Wider die 'ökonomische Vernunft': über die nationalistische Dimension der Ausländerbeschäftigung im Deutschland des 20. Jahrhunderts
In: Entfesselte Feindbilder: über die Ursachen und Erscheinungsformen von Fremdenfeindlichkeit, S. 41-73
Im vorliegenden Beitrag fragt der Autor nach den ökonomischen Gründen für die Anwerbung von ausländischen Arbeitskräften seit dem Ende des 19. Jahrhunderts und stellt diese dem politisch-administrativen Alltag und der Einstellung der deutschen Mehrheitsgesellschaft gegenüber. Läßt sich an der Geschichte der Ausländerbeschäftigung, der Anwesenheit von Millionen von ethnisch Nichtdeutschen, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland vorherrschende Ideologie des Nationalismus untersuchen oder gar dokumentieren? Prägen nationalistische Verhaltensmuster den Umgang mit der "Gastarbeiterfrage" in der demokratischen Bundesrepublik? Der Autor kommt zu der Schlußfolgerung, daß die Anwesenheit von Angehörigen verschiedener Ethnien in Deutschland auf Widerspruch in Öffentlichkeit, Politik und Administration stieß und den Alltag der Ausländerbeschäftigung prägte. Das politische Primat der ethnischen Homogenität beeinträchtigte die ökonomische Effizienz der Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte, im Extremfall bis zur Vernichtung menschlicher Arbeitskraft. Diese Denkstrukturen finden sich auch im Umgang mit den "Gastarbeitern" in der Bundesrepublik wieder. (psz)