'Schwierige Erreichbarkeit sehr mobiler Personen, steigende Verweigerungsraten durch die Zunahme von Marketing- und Werbeanrufen sowie der gestiegene Anteil an exklusiven Mobilfunknutzern sind einige der Gründe, die den Schluss nahelegen, dass repräsentative Bevölkerungsumfragen zukünftig nur noch mit einem kombinierten Stichprobendesign gewährleistet werden könnten. Gegenwärtig wird der Dual-Framen-Ansatz von Festnetz-und Mobilfunkstichproben im Hinblick auf seine Praxistauglichkeit getestet. In diesem Kontext untersucht der vorliegende Beitrag anhand aktueller Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen, welche Auswirkungen sich auf die Zusammensetzung der Stichprobe ergeben und wie sich die Verteilungen politisch relevanter Variablen verändern, wenn Festnetzstichproben in Kombination mit Mobilfunkstichproben verwendet werden.' (Autorenreferat)
"Zum fünften Mal wurde eine breit angelegte repräsentative Untersuchung zur Alterssicherung von Personen ab 55 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse für das Jahr 2003 ergänzen die bereits für die Jahre 1986, 1992, 1995 und 1999 vorliegenden Daten. Die Untersuchung umfasst detaillierte Angaben zur durchschnittlichen Leistungshöhe und Verbreitung der Alterseinkommen aus GRV, Beamtenversorgung, landwirtschaftlicher Altershilfe, berufsständischer Versorgung, der Zusatzversorgung im öffentlichen Dienst, betrieblicher Altersversorgung und sonstiger Sicherungssysteme für die alten und neuen Länder. Darüber hinaus enthält sie Angaben zum Einkommen aus Vermögen. Die methodischen Grundlagen der Studie wurden in allen wesentlichen Schritten in einem Methodenbericht dokumentiert." (Autorenreferat)
Viele meinen, dass es sich in Städten etwas schneller lebt. Unabhängig davon, ob ein solch subjektives Lebensgefühl die Zeiten der Stadt wiedergeben kann, ist unbestreitbar, dass Städte einem unaufhörlichen Wandel unterworfen sind. Speziell Großstädte gelten seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Laboratorien der Moderne. Dabei wechseln sich auf Seiten der Bevölkerung Stadtlust und Stadtfrust immer wieder ab. - Bei keiner früheren BBR-Bevölkerungsumfrage gaben so viele Menschen auf die Frage nach ihrem Wunschwohnort die Antwort: auf dem Lande. Dabei wird die wohnungsnahe Infrastrukturausstattung von den Befragten umso besser beurteilt, je größer die Stadt ist. Und in den Groß- und Mittelstädten fallen die Urteile umso besser aus, je zentraler der Wohnstandort ist. Ähnlich lauten die Befunde, wenn nach den allgemeinen Lebensbedingungen am Wohnort gefragt wird: Die meisten abgefragten Aspekte erhalten höhere Zufriedenheitsurteile, je größer die Stadt ist. Auch auf die Frage nach dem konkreten Umzugsziel bei einem geplanten Wohnungswechsel wird auch von der Großstadtbevölkerung mehrheitlich derselbe oder ein benachbarter Stadtteil angegeben. Die wachsende Sehnsucht nach einer ländlichen Idylle entspricht also weder konkreten Handlungsabsichten noch der allgemeinen Lebenszufriedenheit. - Offensichtlich spiegeln sich im wieder aufsteigenden Ideal des Ländlichen andere Ängste und Befürchtungen - etwa die zunehmende Furcht vor Verlust des Arbeitsplatzes, Abstiegsängste von Mittelschichthaushalten aufgrund der Wahrnehmung wachsender Armut oder der Wunsch nach tragfähigen sozialen Netzwerken, die infolge der fortschreitenden Individualisierung nur mit immer größerem Aufwand zu sichern sind. Auch wenn anzunehmen ist, dass das Ideal eines Lebens auf dem Lande aus solch alltäglichen Verunsicherungen entsteht, können diese Suburbanisierungswanderungen anstoßen, falls die Stadt kein angemessenes Wohnungsangebot bereitstellen kann. Konkret besteht die größte Suburbanisierungsneigung bei den Befragten, die Wohneigentum suchen.
Die Luft für den Aufschwung in Deutschland wird dünner. Nach dem kräftigen Anstieg von 2,2 Prozent im Jahr 2017 dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Produktion weiter beschleunigen. Im laufenden Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt wohl um 2,5 Prozent zulegen; für das kommende Jahr rechnen wir mit einem Anstieg um 2,3 Prozent. Bei bereits spürbar über normal ausgelasteten Kapazitäten driftet die deutsche Wirtschaft zusehends in die Hochkonjunktur. Besonders bemerkbar machen sich Kapazitätsengpässe bereits in der Bauwirtschaft. Dort schaffen es die Unternehmen offenbar kaum noch, die eingehenden Aufträge abzuarbeiten. Vor diesem Hintergrund dürfte die Bautätigkeit trotz der äußerst anregenden Rahmenbedingungen vorerst nur noch verhalten zulegen, dafür aber die Baupreise spürbar anziehen. Anspannungen machen sich zunehmend auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Zwar dürfte die Beschäftigung vorerst noch weiter kräftig steigen, allerdings werden die zunehmenden Probleme der Unternehmen, geeignetes Fachpersonal zu finden, zu beschleunigt steigenden Effektivverdiensten führen. In der Folge werden die Bruttolöhne und -gehälter kräftig steigen und so den privaten Konsum stimulieren, der durch Abgabensenkungen und Leistungsausweitungen der neuen Bundesregierung zusätzlich angeregt wird. Wir rechnen damit, dass diese fiskalischen Maßnahmen zu großen Teilen ab dem Jahr 2019 wirksam werden und wesentlich dazu beitragen, dass die Nettolöhne und -gehälter mit einer Zuwachsrate von 5,4 Prozent so stark zulegen werden wie seit dem Jahr 1992 nicht mehr. Bei der zunehmenden Auslastung der Produktionskapazitäten dürften sich mehr und mehr Unternehmen dazu veranlasst sehen, ihre Kapazitäten zu erweitern, so dass auch die Unternehmensinvestitionen merklich anziehen werden. Trotz der im Koalitionsvertrag vereinbarten zusätzlichen Haushaltsbelastungen dürften die Budgetüberschüsse vorerst in der Tendenz weiter aufwärts gerichtet bleiben, da die hohe konjunkturelle Dynamik deutliche Einnahmezuwächse mit sich bringt. ; The air for the economic upswing in Germany is getting thinner. We expect German GDP to grow by 2.5 percent this year and by 2.3 percent in 2019 after an increase of 2.2 percent in 2017. With capacity utilization already above normal levels at the current juncture, our forecast implies that the German economy is entering a boom period. Capacity constraints already seem to limit production in the construction sector, in which capacity utilization is at historic highs according to survey data. Constraints are becoming also more and more apparent on the labour market where it becomes increasingly difficult for firms to fill vacancies. The tensions on the labour market will lead to stronger increases in gross wages and salaries. Moreover, several measures planned by the new German government will further stimulate disposable income of private households, in particular in 2019. In sum, we expect net wages and salaries to increase by 5.4 percent in 2019, the highest growth rate since 1992. Against this backdrop, private consumption will strongly expand by 1.7 percent in 2018 and by 2.3 percent in 2019. High and increasing capacity utilization will further stimulate business investment. Even though the measures planned by the new German government will structurally weigh on the budget balance, the overall budget surpluses are expected to increase in tendency further due to strong increases in government revenues caused by the economic boom. However, we expect the structural budget balance to enter negative territory again in 2019. Even the structural budget balance currently overestimates the scope for additional governmental expenditures as it only accounts for the stance of the business cycle but neither for the unusually low expenditures for debt services due to the low interest rate levels nor for additional budget burdens due to the demographic change, which will become visible in the next years.
Die im Zuge des sozialen Wandels zu beobachtende Ausdifferenzierung von Lebens- und Wohnformen wird verbreitet als Ausdruck von Individualisierung und erweiterten Wahlmöglichkeiten gedeutet. Laut diesem Denkzusammenhang ist die Zunahme von Einpersonenhaushalten vor allem den großstädtischen Singles zuzuschreiben. Der Beitrag liefert - basierend auf Auswertungen der laufenden Bevölkerungsumfrage des BBSR - empirische Befunde zur Wohn- und Lebenssituation allein wohnender Frauen und Männer in Deutschland. Als theoretische Orientierung werden vier Charakteristika heutigen Wohnens von Hartmut Häußermann und Walter Siebel zugrunde gelegt.
Das im deutschen Grundgesetz festgehaltene Ziel der "Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse" wird zunehmend auch im präventiven und krankheitsbezogenen Kontext diskutiert. Kinder und Jugendliche haben diesbezüglich speziellen Bedarf. Ihr Gesundheitszustand wirkt sich auf den gesamten Lebensverlauf aus. Es gibt allerdings Regionen, zumeist ländlich geprägt, in denen eine flächendeckende, bedarfsgerechte und wohnortnahe Versorgung mit Pädiater*innen bereits jetzt oder zukünftig gefährdet ist. Es werden zwei Publikationen mit Ergebnissen aus zwei Expert*innenbefragungen thematisiert. Eine Befragung adressierte zwei Stichproben von Kita-Eltern und verglich diese miteinander. Die andere Befragung bezog Angehörige verschiedener Gesundheitsprofessionen als in der Pädiatrie aktive Leistungserbringer*innen ein. Beide Befragungen waren fokussiert auf die medizinische Versorgungssituation in Mecklenburg-Vorpommern und auf die Akzeptanz gegenüber einer innovativen Versorgungsmöglichkeit in Form von berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit in der ambulanten Pädiatrie. Als wichtigste Ergebnisse ist zum einen festzuhalten, dass Kinder und Jugendliche in ländlichen Regionen seltener einer für ihre Bedürfnisse ausgebildeten Ärzt*in vorgestellt wurden. Zum anderen nahmen mehr als die Hälfte aller teilnehmenden Experte*innen (54 Prozent der Eltern und 58 Prozent der Leistungserbringer*innen) Probleme in der medizinischen Versorgung der Kinder und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern wahr. Gegenüber der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit zeigte sich in den Befragungen eine relativ hohe Akzeptanz, so dass in einer der Publikationen neben den Befragungsergebnissen die Entwicklung eines mehrdimensionalen Konzeptes zu ihrer Umsetzung vorgestellt wird. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren zwei weitere Konzepte innovativer Versorgungsansätze implementiert und evaluiert, die in die Dissertationsarbeit integriert werden. Dies waren Pilotprojekte zu Machbarkeit und Akzeptanz einer telemedizinischen Dringlichkeitseinschätzung in pädiatrischen Notaufnahmen und für eine hausärztlich-pädiatrische Kooperation. Beide Projekte wurden positiv evaluiert. Es gibt Transfer-Strategien und Finanzierungsmöglichkeiten zu einer Ausweitung dieser Versorgungsformen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser beiden Konzepte ist derzeit in Vorbereitung. Ob die Transfer-Strategien für diese Projekte erfolgreich sein werden, entscheidet letztlich der gesundheitspolitische Wille zu langfristigen Veränderungsprozessen. ; Aim: It was analyzed whether the parent's view in regions distant to medical care (dtmc) versus close to medical care (ctmc) is different regarding (1) the assessment of situation in pediatric care and (2) the attitude of parents to delegate medical tasks to qualified members of non-medical health professions. Method: A self-developed questionnaire was sent to parents in kindergartens, who are either nearby (=close to the medical care provider, ctmc) or more than 20 km away from the nearest pediatric practice and a pediatrics department (=distant to the medical care provider, dtmc). Socio-demographic, pediatric-care-related aspects and attitudes to delegation of defined medical tasks to non-medical health professionals were asked. Results: Of the n=407 evaluable questionnaires (response rate: 18%), 49% came from parents in ctmc-kindergartens and 51% from parents in dtmc-kindergartens. Significant differences were found in the number of children living in the household (ctmc: 21% with 3 or more children vs. dtmc:13%; p-value 0.044), years of education of parents (ctmc: 50% had more than 10 years vs. dtmc: 39%; p-value 0.026), the number of doctor visits (ctmc: 50% presented her child in the last 12 month four times or more to a doctor vs. dtmc: 32%; p-value <0.001) and the kind of medical doctor was in dtmc in 51% a pediatrician vs. ctmc: 87%; p-value <0.001). The distance to the doctor was significant different (p-value <0.001) and parents in dtmc-kindergartens perceived more often problems in pediatric health care (dtmc: 61% confirmed problems vs. ctmc: 47%; p-value 0.032). Dtmc-kindergarten-parents could more often approve delegation for all of the defined and proposed medical tasks. Conclusions: The results show clear differences between the survey regions. To support pediatric care in regions distant to medical care, innovative care concepts are needed. The majority positive attitude of the parents on the subject of delegation forms a good basis for the development of concrete concepts and their practical testing in pilot projects.
Klimaschutz benötigt eine intensivere zwischenstaatliche Zusammenarbeit, den Umbau des Energiesystems, die Realisierung technischer Innovationen und eine Neuausrichtung des aktuellen Weltwirtschaftssystems. Gleichermaßen ist jedoch auch zivilgesellschaftliches Engagement und ein Überdenken individueller Konsummuster und Lebensstile erforderlich. Hierzu können Bildung, Kultur und Medien einen wichtigen Beitrag leisten. Die bisherige kommunikationswissenschaftliche Forschung hat aufgezeigt, welche zentrale Bedeutung die mediale Kommunikation für das Thema Klimawandel einnimmt. Allerdings wirken viele der typischen Darstellungs- und Inszenierungsformen – wie Katastrophenszenarien – sogar kontraproduktiv auf das klimaschonende Handeln. Das vorliegende Buch widmet sich deswegen der Herausforderung, dramaturgische Modelle zu entwickeln, die so konzipiert sind, dass sie klimaschonendes Handeln fördern. Als theoretische Grundlage wird dazu eine Lehr- und Lerntheorie und ergänzend ein dramentheoretischer Ansatz nutzbar gemacht. Die entwickelten Gestaltungsempfehlungen werden beispielhaft als Online-Spiel zum Thema Stromsparen umgesetzt und die Wirkungshypothesen anhand einer quantitativen Online-Studie (n = 287) geprüft. Die Ergebnisse verdeutlichen die zentrale Bedeutung des Alltagsbezugs. Statt den Klimawandel als unabwendbare Katastrophe darzustellen, ist es wesentlich erfolgversprechender, konkrete Handlungsalternativen im Alltag spielerisch erfahrbar zu machen und Charaktere darzustellen, die in realistischen Entscheidungsszenarien zwischen Klimaschutz und kurzfristigem Komfortbedürfnis schwanken. Dadurch wird eine kritische Reflexion eigener Handlungsspielräume ermöglicht. ; To meet the CO2-emission targets of the European member states, changes in individual lifestyles and consumption patterns are required to complement (large scale) political, economic and technological efforts. From the perspective of researching media reception and effects the question arises how media can contribute/facilitate (to) a more climate-friendly behavior. There is evidence that typical ways to frame and visualize climate change in the media – like catastrophic scenarios – lead to (partly) contrary effects. The overall research question for this study thus is by which media characteristics climate-friendly behavior can be encouraged. Theoretically, the study is shaped by the approach of action oriented learning coming out of sustainability communication. Its main assumption is that recipients need to be active in learning situations in order to induce a knowledge transfer to their everyday life. "Active learning" is characterized through actions of learners defined by the following: to have an intention to achieve an aim, to develop a product, to have agency, to act consciously, and a processual character. These characteristics inform the design of an online game as well as the (choice of?) variables for the empirical study. As a second, complementary theoretical approach, Interactive Storytelling is introduced. Subsequently, the online game "RED – Renewable Energy Drama" is realized (10 minutes to play) to test the variable model. The game is about energy saving behavior in private households. A quantitative online survey (n = 287) tests the hypotheses, and automatically collects additionally interaction data. The results of the empirical study suggest a close reference to everyday life as the key factor to encourage energy saving behavior. If players are given a range of options to solve a quest, they refer to experiences in their everyday life to find the best solution (consciousness). This has a positive effect on the moral dimension of acting climate-friendly as people think about their contributions to climate protection. A choice of options (?) also enhances the intention to realize these contributions in everyday life. Another positive effect has feedback that players perceive as helpful. Recipients perceive feedback as helpful, if it compares different options to solve a quest. Furthermore, game characters who articulate being undecided, ambiguous and emotional while making decisions have a positive impact. In conclusion, the study provides evidence that media such as online games can encourage climate-friendly behavior.
Angesichts der weiterhin steigenden Lebenserwartung stellt sich die Frage, in welchem Gesundheitszustand die hinzugewonnenen Lebensjahre verbracht werden können. Die Forschungsbefunde zu sozialen Unterschieden in der Gesundheit und Lebenserwartung legen nahe, dass diese Frage für verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich zu beantworten ist. Denn auch nach dem 65. Lebensjahr gilt, dass Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status häufiger von chronischen Erkrankungen und Beschwerden, funktionellen Einschränkungen der Alltagsaktivität sowie Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität betroffen sind. Da aktuell noch ein erheblicher Anteil der Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status vorzeitig stirbt, könnte die Ausweitung der Lebenszeit, die für alle Bevölkerungsgruppen zu beobachten ist, dazu führen, dass sich künftig die sozialen Unterschiede in der Gesundheit im höheren Lebensalter noch stärker abzeichnen. Damit ist die Herausforderung verbunden, bei Maßnahmen und Programmen, die darauf zielen, die Gesundheit älterer Menschen zu verbessern und Pflegebedürftigkeit vorzubeugen, die Belange sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen in besonderem Maße zu berücksichtigen.
Hunger ist nach wie vor ein weit verbreitetes Problem. Nach der jüngsten Schätzung der FAO hungern weltweit noch immer über 800 Mio. Menschen. Prognosen gehen davon aus, dass die Agrarproduktion bis 2050 verdoppelt werden muss, um der steigenden Nachfrage nach Agrarprodukten durch Bevölkerungswachstum, Bioenergieproduktion und sich verändernde Ernährungsgewohnheiten zu begegnen. Unter vielen Möglichkeiten, das Welternährungsproblem zu beschreiben, wird in dieser Dissertation das Konzept der Ernährungssicherheit nach der Definition der FAO herangezogen. Ernährungssicherheit umfasst als wichtigste Aspekte die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und den ökonomischen Zugang zu Nahrungsmitteln. Nahrungsmittelverfügbarkeit ist in erster Linie von einer global ausreichenden Produktion abhängig, der Zugang zu Nahrung von der Kaufkraft der Haushalte. Die Kaufkraft wird sowohl durch das Einkommen wie auch die Agrarpreise beeinflusst. Die Nahrungsmittelverfügbarkeit kann vor allem durch Ertragssteigerungen erhöht werden. Sollen die Ertragssteigerungen ressourcenschonend erfolgen, muss die Produktivität der Agrarproduktion bezogen auf alle Produktionsfaktoren inkl. Umweltgütern steigen. Nur durch technische und organisatorische Innovation kann dies realisiert werden. Ertragssteigerungen in Entwicklungsländern erhöhen gleichzeitig die Einkommen von potenziell von Hunger Betroffenen. Eine Begrenzung der Nachfrage nach Agrargütern kann global in erster Linie in den Bereichen Bioenergie und Konsum tierischer Produkte erfolgen. Simulationen können helfen, den Einfluss einzelner Faktoren der globalen Nachfrage und des Angebots nach Agrarrohstoffen und -produkten auf die Welternährungslage genauer abzuschätzen. Ein Großteil der Simulationen in der Literatur kommt mithilfe von partiellen oder allgemeinen Gleichgewichtsmodellen zu Aussagen über gehandelte Mengen und Preise oder Wohlfahrtseffekte. In dieser Arbeit wird ein einfaches partielles Gleichgewichtsmodell für den Weltmarkt für Biotreibstoffe, Fleisch und Getreide entwickelt und mit der Methode der FAO zur Schätzung der Zahl der Hungernden gekoppelt. Dies ermöglicht die Abschätzung des Einflusses verschiedener Szenarien auf die Zahl der Hungernden. Für das Referenzjahr 2011 werden Szenarien alternativer Nachfrage nach Fleisch und Biotreibstoffen simuliert, ebenso wie ein Szenario alternativer landwirtschaftlicher Produktivität in der Europäischen Union. Die Schätzungen ergeben einen signifikanten Einfluss der simulierten Nachfrage- und Angebotsverschiebungen. Im Vergleich mit dem Status Quo führt eine Reduktion des Fleischkonsums in den OECD-Ländern um 50% zu einer Reduktion der Zahl der Hungernden um 5%. Eine ii Flächenproduktivität im Getreideanbau in der EU auf dem Niveau von 1980 steigert die Zahl der Hungernden um mehr als 5%, ein Anstieg der Biotreibstoffquote in der OECD auf 10% erhöht die Zahl der Hungernden gar um 10%. Die Durchsetzung geeigneter politischer Maßnahmen zur Verbesserung der Welternährungslage kann durch eine breite öffentliche Unterstützung beschleunigt oder erst ermöglicht werden. Über die öffentliche Meinung zu Fragen der Welternährung in Deutschland existieren bisher keine expliziten Studien. In den Themenbereichen landwirtschaftliche Produktion und Nahrungsmittelkonsum stellt das Thema Welternährung nur einen Aspekt dar, der neben Fragen nach z.B. der Lebensmittelsicherheit und Gesundheit sowie den Auswirkungen von Agrarproduktion auf Landschaft und Umwelt steht. Hier werden Ergebnisse einer Online-Befragung zum Thema Welternährung präsentiert, die im März 2012 mit einer repräsentativen Stichprobe 1.200 deutscher Internetnutzer durchgeführt wurde. Die Befragung beinhaltete im Wesentlichen die Bewertung der Wirkung verschiedener potenzieller Ursachen der weltweiten Unterernährung, sowie Maßnahmen und Entwicklungen zu ihrer Lösung. Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema Welthunger in erster Linie mit Merkmalen akuter (Hunger-) Krisen in Verbindung gebracht wird. Die vielversprechendsten Lösungsmaßnahmen sind in den Augen der Befragten der Ausbau des Fairen Handels, Absatzmärkte für Kleinbauern sowie ein Lebensmittelspekulationsverbot. Der intensiven Landwirtschaft in der Welt wie auch in Europa sowie insbesondere der Grünen Gentechnik wird kein Potenzial zur Lösung des Problems zugesprochen. Die Antwortmuster lassen auf die Präsenz eines Halo-Effekts mit einer Übertragung unterstellter negativer Umweltwirkungen auf das Thema Welternährung schließen. Die Grüne Gentechnik ist eine Agrartechnologie, die potenziell zur Angebotsausweitung von Agrarprodukten genauso beitragen kann wie zu einer ressourcenschonenderen Landwirtschaft. Bisherige Anwendungen, hauptsächlich Herbizidtoleranz sowie Insektenresistenz, haben u.a. zu einer Steigerung der effektiven Erträge, einer Einsparung von Insektiziden und einer Steigerung der Profite vor allem im Baumwollanbau beigetragen. Trotz zahlreicher Belege besteht über die Auswirkungen von gentechnisch veränderten (GV) Nutzpflanzen eine anhaltende Kontroverse. Ein Großteil der europäischen Bevölkerung lehnt den Anbau ebenso ab wie einen Verzehr von Produkten aus GV-Pflanzen. Unterstellte sozio-ökonomische Auswirkungen oder Auswirkungen auf die Welternährung sind nur zwei Determinanten von vielen, die zu den Einstellungen zur Grünen Gentechnik beitragen. Zur Konsolidierung des Wissens im Bereich agronomischer sowie sozio-ökonomischer Auswirkungen von GV-Pflanzen wurde eine Meta-Analyse durchgeführt. In wissenschaftlichen Datenbanken wurden iii 147 Primärstudien identifiziert, die für die Meta-Analyse verwendet wurden. Die Analyse beschränkt sich auf gentechnisch veränderte Sojabohnen, Mais und Baumwolle. Als mittlere Effekte des Anbaus von GV-Pflanzen ergibt die Meta-Analyse eine Steigerung des Ertrages um 22%, eine Reduktion der Menge der angewendeten Pflanzenschutzmittel um 37% und eine Steigerung der Profite der Bauern um 68%. Die Höhe der Effekte hängt stark von verschiedenen Faktoren ab. Die Effekte sind für alle drei genannten Variablen in Entwicklungsländern betragsmäßig größer als in Industrieländern. Auch sind die Effekte des Anbaus von GV-Pflanzen bei Erträgen und beim Pflanzenschutzmitteleinsatz betragsmäßig höher für insektenresistente Pflanzen als bei solchen mit Herbizidtoleranz. Aus den in der Arbeit gewonnenen Erkenntnissen kann geschlussfolgert werden, dass sowohl das Nahrungsmittelangebot gesteigert als auch die Nachfrage begrenzt werden sollte. Dies verlangt eine standortangepasste Ausnutzung vorhandener und die Entwicklung neuer Technologien. Auch die Gentechnik kann einen Beitrag leisten. Der Kleinbauernsektor muss vordringlich gefördert werden. Zur Begrenzung der Nachfrage können neben der Politik, welche vor allem die Biotreibstoffnachfrage beeinflussen kann, auch Konsumenten durch Verzicht auf tierische Produkte beitragen. Dies wie auch die Durchführung effektiver politischer Maßnahmen sind auf eine unverzerrte Sichtweise der Öffentlichkeit auf das Thema Welternährung angewiesen. Dazu muss das Thema in Wissenschaftskommunikation und Bildung stärker thematisiert werden. ; Hunger is still a widespread problem. According to newest estimates of the FAO, more than 800 million people are not able to fulfil their basic dietary needs. Projections estimate that the global agricultural production will have to be doubled by 2050 to meet the growing demand driven by population growth, bioenergy, and changing dietary habits. Among many possible ways to describe the world hunger problem we choose the concept of food security according to the FAO. Food security is comprised of four pillars, the two first of which are food availability and the economic access to food. Food availability is mainly dependent on a sufficient global agricultural production; the access to food depends on the purchasing power of the households. The main determinants of purchasing power, in turn, are the household income as well as agricultural prices. Food availability can mainly be increased through an increase in agricultural yields. In order for the yield increases to be resource conserving, the productivity of all production factors including environmental resources must be enhanced. This can only be achieved through technical and organizational innovation. Yield gains in developing countries simultaneously increase the incomes of small scale farmers who are potentially in danger of undernutrition. A limitation to global demand for agricultural commodities can foremost be achieved in the domain of bioenergy and animal products. Simulations are a valid tool to assess the influence of certain factors of global demand and supply of agricultural commodities. In large parts, simulations use computer generated total or partial equilibrium models to assess shifts in quantities traded, prices, or welfare. In this dissertation, we develop a simple partial equilibrium model for the world market for biofuels, meat, and grains. This model is then connected to the FAO method for the estimation of the prevalence of undernutrition. This enables us to estimate the impact of different scenarios on the number of undernourished people in the world. For the year 2011, several scenarios with an alternative demand for meat or biofuels are simulated as well as one scenario with an alternative agricultural productivity in the European Union. The estimations show a significant effect of the simulated shifts in demand and supply. In comparison with the status quo, an OECD-wide reduction in meat consumption leads to a reduction in the number of undernourished people by 5%. A simulated land productivity in grain production in the EU at the level of 1980 leads to an increase in the number of undernourished people by 10%. In order for appropriate policies concerning the world food situation to be put in place, wide public support will be necessary. So far there exists no evidence about the public opinion concerning the problem of world hunger. In the areas of agriculture and food consumption, the issue of world food v security is only one side aspect within an array of issues as food safety and health, as well as the impacts of agriculture on landscapes and the environment. In this dissertation we present the results of an online survey concerning the issue of world hunger. The survey was carried out with a representative sample of 1,200 German internet users in March 2012. In the main parts of the survey, respondents were asked to rate different potential causes and remedies of the world hunger problem. The results show that the world hunger is mainly associated with attributes of famines and acute crises. In the view of the respondents, the most promising remedies to world hunger are an increase of Fair Trade, the creation of market outlets for smallholder farmers in developing countries, and the interdiction of speculation on agricultural commodities. Intensive agriculture in the world and also in Europe is not rated having any potential to improve world food security; the same holds true for GM (Genetically Modified) crops. The patterns of the responses suggest that there might be a halo effect whereby assumed negative consequences of intensive agriculture and genetic engineering are transmitted to the evaluation with respect to the issue of world hunger. Genetic engineering in agriculture is a technology that can potentially help increase agricultural production and also have resource-conserving effects. Current applications, mainly insect resistance and herbicide tolerance have, among others, led to an increase in effective yields, a reduction in the application of insecticides, and an increase in farmers' profits. Despite evidence from numerous studies there is still a high level of controversy regarding the impacts of GM crops. Large parts of the European public oppose both the cultivation of GM crops and consumption of GM food. Assumed socio-economic impacts or impacts on food security are only two minor aspects of many determinants of the attitude towards this technology. To consolidate the evidence on agronomic and economic impacts for farmers, we conducted a meta-analysis. Through keyword search in scientific databases, 147 studies were identified and used in the analysis. The meta-study is limited to results on the most widespread GM crops worldwide: soybeans, maize, and cotton. We estimate mean effect sizes of GM crop cultivation which are an increase in yield by 22%, a reduction in pesticide quantity by 37% on average, and an increase in farmer profits by 68%. The magnitude of the effects is determined by various factors. For all three variables named above, the impact of GM crop cultivation is larger in developing than in developed countries. Yield effects as well as impacts of GM crops on pesticide quantity are relatively larger for insect resistant crops than for herbicide tolerant crops.
Anhand einer empirischen Fallstudie in der indischen Mittelstadt Pondicherry werden Erkenntnisse über die relative Exposition der lokalen Bevölkerung und ihre Risikowahrnehmung hinsichtlich gesundheitsrelevanter Umweltprobleme des häuslichen Umfelds gewonnen. Die Ergebnisse der exploratorischen Studie erlauben die beispielhafte Erörterung des Beziehungsgeflechts zwischen Risikoperzeption und Vulnerabilität und bieten ferner Ansatzpunkte zur Erarbeitung von Bewältigungsstrategien in Anbetracht der zunehmenden Umwelt- und Gesundheitsbelastung. Mittels Analysen der vorhandenen Literatur, Karten und Sekundärdaten sowie Experteninterviews werden als gravierende Umweltprobleme mit (potenziellen) direkten und indirekten Gesundheitsauswirkungen auf der Makroebene Urban Pondicherry Luftverschmutzung, Lärm und Moskitoverbreitung identifiziert. Verursacht werden diese v.a. durch den Straßenverkehr, Industriebetriebe, (stagnierende) offene Abwasserkanäle und unentsorgten (Haushalts-)Müll. Anzunehmende gesundheitliche Folgen reichen von Atemwegsbeschwerden und Bluthochdruck bis hin zu Filariose sowie dem Potenzial der Malariaübertragung. Unter methodischer Anwendung grundlegender GIS-Analysen werden die gesundheitlichen Risikofaktoren auf der Mesoebene von Census Tracts räumlich ausgewertet und insgesamt 31 Risikoregionen festgelegt, welche für die Ursachen der genannten gesundheitsrelevanten Umweltprobleme überdurchschnittliche Werte aufweisen. Die Bewohner dieser Risikoregionen können aufgrund ihrer Exposition als besonders verwundbar eingestuft werden. Um das Risikoverständnis, die Risikobewertung und den Risikoumgang der Bevölkerung besser zu verstehen und somit Ansatzpunkte für eine effiziente Informationspolitik auf der einen sowie konkrete administrative Interventionen auf der anderen Seite zu bestimmen, wurden in drei ausgewählten Risikoregionen sowie einem weniger betroffenen Census Tract insgesamt 360 umfassende standardisierte Interviews geführt. Da bei der Untersuchung die Umwelt- und Gesundheitsbelastung des häuslichen Umfelds im Vordergrund steht, wurden nur Frauen in die Befragung einbezogen. Teilaspekte der Interviews sowie eine parallel durchgeführte Kartierung erfassten zudem die individuellen Wohnverhältnisse, sodass auch auf Haushaltsebene weitere Expositionsaspekte bestimmt werden konnten. Die beiden erhobenen Datenkomplexe (Lebenssituation ? Wahrnehmung) werden hinsichtlich regionaler sowie sozialer, ökonomischer und demographischer Aspekte analysiert. Als Ergebnisse sind u.a. festzuhalten: Es existieren regionale Perzeptionsunterschiede, die nicht nur von sozio-ökonomischen Verhältnissen, sondern auch vom lokalen Expositionskontext beeinflusst sind; dies gilt v.a. für die Wahrnehmung von Lärm. Ubiquitär auftretende gesundheitsrelevante Umweltprobleme werden generell flächendeckend wahrgenommen und teilweise auch als Gesundheitsrisiko perzipiert (z.B. Moskitos). Sinnlich wahrnehmbare und konkrete Umweltprobleme werden von den Befragten stärker akzentuiert. Die Ursachenbenennung empfundener Belastungen entspricht weitestgehend den identifizierten Risikoquellen, jedoch existieren auch Wissensdefizite, z.B. hinsichtlich industrieller Risikofaktoren und Naturgefahren. Im Rahmen individueller Bewältigung wird häufiger von Symptombekämpfungen berichtet; den wahrgenommenen Ursachen widmen sich weniger Befragte. Interindividuelle Vulnerabilitätsdifferenzen basieren auf der unterschiedlichen Exposition, Risikowahrnehmung und -bewältigung, wobei alle drei Faktoren nicht unabhängig von den jeweiligen sozio-ökonomischen Einflüssen gesehen werden können. ; Urban environment and health - Exposure and risk perception of vulnerable population groups in Pondicherry, India The empirical case study of Urban Pondicherry gives consolidated findings of the relative exposure and risk perception of the local population concerning domestic environmental health problems. The results of the exploratory study allow the discussion of the interdependence between risk perception and vulnerability. Furthermore, approaches for coping strategies can be formulated, regarding the deteriorating health relevant environment. Analysis of the existing literature, maps and secondary data as well as interviews with local experts, reveals air pollution, noise, and mosquito spread as most immediate environmental problems with (potential) direct and indirect health effects on the macro level of Urban Pondicherry. These environmental health issues are caused in particular by street traffic, industries, (stagnating) open drains and uncollected (household) waste. Anticipated health outcomes include respiratory irritations and high blood pressure, besides filariasis and the potential of malaria spread. By means of using geographical information systems (GIS), the existing health risk factors are evaluated concerning their spatial importance on the meso level of Census Tracts within Urban Pondicherry. Overall 31 risk regions are identified, where the mentioned causes of environmental health problems show figures above average. People living in these risk areas can be classified as highly vulnerable to environmental health problems, due to their exposure. For gaining knowledge about effective approaches for information policy on the one side and distinct administrative interventions on the other side, it is necessary to further understand the risk perception, risk assessment and risk behavior of the local population. Thus, extensive standardized interviews were conducted in 360 households, most of them in three designated risk areas and the rest in one less affected Census Tract. Since the survey focused on domestic environmental health issues, only women were interviewed. Aspects of this survey, in addition to local mapping, deliver extended information on the individual housing conditions, so that further characteristics of exposure to environmental health risk factors can be identified on this micro level. The two data complexes (living situation ? perception) are analyzed concerning regional as well as social, economic and demographic aspects. Regional disparities of perception do exist, which are not only determined by socio-economic circumstances, but also by the context of local exposure to environmental health factors. This applies especially to noise. Ubiquitous health relevant environmental problems are generally perceived in all areas and are partly also recognized as health risk (e.g. mosquitoes). Environmental problems that are perceivable by the senses and very evident environmental phenomena are named more often by the interviewed women. Although the region is prone to cyclones, natural disasters don't play a role in the local risk perception. When naming causes of perceived stresses, the majority of the interviewed in fact propose the identified sources. Yet, knowledge deficits exist, e.g. about industrial risk factors. Interindividual differences of vulnerability are based on the variant exposure, risk perception and coping, taking into account the different socio-economic backgrounds. ; Environnement urbain et santé - exposition et perception de risques de groupes de population vulnérables à Pondichéry en Inde A l'aide d'une étude de cas empirique dans la ville moyenne de Pondichéry en Inde, l'exposition relative de la population locale et sa perception des risques quant aux problèmes sanitaires dûs à l'environnement du milieu domestique a été évaluée. Les résultats de cette étude de terrain permettent de débattre à titre d'exemple du tissu relationnel entre la perception des risques et la vulnérabilité et offrent de plus des points de départ pour acquérir des stratégies de solution compte tenu des incidences croissantes de l'environnement sur la santé La pollution de l'air, le bruit et la propagation des moustiques sont identifiés comme problèmes environnementaux importants avec des conséquences directes et indirectes (potentielles) sur la santé à l'échelon macro Urban Pondicherry à l'aide d'analyses de la bibliographie existante, de cartes, de données secondaires ainsi que d'interviews d'experts. Ces problèmes sont causés surtout par la circulation, les entreprises industrielles, les égouts (stagnants) à ciel ouvert et les ordures (ménagères) non enlevées. Les conséquences sur la santé devant être admises vont des troubles des voies respiratoires et de l'hypertension à la filariose et au potentiel de transmission de la malaria. En appliquant méthodiquement des analyses SIG fondamentales, les facteurs de risques sanitaires à méso-échelle de Census Tracts sont évalués spatialement et il est déterminé 31 régions à risques en tout qui présentent des valeurs supérieures à la moyenne pour les causes des problèmes sanitaires dûs à l'environnement cités plus haut. Les habitants de ces régions à risques peuvent être classés comme étant particulièrement vulnérables en raison de leur exposition. Pour mieux comprendre comment la population comprend et évalue le risque et se comporte face au risque et donc pour définir des points de départ d'une part pour une politique efficiente d'information ainsi que des interventions concrètes sur le plan administratif d'autre part, dans trois régions à risques sélectionnées ainsi que dans un Census Tract moins concerné, en tout 360 interviews standardisés complets ont été menés. Etant donné que, pour l'examen de l'incidence sur l'environnement et la santé, c'est surtout le milieu domestique qui est au premier plan, les enquêtes n'ont concerné que des femmes. De plus, des aspects partiels des interviews ainsi qu'une cartographie qui a été effectuée parallèlement ont compris les conditions individuelles de logement si bien que d'autres aspects d'exposition ont pu être également définis à l'échelon domestique. Les deux complexes de données relevées (situation de vie - perception) sont analysés quant aux aspects régionaux ainsi que sociaux, économiques et démographiques. Comme résultats, on peut retenir entre autres: il existe des différences régionales de perception qui ne sont pas seulement influencées par des conditions socio-économiques mais encore par le contexte d'exposition locale; ceci est valable surtout pour la perception du bruit. Des problèmes environnementaux importants pour la santé qui interviennent partout sont généralement perçus globalement et sont même partiellement perçus comme risque sanitaire (par exemple les moustiques). Les problèmes environnementaux concrets et pouvant être perçus de manière sensorielle sont davantage accentués par les interviewés. La désignation des causes des sollicitations perçues correspond dans une grande mesure aux sources de risques identifiées; cependant, il existe également des déficits dans le savoir, par exemple pour ce qui est des facteurs de risques industriels. Dans le cadre des réponses individuelle aux problèmes, il est plus fréquemment question des luttes contre les symptômes; un nombre moindre d'interviewés se consacre aux causes perçues. Les différences interindividuelles de vulnérablité se basent sur la différence de l'exposition, de la perception des risques et des solutions apportées, tous les trois facteurs ne pouvant pas être considérés indépendamment des influences socio-économiques respectives.
Städte sehen sich in der Entwicklung ihres Einzelhandelsangebots zunehmend Konkurrenzsituationen zwischen traditionellen Innenstadt- und neu entstehenden Stadtrandlagen ausgesetzt, die einerseits die gestiegenen Flächen- und Produktivitätsansprüche der Unternehmen eher erfüllen, während andererseits Bürger, Politik und etablierter Handel ein Aussterben der Innenstädte befürchten. Die Konsequenzen planerischer Entscheidungen in dieser Hinsicht abzuschätzen, wird zunehmend komplexer. Dafür sind ebenso eine stärkere Individualisierung des Konsumverhaltens verantwortlich, wie eine gestiegene Sensibilität gegenüber Verkehrs- und Emissionsbelastungen. Modellierungen und Simulationen können einen Beitrag zu fundierter Entscheidungsfindung leisten, indem sie durch Prognosen von Szenarien mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen solche Auswirkungen aufzeigen. In der Vergangenheit wurden Kaufkraftströme durch Modelle abgebildet, die auf aggregierten Ausgangsdaten und Analogieschlüssen zu Naturgesetzen oder nutzentheoretischen Annahmen beruhten. In dieser Arbeit wird dafür erstmals ein agentenbasierter Ansatz angewendet, da sich so individuelle Ausdifferenzierungen des Konsumentenhandelns wesentlich leichter integrieren und Ergebnisse anschaulicher präsentieren lassen. Dieses Konzept kann in den Sozialwissenschaften als Modellierungsparadigma genutzt werden, insofern als dass sie der Idee der Selbstorganisation von Gesellschaften recht nahe kommt. Insbesondere zeichnen sich Multiagentensysteme durch eine dezentrale Kontrolle und Datenvorhaltung aus, die es darüber hinaus ermöglichen, auch komplexe Systeme von Entscheidungsprozessen mit wenigen Spezifikationen darzustellen. Damit begegnet der Agentenansatz vielen Einwänden gegen Analogie- und Entscheidungsmodelle. Durch die konsequente Einnahme einer individuenbezogenen Sichtweise ist die individuelle Ausdifferenzierung von Entscheidungsprozessen viel eher abbildbar. Für das Forschungsprojekt konnten für einen Untersuchungsraum in Nordschweden (Funktionalregion Umea) individuenbezogene Einwohnerdaten verfügbar gemacht werden. Diese enthielten u.a. Lagekoordinaten des Wohn- und Arbeitsorts, Alter, Geschlecht, verfügbares Einkommen und Angaben zur Haushaltsstruktur. Verbunden mit Erkenntnissen aus empirischen Untersuchungen (Konsumentenbefragung, Geschäftskartierung) stellten sie die Eingabegrößen für ein agentenbasiertes Modell der Einkaufsstättenwahl bei der Lebensmittelversorgung dar. Die Konsumentenbefragung stellte regressionsanalytische Abhängigkeiten zwischen sozioökonomischen Daten und Konsumpräferenzen bezüglich einzelner Geschäftsattribute (Preisniveau, Produktqualität, Sortimentsbreite, Service etc.) her, die gleichen Attribute wurden für die Geschäfte erhoben. Somit können Kaufkraftströme zwischen Einzelelementen der Nachfrage (individuelle Konsumenten) und des Angebots (einzelne Geschäftsstandorte) als individuell variierende Bewertung der Geschäfte durch die Agenten dargestellt werden. Da auf der Angebotsseite die Umsätze der Geschäfte ebenso bekannt sind, können die Summen der von den Agenten dort allozierten Kaufkraftbeträge mit denselbigen verglichen werden. Dies erlaubt die Quantifizierung einer Schätzgüte für die Geschäftsumsätze mittels eines Gütemaßes. Für die Geschäfte der gesamten Region konnten Gütemaßwerte bis 0,7 erreicht werden, für einzelne Betriebsformate auch über 0,9. Dies zeigt, dass auch bei der Verwendung individuenbezogener Modelle, die mit einer deutlich höheren Anzahl Freiheitsgraden behaftet sind als ihre aggregierten Gegenstücke, hohe Prognosequalitäten für Umsatzschätzungen von Standorten erreicht werden können. Gleichzeitig bietet der Agentenansatz die Möglichkeit, einzelne Simulationsobjekte bei ihrer Entscheidungsfindung und ihren Aktivitäten zu verfolgen. Dabei konnten ebenfalls plausible Einkaufsmuster abgebildet werden. Da die Distanz vom Wohn- bzw. Arbeitsort zum Geschäft Bestandteil des Modells ist, können auch die von den Einwohnern zum Zweck der Grundversorgung zu leistenden Distanzaufwände in verschiedenen Angebotssituationen analysiert werden. An agentenbasierte Simulationen werden in den Sozialwissenschaften große Erwartungen geknüpft, da sie erstmals ermöglichen, gesellschaftliche Phänomene auf der Ebene ihres Zustandekommens, dem Individuum, zu erfassen, sowie komplexe mentale Vorgänge des Handelns, Lernens und Kommunizierens auf einfache Weise in ein Modell zu integrieren. Mit der vorliegenden Arbeit wurde im Bereich der Konsumentenforschung erstmals ein solcher Ansatz auf regionaler Ebene angewendet, um zu planungsrelevanten Aussagen zu gelangen. In Kombination mit anderen Anwendungen im Bereich der Bevölkerungsprognose, des Verkehrs und der innerstädtischen Migration haben Agentensimulationen alle Voraussetzungen zu einem zukunftsweisenden Paradigma für die Raum- und Fachplanung. ; Concerning the development of their retail location structures, urban areas are increasingly faced with situations of competition between traditional inner-city and spontaneously emerging suburban forms of outlets, which can on one hand rather satisfy augmented demands on sales areas and productivity of retailers, while on the other hand citizens, politicians and established retailers fear the "death of the centre". To evaluate the consequences of planning decisions in that respect is gaining in complexity; this can be ascribed to a strong individualisation of consumption habits as well as an enhanced sensitivity towards exposure to emissions from traffic and land consumption. Social simulations can contribute to such decisions as they are able to demonstrate the implications thereof by undertaking prognoses in different planning frameworks and scenarios. In the past, estimations of buying power flows between elements of demand and supply have been modelled from aggregate input data utilising approaches characterized by analogies to laws from physical sciences or utility maximizing assumptions. This contribution is the first to use an agent-based approach, since it is capable of integrating individually differentiated variations of consumer behaviour and results can be depicted more effectively. This concept can be used as a modelling paradigm in the social sciences in so far as it reflects the idea of self-organization of human societies. Multi agent simulations are characterized by a distributed control and organisation of data enabling the representation of complex decision processes with a small number of specifications. With these features, agent-based approaches address many of the objections against analogy and choice models. The strictly individual viewpoint allows for a much better representation of individually variations of decision processes. For this research project, individual population data for a study area in Northern Sweden (functional region of Umea) were obtained. They included figures on age, sex, disposable income, coordinates of dwelling and workplace, and household structure for every individual in the region. Combined with empirical results from consumer and store surveys they constituted the data base for an agent-based model of store choice in grocery retailing. The consumer survey contributed regression analyses for individual preferences for store attributes such as price, size of assortment, quality of products, service, etc., dependant on socio-demographic characteristics of the sample. The same attributes were observed for the stores. Hence, the buying power flows between single elements of the demand side (individual consumers) and single elements of the supply side (individual stores) can be specified as individually varying evaluations of choice alternatives, by which the agents will distribute their buying power among the stores. By comparing the sums of buying power collected at the stores with their turnovers, a measure for the quality of the turnover estimation can be given. For all shops in the region, values of 0.7 for R(2) were achieved, for some store formats even up to 0.9. This demonstrates how individual decision based models of buying power allocation despite their fairly large number of degrees of freedom are suitable for turnover estimation and forecasts of individual stores. Simultaneously, the simulation objects, i.e. the individual agents can be observed on performing their shopping trips to ensure plausible results on the micro level as well. Since the distance between the places of dwelling and work and the location of the shop is part of the model, changes in transportation demand in different spatial structures of retail outlets can be analysed. Agent-based simulations are raising high expectations in the social sciences, as they are the first to allow to capture social phenomena on the level of their emergence, the individual, as well as to integrate complex cognitive processes such as motivations, learning and com-munication into such models. This study is the first to apply an agent-based approach in con-sumption research on a regional level in order to support planning decisions in a regional and urban context. Combined with further applications in the areas of population prognosis, transportation and intra-regional migration, social simulations are a promising tool for future challenges in regional and urban planning.
In dieser Arbeit, einem Beitrag aus dem Bereich der historischen Musikpädagogik, wird der Gesang in seinen unterschiedlichen Funktionen in Lehrerbildung, Kirche und Schulalltag untersucht und diese mit den verschiedenen Lehrordnungen und Unterrichtsvorschriften in Beziehung gesetzt. Nach Hinführung und Fragestellung zum Thema, nach Darstellung der angewandten Methodik und der Struktur der Arbeit, wird kurz über die staatlich gelenkte Lehrerbildung in Bayern vor dem in der Arbeit besprochenen Zeitraum informiert. Das folgende Kapitel ist dem Gesangunterricht der Präparanden vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1866 gewidmet. Präparanden waren Jugendliche, die sich zum Lehrerberuf entschlossen hatten und sich auf den Besuch des Seminars vorbereiten mussten. Diesen Unterricht erhielten sie bis 1866, dem Jahr in dem staatliche Präparandenschulen eingerichtet wurden, bei Geistlichen und Lehrern, in privaten Präparandenschulen oder bei Privatlehrern. Vorausgesetzt wurden bei den Präparanden neben den in der Volksschule vermittelten Kenntnissen, Talent und Erfahrung im Musikbereich, pädagogisches Geschick und christliche Gesinnung. Um die Kosten der Ausbildung gering zu halten, nahmen die Präparanden diesen Unterricht oft beim Lehrer ihres Heimatorts, ob dieser dazu geeignet war oder nicht. Den Schwerpunkt bildeten im Musikbereich die Fächer Orgel und Gesang und im letzteren die Literatur, die im Gottesdienst gepflegt wurde. Eine einheitliche Durchführung dieses Unterrichts gab es in den ersten Jahrzehnten der institutionellen Lehrerbildung nicht. Die Qualität der anleitenden Lehrer wurde nicht kontrolliert, Unterrichtsmaterial und –dauer wurden nicht vorgeschrieben und die Präparanden, die auch oft zu Hilfsarbeiten im Haushalt ihres Lehrers missbraucht wurden, nahmen es mit dem Unterrichtsbesuch nicht genau. Die Folge war, dass bei den Aufnahmeprüfungen in das Seminar die ungenügende Vorbildung fast regelmäßig beklagt wurde. Oft besaßen die Präparanden nur die Kenntnisse, die sie noch ihrer Volksschulzeit verdankten. Der Schulwirklichkeit ist deshalb der nächste Abschnitt gewidmet. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren die Schulhäuser, wenn sie überhaupt in einem Ort existierten, oft in einem miserablen Zustand. Die Lehrer unterrichteten zeitweise in ihren Privaträumen und sie konnten froh sein, wenn die Schulpflicht ernst genommen und das Schulgeld bezahlt wurde. Wenn die Lehrer mit ihren Schulkindern überhaupt sangen, erklangen Kirchenlieder, die durch Vor- und Nachsingen gelernt wurden. Auf Stimmbildung wurde kaum Wert gelegt, auf die Förderung von einzelnen talentierten Schülern nur in Ausnahmefällen, dann nämlich, wenn es Repräsentationszwecken bei Schulfeiern, öffentlichen Prüfungen oder in der Kirche diente. Beschrieben wird hier auch das Leben des Volksschullehrers, der, verachtet und sozial auf der untersten Stufe stehend, ohne Nebeneinkünfte nicht existieren konnte. Zu diesen Nebeneinkünften zählte der Dienst in der Kirche, wo der Lehrer als Organist und/oder Chorleiter oder im schlimmsten Fall nur als Küster wirkte. Musik, speziell Gesang spielte im Leben eines Lehrers im untersuchten Zeitraum eine oft lebenswichtige Rolle. 1866 wurde die bisherige Form der Vorbereitung auf das Seminar abgeschafft und in jedem Regierungsbezirk richtete man staatliche Präparandenschulen ein. Damit sollte eine einheitliche und straff organisierte, in jedem Fall aber bessere Ausbildung der Präparanden gewährleistet werden. Der Gesang spielte nach wie vor im Rahmen der Musikausbildung eine wichtige Rolle. Lehrinhalte, Lehrmittel und Unterrichtsstunden wurden genau festgelegt. Dieser Präparandenausbildung folgte der Besuch des Seminars. Im Folgenden werden das Regulativ von 1809, die Normative von 1836, 1857 und 1866 sowie die Lehrordnung von 1898 vorgestellt und ihre Auswirkungen auf den Gesangunterricht beschrieben. Informiert wird weiter über die Gründung der einzelnen Seminare in den bayerischen Regierungsbezirken, über die Unterrichtswirklichkeit und das Leben in den engen Grenzen des Seminars, über Prüfungen, über Werdegang und soziale Stellung der dort unterrichtenden Gesanglehrer sowie über die soziale Herkunft der Seminaristen. Lehrerbildungsstätten waren Kulturträger, die sich u. a. durch Konzerte immer wieder der Öffentlichkeit präsentierten. Konzertprogramme geben näheren Aufschluss über die aufgeführte Gesangsliteratur, die, mehr weltlich oder mehr kirchlich geprägt, Rückschlüsse auf die Leitung des jeweiligen Hauses zulässt. In drei Exkursen wird über die Rolle der Gedächtnisübungen, über israelitische Schüler in Seminar und Präparandenschule sowie über die Ausbildung der Lehrerinnen informiert. Ein weiterer Bereich ist dem Cäcilianismus gewidmet, einer Reformbewegung, die sich die Revitalisierung der alten Kirchenmusik zum Ziel gesetzt hatte. Da diese Reform ihren Schwerpunkt in Bayern und zudem im 19. Jahrhundert hat, kann hier exemplarisch der Einfluss der Kirche auf die Lehrerbildung aufgezeigt werden. Die Seminaristen wurden bereits in ihrer Ausbildungszeit mit der von den Cäcilianern verfochtenen Musik bekannt gemacht. Oft waren Seminarlehrer in den cäcilianischen Organisationen als Funktionäre tätig oder sie versuchten sich in ihren Kompositionen dem gewünschten musikalischen Stilideal anzupassen. Oftmals wurden diese Werke dann in den Lehrerbildungsstätten gespielt und gesungen. Durch all dies sollten die Seminaristen – oft schon in ihrer Präparandenzeit - in die spätere Rolle von Multiplikatoren dieser kirchenmusikalischen Richtung gedrängt werden. Einem Ausblick ins 20. Jahrhundert schließt sich eine umfassende Dokumentation an: In Lebensläufen werden alle in Seminar, Präparandenschule und Lehrerbildungsanstalt tätigen Gesanglehrer vorgestellt. Es folgen eine Aufstellung der in den verschiedenen Anstalten verwendeten Unterrichtsliteratur sowie Kurzbiographien zu den Komponisten, deren Werke gesungen und öffentlich präsentiert wurden. Jede bayerische Lehrerbildungsstätte wird im Folgenden in einzelnen Rubriken vorgestellt: Quellen und Quellenlage, Gründung und Schulgeschichte, Lehrer und Unterrichtsverteilung, Lehrnachweis und Unterrichtsliteratur. Dazu kommen ein Überblick über die Musikproduktionen und Hinweise zum Fach Religion, wenn sich Auswirkungen auf den Gesangunterricht ergeben. Aktenmaterial wird dann ausführlicher zitiert, wenn - wie z. B. bei Visitationsberichten - gesangsmethodische Probleme oder Vorzüge einzelner Lehrer aufgegriffen werden. Eine Zeittafel rundet die Arbeit ab. Ziel der Arbeit ist es, ein bislang nur marginal erforschtes Einzelfach in der Lehrerbildung umfassend darzustellen und z. T. mit der Ausbildungssituation in anderen deutschen Staaten zu vergleichen. Die bislang z. B. über den Orgelunterricht oder die Rolle der Bläsermusik erschienenen Arbeiten beschreiben meist nur die musikalische Praxis in einem einzelnen Seminar, was lediglich ein Teilchen im großen musikalischen Puzzle der bayerischen Lehrerbildungsstätten sein kann. In fast zwei Jahrzehnten wurden für die vorliegende Untersuchung sämtliche verfügbaren Akten in Staats-, Stadt-, Kirchen- oder privaten Archiven eingesehen. Bei gleicher Verfügbarkeit und Wertigkeit der Quellen wurden solche aus dem schwäbischen Raum besonders berücksichtigt. Neues wird zum Thema "Gesang in der Lehrerbildung im Bayern des 19. Jahrhunderts" in Zukunft kaum zu finden sein. Vor allem die umfangreiche Dokumentation dürfte für Wissenschaftler, die im Rahmen der historischen Musikpädagogik forschen, von Nutzen sein: Sie stellt für das 19. Jahrhundert eine wesentliche Arbeitshilfe dar, da durch die Auflistung der Archivquellen die erfolglose Recherche an falschen Orten nahezu ausgeschlossen werden kann. ; This thesis, a scientific contribution in the field of historic music pedagogy, deals with the different functions of voice training and describes the role of singing in directives and curricula set by the government. After an introduction, a presentation of the thesis topic and its structure, a brief account of the state-run teacher training in Bavaria prior to the period featured in the thesis is given. The following chapter is dedicated to the vocal education of the so-called "Präparanden" prior to 1866. "Päparanden" were teenage trainee teachers preparing themselves for entry into teacher training college. Responsible for this initial training before 1866, the year in which the state-run trainee teacher colleges were established, were clergymen and teachers, or alternatively students were educated in private institutions or by private teachers. Prerequisites were musical knowledge, pedagogic talent and a Christian mind. To save on costs, classes were often given in one's hometown. In singing lessons the focus was on vocal repertoire used during religious services. However, there was no consistent implementation of the course contents, the quality of the teaching was not supervised, the students' attendance was often poor and frequently they were misused as labourers in the household of their teacher. As a result the qualification of the prospective students was regularly described as unsatisfactory during auditions for teacher training colleges. Often trainee teachers could only rely on the knowledge obtained during their elementary education. Hence, the following chapter describes the reality in the schools. During the first decades of the 19th century the village's school buildings, if they existed at all, were often in an appalling condition. Many times the teachers held classes in private rooms and could count themselves lucky if the compulsory school attendance was obeyed and the tuition fees paid. If any singing took place, it was of church hymns, which were learnt by rote. Hardly any value was put on vocal technique. The life of the elementary school teacher is described in the subsequent chapter: he was on the lowest rung of the social ladder, was despised and could literally not survive without side jobs including various duties at the church, such as organist and/or choirmaster or – in the worst case – as sexton. In 1866, the previous form of preparation for the teacher training college was abolished and in each administrative district a state-run teacher training school, a so-called "Präparandenschule", was introduced. Thereby a uniform and strictly organised education of the trainee teachers was guaranteed. Thereafter, vocal training started to play an important role in musical training. Following this education was the entry into the actual teacher training college. In the next chapter, the regulative of 1809, the normatives of 1836, 1857 and 1866 as well as the curriculum ("Lehrordnung") of 1898 are introduced and their influence on vocal training described. Further illustrated are the teaching reality and the life within the boundaries of the college, exams, career and social standing of the vocal teachers in charge as well the social background of the students. Teacher training institutions were bearers of culture - frequently witnessed in public through concerts. Concert programmes shed light on the vocal repertoire performed. Three excursions discuss the role of training of the memory, Israelite students at the teacher training college as well as education of female teachers. One chapter is dedicated to the Cecilianism, a reform movement aiming at the revival of early church music. Since this reform was centred in Bavaria, the influence of the church on teacher training can be demonstrated in an exemplary manner. Already during their education the students were introduced to the music advocated by Cecilianism and often their teachers were active as functionaries in the Cecilianist organisation. The prospective teachers were expected to take on the role of disciples of this form of sacred music. A forward into the 20th century is followed by a comprehensive documentation. In brief curricula vitae all vocal teachers active in seminars and teacher training schools are introduced, followed by a list of the educational repertoire used in the various institutions and short biographies of the composers, whose compositions were sung and performed publicly. Each Bavarian teaching institution is introduced individually covering sources, foundation and school history, teachers and allocation of classes, course content and teaching repertoire. This is rounded off with a survey of musical productions, briefly touching on religious education if affecting the vocal training at the respective institute, as well as available material from files such as inspection reports or methodical tips. A chronological table rounds off the thesis.