Rezension zu: Dabrowski, Martin; Wolf, Judith; Abmeier, Karlies: Globalisierung und globale Gerechtigkeit. Sozialethik konkret. Paderborn: Schöningh 2009. 978-3-506-76846-9. - "Kann Globalisierung sozial gerecht gestaltet werden? Lässt sich ein Weltgemeinwohl bestimmen? Von welchen Gerechtigkeitsprinzipien soll man sich leiten lassen, die universal anwendbar und akzeptiert sind?" Mit diesen Fragen befasste sich 2008 die Fachtagung "Globalisierung und Gerechtigkeit", bei der um es Prinzipien christlicher Sozialethik und die praktische Umsetzung des Gerechtigkeitspostulats in einer globalen Wirtschafts- und Sozialordnung ging. Martin Dabrowski, Judith Wolf und Karlies Abmeier haben dazu den Tagungsband "Globalisierung und globale Gerechtigkeit" herausgegeben. Er umfasst die Bereiche "Gerechtigkeit und Option für die Armen", "Gerechtigkeit und Finanzmärkte", "Gerechtigkeit und Welthandel" sowie "Gerechtigkeit und Klimaschutz".
Der Autor skizziert zu Beginn die Bestandteile und Theoriekonzepte der Globalisierung sowie ihre Folgen für Umwelt, Wirtschaft, Staat, Gesellschaft und Kultur. Er diskutiert im Anschluss daran die Frage, ob eine alternative politische Bildung ein Gegengewicht zur neoliberalen Globalisierung darstellen kann. Er listet hierzu überblicksartig verschiedene Ansatzpunkte und Kernthemen aus der Pädagogik auf und weist vor allem auf die Bedeutung des globales Lernens hin. Er betont abschließend, dass die Aufgaben von politischer Bildung und Friedenspädagogik im Zeichen der Transformationskrise nicht nur einen Sachauftrag haben, sondern sich auch stark an ethischen Fragestellungen orientieren sollten. Selbst wenn davon auszugehen ist, dass Globalisierungsprozesse aufgrund veränderter und rasch beschleunigter Informations- und Kommunikationstechnologien in großen Teilen der Welt irreversibel sind, sollte die politische Bildung auch immer kritisch danach fragen, wem bestimmte Entwicklungen dienen und ob dabei auch das Wohl der glokalen Gemeinschaft gemeint ist. (ICI2)
'Drittweltnahe nationale und internationale Organisationen kritisieren zumeist die abträglichen Folgen der Globalisierung für Wohlfahrt, Verteilung und kulturelle Identität von Entwicklungsgesellschaften sowie für wirtschaftliche und politische Selbstbestimmung und sehen im Extremfall darin gar so etwas wie eine zweite Kolonisierung. In engagierten Stellungnahmen wird vor allem auf (a) die negativen Verteilungswirkungen der Globalisierung auf arme Regionen, Länder und gesellschaftliche Gruppen sowie (b) die weitere Erosion des ohnedies nur geringen Handlungsspielraums nationaler Regierungen im Süden im Zuge des globalen Standortwettbewerbs abgehoben. Diese Behauptungen müssen nicht falsch sein, sind aber vor allem um folgende vernachlässigte Aspekte zu ergänzen: Lokale Akteure, die von der aktiven Integration in die Weltwirtschaft durch Senkung der Barrieren für den freien Güter- und Kapitalverkehr profitieren konnten, haben sich auch innergesellschaftlich durchsetzen müssen. Wie sie das taten, ist in der Regel nicht Gegenstand der öffentlichen Auseinandersetzung. Sich über die abträglichen Folgen der Globalisierung für Entwicklungsländer auszulassen ist nur sinnvoll, wenn integrationswillige Regierungen Wachstum, Produktivität und technologisches Niveau nicht verbessern konnten, nicht aber, wenn sie keine ausreichenden Maßnahmen zur Integration unternommen haben. Wie groß die wirtschafts- und sozialpolitischen Spielräume von Regierungen nach Einsetzen des Globalisierungsschubs tatsächlich waren, wird in der Regel aber nicht untersucht. Damit wird aber eine Hypothese zu einer simplen Prämisse. Insgesamt ergibt sich ein ambivalentes Zwischenergebnis der Wirkungen der Globalisierung auf Verteilungsgerechtigkeit und Handlungsspielräume in der Dritten Welt.' (Autorenreferat)
"Im Abschnitt 2 werden zunächst Primäraufgabe, Strukturen und historische Entwicklungslinien der IAO-Gesamtstrategie und die neuen Herausforderungen in Zeiten der Globalisierung skizziert. Abschnitt 3 entwickelt die Untersuchungsheuristik organisatorischen Lernens vor dem Hintergrund von fünf grundlegenden Organisationsproblemen jedweder Organisation in ihrer Bedeutung für die IAO als internationaler Organisation und stellt das Untersuchungsdesign vor. In Abschnitten 4 und 5 werden die Befunde der Untersuchung im Politikfeld Kinderarbeit und Handelsschifffahrt entfaltet. Im Abschnitt 6 werden erste Schlussfolgerungen gezogen." (Textauszug)
Hochleistungs-, Spitzen- und Berufssport bilden ausgezeichnete Beispiele für die Herausbildung sogenannter transnationaler soziale Räume. Sie sind gekennzeichnet durch eine forcierte Entwicklung jenseits nationalstaatlicher Grenzen sowie durch feldspezifische und sportartenabhängige Muster der Migration. Grenzüberschreitenden Massenwanderungen, z.B. Arbeits-, Armuts- und Flüchtlingsmigrationen, berühren die globale Welt des Spitzensports bislang eher am Rande. Sie wirken vielmehr auf den unspektakulären Ebenen des Sportkonsums und der Sportnachfrage innerhalb eines jeweiligen nationalen Sportraums. Es sind vor allem die örtlichen Sportanbieter, in Deutschland in erster Linie also die in den städtischen Ballungszentren und ethnisch gemischten Nachbarschaften und Stadtteilen angesiedelten Sportvereine sowie die hier existierenden Schulen und kommerziellen Fitness-Studios, die lernen mußten und müssen, ihre Sportangebote auf eine infolge von Einwanderungen kulturell heterogenisierte Bevölkerung zuzuschneiden.
In: Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat, Abteilung Ungleichheit und soziale Integration, Band 2005-201
"Rechtspopulistische Parteien gewinnen in jüngster Zeit in vielen Ländern Europas an Boden. Da die Programme dieser Parteien die demokratische Verfassung infrage stellen, bereitet diese Entwicklung Politikern und Demokratieforschern zunehmend Sorgen. In der einschlägigen Literatur findet sich für die Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien zwar eine Fülle von rivalisierenden Erklärungen, aber eine These erlangte in jüngster Zeit besondere Prominenz. Ihr zufolge ist der Erfolg rechtspopulistischer Parteien auf den als irreversibel interpretierten Trend der Globalisierung zurückzuführen, der in europäischen Nationalstaaten ein wachsendes Heer von Modernisierungsverlierern produziert. Die Erfolge rechtspopulistischer Parteien werden damit nicht als singuläre Ereignisse, sondern als Teil einer allgemeinen Entwicklung gedeutet. Das würde implizieren, dass auch Gefährdungen der Demokratie als ein allgemeiner Trend zu gelten haben. Auf der Grundlage eines Datensatzes, der den Mannheimer Eurobarometer Trend Datensatz um aktuellere Eurobarometer Daten bis 2003 ergänzt, wird hier untersucht, inwiefern ein allgemeiner Aufstieg rechtspopulistischer Parteien in Europa feststellbar ist. Darüber hinaus wird die These geprüft, dass der Erfolg rechtspopulistischer Parteien in einer Polarisierung der politischen Einstellungen von Ober- und Unterschichten wurzelt. Das Ergebnis ist, dass weder ein allgemeiner Aufstieg rechtsextremer Parteien, noch eine generelle Divergenz der politischen Einstellungen von Ober- und Unterschichten in Europa zu finden ist. Länderspezifische Erfolge dieser Parteien bedürfen vielmehr nationenspezifischer Erklärungen, die aus der Kombination einzelner Elemente der generellen Erklärungsversuche gewonnen werden können." (Autorenreferat)
According to Eurocentric sociology, modernization is supposed to make religion secular, a functional system, or a private matter. A closer analysis of the impact of contemporary globalization on religion in Laos shows that these tendencies can only be observed in certain social groups and in certain realms of religion. Some social groups preserve or reinvent religious traditions, others construct a new identity, and some do tend towards secularism or differentiation. The paper investigates these tendencies, referring to an empirical case study. It proposes to explain them within a conceptual framework adapted to societies of the global South which focuses on the concepts of social structure, division of work, socioculture, and institution. On the basis of these concepts, the paper proposes to distinguish between different religious realms, namely, belief, performance, and knowledge. In each of these three realms, different tendencies and social distributions can be observed. (JCSA/GIGA)
"Das liberale Demokratiemodell mit seiner engen Anbindung an den Staat gerät angesichts des Globalisierungsprozesses in eine tiefe Krise. Die Suche nach einem neuen, mit dem Globalisierungsprozeß kompatiblen Demokratiemodell orientiert sich anhand der Kriterien der systemischen Performanz (output-Legitimität), der demokratischen Performanz (input-Legitimität) sowie der Identitätsproblematik. Der äußere Rahmen für eine poststaatliche Demokratie ist der Prozeß der Globalisierung: die sich gegenüberstehenden Raumorganisationsprinzipien der flows und places lassen sowohl rein funktional-sektoral als auch territorial orientierte Demokratieformen unbrauchbar erscheinen. Das Grundgerüst einer poststaatlichen Demokratie beinhaltet eine neue Aufgabenverteilung zwischen lokalen, on places orientierten Akteuren, Staaten und funktional-sektoral organisierten Akteuren." (Autorenreferat)
"Die Globalisierung in ihrer derzeitigen Form ist überwiegend ökonomisch geprägt. Die Gefahr, die in einer Vorherrschaft des Subsystems Wirtschaft liegt, ist die einseitige Ausrichtung der Welt auf den Wert des ökonomisch Nützlichen. Davon ausgehend, dass eine solche Monokultur der Werte die Welt aus ihrem notwendigen Gleichgewicht wirft, soll hier aufgezeigt werden, welche Alternative ein globalethischer Diskurs bietet." (Autorenreferat)