Spätestens, wenn die vermeintlich einwandfreie fristlose Kündigung eines Mitarbeiters vom Arbeitsgericht nicht anerkannt wird, zeigt sich: Grundkenntnisse im Arbeitsrecht sind ein absolutes Muss für jeden, der Führungsverantwortung im Unternehmen zu tragen hat. Gerade junge Führungskräfte sind in vielen Fragen unsicher: o Was ist bei einer Stellenausschreibung zu beachten? o Was muss, was darf ins Arbeitszeugnis? o In welche Prozesse und Entscheidungen muss ich den Betriebsrat einbeziehen? Übersichtlich und informativ zeigen Jan Schultze-Melling und Volker Bartelt, worauf es aus juristischer Sicht bei der Personalführung ankommt.
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Der Realismus im Film war seit den 1920er- bis in die 1960er-Jahre ein beliebtes Thema von Filmtheoretiker*innen und -kritiker*innen, vom sowjetischen Filmemacher Dziga Vertov bis hin zum deutschen Filmhistoriker Siegfried Kracauer, aber auch etwa für die einflussreiche Filmzeitschrift Cahiers du Cinema und ihren Mitbegründer André Bazin. In Bezug auf die Frage nach Realismus und Film hatten Bazins Analysen und Theorien großen Einfluss, etwa auf den italienischen Neorealismus und Regisseure wie Roberto Rossellini, Vittorio De Sica und Luchino Visconti. Obwohl das Interesse am Realismus in den 1960er- und 1970er-Jahren, etwa bedingt durch (Post-)Strukturalismus, Semiotik und Psychoanalyse, abgenommen hatte, beschäftigt sich das kürzlich erschienene Buch von Lúcia Nagib wieder mit dem filmischen Realismus in Bazin'scher Tradition, während die Diskussion um den Realismus-Begriff in den letzten Jahren auch etwa für spezifischere Kontexte wie das japanische, brasilianische und iranische Kino geführt wurde (vgl. Nagib/Mello 2009).Für Bazin meint Realismus die wirkliche Zeit der Dinge, die Dauer des Geschehens, die der Film in sich aufnehmen soll, daher versteht Bazin etwa die italienischen Nachkriegsfilme mit ihren long takes und der Suggestion eines realitätsnahen Zeitvergehens als realistisch. Während Bazin Filmemacher*innen in verschiedene, dem Bild oder der Realität verschriebene Interessensgruppen einteilt, und die Frage nach dem Einfluss der außerfilmischen Realität (vgl. Bazin 2004, S. 90–109) nur am Rande thematisiert, stellt sich Lúcia Nagib die Frage nach Realismus und Film in einer breiteren Perspektive. In der Einleitung ihres Buches führt sie verschiedene Perspektiven auf Realismus zusammen und klassifiziert so drei verschiedene Ebenen von Realität im Film: - Realismus als Modus der Produktion- Realismus als Modus der Rezeption, den sie in den letzten Jahrzehnten als besonders präsent empfindet- Realismus als Modus der Ausstellung, worunter sie etwa Kinosäle, 3D- oder 4D-Arrangements oder Virtual Reality fasst (vgl. S. 28). Mit ihrem Fokus auf den Modus der Produktion beschreibt Nagib, basierend auf Bazins Theorien, die Rolle von Schauspieler*innen, die Drehorte der Filme sowie die Bewegungen der Kamera für die Filmaufnahme (wie etwa long takes). Diesen Realismus als Modus der Produktion unterteilt sie dabei erneut in drei Kategorien: Non Cinema, Intermediale Passage und Total Cinema.Unter "Non-Cinema" versteht Nagib die Reproduktion des 'realen Lebens' qua Film. Diese Perspektive analysiert sie anhand der Produktionssituationen von diversen Filmen. Dabei spielen für sie die Beziehungen innerhalb des Filmteams oder die Konflikte zwischen Filmemacher*innen und Schauspieler*innen eine zentrale Rolle – eine Perspektive, die einen neuen Blick auf Filmanalyse in Bezug auf die Verzahnung von Produktion und Realität ermöglicht. Als "Intermediale Passage" versteht Nagib die Transformationen zwischen verschiedenen Kunstformen und Kino, die ebenfalls eine eigene Realität produzieren können. Zum Schluss beschreibt sie das sogenannte "Total-Cinema" als ein Kino, das den Wunsch nach einer Totalität insofern verkörpert, als dass es etwa versucht, mit einem Film die gesamte Geschichte eines Landes zu erzählen oder die ganze Welt durch monumentale Landschaften zu repräsentieren. Die eingangs genannten Realismus-Perspektiven werden im zweiten Teil des Buches dann auf den Begriff des "World-Cinema" übertragen. Nagib versteht das World-Cinema als neuen Begriff für "Realist Cinema". Sie kritisiert die eurozentrischen Perspektiven von Filmwissenschaft und -theorie und arbeitet heraus, dass der Dualismus zwischen Hollywood und Europa, der meist im Fokus des Fachdiskurses stünde, einen Blickwinkel auf das Welt-Kino, mit dem sie die Perspektive marginalisierter Nationalkinematografien beschreibt, verstellen würde.Die Auswahl der Filme, die im Buch analysiert werden, passt sehr gut zu diesem Argument. Fast jedes Kapitel beschäftigt sich mit einem oder mehreren Filmen aus verschiedenen Ländern – ob diese aus Deutschland oder Japan, Brasilien oder dem Iran kommen, ist dabei zweitrangig, im Vordergrund stehen die Effekte der Zusammenschau dieser heterogenen Arbeiten. Die Filme sind zwar nach den drei Kategorien (Non-Cinema, Intermediale Passage und Total Cinema) ausgewählt, ihre bricolagehafte, heterogene Auswahl erzeugt trotzdem einige Verwirrung beim Lesen des Buches. Im ersten Kapitel analysiert Nagib beispielsweise Wim Wenders The State of Things (1982) und im zweiten This is not a Film (2011) des Iraners Jafar Panahi. Es handelt sich um einen Spielfilm und um einen Dokumentarfilm, die beide sehr diverse Themen verhandeln, wie etwa Kolonialismus, Feminismus oder Gender. Diese Auswahl hat auf der einen Seite den Vorteil, ein heterogenes Bild zu formen, anderseits wirkt die Beliebigkeit zeitweise chaotisch. Die zentrale Frage, die Nagib diesen Filmen stellt, ist jene danach, wie diese Filme als realistisch verstanden werden können. Das erste Kapitel stellt außerdem die Frage nach dem Tod des Kinos. Der dort analysierte Film The State of Things solle, so Nagibs steile These, zeigen, dass das Hollywood- und das europäische Kino bereits tot seien. Wenders, so Nagib weiter, inszeniere diesen Status durch zwei unterschiedliche Filmästhetiken. Dabei greife er einerseits auf Special Effects, Farben und rapide Kamerabewegungen zurück und andererseits auf Schwarz-Weiß-Kontraste als Realismus-Elemente.Um das Konzept des Non-Cinema anhand konkreter Beispiele zu erklären, verwendet Nagib den im Iran verbotenen Film This is not a Film von Jafar Panahi. Weil Jafar Panahi offiziell nicht mehr im Iran drehen darf, versucht dieser, sein Leben mit Smartphone-Kameras zu filmen. Die Orte seiner Filme sind etwa seine eigene Wohnung oder seine private Villa in Nord-Iran und der Protagonist des Films ist Panahi selbst. Sein eigenes Leben zu filmen, ist eine politische Reaktion auf das über ihn verhängte Berufsverbot durch die islamische Regierung. Auch im Dokumentarfilm Act of Killing (2012) von Joshua Oppenheimer erkennt Nagib das Prinzip des Non-Cinema: hier würden Realität und Fiktion zusammenfallen, wenn indonesische Kriminelle ihre eigene brutale Geschichte des historischen Massakers von 1965 bzw. 1966 erzählen. Nagibs Analyse inkludiert filmtheoretische Prämissen, Interviews, politische Nachrichten und Produktionsmodelle des Films. Im zweiten Teil des Buches steht neben dem World-Cinema auch die Intermediale Passage im Fokus. Wie andere Kunstformen, etwa Malerei oder Theater, könnten Filme eine andere Form von politischen, sowie historischen Realitäten der Gesellschaft darstellen. Dafür analysiert Nagib die Rolle von Schauspielmethoden und Theater in den zwei sehr wichtigen japanischen Filmen The Story of the Last Chrysanthemums (1939, Kenji Mizoguchi) und Floating Weeds (1959, Yasujirō Ozu) mit einem Blick auf das Kabuki-Theater (vgl. S. 127). Nagib versucht hier zu zeigen, wie japanische Filme eine andere Realität, basierend auf der japanischen Geschichte und Theatertradition, reflektieren können. Dabei greift sie auf unterschiedliche Quellen zurück, wie etwa auf autobiografische Bücher über die beiden Regisseure, die Geschichte des Kabuki-Theaters im Japan und Interviews mit den Schauspieler*innen der Filme. Darauf folgt eine Analyse von Mysteries of Lisbon (2011) des chilenischen Regisseurs Raúl Ruiz. Am wichtigsten für den analytischen letzten Teil von Nagibs Publikation ist aber das zeitgenössische brasilianische Kino, für das die Autorin den Zusammenhang zwischen Nationalidentität und Diktaturzeit erklären will. In diesem zweiten Teil gerät die Bazin'sche Perspektive aus dem Fokus und die Autorin verwendet weitere Theorien zum Realismus, etwa von Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Gilles Deleuze, Alain Badiou und Jürgen Habermas. Klar wird allerdings auch durch diese theoretische Unterfütterung nicht, warum die von der Autorin angesprochenen intermedialen Passagen eine Rolle für ein neues Verständnis von Realismus und Film spielen. Der letzte Teil des Buchs soll schließlich das dritte Konzept, das Total Cinema, durch die strukturelle Nähe zu anderen Künste wie Oper oder Musik erklären. Nagib versucht durch eine sehr genaue Analyse der Strukturen der Opernvorlage von Luchino Viscontis Film Ossessione (1943) zu zeigen, dass ein Film die "Totalität" einer Oper besitzen kann. Totalität bedeutet für sie eine Kunstform, die sich aus verschiedenen Kunst- und Literaturformen wie Musik, Tanz, Schauspiel und Lyrik zusammensetzt und so ein eigenes Wesen ausbildet (vgl. S. 201). Außerdem wird in dieser Sektion noch Edgar Reitz' Langzeitdokumentation Die zweite Heimat: Chronik einer Jugend (1992) analysiert. Edgar Reitz erzählt die deutsche Geschichte in dieser langen Serie durch verschiedene Themen (Migration, Krieg, Tradition), Zeiträume (Erster und Zweiter Weltkrieg) und andere Kunstformen (Musik, Tanz, Theater). Nagib versteht diese vielfältigen Themen als Totalität, weil Reitz auf diese Weise eine 'ganze' Geschichte erzählen will. Der Begriff des Total Cinema bleibt trotzdem bis zum Ende des Buches unklar, weil anschließend noch sehr diverse Filme aus Brasilien mit sehr unterschiedlichen Inhalten als 'Total Cinema' beschrieben werden. Die Heterogenität von Material und Themen zieht sich durch das gesamte Buch und hinterlässt schlussendlich den Eindruck, dass Lúcia Nagib dem Diskurs über Realismus und Film – selbst über die Perspektive des World Cinema – keine neuen Befunde hinzufügen konnte. Hergestellt wird vielmehr ein chaotischer Blick auf Realitätsdarstellungen in einer Vielzahl an heterogenen Filmen unterschiedlicher Nationalität. Literatur: Bazin, André: Was ist Film? Hg. v. Robert Fischer. Berlin: Alexander 2004. Nagib, Lúcia/Mello, Cecília: Realism and the Audiovisual Media. Wiesbaden: Springer 2009.
Das Stern'sche Konservatorium der Musik zu Berlin ist das älteste Konservatorium der Stadt, welches 1850 mit privaten Mitteln gegründet wurde und 86 Jahre in dieser privaten Form neben der Königlichen Hochschule für ausübende Tonkunst und vielen anderen großen und kleinen privaten Musikinstitutionen bestand. Auf die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbrüche reagierte das Unternehmen flexibel und sicherte damit sein Bestehen. Unzählige Musikerinnen und Musiker aus allen Teilen der Welt haben hier ihre Ausbildung erhalten und den Ruf des Stern'schen Konservatoriums verbreitet. In Verbindung mit dem Stern'schen Gesangverein und dem Stern'schen Orchesterverein hat es das Musikleben der Stadt entscheidend geprägt, musikgeschichtliche Entwicklungen beschleunigt und Musiker aus den verschiedensten Bereichen miteinander in Verbindung gebracht. Trotz dieser enormen Bedeutung war seine Geschichte bisher nur unzureichend erforscht. Die Rekonstruktion der Geschichte des Stern'schen Konservatoriums stellte aufgrund der Lückenhaftigkeit der überlieferten Quellen eine besondere Herausforderung dar. Anders als bei Institutionen in staatlicher Trägerschaft fanden sich Quellen weniger in öffentlichen Archiven als vielmehr in privaten Nachlässen. Daran zeigt sich die enge Verflechtung der Überlieferungsgeschichte einer privaten Institution mit den Biografien der Personen, die es geleitet haben. Eine methodische Entscheidung war es, die Geschichte dieses Instituts nicht als die eines Wirtschaftsunternehmen zu erzählen, sondern über die Personen einen Blick auf die Institution zu bekommen und dabei Anregungen aus der Genderforschung aufzunehmen. Es ist es tatsächlich historiografisches Neuland, Institutionengeschichte so eng mit Biografik zu verknüpfen. Eine weitere Besonderheit ist, dass alle drei Besitzerfamilien jüdisch waren. Die Zeit des Nationalsozialismus hat die Überlieferungslage deshalb noch zusätzlich verschlechtert. Orientiert an den Methoden aus der Biografik speziell weiblicher Lebensläufe, habe ich für diese Arbeit eine der Materiallage angepasste Darstellungsmethode entwickelt, der das Konzept der "gebrochenen Chronologie" zugrunde liegt: Es gibt zwei Stränge der Darstellung (PHASEN und ASPEKTE), die durch Ziffern und Buchstaben kenntlich gemacht sind und unterschiedlichen Strukturprinzipien gehorchen. Hinzu kommen biografische Exkurse zu den Leitungspersönlichkeiten. Der eine Erzählstrang aus chronologischen Kapiteln (PHASEN) beschreibt jeweils eine zeitlich eingegrenzte Epoche in der der Quellenlage entsprechend möglichen Form, manchmal auch nur einzelne Aspekte daraus. Dabei wird der Fokus auf die jeweiligen Leiter beziehungsweise Besitzer des Konservatoriums und auf die von ihnen in den einzelnen Entwicklungsphasen umgesetzten Konzepte gerichtet. Daneben werden – sozusagen vertikal – an vernetzbaren Stellen thematische Achsen eingezogen (ASPEKTE), die sich überblicksartig speziellen Einzelthemen widmen. Diese betreffen jeweils die Gesamtentwicklung des Konservatoriums und verfolgen die Entwicklung eines Teilbereichs durch die unterschiedlichen Epochen hindurch. Durch das Geflecht aus diesen zwei Erzählsträngen, sozusagen synchronen und diachronen Perspektiven, können die Überlieferungslücken als weiße Flächen im Hintergrund sichtbar bleiben. Diese Arbeit über das Stern'sche Konservatorium versteht sich als Beitrag zur Institutionsgeschichte, angesiedelt an der Grenze zwischen Geschichts-, Musik- und Erziehungswissenschaft, verpflichtet sowohl der Regionalgeschichtsschreibung wie der Biografieforschung. Sie nimmt die Besonderheiten eines privaten Ausbildungsinstitutes in den Blick, legt verschiedene Überlieferungsschichten frei und bestimmt die spezifische Bedeutung des Stern'schen Konservatoriums im Kontext der Institutionalisierung von Musikausbildung. ; The Stern Conservatory of Music in Berlin (Sternsch'sches Konservatorium der Musik zu Berlin) that was founded in 1850 with private funds, is the oldest conservatory of the city and has existed in this private form, alongside the Royal Academy of music and Performing arts (Königliche Hochschule für ausübende Tonkunst), and many other large and small private music institutions, for 86 years. The institution has thereby secured its existence by responding flexibly in the light of political, economic, social and cultural changes. Countless musicians from all over the world have received their training here and have gone on to spread the reputation of the Stern Conservatory. It has moreover in conjunction with the Stern Choral Society (Stern'scher Gesangverein) and the Stern Orchestra Association (Stern'scher Orchesterverein), decisively shaped the musical life of the city, accelerated music history developments and brought musicians together from varied areas. In spite of this enormous importance, its history has hitherto been insufficiently researched. The reconstruction of the history of the Stern Conservatory constitutes a special challenge, on account of the fragmentary nature of the surviving primary sources. Unlike in the case of institutions under state auspices, primary sources tend to be found less in public archives, but rather in private estates. This reflects the close interweavement of the history of the private institution with the biographies of those who have managed it. A methodological decision was to this end made not to recount the history of this institution from the perspective of a commercial enterprise, but rather to provide for a view of the institution based on individuals and thereby further ideas drawn from gender research. The extremely close linking of the institutional history with biographies actually pertains to historiographical new territory. A further special feature is that all three proprietor families were Jewish. The period of National Socialism has as such narrowed the selection of primary sources that have survived from the relevant time period even further. The concept of "broken chronology" that is oriented on methods drawn from biographies, which are specifically female resumes, is the underlying basis for the material adapted representation method that I have developed for this work: There are two strands of representation (PHASES and ASPECTS), which are made identifiable through digits and letters, and are based on different structural principles. The strands moreover also involve biographical digressions with regard to the leading personalities. The narrative strand that pertains to the chronological chapters (PHASES), describes in each case a time-localized epoch, possibly in a form that corresponds to the location of the source, or even in some case only to some aspects of the latter. The focus is thereby directed on the respective director or else proprietor of the conservatory and the various individual development phases of the concepts he has implemented. This is in what one can regard as a vertical sense, done alongside with the involvement of thematic axes which are drawn at locations that are capable of being interlinked (ASPECTS), and are thereby dedicated to providing an overview on specific individual issues. The latter in each case relate to the overall development of the conservatory and follow the development of a partial section through the different epochs. The interweavement of these two narrative strands, which can be regarded as synchronic and diachronic perspectives, make it possible to view the gaps in the primary sources, as white areas that remain visible in the background. This work on the Stern Conservatory, which is categorized as structured on the border line between history, music and science education, is regarded as a contribution to the history of the institution that thereby involves both the obligation to conduct regional historiography as well as biographical research. It focuses on the peculiarities of a private training institution, exposes the different layers of the primary sources and specifies the particular significance of the Stern Conservatory within the framework of the institutionalization of music education.
Architektur und Städtebau des Sozialismus haben nach der politischen Wende der Jahre 1989-1991 einen erheblichen Wertungswandel erfahren. Insbesondere die in industrieller Bauweise errichteten Quartiere des komplexen Wohnungsbaus, die einstmals privilegierte Wohngegenden waren, haben heute oftmals den Ruf von "Ghettos". Die vorliegende Arbeit möchte einen Beitrag dazu leisten, dieses Bild zu korrigieren und das öffentliche Image von Plattenbausiedlungen zu verbessern. Dazu wurde anhand des ostdeutschen Plattenbaugebietes Strausberg-Hegermühle untersucht, welche Faktoren die positive Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel begünstigen. Ziel der Arbeit ist, damit Anregungen für die Praxis lokal engagierter Bürger, Kommunalpolitiker, Wohnungsgesellschaften und Verwaltungen zu geben. Das Wohngebiet "Hegermühle" in der brandenburgischen Mittelstadt Strausberg wurde in den 1980er Jahren gebaut. Die Bevölkerung Hegermühles war bis 1990 stark durch Mitarbeiter des Ministeriums für Nationale Verteidigung der Deutschen Demokratischen Republik geprägt. Die Wohnungen im Viertel waren wegen ihres hohen technischen Standards begehrt. Nach dem Ende der DDR erfuhr das Viertel einen starken Wandel seiner Sozialstruktur und bekam ein Image, das zwischen den Polen "graue Schlafstadt" und "sozialer Brennpunkt" angesiedelt ist. In diesem Wohngebiet wurde im zweiten Halbjahr 2009 eine qualitative Untersuchung durchgeführt. Neben mehreren in Bild- und Textform dokumentierten Feldexplorationen wurde eine Reihe von Interviews mit Personen geführt, die aktuell in Hegermühle wohnen oder früher dort wohnten. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte nach der Methode des Theoretical Sampling (Glaser/Strauss), wobei eine möglichst große Differenzierung des Samples nach Alter, Herkunft, Geschlecht und Beruf angestrebt wurde. Die Interviews wurden nach der Methode des Problemzentrierten Interviews (Witzel) geführt und auf Grundlage des Konzepts der Grounded Theory (Glaser/Strauss) ausgewertet. Für die Arbeit wurden acht Interviews ausgewählt, in denen die Interviewten Auskunft geben über die folgenden Themen: die Umstände ihres Zuzugs nach Hegermühle, die Entwicklung des Wohngebiets seitdem, das Image Hegermühles, ihr eigenes Verhältnis zum Viertel und die Perspektiven des Wohngebiets. Als Ergebnis der Arbeit lässt sich festhalten, dass die positive Identifikation mit dem Wohngebiet am stärksten durch die problematische Sozialstruktur behindert wird, die in hohem Maße von Arbeitslosigkeit und sozialen Desintegrationserscheinungen geprägt ist. Davon abgesehen überwiegen pragmatische Kriterien bei der Bewertung des Wohngebiets. Die gute infrastrukturelle Ausstattung Hegermühles mit Einkaufs-, Betreuungs- und Erholungsmöglichkeiten wurde von allen Befragten positiv hervorgehoben. Diese Faktoren sind jedoch genau so auch in anderen Orten zu finden und damit nicht geeignet, eine Identifikation mit einem spezifischen Ort zu befördern. Von den Befragten wurde daher auch mehrfach auf das Fehlen von Merkmalen hingewiesen, die Hegermühle auszeichnen und es von anderen Vierteln abheben. Dagegen war die Lokalidentität bei den Interviewpartnern am stärksten, die den Aufbau Hegermühles in den 1980er Jahren persönlich miterlebt haben. Die Arbeit schließt darum mit Überlegungen, wie diese Erfahrung einer Ortsgeschichte, die Bedeutung für die eigene Biografie hat, anderen Einwohnern vermittelt werden kann. Zwei mögliche Konzepte werden vorgeschlagen: a) die Erforschung und Vermittlung der Wohngebietsgeschichte, sowie b) die Schaffung und Pflege räumlicher Identifikationspunkte, die die lokale Geschichte, Landschaft und andere Besonderheiten des Viertels im Alltag erfahrbar machen. Beispielsweise können Kunstwerke im öffentlichen Raum oder Gedenktafeln als Anknüpfungspunkte einer ortsbezogenen Identität dienen und ein Gefühl persönlicher Verbundenheit mit dem Wohnort bestärken. Damit könnte unabhängig von pragmatischen Faktoren eine Bindung an den Ort begünstigt und die Bereitschaft der Einwohner erhöht werden, sich für die Verbesserung der Verhältnisse im Wohngebiet einzusetzen. ; The judgment on socialism's architecture and urban design has undergone a large change since the political turn of the years 1989-1991. This is especially true for the industrially built housing estates of the complex housing program, which were once privileged residential areas, but which now have a reputation as "ghettos". This paper is meant to contribute to the correction of this perception and to the improvement of the public image of "Plattenbau" housing estates. In order to achieve this, research was done in the East German housing estate Strausberg-Hegermühle to find factors which promote positive identification of residents with their neighbourhood. The paper aims at giving suggestions for the work of locally committed citizens, community politicians, residential housing companies and local administrations. The housing estate "Hegermühle" in the medium-sized Brandenburg town Strausberg was built in the 1980s. Until 1990, Hegermühle's population was dominated by employees of the German Democratic Republic's Ministry of National Defence. Apartments in the neighbourhood were sought after because of their high technical standard. After the GDR's demise, the neighbourhood's social structure changed profoundly. Today, its public image is located between the extremes "boring dormitory town" and "deprived area". In the second half of 2009, a qualitative enquiry was conducted in this housing estate. Apart from field explorations, which were documented in text and image, a number of interviews was conducted with persons who were living or had formerly been living in Hegermühle. Interviewees were selected according to the method of theoretical sampling (Glaser/Strauss) with the goal of achieving a high differentiation of the sample in terms of age, descent, gender and profession. The interviews were conducted according to Witzel's method of problem-centered interviews, and they were interpreted on the basis of Glaser's & Strauss' grounded theory concept. For this paper, eight interviews were selected, in which the interviewees speak about the following topics: the circumstances of their moving to Hegermühle, the neighbourhood's development since then, the public image of Hegermühle, their own relationship with the neighbourhood and the housing estate's future perspective. The results of the conducted research show that the largest obstacle for positive identification with the housing estate is its problematic social structure, which is highly dominated by unemployment and social disintegration. Apart from that, the housing estate is mostly judged by pragmatic criteria. The good infrastructure of Hegermühle, which includes facilities for shopping, child care and recreation, was emphasized by all interviewees. These factors though can be found in the same form in other places. Thus they are not able to serve as a base for identification with any specific place. That is why it was remarked by the interviewees that Hegermühle lacked distinguishing features which separate it from other neighbourhoods. In contrast, those interviewees who had personally witnessed the creation of Hegermühle in the 1980s showed the highest level of local identity. Because of this, the paper ends with reflections on how this experience of a local history of significance to one's own biography can be shared by other residents. Two possible concepts are proposed: a) exploration and presentation of the housing estate's history, and b) creation and preservation of spatial points of identification, which make the local history, landscape and other distinguishing features of the neighbourhood perceivable in everyday life. Public works of art or commemorative plaques for example could serve as links for a local identity and could strengthen a feeling of personal connection with the place of living. This could promote a local connection independent from pragmatic factors and increase the residents' willingness to get involved in the improvement of their housing estate.
Eine "Sustainable Livelihoods Analyse" (Analyse des Lebensunterhaltes und seiner Nachhaltigkeit) wurde für eine kleine Siedlung im Norden des Apuseni-Gebirges durchgeführt. Die Haushalte und Unternehmen der Familien bilden eine Einheit im Sinne einer Familienwirtschaft. Die Sustainable Livelihoods Analyse wurde nach den "Sustainable Livelihoods Guidance Sheets" des Departments for International Development (UK) gestaltet. Sie besteht aus der Beschreibung des Verwundbarkeitskontextes (Vulnerability Context) und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Transforming Structures and Processes) für die Zielgruppe, ihren Ressourcen (Assets), ihren Überlebensstrategien (Livelihood Strategies), den erwirtschafteten Ergebnissen (Livelihood Outcomes) und der Identifizierung von Maßnahmen zur Entwicklung von Sustainable Livelihoods (Multiple Entry Points). Zur Darstellung der Livelihood Strategies wurden die Haushalte der Siedlung in vier Klassen gruppiert. Aus jeder Klasse wurde eine repräsentative Familienwirtschaft für die Durchführung einer Fallstudie im Jahr 2002 gewählt. Mit einer Kosten- und Leistungsrechnung wurden die Wertschöpfungen (produzierte Leistungen) und weitere Indikatoren der einzelnen Aktivitäten der Familienwirtschaften berechnet. Die Ergebnisse sind über on-, off- und non-farm-Aktivitätengruppen zu den Summen für die ganze Familienwirtschaft aggregiert. Neben marktgängigen Kosten und Leistungen wurden auch nichtmarktgängige Kosten und Leistungen erfasst und monetär bewertet, als Wertmaß wurden "WEUR" (Wert-Euro) eingeführt. Zur Abbildung von Genderaspekten wurde die Familienarbeit nach Männer- und Frauenarbeit differenziert. Für jede familienwirtschaftliche Aktivität wurde das Management dokumentiert. Für das Jahr 2002 wurden Wertschöpfungen von 2.419 bis 8.148 WEUR (je erwachsene Person: 747 - 2.037 WEUR) ermittelt. Dafür wurden von den Familienwirtschaften 4.649 - 8.141 Arbeitsstunden (je Person 1.359 - 2.324 Arbeitsstunden) eingesetzt. Die mittlere Vergütung einer Familienarbeitsstunde liegt zwischen 0,37 und 1,50 WEUR/Stunde. Die kalkulatorischen Abschreibungen betragen jährlich 38 - 363 WEUR (je Person 19 - 91 WEUR). Zur Wertschöpfung tragen die rein landwirtschaftlichen Aktivitäten (on farm-Aktivitäten) mit 9% - 21% bei, off farm-Aktivitäten mit 69% - 85% (davon Waldnutzungen 27% - 33%, Holzbe- und Holzverarbeitung 33% - 52%), non farm-Aktivitäten mit 0% - 23%. Die Livelihood Strategie der Familienwirtschaften besteht in einem hoch diversifizierten Aktivitäten-Portfolio mit Selbstwerber-Holzeinschlag, Holzeinschnitt auf einfache Sägen, Garten- und Ackerbau, Grünlandwirtschaft, Viehhaltung, handwerkliche Tätigkeiten der Lebensmittel-, Holz- und Wolleverarbeitung und dem landesweiten Vertrieb von Holzprodukten. Funktional ist bei den Aktivitäten eine ausgeprägte Subsistenz- oder Marktproduktion festzustellen. Dabei sind die Marktaktivitäten zur Aufrechterhaltung der Subsitenzaktivitäten wichtig, z. B. ermöglicht das durch die Holzbearbeitung eingenommene Geld den Kauf von Kraftfuttermitteln (Getreideprodukte) für Schweinemast zu Subsistenzzwecken. Entgegen der bisherigen Annahme sind die Familienwirtschaften von Ghetari nicht primär als Landwirtschaften, sondern als Forst- und Sägeunternehmen zu betrachten. Mit der Sustainable Livelihoods Analyse wurden sieben Handlungsfelder mit über 50 Maßnahmen (Multiple Entry Points) zur nachhaltigen Sicherung und Gestaltung der Livelihoods identifiziert. Der Wald war und ist mittelfristig die wichtigste Ressource der Bewohner. Zu Gunsten der Bewohner sollte deshalb ein ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltiges Waldmanagement etabliert werden. Die Menschen von Ghetari werden im Zukunftssektor Tourismus durch Talbewohner marginalisiert. Auch bei der Naturparkausweisung sind - unter ökonomischen Gesichtspunkten - die Talbewohner die Gewinner, Ghetari-Bewohner die Verlierer. Um sich angesichts der zukünftigen Rahmenbedingungen zu behaupten, müssen die Ghetari-Bewohner ihre politischen Interessen besser vertreten. Außerdem müssen sie eine für sie passende Kooperationsform finden, um sich auch zukünftig an Märkten behaupten zu können. ; A Sustainable Livelihoods Analysis was carried out in a small settlement in the northern Apuseni-mountains, consisting of 28 family-economies (households). They are marked by the strong unity of household and enterprise in the sense of a family-economy. The Analysis was designed according to the Sustainable Livelihoods Guidance Sheets from the "Department for International Development" (UK). This includes a description of the vulnerability context and the transforming structures and processes the inhabitants are faced with, a description of the inhabitants assets, of their livelihood strategies, of their livelihood outcomes and the identification of multiple entry points for increasing their resilience and for developing sustainable livelihoods. To analyse the livelihood strategies the settlement was grouped into four household classes. In 2002 a representative family-economy was chosen from each class for a one-year case-study. A management accounting system was designed to calculate for each family-economy indicators like the value added (income), the calculated writing off and the family labour etc. All in- and outputs of each activity were recorded, calculated according to the marked prices or - in the case of non-marked-products and services - marked with equivalent values. Amounts consisting of added up marked price-values and equivalent values are named "WEUR" ("value"-Euro). The different figures were added up to on-, off- and non-farm-activity groups and to the whole family-economy. To indicate gender aspects the family working hours have been divided into labour of men and of women. The management of each activity was documented additionally. In the year 2002 the calculated annual value added ("income") of the family-economies ranged from 2,419 to 8,148 WEUR (per adult family member: 747 - 2,037 WEUR). To achieve this amount the families brought in between 4,649 to 8,141 working hours (1,359 - 2,324 per person). The average reimbursement of a family's working hour ranged between 0.37 and 1.50 WEUR/hour. The calculated writing offs ranged from 38 - 363 WEUR/year (19 - 91 per person). The on-farm activities contributed 9% - 21% to the value added, off farm-activities 69% - 85% (including forest utilisation 27% - 33%; timber processing and crafting 33% - 52%), non farm-activities 0% - 23%. The livelihood strategies of these family-economies consisted of a highly diversified activity portfolio including logging, sawing, timber processing, agriculture, use of grassland, animal rising, craft and trade. Most activities were either market- or subsistence orientated. Some subsistence orientated activities can only be run with the money earned in market activities, e.g. concentrated feed for pig fattening is bought with the income from timber processing. In contrast to the widespreaded opinion the family-economies in the region are not mainly based on farming but on forest utilisation and timber processing. The Sustainable Livelihoods Analysis identified seven fields of action with more than 50 multiple entry points for securing and for development of the family-economies livelihoods. Forests have been and still are the most important resource for the inhabitants. For the sake of survival the inhabitants future management must establish ecological, social and economical sustainability of the forest. The people from Ghetari are beeing marginalised in favour of the valley dwellers, e. g. due to tourism. The proposed park again will favour the valley dwellers above the Ghetari inhabitants. With these challenges in mind, the Ghetari inhabitants must take somemore interest in politics. Additionally they should find suitable cooperation forms for their products in order to compete in future markets.
Die erste PISA-Studie im Jahr 2000 untersuchte vor allem den Bereich des Lesens und lieferte detaillierte Informationen über den Kompetenzstand von Fünfzehnjährigen im internationalen Vergleich. Im Jahr 2003 war Mathematik der Schwerpunkt, im Jahr 2006 die naturwissenschaftlichen Kompetenzen, womit der erste Erhebungszyklus abgeschlossen war. In PISA 2009 ist wieder die Lesekompetenz Schwerpunkt der Untersuchungen. Dieses Buch stellt den Ist-Stand im Jahr 2009 dar und verknüpft ihn mit den Entwicklungen zwischen den Jahren 2000 und 2009. Über welche Kompetenzen verfügen deutsche Schülerinnen und Schüler, und wie haben sich diese verändert? Wie sehen häusliche und schulische Lernumgebungen aus? Wie haben sich Rahmenbedingungen und Ergebnisse von Bildungsprozessen, aber auch Schulen und außerschulische Faktoren verändert? Wie lässt sich diese Entwicklung beurteilen, wenn man sie in den internationalen Vergleich einordnet? Folgende inhaltlichen Aspekte werden thematisiert: Organisationsstruktur von PISA 2009; Das Programm for International Student Assessment (PISA); Lesekompetenz von PISA 2000 bis PISA 2009; Lesemotivation und Lernstrategien; Schulische Rahmenbedingungen und Lerngelegenheiten im Deutschunterricht; Mathematische Kompetenz von PISA 2003 bis PISA 2009; Naturwissenschaftliche Kompetenz von PISA 2006 bis PISA 2009; Soziokulturelle Bedingungsfaktoren, Lebensverhältnisse und Lesekompetenz; Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund; Soziale Herkunft und Kompetenzerwerb; Leseförderung im Elternhaus; PISA 2000-2009: Bilanz der Veränderungen im Schulsystem. (DIPF/Orig./Mar/paul)
Das erziehungs- und bildungswissenschaftliche Grundwissen wird im Rahmen der Umstellung auf die Studienorganisation der Bachelor- und Masterstudiengänge neu strukturiert und systematisiert. Dieses Lehrbuch greift die bisherigen Entwicklungen zu Modulen auf, wie sie bundesweit mittlerweile als Profil sich herausbilden. Dazu werden knappe, exemplarische Grundinformationen gegeben, die das Basiswissen über Erziehung und Bildung widerspiegeln. (DIPF/Verlag)
In recent times World and Global History became the fast growing sections of international historiography, mainly due to the interest in North American universities, but also followed by an increasing interest in other world regions. The first European Congress in World and Global History, held from September, 22 to 25, 2005 at the University of Leipzig, explored the field and tried to answer if there are specific European traditions and practices to write and research world history in a global age. In the following section reports from the panels organised during this conference give an impression of a first step towards a new way to think and to discuss about history on the European continent but also in contact with scholars from Australia, the Americas, Asia and Africa.
"Der Sfb 186 wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und besteht seit 1988. Die interdisziplinär ausgerichtete Grundlagenforschung des Sfb richtet sich auf zentrale Bereiche sozialen Wandels wie Bildung, Arbeitsmarkt, Familie und Sozialpolitik. Durch die Erforschung von Übergängen (Statuspassagen) im Lebensverlauf werden sowohl institutionell-strukturelle Veränderungen als auch individuelle Handlungsstrategien untersucht.Ein wesentliches Charakteristikum von Sonderforschungsbereichen ist, dass in ihnen längerfristige Forschung ermöglicht wird. Beobachtungen und Analysen von Veränderungsprozessen ergeben ein anderes, in jedem Fall zutreffenderes Bild, als die statische Momentaufnahme, die die Richtung der Veränderung, dass Woher und Wohin und die Prozessdynamik im Zeitablauf - individuell, institutionell und sozialstrukturell – nicht erkennen lässt. Die meisten Längsschnittuntersuchungen des Sfb 186 sind auf einen Zeitraum von sechs bis zwölf Jahren ausgerichtet, so dass die Publikation von Ergebnissen oder Zwischenergebnissen oft erst nach der Auswertung, z.B. der zweiten oder dritten Untersuchungswelle, möglich ist. Die in der Zeitschrift BIOS 1/93 zuerst erschienene Literaturdokumentation des Sfb 186 spiegelt die erste Auswertungsphase wieder. Die Dokumentationen von 1996 und 1998 erschienen aufgrund der starken Nachfrage nach bibliographischen Informationen über den Sfb 186. Die vorliegende Neufassung orientiert sich in Struktur und Zitierweise ebenfalls an der von BIOS vorgegebenen Norm." (Heinz 2000)
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Nächste Woche Freitag wollen Bund und Länder das Milliardenprogramm besiegeln. Der Optimismus ist groß – doch verlangen die Kultusminister zunächst noch Fortschritte bei einem anderen Großvorhaben.
ES GAB SCHON viele wichtige Tage in den scheinbar unendlichen Bund-Länder-Verhandlungen um das geplante Startchancen-Programm. Diesen Mittwoch ist ein weiterer. Die Staatssekretäre von Bund und Ländern konferieren, um den Haken dranzumachen an den Vertragsentwurf, den – wenn alles nach Plan läuft – die Kultusminister und BMBF-Chefin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kommende Woche Freitag unterzeichnen sollen.
Und tatsächlich schien zuletzt alles nach Plan zu laufen. So dass sogar Bayern und Sachsen, die dem BMBF lange am stärksten Contra gegeben hatten, signalisierten: Dem Vertrag an sich würden sie wohl zustimmen können. Es gebe in wichtigen Fragen weiteren Verhandlungsbedarf, doch keiner der verbliebenen Dissense werde als unüberwindbar angesehen. Allerdings bleibt ein gewichtiges Aber. Dazu gleich mehr.
Die Verhandlungsführer von Bund und vier Bundesländern hatten sich nach der wenig glücklichen Präsentation der Startchancen-Eckpunkte im September aber auch alle Mühe gegeben. Wie vereinbart hatten sie kurz vor Weihnachten allen Ländern ihren gemeinsamen Textvorschlag geschickt. Nach wochenlanger Detailarbeit zum Ausbuchstabieren der Eckpunkte, die bereits in nicht weniger mühevollen und vor allem langwierigen Runden entstanden waren. Anders als im September hatte man geschworen, den übrigen zwölf Ministerien diesmal genügend Zeit zum Prüfen, zum Nachfragen, zum Konkretisieren und Nachbessern zu geben.
Seit Anfang des Jahres hatten die Fachleute der Ministerien deshalb erst bei einem zweitägigen Workshop im Berliner KMK-Sekretariat zusammengesessen, dann hatten die Amtschefs sich per Videoschalte zusammengefunden. Und dabei einen Diskussionspunkt nach dem anderen abgearbeitet. Die wichtigsten und zum wiederholten Male diskutierten: Was genau zählt denn nun in die vereinbarte Kofinanzierung durch die Länder in Höhe von einer Milliarde pro Jahr? Und nachdem die Verhandlungen sich jetzt so hingezogen haben, wie lässt sich der für August 2024 geplante Start des Programms trotzdem hinbekommen – selbst wenn noch nicht überall alle Teilnahmeschulen bestimmt sein sollten und die wissenschaftliche Begleitung noch nicht steht?
Welche Digitalpakt-Zusicherung verlangen die Länder von Stark-Watzinger?
Mögliche Fallstricke, da ist man sich im Länderlager offenbar einig, dürften bis zur Sondersitzung der Kultusminister mit ihrer Bundeskollegin am 2. Februar voraussichtlich nicht mehr im finalen Startchancen-Vertragstext liegen, sondern in der Frage, wie es mit dem zweiten großen Bildungsprogramm weitergeht: dem Digitalpakt, der bereits Mitte 2024 ausläuft. Hier schleppten sich die Verhandlungen seit Ende 2022 ohne substanzielle Fortschritte dahin, weshalb viele Länder Kalkül vermuteten: Hat die Bundesregierung nur noch das Geld für die Startchancen, und wenn die vereinbart sind, dann platzt die Fortsetzung des Digitalpakts? Der, da sind sich die Kultusminister einig, für die Schulen nicht weniger wichtig ist als die Startchancen.
Im vergangenen Sommer schien der Konflikt zwischen Bund und Ländern zu eskalieren, Stark-Watzinger beschwichtigte und versicherte mehrfach öffentlich, natürlich wolle sie auch den Digitalpakt 2.0 und werde sich vehement dafür einsetzen. Woraufhin die Kultusminister von SPD und Grünen die Rhetorik ebenfalls herunterdimmten, in der Sache aber nah dran blieben an der Ansage mehrerer CDU-Kultusminister: Ohne Digitalpakt-Zusage keine Startchancen. Selbst wenn man sich bei der Startchancen-Vereinbarung selbst einig sein sollte.
Die Frage, die sich seitdem stellte: Was für eine Zusicherung genau fordern die Länder eigentlich? Worauf wollen vor allem die beiden Länder hinaus, die von vornherein am skeptischsten gegenüber den Startchancen waren (weil sie am wenigsten davon profitieren?): Bayern und Sachsen. Denn klar ist schon länger: Eine rechtsverbindliche Zusage in Form einer finanzwirksamen Entscheidung des Bundeskabinetts werden sie nicht bis Anfang Februar bekommen. Aber ein bisschen mehr als in Zeitungsinterviews oder Pressemitteilungen verkündete Versprechungen Stark-Watzingers, sich einzusetzen, müsste es schon sein, ist aus mehreren Ländern mit Unionsregierung zu hören.
Was jetzt im Raum steht: Das BMBF könnte als Teil der Startchancen-Vereinbarung eine entsprechende Protokollerklärung abgeben – oder einen Letter of Intent ("Wir machen das mit dem Digitalpakt") an die Länder verschicken. Das wäre das eine. Wobei darauf wohl nicht einmal alle CDU-regierten Länder bestehen würden.
Das Zweite: Am 30. und 31. Januar trifft sich BMBF-Staatssekretärin Sabine Döring mit sechs Länderkollegen zur Digitalpakt-Verhandlungsklausur. Dabei müssten, so lautet die Forderung aus dem gesamten Länderlager, gewichtige Fortschritte erreicht werden.
Worin die wiederum bestehen könnten? Derzeit gibt es nur einen Länderentwurf zum Digitalpakt 2.0 aus dem vergangenen Juli und einen Gegenentwurf des Bundes aus dem November. Als Ergebnis der Klausur Ende Januar sei eine Synopse beider Fassungen mit einer dritten Spalte nötig, die wichtige Streitpunkte behandelt: wiederum die Anrechenbarkeit von Länderleistungen auf ihren Finanzierungsanteil, gemeinsame inhaltliche Programmziele, Modalitäten für den Verwaltungsvollzug.
"Wir brauchen das Startchancen-Programm UND den Digitalpakt 2.0", sagt die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig auf Anfrage. Als neue sogenannte "A-Koordinatorin" spricht sie für die Bildungspolitik der SPD-regierten Länder. Die bei der Digitalisierung erreichten Fortschritte müssten unbedingt erhalten und ausgebaut werden, so Hubig. "Die Signale der Bundesbildungsministerin sind ein Bekenntnis zu einem neuen Digitalpakt. Zentral bleiben jetzt das Volumen, die Laufzeit und die Anteile der Kofinanzierung."
Der 30. und 31. Januar sind jetzt die wirklich spannenden Verhandlungstage
Bundesministerin Stark-Watzinger war zuletzt ihrerseits in einem Interview für das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in die Offensive gegangen. "Ich bekenne mich klar zum Digitalpakt 2.0 ab 2025. Aber bevor wir als Bund neues Geld in die Hand nehmen, müssen die Mittel aus dem ersten Digitalpakt genutzt werden", mahnte Stark-Watzinger – eine Aussage, die in den Ländern als taktischer Winkelzug gesehen wird.
Denn tatsächlich sind die fünf Milliarden aus dem Basis-Digitalpakt 1.0 zu weit über 90 Prozent bereits gebunden, wie das BMBF zuletzt selbst positiv hervorhob. Hinzu kommt: Zwar können die Länder nur noch bis Mitte 2024 Gelder aus der ersten Paktrunde beantragen, zum Ausgeben bleibt ihnen aber laut Vereinbarung bis Ende 2025 Zeit. Wie gut ihnen das gelingt, hängt jetzt vor allem von der Leistungsfähigkeit der kommunalen Verwaltungen sowie von Bau- und Handwerksbetrieben ab.
Weitere Voraussetzungen, die Stark-Watzinger im RND-Interview nannte, dürften hingegen auf Zustimmung in vielen Ländern stoßen: dass als Lektion aus dem ersten Digitalpakt dessen Fortsetzung weniger bürokratisch sein müsse, die Fortbildung der Lehrer und die Wartung der Geräte einbeziehen müsse. Die Forderung der Ministerin, die Kommunen miteinzubeziehen, dürfte in der Konkretisierung dagegen noch zu einigen Verhandlungsrunden führen.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien, die neue Koordinatorin der CDU-geführten ("B-")Länder, sagt: "Wir sind beim Startchancen-Programm endlich auf der Zielgerade, brauchen aber mit Blick auf die sehr bürokratische Ausgestaltung und den zu engen Zeitplan für einen gelingenden Start zum Schuljahr 2024/25 ein weiteres Entgegenkommen des Bundes." Im Übrigen erwarteten die Länder bei den Digitalpakt-Verhandlungen, "die auch schon mehrere Jahre andauern, substanzielle Fortschritte vor der Sonder-KMK am 2. Februar".
Insofern könnten der 30. und 31. Januar, die Tage, an denen die Verhandlungen um den Digitalpakt 2.0 endlich in die heiße Phase gehen sollten, die wirklich spannenden werden auch in Hinblick auf die Startchancen. Am 2. Februar dann, wenn sich die Minister treffen wollen, gibt es Klarheit. So oder so.
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"Internationale Theaterfestivals positionieren sich in der Dekade des Krisenhaften neu." Diese dem Klappentext der Monographie Narrative internationaler Theaterfestivals. Kuratieren als kulturpolitische Strategie entnommene Feststellung ist unter den Begleiterscheinungen einer die Freiheiten einschränkenden Pandemie aktueller denn je. So wurde beispielsweise für die Salzburger Festspiele 2020 ein umfassendes Präventionskonzept unter strengen Hygieneauflagen entwickelt, um mittels Testangeboten, Abstandsregeln, Maskenpflicht und personalisierten Eintrittskarten für schnelles Contact Tracing das Spielangebot aufrecht zu erhalten und zugleich das Infektions- und Verbreitungsrisiko zu minimieren. Die Berliner Festspiele hingegen konzipierten ein "Theatertreffen virtuell", verlegten die geplanten Veranstaltungen in den digitalen Raum und boten Netztheater in Form von aufgezeichneten Produktionen sowie live Panel-Diskussionen und Nachgesprächen an. Während 2020 versucht wurde, das bereits konzipierte Festivalprogramm coronakonform offline oder online bestmöglich umzusetzen, erfuhr der Zeitraum ab 2016, in welchem Nicola Scherer Expert*innen-Interviews an internationalen Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum durchführte, zwar keine vergleichbaren Einschränkungen im Spielbetrieb, doch auch hier erinnern wir uns an markante Ereignisse der Weltpolitik: internationale Fluchtbewegungen und damit einhergehende Renationalisierungsprozesse, das EU-Türkei-Abkommen am Flüchtlingsgipfel in Brüssel, die britische Referendumsabstimmung für einen EU-Austritt, die wiederholte Präsidentschaftswahl in Österreich, der Terroranschlag in Nizza am französischen Nationalfeiertag, der Putschversuch in der Türkei und die Präsidentschaftswahl in den USA. In dieser krisenreichen Zeit, welche demokratische Systeme auf den Prüfstand stellte, untersuchte die Kulturmanagerin, Künstlerin und Kuratorin Nicola Scherer kulturpolitische Strategien internationaler Theaterfestivals im deutschsprachigen Raum an fünf konkreten Beispielen: dem Züricher Theater Spektakel, dem Festival Theaterformen in Braunschweig und Hannover, dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel, dem Festival steirischer herbst sowie dem Internationalen Forum des Berliner Theatertreffens. Basierend auf Expert*innen-Interviews mit der jeweiligen künstlerischen Leitung thematisiert Scherer kuratorische Überlegungen und kontrastiert diese mit drei externen Perspektiven auf die internationale Festivallandschaft: Holger Bergmann, Geschäftsführer des Fonds Darstellende Künste, vertritt die Position der Kulturförderung; Esther Boldt, Autorin bei nachtkritik.de und Theater heute, gibt Auskunft als Repräsentantin der Fachpresse; und Kathrin Deventer, Generalsekretärin der European Festivals Association in Brüssel, spricht aus einer europäischen Perspektive. Die Dissertation diskutiert kulturpolitische Strategien und Narrative, die anhand kuratorischer Entscheidungen der Festivalleitung erkennbar werden. Internationale Theaterfestivals werden hierbei als Seismografen für globale gesellschaftspolitische Entwicklungen begriffen. Insbesondere in der Dekade des Krisenhaften verfügen Theaterfestivals aufgrund ihrer Nähe zu Produktionen der freien Szene mehr noch als Stadt- und Staatstheaterbetriebe über die notwendige Flexibilität, um auf gesellschaftspolitische Veränderungen zu reagieren. Somit erzählen Theaterfestivals von "alternativen Narrativen, […] antizipieren Zukünfte und bilden ein Framing von Lebensmodellen in performativen Formaten" (S. 129). Scherer versteht die thematischen Setzungen internationaler Theaterfestivals als "reflexive Flächen globalpolitischer und künstlerischer Prozesse", die somit als "Momentaufnahme und Repräsentanten eines weltlichen Zustandes" dienen (S. 27). Auf diese Weise verhandeln Theaterfestivals neben Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens auch Diskurse wie "Critical Whiteness, Gender, Diversity, Migration, Globalisierung oder Digitalisierung" und positionieren sich zu "Aushandlungsprozesse[n] um Ländergrenzen, Re-Nationalisierungs- und Re-Demokratisierungsprozesse[n]" (S. 23). Beispielsweise zeichnet sich das 1990 gegründete Festival Theaterformen mit jährlich wechselnden Standorten in Braunschweig und Hannover insbesondere durch einen außereuropäischen Blickwinkel auf "Inszenierungen transkulturelle[r], post- und dekoloniale[r] Themen und Künstler*innen" (S. 67) aus. Für die Festivalkuratorin Martine Dennewald liegt in der Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte eine bewusste Hinwendung zum Fremden, um einen Dialog mit Künstler*innen aus Afrika, Süd-Ost Asien und Südamerika zu eröffnen, als auch um nicht erzählte Geschichten erfahrbar zu machen und "koloniale Machtstrukturen zu entmachten" (S. 74). Die Theaterkritikerin Esther Boldt warnt hingegen vor der "Exotisierung" oder "Instrumentalisierung von Kunstwerken" (S. 119) und befürwortet stattdessen, einen offenen Blick außerhalb der 'westlichen Brille' zu erlernen, um unabhängig vom spezifischen kulturellen Kontext primär aus Wertschätzung den Künstler*innen und deren Arbeit gegenüber eine Einladung auszusprechen. Anhand des auf Grenzüberschreitungen, Offenheit und Diversität gesetzten Schwerpunkts beabsichtigt das Züricher Theater Spektakel, "eine größtmögliche Gegenposition zu Renationalisierungsprozessen" darzustellen und "lokalen Widerstand im globalen Kontext" zu erproben (S. 91). Ebenso erinnerte das Leitmotiv des steirischen herbst 2016, "Wir schaffen das", an den Ausspruch Angela Merkels aus dem Vorjahr und löste kontroverse Diskussionen zu weltweiten Flüchtlingsbewegungen und Nationalisierungstendenzen aus. Festivalkuratorin – und inzwischen Kulturstadträtin von Wien – Veronica Kaup-Hasler inszenierte das migrantisch geprägte Annenviertel in Graz als "Arrival Zone" und verlegte künstlerische Produktionen auch in die südsteirische Grenzregion. In diesem Sinne begreift Kaup-Hasler das Festival als "seismografisches Momentum" und die Verbindung eines "Hineinhören[s] in die Welt mit der Kunst" (S. 100) als dessen Stärke. Abseits der künstlerischen Arbeiten positionieren sich Theaterfestivals in aktuellen gesellschaftspolitischen Diskursen auch mittels alternativer Formate: So etwa veröffentlicht der steirische herbst ein eigenes Magazin unter dem Titel herbst. Theorie zur Praxis. In ähnlicher Weise bietet das Festival Theaterformen internationalen Journalist*innen im Rahmen seines Festivalblogs eine digitale Plattform, Theaterkritiken in der eigenen Muttersprache zu verfassen. Mehrmals klingt der Vorschlag durch, den Freiraum künstlerischen Schaffens ohne inhaltliche Vorgaben auf Theaterfestivals zu wahren und finanziell zu fördern, da insbesondere Künstler*innen der freien Szene gesellschaftspolitische Entwicklungen ohnedies wahrnehmen und darauf reagieren. Esther Boldt prognostiziert ein Ende der "Themenfestivals", die sie bloß als vorübergehende Modeerscheinung begreift, jedoch als Festivalformat für "zu intellektuell" und "zu einengend" hält (S. 121). Laut András Siebold, Leiter des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel, wird die Setzung eines thematischen Schwerpunkts oftmals "als wirksame Kommunikationsstrategie für die Presse" und "Verpackungslüge" gehandhabt, eine Vorgehensweise, die er selbst zu vermeiden sucht (S. 77). Die Wahl eines Festivalthemas entscheidet hingegen über Öffentlichkeitswirkung und Drittmittelfinanzierung. Meist ist eine Fördermittelvergabe für Kulturveranstaltungen an politisch-inhaltliche Schwerpunkte geknüpft und beeinflusst folglich auch die Programmgestaltung. "An das Schaffen der Kunst wird etwa ein Auftrag der Demokratierettung, transkulturellen Öffnung und die Aufrechterhaltung der Rechtstaatlichkeit angebunden" (S. 140). Als Kriterien der Förderpolitik werden ökonomisch relevante und messbare Kriterien der Umwegrentabilität, Stadtentwicklung und des Audience Development genannt. Festivalkurator*innen sehen sich gezwungen, "die Effizienz dieser Unternehmungen bereits in Förderanträgen transparent zu machen und in späteren Auslastungszahlen und Reichweitenachweisen zu quantifizieren" (S. 126). Stattdessen fordert Kathrin Deventer, "künstlerische Freiräume jenseits des ökonomischen Drucks zu schaffen" (S. 127) und den Künstler*innen zu ermöglichen, weiterhin als "Pioniere unserer Wirklichkeit" (S. 125) zu agieren. In ähnlicher Weise betont Daniel Richter, bis 2017 dramaturgischer Leiter des Internationalen Forums des Berliner Theatertreffens, eben jenes als "Schutzraum" zu implementieren und "von dem sonstigen Produktionsdruck in den darstellenden Künsten" frei zu halten (S. 107). Scherer schließt daraus, dass Kurator*innen über eine gewisse "Wachheit" verfügen müssen, die "neben der Weltbeobachtung eines fortlaufenden Prozesses der selbstkritischen Infragestellung der eigenen Position und Mechanismen bedarf" (S. 136), wie bspw. der Einflussnahme von Drittmittelfinanzierung auf die Programmgestaltung. Darüber hinaus benennt die Autorin die Gefahr, dass "Künstler*innen und Kurator*innen Stücke (ko-)produzieren, die einer Touring-Pragmatik unterliegen, das heißt kleine Bühnenaufbauten, geringe Beteiligtenanzahl, festivalaffine Formsprache und Formate", wodurch Theaterfestivals selbst "zum Produzent redundanter Formen" werden (S. 136). Ähnliche Entwicklungen sind vor allem auf nicht-kuratierten Fringe Festivals zu erkennen, deren Politik des freien Zugangs eine zunehmende Kommerzialisierung und Funktionalisierung als Theaterbörsen begünstigte und neben ökonomischen, arbeitsrechtlichen und sozialen Missständen auch eine Standardisierung ästhetischer Formate nach sich zog. András Siebold betont die kuratorische Herausforderung und Tugend zugleich, nicht bereits erfolgreiche Produktionen in das eigene Programm aufzunehmen, sondern ein Risiko einzugehen, noch unbekannten Künstler*innen eine Bühne zu bieten und diese im Schaffensprozess zu begleiten. Demnach fungiere ein Theaterfestival als "Plattform und Ermöglicher neuer Projekte" (S. 86). Laut Sandro Lunin, Festivalkurator des Züricher Theater Spektakel bis 2017, bestünde eine notwendige kulturpolitische Veränderung in der "Finanzierung und Forcierung von Reisen" (S. 91) sowie des internationalen Austauschs zwischen Kurator*innen und Künstler*innen hinsichtlich nachhaltiger Kooperationen, um eine "Vielperspektivität auf das Weltgeschehen" (S. 92) zu generieren. Dazu muss angemerkt werden, dass angesichts aktueller Bestrebungen nach umweltverträglichen Arbeitsweisen und ökologischer Nachhaltigkeit (Flug-)Reisen in der Festivalkuration durchaus als umstritten gelten. Auf den letzten Seiten ihrer Publikation entwirft Scherer ein Modell internationaler Theaterfestivals als "Akteursnetzwerk" in Anlehnung an die Actor-Network-Theory von Bruno Latour. Da die erklärenden Ausführungen lediglich in stichwortartigen Aufzählungen dargelegt werden, sind manche Zusammenhänge nicht klar ersichtlich, bspw. im Hinblick auf die gewählte Hierarchisierung der einzelnen "Bausteine" (S. 145). Eine als Fließtext konzipierte Erläuterung des Modells könnte an dieser Stelle aufschlussreicher sein. Darüber hinaus wäre interessant gewesen, hier eine Differenzierung zu Marijke de Valcks Analyse europäischer Filmfestivals zu entwerfen, die ebenfalls auf Latours Actor-Network-Theory aufbauend das Konzept sogenannter "Sites of Passage" entwickelt hat (vgl. de Valck 2007). Die inhaltlich aufschlussreichen Expert*innen-Interviews werden erst gegen Ende miteinander verknüpft und kommentiert. Folglich kommt die analytische und kritische Auseinandersetzung mit dem Gesagten ein wenig zu kurz. Dem akademischen Publikationsbetrieb ist darüber hinaus anzulasten, dass zahlreiche formale Mängel das Gesamtbild trüben: Die Publikation gewönne, wenn wesentliche Lektoratsarbeit (Rechtschreibung, Grammatik, Formatierung etc.) im Vorfeld geleistet worden wäre. So jedoch führen etliche Verweise ins Leere, bspw. wird auf einen Anhang verwiesen, der nicht beigefügt wurde (Vgl. S. 45 und S. 54). Was die Monographie Narrative internationaler Theaterfestivals. Kuratieren als kulturpolitische Strategie durchaus auszeichnet, ist ihre Praxisnähe, die sie durch die Expert*innen-Interviews herstellt. Hier wird ein spannender Einblick in kuratorische Überlegungen geboten und die Positionierung internationaler Theaterfestivals im Kontext des weltpolitischen Geschehens diskutiert. Literatur: de Valck, Marijke: Film Festivals: From European Geopolitics to Global Cinephilia. Amsterdam University Press, 2007.
Von 1990 bis 2016 wurden in Deutschland mehr als 4,4 Millionen Asylanträge gestellt. Da- von waren es in den Jahren 2015 und 2016 über 1,2 Millionen Anträge. Dieser rapide An- stieg stellte sowohl für die Politik als auch für das Gesundheitssystem eine neue Herausfor- derung dar. Die medizinische Versorgung von Geflüchteten stand bereits im Mittelpunkt verschiedener Forschungsprojekte, beispielsweise in Bielefeld, Bremen, München oder Hal- le. Diese Studien wurden jedoch nicht einheitlich durchgeführt und ermöglichten so nicht immer einen direkten Vergleich. Ähnliches zeigte sich in ausländischen Arbeiten, unter anderem in Belgien, Italien und Malta. Generell findet in Deutschland nach der Ankunft eines Flüchtlings eine Erstuntersuchung statt, die bundeseinheitlich grundlegende Untersuchungen enthält, aber auch länderspezifi- sche Unterschiede aufweist. Da die Befunde der Untersuchungen den Patienten nicht im- mer mitgegeben werden, kann es vorkommen, dass nach einer Verlegung innerhalb Deutschlands dieselben Untersuchungen nochmals durchgeführt werden. Den Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge nach handelte es sich bei den Asylbewerbern vorwiegend um Männer (> 65%) und über 70% der Geflüchteten waren weniger als 30 Jahre alt. Sie kamen zum überwiegenden Teil aus Syrien (34,71%), Afghanistan (12,53%) und dem Irak (9,81%). Die Patientendaten für die vorliegende Studie wurden retrospektiv aus dem Kranken- hausinformationssystem der Universitätsmedizin Göttingen, auf Grundlage der hinterleg- ten Kostenträger Sozialamt, Landesaufnahmebehörde, Jugendämter und die Landeswohl- fahrtsverbände generiert. Das untersuchte Patientenkollektiv enthielt Patienten, die unter das Asylbewerberleistungsgesetz fielen. Insgesamt wurden 3.814 Krankenhausfälle mit ei- nem Aufnahmezeitpunkt zwischen November 2014 bis Juli 2016 analysiert, die wiederum in ambulant und stationär sowie in Kinder und Erwachsene aufgeteilt wurden. Die unter- suchten Parameter waren Alter, Geschlecht, Diagnosekategorie nach ICD-10, Klinik, Erlö- se sowie das Herkunftsland. In den Ergebnissen dieser Arbeit wurden 1.634 stationäre und 2.180 ambulante Fälle aus- gewertet. Es zeigte sich, dass die meisten Aufnahmen zwischen September 2015 und Feb- ruar 2016 stattgefunden haben. Die Verteilung des Geschlechts mit ca. 55% männlicher und 45% weiblicher Patienten war sowohl bei den ambulanten als auch bei den stationären Behandlungen zu finden. Ähnliches gilt für die Verteilung des Alters, wobei es sich mit Zusammenfassung 59 ca. 70% vorwiegend um Patienten handelte, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Die Diagnosen unterschieden sich zwischen den ambulanten und stationären Aufnahmen. Bei den ambulanten Fällen handelte es sich zumeist um "Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen" und "Krankheiten des Atmungssystems", wohingegen bei den stationären Fällen vorwiegend die Diagnosekategorien "Schwanger- schaft, Geburt und Wochenbett" und "Psychische und Verhaltensstörungen" auftraten. Die Erlöse für die Behandlung der Flüchtlinge beliefen sich über den untersuchten Zeit- raum auf ca. 5.208.801 €. Eine genaue Bestimmung der Erlöse war nur eingeschränkt mög- lich, da es keine detaillierte Aufschlüsselung der Erlöse im ambulanten Bereich gab. Bei der Analyse der Herkunftsländer wurde festgestellt, dass bei ca. einem Viertel des untersuchten Patientenkollektivs keine Staatsbürgerschaft hinterlegt war. An zweiter und dritter Stelle standen Syrien (18,49%) und Afghanistan (10,59%). Das Flüchtlingsthema stellt weiterhin eine Herausforderung für die Gesellschaft dar. Ein wichtiger Punkt ist die noch unzureichende Datenlage über die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge. Eben diese Lücke gilt es zu schließen, um eine evidenzbasierte medizinische Versorgung von Flüchtlingen zu gewährleisten. Weitere Punkte, die in Zukunft angespro- chen werden müssen, sind sowohl die Kommunikation mit den Geflüchteten als auch der bisher noch eingeschränkte Zugang zum Gesundheitssystem, welcher in der Vergangenheit zu erhöhten Kosten geführt hat. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass bisher von Flüchtlingen keine Gefährdung für die Allgemeinheit ausging. Neben Verletzungen und Atemwegserkrankungen spielen vor allem psychische Erkrankungen eine Rolle. Die in dieser Arbeit gefundenen Ergebnisse decken sich mit den Ergebnissen in der Literatur. ; Between 1990 and 2016, more than 4.4 million people applied for asylum in Germany. There were over 1.2 million applications in 2015 and 2016. This rapid increase posed a new challenge for both politics and the health system. Medical care for refugees has already been the focus of various research projects, for example in Bielefeld, Bremen, Munich and Halle. However, these studies were not carried out uniformly and therefore did not always allow a direct comparison. The same was found in work abroad, including in Belgium, Italy and Malta. In general, an initial examination takes place after the arrival of a refugee in Germany, which includes standard national examinations, but also differs depending on the federal state in which they are conducted. Since the results of the examinations are not always passed on to the patient, sometimes the same examinations are carried out again after a transfer within Germany. According to the figures from the Federal Office for Migration and Refugees, most of the asylum seekers were men (> 65%) and over 70% of the refugees were less than 30 years old. Most of them came from Syria (34.71%), Afghanistan (12.53%) and Iraq (9.81%). The patient data for the present study was generated retrospectively from the hospital information system of the University Medical Center Göttingen, based on the funding agencies: social welfare office, state admission authority, youth welfare offices or the state welfare associations. The patient collective examined contained patients who fell under the Asylum Seekers Benefits Act. A total of 3.814 hospital cases with an admission time between November 2014 and July 2016 were analyzed, which in turn were divided into outpatient and inpatient as well as into children and adults. The parameters examined were age, gender, diagnostic category according to ICD-10, clinical situation, income and the country of origin. In the results of this study, 1.634 inpatient and 2.180 outpatient cases were examined. It turned out that most of the admissions took place between September 2015 and February 2016. The distribution of the sex with approx. 55% male and 45% female patients was found in both outpatient and inpatient treatments. The same applies to the distribution of age, which shows approx. 70% of the patients had not yet reached the age of 30. The diagnoses differed between the outpatient and inpatient admissions. The outpatient cases were mostly "injuries, poisoning and certain other consequences of external causes" and "diseases of the respiratory system", whereas in the inpatient cases the diagnosis categories "pregnancy, childbirth and the puerperium" and "mental and behavioral disorders" were most frequent. The revenues from the treatment of the refugees amounted to approx. € 5.208.801 over the period examined. An exact determination of the revenues was only possible to a limited extent as there was no detailed breakdown of the revenues in the outpatient area. When analyzing the countries of origin, it was found that around a quarter of the examined patient collective had no citizenship on file. Second and third were Syria (18.49%) and Afghanistan (10.59%). The refugee issue continues to be a challenge for society. An important point is the still inadequate data on the health care of refugees. It is precisely this gap that needs to be closed in order to guarantee evidence-based medical care for refugees. Further points that need to be addressed in the future are both communication with the refugees and the previously restricted access to the health system, which has led to increased costs in the past. Several studies have shown that refugees have not posed any health threats to the general public so far. In addition to injuries and respiratory diseases, mental illnesses play a major role. The results found in this work coincide with the results in the literature. ; 2021-04-20
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) hat in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme der Prävalenz und Inzidenz verzeichnen können. Diese Arbeit konnte zeigen, dass aktuell die NAFLD den häufigsten Grund für eine Erstvorstellung in der hepatologischen Hochschulambulanz der Universitätsmedizin Göttingen darstellt. Mehr als ein Drittel aller ausgewerteten Studienpatienten erhielt die Diagnose NAFLD, während die Zahl der viralen Hepatitiden und der äthyltoxischen Hepatopathien im Vergleich kontinuierlich abnimmt. Die NAFLD ist vor dem Hintergrund ihrer hohen Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung zunehmend relevant und insbesondere aufgrund ihrer potenziellen Progression in gegebenenfalls maligne Verlaufsformen sowohl für den Betroffenen als auch gesundheitspolitisch und ökonomisch nicht zu unterschätzen. Zunehmend wird in den letzten Jahren die Sonderform der lean-NAFLD, d. h. NAFLD bei normal- oder untergewichtigen Patienten, betrachtet. Diese Arbeit konnte zeigen, dass ein signifikanter Anteil an NAFLD-Patienten normalgewichtig ist und erhöhtes Körpergewicht bzw. metabolische Risikofaktoren allein nicht in der Lage sind die Gesamtheit der NAFLD- Patienten abzubilden. Im klinischen Alltag ist die exakte Differentialdiagnose zwischen alkoholischer Fettlebererkrankung (AFLD) und NAFLD eine grundlegende Herausforderung. Diese Studie konnte zeigen, dass anthropometrische Daten (Alter, body mass index , Blutdruck, Geschlecht, etc.), die in anderen Veröffentlichungen dazu dienen konnten NAFLD- Patienten von einem gesunden Vergleichskollektiv zu unterscheiden, im Vergleich zwischen AFLD und NAFLD häufig versagen. Insbesondere lean-NAFLD-Patienten weisen bereits zu Normalkollektiven nur geringe Unterschiede auf und diese Parameter sind daher ungeeignet, um diese Sondergruppe zu erfassen. Diese Beobachtung lässt sich ebenfalls für viele etablierte laborchemische Parameter treffen. Einsetzbar sind vor allem Parameter wie die Alanin-Aminotransferase, der de-Ritis-Quotient, Gesamtalbumin oder der Quickwert, da sie die Differentialdiagnostik unterstützen und in allen medizinischen Bereichen verfügbar bzw. einfach zu erheben sind. Eine der Kernfragen dieser Arbeit war, inwieweit spezielle Lifestylefaktoren in einem hepatologischen Kollektiv bzw. innerhalb des NAFLD-Kollektivs unterschiedlich präsent waren. Zahlreiche Studien deuten u. a. eine verminderte sportliche Aktivität, hohe Fruktoseaufnahme, etc. in NAFLD-Kollektiven im Vergleich zu gesunden Vergleichsgruppen an. Im untersuchten Kollektiv ist primär kein Unterschied feststellbar. Die Lifestyleanamnese kann somit oft nicht zuverlässig dazu dienen, die Differenzierung zwischen AFLD und NAFLD zu unterstützen. Unterschiede sind auch innerhalb des NAFLD-Kollektivs nicht nachzuweisen. Trotz dieser Einschränkung ist die Lifestyleanamnese eine wichtige Kernfrage in der therapeutischen Entscheidungsfindung.Aktuell ist für die NAFLD eine medikamentöse Therapie nicht verfügbar. Die aktuellen nationalen bzw. internationalen Leitlinien empfehlen eine Lifestyleintervention bestehend aus Gewichtsverlust, Ernährungsumstellung (zucker- und fettarm) und vermehrter körperlicher Aktivität. Daten über die positiven Effekte einer solchen Intervention liegen aktuell in wachsendem Ausmaß vor. Die Patienten dieser Studie wurden im Rahmen der Ambulanzkonsultation über die o. g. Interventionsmöglichkeiten informiert und bezüglich ihrer Umsetzung geschult. Diese Arbeit konnte zeigen, dass bereits eine Intervention im Kurzintervall signifikante Effekte erzielen kann. Bereits die einmalige, standardisierte Kurzberatung in einer hepatologischen Hochschulambulanz ist geeignet, um einen großen Anteil der Patienten zu einer Lifestyleintervention zu motivieren. Wird eine Lifestyleintervention erfolgreich durchgeführt, kommt es zu signifikanten Rückgängen der zuvor erhöhten Transaminasen bzw. der Gamma-Glutamyltranspeptidase. Bereits ein geringerfügigerer Gewichtsverlust von durchschnittlich 5,5 % des Körpergewichts genügte, um ein laborchemisches Improvement zu erzielen. Langzeituntersuchungen sollten sich der Frage annehmen, inwieweit dieser Effekt dauerhaft ist und prognostische Bedeutung erlangt. Insbesondere der Langzeitvergleich mit Kollektiven ohne Lifestyleanpassung sollte angestrebt werden, um die (Langzeit-)Effekte einzuschätzen. Einschränkend muss an dieser Stelle auf Limitationen dieser Studie hingewiesen werden. Die Größe des Patientenkollektivs sowie die Vorselektionierung lässt lediglich Aussagen über das Kollektiv einer hepatologischen Hochschulambulanz zu. Inwieweit die beobachteten Ergebnisse auf die Patienten im nichtvorselektionierten Umfeld, z. B. einer hausärztlichen Praxis bzw. auf NAFLD-Patienten im Generellen zu übertragen sind, ist aktuell unklar. ; The non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD) has seen a significant increase in prevalence and incidence over the past few years. This study has shown that NAFLD currently represents the most common cause for an initial presentation at the hepatological outpatient clinic at UMG. More than one third of all assessed study patients were diagnosed with NAFLD, whereas the number of viral hepatitis and alcohol-associated liver diseases is continuously decreasing. NAFLD is further gaining relevance due to its high prevalence in the general population and particularly due to its potential progression in malignant courses, which could result in consequences not only for the individual but also for public health and the economy. The past few years a special type of NAFLD called lean-NAFLD, affecting patients of normal weight or underweight patients, has increasingly been observed. This study has demonstrated that a significant fraction of NAFLD patients is of normal weight and that excess bodyweight or metabolic risk factors will not be sufficient parameters to represent all NAFLD patients. An exact differentiation of alcoholic fatty liver disease (AFLD) and NAFLD is a fundamental challenge in clinical practice. This study has shown that anthropometric data (age, body mass index, blood pressure, gender, etc.), which is frequently used in publications and studies to distinguish NAFLD patients from a healthy control group, often fails to differentiate AFLD from NAFLD. Particularly patients with NAFLD do not deviate significantly from a healthy control group and these parameters are therefore not reliable to measure this particular group. This observation can also be made for most established laboratory parameters. Applicable are mainly parameters such as alanine transaminase (ALT), de ritis ratio, serum albumin or prothrombin time (PT) due to their support in differential diagnosis, as well as their availability in all medical areas. One of the key issues of this study was to assess the presence of certain lifestyle factors in hepatological patients in general and especially within the group of NAFLD patients. Numerous publications indicate reduced physical activity, high intake of fructose, etc. for NAFLD patients compared to healthy control groups. The examined collective has not indicated a primary differentiation. Hence, the lifestyle anamnesis does not reliably support the differentiation between AFLD and NAFLD. No distinction amid the NAFLD collective can be determined either. However, lifestyle anamneses can be considered as a key issue in therapeutic decision-making despite their limitations. There is currently no available medicinal therapy for NAFLD. National and international guidelines recommend a lifestyle intervention (weight loss, change in diet (low fat and sugar), and increased physical activity). There is an increasing amount of data regarding positive effects of such an intervention. The patients of this study have been informed about intervention options and have been trained regarding their enforcement. The study has demonstrated that already short-term interventions can yield significant effects. Even a single, standardized consultation in a hepatological outpatient clinic is suited to motivate a large portion of NAFLD patients for a lifestyle intervention. A significant decline in transaminases and gamma-glutamyltransferases can be observed, after a lifestyle intervention has been successfully realized. Even marginal weight loss of 5.5% body weight on average was sufficient to yield laboratory improvements. Long-term examinations should address the question of the effect's sustainability as well as its importance. A long-term comparison with control groups without lifestyle interventions should be particularly examined to assess the long-term effects. Limitations of the study include the size of the patient group as well as its pre-selection, since this only allows for derivations from one group of a hepatological university outpatients clinic. It is currently not known how the observed outcomes can be transferred to patients in a non-selected environment, e.g. to patients at a general practitioner's or NAFLD patients in general. ; 2021-09-09
According to Nietzsche, the fundamental problem between a man and a woman is rooted in the denial of antagonism between them. The man believes that their relationship must be that of eternal hostile tension and unavoidable injustice. Nietzsche asserts that there must be a rank order, where scaling is related to the actions of taking, accumulating and becoming greater by gaining power and overcoming narrower interpretations. This rank scaling does not allow for identicalness and equality, which are signs of the shallowness of instinct and the loss of one's identity. Nietzsche endorses the difference and celebrates the otherness. Flourishing of an individual can never be interfered by the concept of equal relations. Nietzsche is convinced that people are different, and he advocates for agon (a power struggle) as a model of cultural and political relations. Since equality of human beings must consist of an equal amount of the same feature, Nietzsche sees this equality as being represented in the general will to power. Furthermore, the gender difference is also a socially constructed way of being. It is a creation of man's image of how the world should look like. If included in a therapeutic approach, this perspective can shed new light on possible interventions methods in psychotherapy and philotherapy alike. Sex and sexual relationships can be singled out as key problems that prevail in the core of motivation for seeking professional therapeutic help (psychotherapy), no matter what therapeutic approach is used in such practice. It is a topic that has insufficiently drawn on Nietzsche's legacy. The aim of this paper is to provide arguments that Nietzsche's perspective on "war of the sexes" sets a productive context for both psychotherapeutic intervention and for philosophical consultancy. ; Prema Nietzscheovu mišljenju, temeljni je problem između muškarca i žene duboko ukorijenjen u negiranju antagonizma među njima. Muškarac vjeruje da njihov odnos mora biti vječna neprijateljska napetost i neizbježna nepravda. Nietzsche tvrdi da mora postojati rangirajući poredak u kojem je skaliranje vezano za aktivnosti uzimanja, nakupljanja i postajanja boljim zadobivajući moć i nadilazeći uža tumačenja. Ovo rangiranje ne dopušta istovjetnost i ravnopravnost, što su znakovi plitkoće instinkta i gubitka identiteta. Nietzsche podržava različitost i slavi drugotnost. Uspijevanje pojedinca nikada ne može biti ometano pojmom jednakih odnosa. Nietzsche je uvjeren da su ljudi drugačiji i zagovara agon (borba moći) kao model kulturnih i političkih odnosa. Budući da se jednakost ljudskih bića mora sastojati od jednakog iznosa istog svojstva, Nietzsche tu jednakost vidi kao predstavljenu u općoj volji za moć. Nadalje, rodna je razlika također društveno konstruiran način bivanja. To je kreacija muške slike o tome kako bi svijet trebao izgledati. Ako se uključi u terapijski pristup, ova nam perspektiva može baciti novo svjetlo na moguće intervencijske metode u psihoterapiji i filoterapiji podjednako. Spol i spolni odnosi mogu biti izlučeni kao ključan problem koji prevladava u jezgri motivacije za traženje profesionalne terapijske pomoći (psihoterapija), bez obzira na to koji se terapijski pristup u takvoj praksi koristi. Tema je to koja nije dovoljno vukla iz Nietzscheove tradicije. Cilj je rada ponuditi argumente za to da se Nietzscheova perspektiva na »rat spolova« postavi kao produktivan kontekst za psihoterapijsku intervenciju i filozofijsko savjetovanje. ; Nach Nietzsches Ansicht schlägt das grundlegende Problem zwischen Mann und Frau ("Weib") seine Wurzeln tief in der Leugnung des Antagonismus zwischen ihnen. Ein Mann glaubt, dass ihre Beziehung eine ewige feindselige Spannung und eine unabwendbare Ungerechtigkeit sein muss. Nietzsche stellt die Behauptung auf, dass es eine Rangordnung geben muss, in der die Skalierung mit den Aktivitäten des Nehmens, Akkumulierens und der Verbesserung durch Machtgewinnung und Überwindung engerer Interpretationen zusammenhängt. Diese Rangfolge duldet keine Ausgleichbarkeit und Gleichheit, die Anzeichen für einen flachen Instinkt und einen Identitätsverlust sind. Nietzsche unterstützt die Verschiedenheit und feiert die Andersheit. Der Erfolg eines Individuums kann niemals durch den Begriff der gleichen Beziehungen beeinträchtigt werden. Nietzsche ist überzeugt, dass Menschen anders sind, und befürwortet den Agon (Wettkampf) als Modell kultureller und politischer Beziehungen. Da die Gleichheit der menschlichen Wesen aus einer gleichen Menge derselben Eigenschaft bestehen muss, sieht Nietzsche diese Gleichheit als vertreten im allgemeinen Willen zur Macht. Fernerhin ist der Genderunterschied gleichfalls eine sozial konstruierte Art des Seins. Es ist die Kreation eines männlichen Bildes davon, wie die Welt aussehen sollte. Falls diese Perspektive in den therapeutischen Ansatz einbezogen wird, kann sie neues Licht auf potenzielle Interventionsmethoden innerhalb der Psychotherapie und Philotherapie gleichermaßen werfen. Geschlecht und Geschlechtsverkehr können als Schlüsselproblem herausgeschält werden, das im Kern der Motivation dominiert, professionelle therapeutische Hilfe (Psychotherapie) aufzusuchen, ungeachtet dessen, welcher therapeutische Ansatz in einer solchen Praxis verwendet wird. Es ist ein Thema, das nicht zureichend aus Nietzsches Tradition stammt. Die Intention dieses Papers ist es, Argumente dafür zu liefern, Nietzsches Perspektive des "Geschlechterkrieges" als produktiven Kontext für psychotherapeutische Interventionen und philosophische Beratung aufzustellen. ; Selon la pensée de Nietzsche, le problème fondamental entre les hommes et les femmes est profondément enraciné dans le déni de l'antagonisme qui leur est propre. L'homme considère que leur relation repose sur une éternelle tension hostile et une inévitable injustice. Nietzsche affirme qu'un ordre de classement doit exister dans lequel la mise à l'échelle est liée à l'action de s'emparer, d'accumuler et de devenir meilleur en gagnant en puissance et en dépassant les étroites interprétations. Ce classement ne permet pas d'identité et d'égalité, signes d'un instinct superficiel et d'une perte d'identité. Nietzsche soutient la diversité et célèbre l'altérité. La réussite d'un individu ne doit jamais être perturbé par le concept d'égalité des relations. Nietzsche est convaincu que les gens sont différents et défend l'agôn (lutte pour le pouvoir) en tant que modèle pour les relations culturelles et politiques. Étant donné que l'égalité des êtres humains doit contenir une quantité égale de propriétés identiques, Nietzsche conçoit cette égalité comme présentée dans la volonté générale de puissance. En outre, la différence des genres est également un mode d'être construit socialement. C'est la création masculine d'une image sur le monde. Si on l'introduit au sein d'une approche thérapeutique, cette perspective éclaire d'un jour nouveau les possibles méthodes d'intervention en psychothérapie et philothérapie de manière égale. Le genre et les relations de genres peuvent être dégagés comme un problème clé qui prend le dessus au cœur de la motivation visant à rechercher une aide thérapeutique professionnelle (psychothérapie), quel que soit l'approche thérapeutique utilisée dans une pratique de ce genre. Ce thème n'a pas suffisamment été puisé dans la tradition nietzschéenne. L'objectif de ce travail et de proposer des arguments afin que la perspective nietzschéenne de « la guerre des genres » s'établisse dans un contexte productif pour l'intervention psychothérapeutique et la consultation philosophique.