In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 404-407
In der vorliegenden Studie wird der räumliche Aspekt bei der Partnersuche und Partnerwahl, d.h. die geographische Ausdehnung des Heirats- bzw. Partnermarktes in Abhängigkeit zur Wohnortentfernung untersucht. Da die Partnerwahl- und Heiratsmuster nicht nur ein "Vehikel sozialer Mobilität", sondern auch ein Ausdruck geographischer Mobilität sind, ergeben sich Forschungsfragen nach Veränderungen in der Zeit und im Raum sowie nach dem Einfluss individueller Merkmale auf die geographischen Radien der Partnerwahl. Das Forschungsinteresse der Autorin richtet sich vor allem auf die Interdependenzen zwischen verschiedenen Aspekten der Partnerwahl, um empirisch zu überprüfen, ob die lokal homogame Partnerwahl andere Muster erzeugt als die Wahl über eine größere Distanz. Nach einem Überblick über den aktuellen Forschungsstand stellt die Autorin einige deskriptive Befunde zur quantitativen Bedeutung lokaler Homogamie vor, die im Rahmen einer Regionaluntersuchung von 1996 in den neuen und alten Bundesländern gewonnen worden sind. Die Interdependenzen der Wohnortentfernung mit der alters- und bildungsbezogenen Partnerwahl werden vor dem Hintergrund des normativen Paradigmas, des Rational-Choice-Ansatzes und gelegenheitsstruktureller Überlegungen analysiert. Zur Beantwortung der Frage, ob mit dem Verlassen des lokalen Marktes auch Veränderungen der alters- und bildungsbezogenen Muster der Partnerwahl verbunden sind, werden Homogamiequoten errechnet und miteinander verglichen. (ICI)
Der Verfasser analysiert die EU aus raumtheoretischer Perspektive. Im Anschluss an die "scale"-Debatten aus der "radical geography" beschreibt er die skalaren Strategien der Akteure in der EU als soziale Konflikte. Die politische Krise der EU wird als Ausdruck des prekären Charakters der multiskalaren Raumstruktur Europas gesehen. Sie führt aber zu einer ambivalenten Entwicklung: Sie öffnet das räumliche Kampffeld für linke Gegenprojekte, marginalisiert aber emanzipatorische Politiken im Kontext des fragilen Krisensettings. (ICE2)
Das Leben der Multilokalen bewegt sich zwischen Mobilität und mehrfacher Sesshaftigkeit, wobei Zeit-Raum-Strukturen und deren Ausgestaltung von großer Bedeutung für den multilokalen Alltag sind. Zeit-Raum-Strukturen stellen ein konstitutives Element multilokaler Lebensführung dar. Zum einen ist Zeit notwendig, um Distanzen zwischen Orten zu überwinden. Zum anderen ist das multilokale Leben von Rhythmen sowie von An- und Abwesenheiten von Personen geprägt. Auf kollektiver Ebene rahmen Institutionen und Organisationen z. B. mit Arbeitszeiten oder Öffnungszeiten die Raum-Zeit-Strukturen eines jeden Einzelnen, aus denen sich Möglichkeiten und Hindernisse ergeben. Die "Time Geography" unterstützt sowohl konzeptionell als auch methodisch die Darstellung, Typisierung und Analyse zeit-räumlicher Aktivität. Erweiterungen der Time Geographie um Aspekte der Kommunikation erlauben es, die zunehmend bedeutsamer werdenden Varianten von körperlicher und mentaler Präsenz oder Absenz zu untersuchen.
"Mobility and internationalization have profoundly changed the world of working. In this process two positions have emerged with regard to the spatial dimension of the social: the deterriorialization thesis which assumes that space will vanish and the spatialization thesis which presupposes the resurgence of space. This contribution discusses the tendency for internationalization in the working world in light of these two positions. In so doing, it identifies a cross-border spatialization where cross-border workers span border spaces through the everyday practice of commuting. Partly based on new research in social geography and cultural sociology, this paper sets these border spaces into a theoretical framework and then determines their empiric properties on the basis of research conducted by the author." (author's abstract)
"Migration kann nicht ohne die Differenzierung von Räumen und Orten gedacht werden. Die Art und Weise, wie in Migrationsforschung sowie in Migrations- und Integrationspolitiken Räume gedacht und gemacht werden, ist bislang allerdings nur sehr vereinzelt reflektiert worden. Ausgehend von der Annahme, dass eine solche Reflektion wissenschaftlich fruchtbar und politisch sinnvoll ist, systematisiert und diskutiert der Artikel zentrale Konzeptualisierungen von Räumen und Orten in der interdisziplinären Migrationsforschung und arbeitet ihre jeweiligen Stärken und Schwächen heraus. Ziel des Beitrages ist es, ein Verständnis für die grundsätzliche Kontingenz und Pluralität von Räumen der Migration zu vermitteln und auf diese Weise Grundlagen zu schaffen für eine (selbst-)kritische Weiterentwicklung sowohl der Migrationsforschung als auch des politisch-administrativen Umgangs mit Migration." (Autorenreferat)
Der Beitrag stellt fünf gesellschaftswissenschaftliche Fachkomplexe vor, die Stadt und deren Entwicklung als eigenen Reflexions- und Forschungsgegenstand in ihr wissenschaftliches Handlungsfeld aufgenommen haben. Die Soziologie dient dabei als Referenzrahmen. Für die zur Diskussion stehenden benachbarten wissenschaftlichen Handlungsfelder werden Überschneidungen bzw. Anknüpfungspunkte zur Stadtsoziologie entlang ursprünglicher Fragestellungen und aktueller Problematisierung von Stadt vorgestellt.
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 407-410
Der Artikel resümiert auf der Grundlage einer kurzen Systematisierung und Begriffseinordnung den Stand der Forschung zur Quantifizierung multilokalen Wohnens in Deutschland. Er widmet sich dabei insbesondere der Frage der Erfassbarkeit mit standardisierten Instrumenten in geschlossenen Erhebungsdesigns. Die Einschätzungen gründen auf empirischen Arbeiten und Erfahrungen der Autorinnen. Dazu zählen die jährlich durchgeführte Bevölkerungsumfrage des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die Auswertung kleinräumiger Statistiken aus kommunalen Melderegistern und schriftliche Befragungen im Rahmen eines aktuellen DFG-Projekts. Anregungen für die vorgestellte Eigenforschung stammen aus dem Diskussionszusammenhang des trinationalen "Netzwerks Multilokalität", in dem auch erste Erfahrungen fortwährend reflektiert werden konnten.
Der Aufsatz geht der Frage nach, ob der suburbane Raum auch im Alltag von Bewohnern und Nutzern als eine spezifische Kulturlandschaft gesehen wird. Nach einer Rückblende auf das historische Interesse an Landschaftswahrnehmung, speziell in der Geographie, werden verschiedene Wahrnehmungskonzepte reflektiert und schließlich jüngere Ansätze der Landschaftswahrnehmung angesprochen. Nicht nur aus der Perspektive der Landschaftsästhetik heraus zeigen sich bei fast allen Untersuchungen explizite oder implizite Werthaltungen, die einer Interpretation des suburbanen Raumes als Kulturlandschaft entgegenstehen. Fruchtbar für diese Perspektive sind dagegen Ansätze, die sich mit Kulturlandschaft als Lebensraum befassen und deren Qualitäten oder Bedeutungen für den Einzelnen thematisieren. Bei solchen Ansätzen liegt der Schwerpunkt der Wahrnehmung nicht auf der Identifikation eines Raumes als wertvoller und schützenswerter kultureller Landschaft, sondern auf der Bedeutung eines Raumes als kulturell geschaffener und für den Einzelnen oder für Gruppen mit Bedeutungen behafteter Umgebung.
Zwischen 1870 und 1960 wurde die demographische Forschung von Nationalökonomie, Statistik, Medizin, Biologie, Anthropologie und Sozialwissenschaften beeinflusst. Hier werden daher auch Eugenik und Rassenkunde behandelt. Ziel ist eine Analyse des populären Diskurses über demographische Forschung. Seit der Jahrhundertwende, verstärkt jedoch nach 1918, beharrten Wissenschaftler auf der Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die prognostizierten quantitativen wie qualitativen Gefahren der Bevölkerungsentwicklung. Ihnen ging es um Bildung, Überzeugung und Einstellungswandel. Die Studie wird nach der Realisierung solcher Vorstellungen im Rahmen der Bevölkerungspolitik fragen. Im Dritten Reich wies das NS-Regime demographischen Themen eine politisch-ideologische Bildungsfunktion zu. Hier wird die Ausbeutung und Verstrickung demographischen Wissens in diesem Zusammenhang thematisiert und anhand einer Analyse von Lehrmaterialien für die Fächer Deutsch, Erdkunde, Biologie und Geschichte illustriert. In diesem Zusammenhang wird auch nach Kontinuität und Brüchen im Zeitverlauf gefragt sowie nach der Übereinstimmung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein solcher Analyseansatz kann helfen zu verstehen, wie demographisches Wissen in öffentlichen Diskurs umgesetzt wird. (ICEÜbers). Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 1870 bis 1960.;;;"The project focuses on the transformation of demographic knowledge within education in Germany between 1870 and 1960. Population research was influenced at that time by the domains of national economy and statistics, medicine and biology, anthropology and social sciences. Our investigation, therefore, includes the fields of eugenics as well as Rassenkunde. The objective is to analyse the popular discourse of population research. Beginning at the turn of the century - and increasingly after 1918 - scientists insisted on the needs for additional action against the predicted dangers of quantitative and qualitative demographic trends. Nearly all of them attached great importance not only to education, but also to persuasion and change of attitude. Hence the study will reveal the realisation of these ideas as a part of population policy. During the Third Reich, the NS-Regime assigned demographic contents a political ideological function for education. This study stresses the exploitation and the entanglement of demographic knowledge in this context. For this purpose we analyse teaching material because it serves as an information source with educational and political functions used by the majority of the young generation. We have decided to take the following subjects into account: German, Geography, Biology and History. Finally we compare, on the one hand, the contents of the teaching material over time in order to answer questions about continuity and breaks. On the other hand, we examine the extend to which these contents agree with the scientific statements. This approach contributes to our understanding of how demographic knowledge has been transformed into popular discourse." (author's abstract).
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Möglichkeiten und Limitierungen der Integration hochqualifizierter Zuwanderer in deutschen Städten. In Bezug auf die in diesem Sammelband aufgegriffene Gerechtigkeitsdebatte bedeutet Gerechtigkeit insbesondere, im lokalen Kontext Zugangsmöglichkeiten zu gesellschaftlichen Ressourcen und Gelegenheiten zu haben, die einen raschen Integrationsprozess ermöglichen. Eine zeitgerechte Stadt ist demnach eine, die Zugewanderten bereits nach kurzer Zeit den Zugang zu Integrationsressourcen und - Gelegenheiten und somit ein Gefühl der Anerkennung und des Heimisch-Werdens ermöglicht. Die Basis der Darstellungen bieten Interviews mit 55 Personen aus 26 verschiedenen Ländern. Die Ergebnisse zeigen, dass der Verlauf der Integrationsprozesse der hochqualifizierten Zuwanderer nicht nur davon abhängt, wie sie sich auf den neuen lokalen Kontext selbst einlassen können und wollen, sondern auch, wie sie "eingelassen" werden - sowohl seitens kommunaler Akteure als auch seitens der Bürger/innen.