Längerfristige Arbeitsmarktperspektiven
In: Bundeszentrale für Politische Bildung. Schriftenreihe, S. 238-261
"Mikroelektronik und weitere neuartige Technologien, Ökologisierung und Internationalisierung des Wirtschaftens, Geburtenrückgang und Wertewandel werden in den nächsten Jahrzehnten zu einem grundlegenden Strukturwandel der gesamten Wirtschafts- und Arbeitswelt führen. Je offensiver Wirtschaft und Politik den Strukturwandel bewältigen, desto günstiger wird sich die Beschäftigung entwickeln. Mit der häufig erwarteten globalen Entlastung des Arbeitsmarktes durch den Geburtenrückgang ist bei steigender Frauenerwerbstätigkeit und anhaltenden Zuwanderungen von Übersiedlern, Aussiedlern und Ausländern frühestens in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, eventuell jedoch auch erst nach 2010 zu rechnen. Aber selbst nach 2010 gibt es noch genügend Ausgleichsmöglichkeiten, um es nicht so bald zu einer generellen Arbeitskräfteknappheit aufgrund des Geburtenrückganges kommen zu lassen. Die Wirtschaft der Bundesrepublik wird sich verstärkt zu einer forschungs- und entwicklungsintensiven sowie umweltverträglichen Wirtschaft mit weitgehender Auslandsorientierung und hohem Dienstleistungsanteil wandeln. Im Jahre 2010 dürften fast drei Viertel der Erwerbstätigen überwiegend tertiäre Tätigkeiten ausüben; dabei dürfte sich der Anteil der höherqualifizierten Tätigkeiten von derzeit 28 Prozent auf rd. 40 Prozent erhöhen. Dem werden zwar insgesamt formal höher qualifizierte, aber drastisch schrumpfende Nachwuchsjahrgänge sowie steigende Anteile von Frauen, Ausländern und Älteren gegenüberstehen. Ein massiver Ausbau der Weiterbildung sowie die Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitszeiten dürften zu den wichtigsten Voraussetzungen zur Bewältigung des Strukturwandels und damit der Sicherung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung gehören." (Autorenreferat)