Die mediale Darstellung von Leaks lässt leicht darauf schließen, dass Leaks ein zwar interessantes, da neues, aber zumindest einheitliches Phänomen im internationalen System darstellen. Christoph Bieber von der Universität Duisburg-Essen bricht mit dieser Vor- und Darstellung, indem er anhand bestimmter vergangener Veröffentlichungen unterschiedliche Arten des Leaking differenziert, und dabei sowohl "Policy-" wie auch "Politics-" Leaks identifiziert.
Die Entdeckung der rechtsextremen Terrorzelle aus Zwickau, die mutmaßlich für die Ermordung von mindestens neun Menschen verantwortlich ist, hat in der Politik und den Massenmedien eine sicherheits- und demokratiepolitisch relevante Frage aufgeworfen: Wie kann es sein, dass drei Neonazis jahrelang mordend durch Deutschland ziehen, diese dabei Kontakte zur Neonazi-Szene und NPD unterhalten haben und der Staat davon nichts bekommen hat? Der in dieser Frage implizit enthaltende Vorwurf der Inkompetenz und Tatenlosigkeit verschärft sich noch, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass in den letzten Jahren zahlreiche Interna aus rechtsextremen Internetforen, sogenannte Nazi-Leaks, veröffentlicht wurden.
Die Wirkung von Leaks auf der policy Ebene ist bisher schwer auszumachen. Eine Umfrage zur Veröffentlichung der sogenannten Palestine Papers versuchte eine Annäherung. Im Rahmen einer Forschungsarbeit zur Bedeutung von Geheimnis und Leaking in Friedensverhandlungen wurde eine Expertenbefragung ins Leben gerufen, die die Wirkung der sogenannten Palestine Papers auf den Nahost-Verhandlungsprozess bewerten sollte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Hoffnung auf eindeutige Erkenntnisse nicht nur durch die Komplexität des Konfliktes so gut wie aufgegeben werden kann.
Vier Jahrzehnte hatten die beiden Supermächte nichts Dringlicheres zu tun, als mit gigantischem Aufwand die gegenseitige Vernichtung vorzubereiten. Wie war es möglich, dass sich die USA vor einer nie ernsthaft drohenden kommunistischen Invasion fürchteten? Und wie kam es umgekehrt zur sowjetischen Nervosität Anfang der 1980er Jahre, als man in Moskau mit einem nuklearen Überraschungsschlag rechnete? Was waren es für Menschen, welche die Geheimdienste aufbauten und wie dachten die Militärs wirklich? Der Autor befasste sich aus Passion ein Jahrzehnt mit der Geschichte von Geheimdiensten im Kalten Krieg. Dabei entdeckte er viele Begebenheiten, die jedenfalls nicht in deutscher Sprache erzählt wurden, etwa die Biographie des berüchtigten CIA-Begründers Allen Dulles oder des Anfang der 1960er Jahre obersten Militärs General Lyman Louis Lemnitzer. Den Juristen fasziniert der Widerspruch, dass Staaten, die eigentlich dem Recht verpflichtet sind, im Gegenteil Organisationen unterhalten, deren Aufgabe eben genau der Bruch fremden Rechts ist. Der Autor führte lange Gespräche mit Experten und Akteuren hinter den Kulissen, darunter mit "NATO-Spion" Rainer Rupp, Rotarmist Stanislaw Petrow und Bärbel Bohley, die es mit dem MfS aufnahm. Die Geschichte der Geheimdienste im Kalten Krieg eröffnet auch einen Blick auf die Mentalität und das Verhalten der heutigen Geheimdienste, die anscheinend frei Schalten und Walten können und offenbar keine Grenzen kennen. Autor Markus Kompa ist Rechtsanwalt für Medienrecht und interessiert sich für Geheimnisvolles und Täuschungen aller Art.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Im US-Wahlkampf halfen Hacker-Angriffer auf die Demokratische Partei und darauffolgende Leaks Außenseiter Donald Trump ins Weiße Haus, ein angebliches "Macron-Leak" kurz vor der Stichwahl verpuffte dagegen in Frankreich wirkungslos. Deutschlands Medien würden bei ähnlichen Vorgängen verantwortlich handeln, sagt SZ-Journalist Bastian Obermayer.
Geld, Lügen und geheime Deals IBM die Enthüllungen gehen weiter! Ob es um die dubiosen Geschäftspraktiken von internationalen Spitzenklubs wie dem FC Barcelona, Manchester City oder Paris Saint-Germain geht, um die Ausbeutung von Jugendspielern oder die Vertuschung von Straftaten: Die Gier im Fussball kennt kaum noch Grenzen. Die SPIEGEL-Journalisten Rafael Buschmann und Michael Wulzinger geben neue, exklusive Einblicke in die zunehmend mafiösen Strukturen im Spitzenfussball und erzählen dabei auch die Geschichte des Mannes, der durch seinen Mut die spektakulären Enthüllungen erst möglich gemacht hat IBM und dafür nun im Gefängnis sitzt. Das Schicksal von Whistleblower ?John? zeigt, wie gnadenlos die Branche gegen jeden vorgeht, der ihr gefährlich werden kannICY (Verlagswerbung)
Es tut sich etwas in Folge der Snowden-Leaks: In den USA werden Untersuchungsausschüsse eingesetzt, Vorstöße, die Macht der NSA einzuschränken bzw.transparenter zu gestalten werden stärker – vor allem aber wird es wohl institutionelle Änderungen geben. Und diese hängen an einer Person: Keith Alexander.
Die Snowden-Leaks an sich, insbesondere die von ihm an die Öffentlichkeit geleakten Powerpoint-Folien, haben es bereits in sich. Leicht zu verstehen sind sie aber nicht immer, es gibt schlicht zu viele Codenamen. Um so interessanter ist daher diese Mitschrift eines Vortrags von William Binney, einem ehemaligen technischen Direktor bei der NSA, der nach 37 Jahren Dienst ausschied und Whistleblower wurde. In diesem Vortrag erklärt Binney, was es mit der Überwachungsinfrastruktur der NSA auf sich hat, was hinter den ganzen Codenamen steckt und welche Implikationen das ganze hat.
In der Nacht vom letzten Sonntag wurde, größtenteils unbemerkt von der deutschen Presseöffentlichkeit, der italienische Softwareanbieter Hacking Team gehackt und über 400gb seiner internen Daten im Netz verteilt. Die Daten umfassen alles: E-Mails der Firmenleitung, der Programmierer und des Verkaufspersonals, interne Dokumente und Verträge und den kompletten Programmcode. Die Reaktion der Netzgemeinde war die umfassender Schadenfreude: Hacking Team stellt Spionage- und Überwachungssoftware her und verkauft diese weltweit an Regierungen – gerne auch solchen der autoritären Art. Diese Software wurde, wie die Leaks nun zeigen, tatsächlich zur Bekämpfung von Oppositionspolitikern und Menschenrechtsaktivisten eingesetzt, etwa in Äthiopien oder Sudan. Nicht umsonst führen Reporter ohne Grenzen Hacking Team in ihrer Liste der Feinde des Internets. Der Leak zeigt, dass die von diversen NGOs und Forschern, allen voran das Citizen Lab, geäußerten Vorwürfe stimmen: Hacking Team unterstützt autoritäre Regimes in Ihrem Kampf gegen Oppositionelle und ignoriert dabei auch Sanktionen, in dem es etwa an den Sudan oder Russland verkauft.