Deutschland und Frankreich im Krisenmanagement der Eurozone ; Kompromisse trotz unterschiedlicher Präferenzen? ; Germany and France in the crisis management of the Eurozone ; Compromises despite different preferences?
In der Arbeit untersuchen wir die Präferenzen und die Kompromissfindung von Deutschland und Frankreich im Krisenmanagement der Eurozone. Dies geschieht anhand von drei Fallstudien: Fall I Rettungsfonds, Fall II Fiskalpolitik, Fall III Finanzpolitik. Die Auswertung der Präferenzen erfolgt aus einer Perspektive der Vergleichenden Politischen Ökonomie (VPÖ) anhand der Berücksichtigung der Institutionen, Ideen und Interessen von Deutschland und Frankreich. Wir zeigen auf, dass die Präferenzen beider Länder durch die Rolle des Staates in der Wirtschaft, die Strukturen der Finanzsysteme (Institutionen) und die wirtschaftspolitischen Leitlinien (Ideen) geprägt sind. Außerdem weisen wir darauf hin, dass die Präferenzen durch die materiellen Positionen (Interessen) von Deutschland und Frankreich in der Eurokrise zusätzlich verstärkt werden. Diese drei Variablen befinden sich in einem engen Wechselverhältnis zueinander und müssen zusammen betrachtet werden, um die Präferenzen zu erklären. Bei der Auswertung der Kompromissfindung folgen wir einem Ansatz aus den Internationalen Beziehungen (IB) und werten diese anhand der Verhandlungstheorie des Liberal Intergovernmentalism aus. Dabei stellen wir fest, dass die Präferenzintensität einen wichtigen Einfluss darauf hat, inwieweit Deutschland und Frankreich zu Zugeständnissen bereit sind und wie sie sich letztlich im Verhandlungsergebnis durchsetzen. Allerdings wirkt sich die ökonomische Betroffenheit von der Eurokrise auch direkt auf die Verhandlungsmacht beider Länder aus. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Schwäche kann Frankreich nur vergleichsweise wenig Bedingungen an die Ausgestaltung der Krisenmaßnahmen stellen, die Deutschland besonders wichtig sind. Abschließend argumentieren wir, dass die Kombination der beiden Ansätze aus der VPÖ und den IB über Deutschland und Frankreich hinaus wichtige Erkenntnisse für die Erforschung der Präferenzen und der Kompromissfindung von Staaten auf multilateraler Ebene erbringt. ; In this study, we analyse the preferences and the ...