte existieren. Diese Konsense über beispielweise normative Zielkonzepte werden jedoch fraglich, sobald sie konkretisiert werden. Insbesondere hinsichtlich der Gleichstellungswirkungen erweisen sich viele Konzepte zu Sozialraumorientierung und Pflege als unterkonturiert. Sie sind in dieser Hinsicht jedoch nicht neutral, insbesondere, wenn sie einen starken Bezug auf die informelle Pflege aufweisen. Als grobe Strukturierung lassen sich zwei Pole ausmachen: einerseits sozialraumorientierte Reformvorschläge zu Pflege, die ohne Explikation der Geschlechterebene auskommen und als Ziel eine Stärkung des informellen Engagements anstreben. Andererseits geschlechtersensible Reformvorschläge zu Pflege, die Sozialraumorientierung insbesondere im Sinne einer bedarfsgerechten Pflegeinfrastruktur füllen. Diese geschlechtersensiblen Reformvorschläge streben eine Stärkung des professionellen Pflegesystems an und verbinden damit auch die Unterstützung der informell Pflegenden. Zudem setzen sie sich dafür ein, dass die Übernahme von informeller Pflegeverantwortung ohne negative Folgen im Lebensverlauf bleibt und für alle möglich ist. Aufgrund dieser Überlegungen zur Sorgearbeit und ihrer gesellschaftlichen Organisation kommen die geschlechtersensiblen Reformvorschläge teils zu Schlussfolgerungen, die deutlich über den Bereich der Pflegepolitik hinaus in andere Politikfelder hineinreichen: beispielsweise eine Veränderung des "Normalarbeitsverhältnisses", orientiert am earnercarer-model. Bezogen auf die Stärkung des Pflegesystems insgesamt wird dafür plädiert, die Sozialraumorientierung in dem Sinne ernst zu nehmen, dass eine (professionelle) Pflegeinfrastruktur aus flächendeckenden Angeboten bereitgestellt werden muss, die von allen bezahlbar sind. Die Reformkonzepte verbinden damit eine entsprechende Ressourcenausstattung und eine Aufhebung der Unterfinanzierung des Pflegesystems, für die verschiedene Wege vorgeschlagen werden.
Der Gender-Pay-Gap ist eine statistische Kennzahl zur Messung der Ungleichheit zwischen Männern* und Frauen* beim Verdienst. Es gibt zwei Versionen: einen 'unbereinigten' und einen 'bereinigten'. Der 'unbereinigte' Gender-Pay-Gap berechnet den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied auf Basis der Bruttostundenlöhne aller Männer* und Frauen* der Grundgesamtheit. Beim 'bereinigten' Wert hingegen werden je nach Studie verschiedene Faktoren wie Branche, Position und Berufserfahrung herausgerechnet. Neben dem Gender-Pay-Gap gibt es noch weitere Kennzahlen von Einkommensdiskriminierung wie dem Gender-Pension- oder auch dem Racial-Pay-Gap.
Gender studies werden hier vor allem in Bezug auf die Literaturwissenschaft dargestellt und im politischen Kontext der zweiten Frauenbewegung und Frauenforschung verortet. Mit Beispielen aus Deutschland und Polen werden ihre Methoden, Forschungsbereiche, Forschungsergebnisse und Entwicklungstendenzen besprochen. Diese Reflexionen bauen auf der These auf, dass 'gender' eine wissenschaftliche Tatsache im Sinne Ludwik Flecks ist und gleichzeitig eine wissenschaftliche Analysekategorie, die die meisten Wissenschaftsdisziplinen auf die Bedeutung der Differenz hin öffnet. ; Posited in the context of Second-Wave-Feminism and Women Studies, in this text, Gender Studies are introduced with reference to literary sciences. Methods, fields of research, results and new tendencies are discussed by means of examples from Germany and Poland. All these reflections are based on the assumption – inspired by Ludwik Fleck – that 'gender' is both a scientific fact and an analytical category which could customise most of scientific disciplines to the relevance of difference. ; Gender studies przedstawiam tu nie tylko w związku z literaturoznawstwem, ale także podejmuję próbę umiejscowienia ich w kontekście politycznym drugiej fali ruchu kobiecego oraz w kontekście badań kobiecych i w nauce w ogóle. Na przykładach z Niemiec i z Polski omawiam metody gender studies, ich zakresy badawcze, wyniki badań literaturoznawczych oraz perspektywy rozwoju. Refleksje te rozwijam zgodnie z tezą, według której 'gender' jest faktem naukowym w znaczeniu Ludwika Flecka i jednocześnie kategorią analityczną, która otwiera większość dyscyplin naukowych na znaczenie różnicy.
Gender studies werden hier vor allem in Bezug auf die Literaturwissenschaft dargestellt und im politischen Kontext der zweiten Frauenbewegung und Frauenforschung verortet. Mit Beispielen aus Deutschland und Polen werden ihre Methoden, Forschungsbereiche, Forschungsergebnisse und Entwicklungstendenzen besprochen. Diese Reflexionen bauen auf der These auf, dass 'gender' eine wissenschaftliche Tatsache im Sinne Ludwik Flecks ist und gleichzeitig eine wissenschaftliche Analysekategorie, die die meisten Wissenschaftsdisziplinen auf die Bedeutung der Differenz hin öffnet. ; Posited in the context of Second-Wave-Feminism and Women Studies, in this text, Gender Studies are introduced with reference to literary sciences. Methods, fields of research, results and new tendencies are discussed by means of examples from Germany and Poland. All these reflections are based on the assumption – inspired by Ludwik Fleck – that 'gender' is both a scientific fact and an analytical category which could customise most of scientific disciplines to the relevance of difference. ; Gender studies przedstawiam tu nie tylko w związku z literaturoznawstwem, ale także podejmuję próbę umiejscowienia ich w kontekście politycznym drugiej fali ruchu kobiecego oraz w kontekście badań kobiecych i w nauce w ogóle. Na przykładach z Niemiec i z Polski omawiam metody gender studies, ich zakresy badawcze, wyniki badań literaturoznawczych oraz perspektywy rozwoju. Refleksje te rozwijam zgodnie z tezą, według której 'gender' jest faktem naukowym w znaczeniu Ludwika Flecka i jednocześnie kategorią analityczną, która otwiera większość dyscyplin naukowych na znaczenie różnicy.
Gegenstand der Analyse ist die mediale Auseinandersetzung um feministische de/konstruktivistische Theorie und Praxis, die 2006/2007 unter der Überschrift 'Gender Mainstreaming' stattfand. Dominiert wurde die Mediendebatte von einer Reihe antifeministischer Veröffentlichungen in überregionalen (Print- und Online-) Zeitungen und Magazinen; auf ihnen liegt das Hauptaugenmerk meiner Untersuchung. Im Zentrum stehen dabei die Einzelanalysen der Artikel "'Gender Mainstreaming' Politische Geschlechtsumwandlung" (FAZ; Volker Zastrow) und "Der neue Mensch" (Der Spiegel; René Pfister), die unter Hinzuziehung des Debattenkontextes (ca. 50 Artikel) untersucht werden. Die Analyse verfolgt die zentralen diskursiven Strategien, mit denen feministische de/konstruktivistische Theorie und Praxis sowie die Protagonist_innen derselben delegitimiert werden und fragt nach den impliziten wie expliziten Aussagen, den zugrundeliegenden gesellschaftlichen Wissensvorräten, Deutungsrahmen und Ausschlüssen. Theoretisch und methodisch wird eine Perspektive entwickelt, die die Mediendebatte einerseits als Kondensat gesellschaftlicher Wissensvorräte und als Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse, andererseits als Produzentin von Wissen und Macht analysierbar macht. Die Forschungsfragen und Analyseergebnisse tangieren entsprechend das gesellschaftlich vorhandene Alltags- und wissenschaftliche Wissen über Geschlecht(erverhältnisse) ebenso wie das 'neue' Wissen, das in der Debatte generiert wird, indem Wissen neu kombiniert, akzentuiert, in neue Kontexte gestellt und den Rezipient_innen zugänglich gemacht wird. Mit welchen Bedeutungen wird der Begriff 'Gender' aufgeladen? Nach welchen Kriterien werden feministische Interventionen beurteilt? Welche Subjekte werden abgewertet oder ausgeschlossen (Homosexuelle, Transgender u.a.)? Welches wissenschaftliche und welches Alltagswissen liegt den (antifeministischen/ transphoben/ homophoben) Aussagen zugrunde? Inwiefern haben de/konstruktivistische Geschlechterkonzepte Eingang gefunden in die öffentliche Geschlechterdebatte? Und schließlich auch: Welche Strategien verfolgten jene medialen Artikulationen, die positiv auf feministische Theorie und Praxis und/oder Gender Mainstreaming Bezug nahmen? 'Gender Mainstreaming' fungierte im untersuchten antifeministischen Strang der Debatte als Aufhänger für einen modernisierten Antifeminismus, der sich gegen sämtliche feministische Politiken und Theorien richtete, die (in der Debatte) mit dem Begriff 'Gender' assoziiert wurden. 'Gender' wurde dabei als politisches Stigmawort mit vagem de/konstruktivistischem Gehalt etabliert. Die untersuchten Delegitimierungsstrategien betreffen den Wahrheitsgehalt feministischer Theorie, die Ziele und die Wirkungen feministischer Politik und die Frage nach den Interessen, die mit feministischen Politiken verfolgt werden. Diesen Strategien liegen (unter anderem) Vorannahmen bezüglich Geschlecht und Geschlechtsidentität, Abwertungen und Ausschlüsse bestimmter geschlechtlich oder sexuell markierter Subjekte, spezifische Deutungen feministischer Politiken und Theorien und die Dethematisierung von Machtverhältnissen zugrunde. ; The subject matter of his analysis is the media debate on feminist de/constructivist theory and practice conducted in 2006-07, using the peg 'gender mainstreaming' to hang itself on. The debate was dominated by a number of anti-feminist publications, which my analysis mainly focuses on. The core of the research consists of the analysis of the articles "'Gender Mainstreaming' Politische Geschlechtsumwandlung" (FAZ; Volker Zastrow) and "Der neue Mensch" (Der Spiegel; René Pfister), which are being investigated by also looking at the context of the debate. The analysis aims at the central discursive strategies which are used to delegitimise feminist de/constructivist theory and practice as well as their protagonists and enquires about the implicit and explicit statements of the articles, the basic common knowledge, criterion and exclusions. I devise a theoretical and methodical perspective, which makes the debate analyzable in a double way: On the one hand the media debate can be seen as a 'condensate' of common knowledge and as a mirror of social power structures and on the other hand it functions as a producer of knowledge and power itself. Consequently the research questions allude to the existing common and/or science-based knowledge as well as to the 'new' knowledge which the media debate generates by (re-)combining, (re-)accentuating and (re-)contextualising knowledge. Which denotations/connotations are assigned to the term 'gender'? Which criterion is being mobilized to judge feminist politics? Which subjects (homosexuals, transgendered persons et al.) are degraded or excluded? Which scientific knowledge and which common knowledge form the basis of the (anti-feminist/ transphobic/ homophobic) statements being made? Is there any evidence that de/constructivist perceptions regarding gender found access to the public gender debate? And eventually: Which are the strategies being pursued by those articles that referred to feminist theory and practices affirmatively? Within the anti-feminist thread of the debate, 'gender mainstreaming' served as a peg to hang an updated antifeminism on, that was directed against all feminist politics and theories associated with the term 'gender'. 'Gender' itself was established as a stigmatized political term including a vague de/constructivist meaning. The discursive anti-feminist strategies affect the trueness of feminist thought, the aims and impacts of feminist politics and the question about the interests pursued by feminist politics. These strategies rest upon the specific interpretations of feminist politics and theories, upon the exclusion of existing power structures from the debate, upon underlying presumptions concerning gender and gender identity and upon the degradation and exclusion of persons due to their sex, their gender or their desire.
In den Einzelphilologien hat die feministische bzw. gender-orientierte Literaturwissenschaft längst Fuß gefaßt (auch wenn sie auch dort mitnichten wissenschaftlicher Standard für alle ist). Warum also ist die Komparatistik - nicht nur, aber ganz besonders in Deutschland - im Vergleich zu vielen anderen Kulturwissenschaften in dieser Hinsicht so konservativ, obwohl sie doch das Selbstbild hat, weltoffen, progressiv und als Literaturwissenschaft auch politisch relevant zu sein? Welche Berührungspunkte gibt es zwischen feministischer Literaturwissenschaft bzw. 'Gender/Queer Studies' einerseits und der Komparatistik andererseits? Welche Konsequenzen hätte die Berücksichtigung von Gender als zentrale Analysekategorie (vgl. Hof 1995) in Theorie und Praxis des Faches Komparatistik?
Melancholie, Leidenschaft, Machismo, Exotik: All das sind Assoziationen, die aufblinken, wenn man an argentinischen Tango denkt. Das Projekttutorium 'Tango argentino und Gender' hat sich zwei Semester lang mit Bildern, sozialen Kategorien, Machtverhältnissen und politischen Interventionsmöglichkeiten im argentinischen Tango beschäftigt. Die Konferenz beleuchtet dabei aus unterschiedlichen Perspektiven die Zusammenhänge von Geschlecht und Tango Argentino: Welche rassistischen und exotistischen Bilder liegen der (post-)kolonialen Geschichte des Tangos zu Grunde? Wie können körper- und leibsoziologische Fragestellungen mit Bewegungsanalysen und Geschlechteridentitäten verknüpft werden? Welche Möglichkeiten geschlechtspolitischer / queerer Subversionen bieten sich im (Queer)Tango? ; Tangoing Gender: Macht und Subversion im argentinischen Tango , conference, ICI Berlin, 10 November 2008