In der aktuellen Bildungsdebatte werden 'Ganztagsschule' und 'Ganztagsbildung' entweder synonym verwendet, oder 'Ganztagschule' wird als Organisationsbegriff und 'Ganztagsbildung' als zugehöriger Theoriebegriff aufgefasst. Dieses, nur scheinbar rein semantische Missverständnis soll hier in sechs Schritten geklärt und somit "Ganztagsbildung" (…) theoretisch gerahmt werden. Mit diesem Ziel wird zuerst die theoretische Idee skizziert, die hinter dem Begriff steht und diese dann von 'Ganztagsschule' sowie von 'Ganztagsbetreuung' unterschieden. Anschließend wird mit 'Ganztagsbildung' an gesellschaftstheoretisch gerahmte Bildungsbegriffe angeknüpft. An eine kurze, in die Zukunft gerichtete Zwischenbetrachtung schließen weiterführende institutions- und identitätstheoretische Überlegungen an. Der Artikel endet mit Perspektiven für die weitere Forschung. Im Kern geht es um die Begründung eines Vorschlags, wie eine integrierte Form von Aus- und Identitätsbildung auf kommunaler Basis institutionell konkretisiert und somit sowohl Qualifikation als auch Partizipation in einer zugleich demokratischen und kapitalistischen Gesellschaft ermöglicht werden könnten. (DIPF/ Orig.)
Die Phänomenologie stellt eine der Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie dar und findet in zahlreichen Wissenschaften sowie in Praxis und Therapeutik starke Resonanz. Nach 120 Jahren Wirkungsgeschichte füllt die Bibliothek phänomenologischer Werke zahllose Bücherregale und selbst für Expert:innen ist die Forschungsliteratur mittlerweile unüberschaubar geworden. An allgemeinen Einführungen sowie spezialisierter Fachliteratur mangelt es dabei keineswegs, wohl aber an einem Handbuch, in dem sowohl der Vielfalt der historischen Entwicklungen als auch dem berechtigten Wunsch nach innerer systematischer Kohärenz Rechnung getragen wird. Das Handbuch Phänomenologie schließt diese Lücke. Ausgewiesene Autor:innen bereiten in eigens für diesen Band verfassten Artikeln komplexe sachliche Zusammenhänge übersichtlich auf. Durch seinen Aufbau eignet sich das Handbuch sowohl für Anfänger:innen als auch für Fortgeschrittene. Anhand bündig präsentierter Grundbegriffe und Verfahren konturiert das Handbuch die Spezifik der phänomenologischen Methode, spart dabei jedoch nicht die Kontroversen und methodologischen Neuausrichtungen aus, die von ihrer Lebendigkeit und Vielstimmigkeit zeugen. Ein umfangreicher Schlussteil ist der Rezeption und Anwendung in einzelnen Wirkfeldern gewidmet. Als Hilfsmittel zur eigenständigen Erschließung der phänomenologischen Denkrichtung und zu ihrer Anwendung auf aktuelle Probleme zeichnet sich das Handbuch durch seine Leser:innenfreundlichkeit und einen stark forschungspraktischen Bezug aus. Ein Kompendium, das sich bald als ABC der Phänomenologie etablieren dürfte.InhaltsübersichtA. Einleitung Emmanuel Alloa, Thiemo Breyer, Emanuele Caminada: Phänomenologie als lebendige BewegungZum Handbuch – eine Gebrauchsanleitung – Was ist Phänomenologie? – Hintergründe und Orientierungen – Wider die Orthodoxie – Phänomenologie und/als Wissenschaft – Metaphysik und Methodik – Wozu Phänomenologie heute? – Ein Ausblick B. Historische Entwicklungen I. Anfänge der Phänomenologie Emanuele Caminada: Husserl im Kontext – Matthias Schloßberger: Münchener und Göttinger Kreis - Emanuele Caminada: Die Freiburger Jahre – Emmanuel Alloa: Martin Heideggers Sonderstellung – Emmanuel Alloa/Emanuele Caminada: Phänomenologie im Nationalsozialismus – Dieter Thomä: Heideggers Schwarze Hefte. Eine Bestandsaufnahme II. Marco Cavallaro: Rezeptionen der Phänomenologie III. Wendungen der Phänomenologie Matthias Schloßberger: Realistische Wendung – Jens Bonnemann: Existenzialistische Wendung – Inga Römer: Hermeneutische Wendung – Iris Laner: Dekonstruktion – Regula Giuliani: Responsive Wendung – Peter Gaitsch: Theologische Wende – Ovidiu Stanciu: Kosmologische Wende – Søren Overgaard: Phänomenologie und Analytische Philosophie – Thiemo Breyer: Naturalisierung der Phänomenologie C. WerkzeugkastenI. Grundkonzepte Emmanuel Alloa: Korrelation: Phänomenologie als Korrelationsforschung – Thiemo Breyer: Intentionalität: Bewusstsein als Akt – Julia Jansen: Evidenz: Anschauliche Wahrheit – Nicolas de Warren: Konstitution: Was das Bewusstsein leistet – Tobias Keiling: Gegenständlichkeit: Gegenstand und Gegebenheitsweise – Christopher Erhard: Positionalität: Stellungnahme, Einstellung, Haltung – Nicolas de Warren: Zeitbewusstsein: Retention, Impression, Protention – Emmanuel Alloa: Gegenwärtigung und Vergegenwärtigungen: Wahrnehmung, Erinnerung, Fantasie – Maren Wehrle: Leiblichkeit: Orientierung und Bewegung – Marco Cavallaro: Perspektivität und Horizontalität: Situation, Feld, Welt – Christian Ferencz- Flatz: Intersubjektivität: Ego und Alter Ego – Maren Wehrle: Habitualität: Passivität, Gewohnheit, Tradition – Karl-Heinz Lembeck: Lebenswelt: praktisch, ontologisch, transzendental – Karl-Heinz Lembeck: Historizität: Geschichtlichkeit und Generativität II. Methoden Andrea Staiti: 1 . Deskription – Andrea Staiti: Epoché – Thiemo Breyer/Julia Jansen: Eidetische Variation – Dieter Lohmar: Reduktion – Jagna Brudzińska: Statische und genetische Methode D. Wirkfelder I.Emmanuel Alloa/Andris Breitling: Logik und Sprachphilosophie Mathematische Voranfänge – Von der Mathematik zur Logik – Logische Bedeutung und sprachlicher Ausdruck – Phänomenologie der 'sprechenden Sprache' – Einsätze und Entwicklungen phänomenologischen Sprachdenkens II. Paul Livingston: Erkenntnistheorie und Metaphysik Gibt es eine phänomenologische Metaphysik? – Kritik des Repräsentationalismus: Internalismus, Externalismus und Cartesianismus – Konzeptualismus vs. Nonkonzeptualismus: Die Dreyfus-McDowell-Debatte – Die Transformationen des Transzendentalen: Der Schatten Kants – Formales, materiales und historisches Apriori – Sinn, Wahrheit und Zeit: Kann die Phänomenologie eine realistische Philosophie sein? III. Emanuele Caminada: Ethik und Normen Werttheoretische Ansätze – Das Problem der Normativität. Von der Wertethik zur Verantwortungsethik – Kritische Phänomenologie: auch eine Ethik? IV. Thomas Fuchs/Samuel Thoma: Psychologie und Psychiatrie Zum Verhältnis der Phänomenologie zu Psychologie – und Psychiatrie – Phänomenologische Psychologie – Phänomenologie und Psychoanalyse – Phänomenologische Psychiatrie – Phänomenologische Psychopathologie einzelner Erkrankungen – Schluss V. Anthropologie und Ethnologie Oliver Müller: Philosophische Anthropologie – Hans Peter Hahn: Ethnologie VI.Hans Bernhard Schmid/Gerhard Thonhauser: Sozialphilosophie und Soziologie Ist Phänomenologie Solipsismus? – Ist eine phänomenologische Gesellschaftstheorie möglich? – Kann empirische Sozialforschung phänomenologisch betrieben werden? – Was ist Gemeinschaft eigentlich? – Gibt es eine Phänomenologie der Pluralperspektive? – Resümee VII.Thomas Bedorf: Politische Philosophie Husserls Staatsphilosophie – Totalitarismuskritik – Institution – Radikale Demokratie – Die politische Differenz – Situiertheit – Politische Affekte – Phänomenologien der Rassifizierung VIII.Christina Schües: Feministische Theorie und Gender Studies Feministischer Aufbruch – Gender Studies – Feministische Phänomenologie IX.Eva Schürmann/Emmanuel Alloa: Medien- und Kulturwissenschaften Vermittelte Unvermitteltheit oder: Der Topos der Unmittelbarkeit – Phänomenologie der Kultur – Phänomenologie der Technik – Phänomenologie der Medien – Ausblick X.Christian Grüny:Ästhetik und KünstePositionen und Konstellationen – Felder XI.Thiemo Breyer: Kognitions- und Lebenswissenschaften Kognitionswissenschaften – LebenswissenschaftenE. ApparatI. Hilfsmittel und RessourcenII. Ausgaben phänomenologischer Hauptwerke
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
In Österreich wurde mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention (2008) das Recht auf Teilhabe aller Schüler_Innen im Bildungssystem politisch unterstrichen (UN-BRK, Artikel 24). Dennoch stellt sich auch 12 Jahre später die Frage, wie man den Unterricht so konzipieren kann, damit wirklich alle Schüler_innen die Möglichkeit bekommen, daran aktiv teilzunehmen. Im Rahmen des Projektes "Reaching the Hard to Reach", 2017-2020, wurde daher der Fokus auf eine partizipative Unterrichtsentwicklung gelegt. Das "Inclusive Inquiry"-Modell (Messiou, 2016) sollte dabei Schüler_innen helfen Feedback zum eigenen Unterricht zu geben und Lehrer_innen sollten dabei unterstützt werden dieses zu implementieren. Das Projekt geht auf die Diversität von Lernenden ein und versucht so den Zugang, die Partizipation und Lernleistung aller Schüler_innen zu verbessern. So soll ein evidenzbasiertes Modell der Weiterbildung von Lehrer_innen für Unterrichtsentwicklung entworfen werden, welches den Dialog von Schüler_innen und Lehrer_innen als zentralen Aspekt sieht.Die vorliegende Masterarbeit geht der Frage nach, inwiefern die Sichtweisen der Schüler_innen in die Schul- und Unterrichtsentwicklung inklusiver machen können. Im Mittelpunkt stand dabei, wie Schüler_innen eine partizipative Rolle in der Unterrichtsentwicklung wahrnehmen und welche Chancen und Herausforderungen sich für Schüler_innen durch partizipative Unterrichtsentwicklung ergeben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Kindern, welche im regulären Unterricht schwer zu erreichen sind, also als "hard to reach" gelten. Die Befragung erfolgte an den sechs am Projekt teilnehmenden Volksschulen. Dabei wurden für jede Schule drei Fokusgruppen, also insgesamt 18, gebildet. Die Aussagen dieser Fokusgruppen wurden transkribiert und anhand der Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring untersucht (2015).Die Schüler_innen haben betont, gerne zu ihrer Meinung zum Unterricht gefragt zu werden, um den Unterricht spannender zu machen. Zentrale Komponenten partizipativer Unterrichtsentwicklung waren demnach ausreichend Wahlmöglichkeiten, die Anpassung der Aufgaben an die Lebenswelt der Schüler_innen, gegenseitige Unterstützung der Schüler_innen und ein positiver Bezug zur Lehrperson. ; With Austrias signing of the UN Convention on the Rights of people with disabilities (2008) the right to participate in the school system has become increased political value. Even 12 years later there is still the question on how to proceed with the demands of having a diverse group of students in the classroom. That is why the EU project "Reaching the Hard to Reach" 2017-2020 focuses on participatory curriculum development. Within that frame the "Inclusive Inquiry" model has been developed to engage with students to give feedback about their experience with the curriculum and for teachers to implement the students views. The project concentrates on diversity in learners and tries to increase the access, the participation and the learning efficiency of all students. Another aspect is to develop a teacher-training in which the student-teacher dialogue is a key element.The present thesis deals with the question how students views can contribute in an inclusive way to curriculum and school development. A central element is how students see their participatory role in curriculum development and which chances and challenges come with this model for students. A special focus lies on those children that could be seen as hard to reach when it comes to teaching and learning. The focus groups were held with the six primary schools that took part in the project. There were three focus groups in each school so there was a total of 18 focus groups. The focus groups were transcribed and analyzed with Mayrings content analysis, "Qualitative Inhaltsanalyse" (2015).The results show that students like to be ask about their views on teaching and learning. Key elements of participatory curriculum development was for students to have enough options to choose from, to have tasks adapted to their personal interests or real world experiences, to support students exchange and help among themselves and also to relate positively to the teacher. Motivation was also an important aspect for students to actively engage in the classroom. ; vorgelegt von Julian Troltenier, BA ; Zusammenfassungen auf Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2020 ; (VLID)5222012
Nichts ist gewisser als der Tod und nichts ungewisser als die Stunde des Todes. Diese Reflexion über die "conditio humana" steht in der Einleitung vieler spätmittelalterlicher Testamente. Um im Falle eines jäh eintreffenden Todes vorgesorgt zu haben, ordneten die Berner - wie ihre Zeitgenossen in ganz Europa - letztwillige Verfügungen zugunsten der Kirche und karitativer Einrichtungen an. Diese Massnahmen dienten nicht nur der Förderung des eigenen Seelenheils, sondern auch jenem von bereits verstorbenen Angehörigen. Die Sorge um die Lebenden beschäftigte die Erblassenden ebenfalls, denn mithilfe eines Testaments sollte die Verteilung des Nachlasses nach dem Willen des Erblassers verlaufen und Zwist unter den Erbanwärtern vermieden werden. Daraus leitet sich die Fragestellung der Dissertation nach den Strategien ab, die Männer und Frauen bei der testamentarischen Regelung ihrer Hinterlassenschaft verfolgten, sowie nach den Faktoren, die deren Testierverhalten entscheidend beeinflussten. Die Arbeit beleuchtet die rechtlichen und sozialen Normen, die die Erblasser bei der Errichtung ihres Testaments anleiteten. Für ein möglichst differenziertes Ergebnis wird das Testierverhalten der Erblasser hinsichtlich der Kategorien Geschlecht, Familienstand und sozialer Zugehörigkeit sowie mit Blick auf deren Besitzverhältnisse und auf den Empfängerkreis untersucht. Dabei werden auch die Konstanten und Veränderungen im Testierverhalten herausgearbeitet und mit jenem in anderen Städten des Reiches verglichen. Die Untersuchung positioniert sich an der Schnittstelle von Schriftlichkeitsforschung, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Realienkunde, wobei sie die in den Berner Testamenten aufscheinende Spannbreite von Aspekten in ihrer Ganzheit berücksichtigt, um ein möglich dichtes Bild der spätmittelalterlichen Lebenswelt der Testierenden und ihrer Beziehungsnetze nachzuzeichnen und den Prozess des Testierens in einen breiten gesellschaftlichen Kontext stellen zu können. Zur Beantwortung der oben formulierten Fragen werden die für die spätmittelalterliche Stadt Bern seriell vorliegenden Testamente erstmals in grösserem Rahmen systematisch ausgewertet. Die Arbeit unterzieht die rund 300 heute in den bernischen Archiven greifbaren kopial oder original überlieferten Testamente einer Kombination von quantifizierender und qualitativer Analyse. Den Beginn des Untersuchungszeitraums gibt die Überlieferung in den städtischen Testamentenbüchern vor, die um 1400 einsetzt; das Ende markiert das Jahr 1538 wegen der unmittelbar anschliessend vorgenommenen Anpassungen des Testier- und Erbrechts im Rahmen der neuen Stadtsatzung (1539). Damit erstreckt sich die Untersuchung um ein Jahrzehnt über die bernische Reformation (1528) hinaus. Die Untersuchung gliedert sich in fünf thematische Blöcke: Zuerst werden die Überlieferungssituation beleuchtet und die verschiedenen handschriftlichen Quellen einer ausführlichen Kritik unterzogen. Zentrale Quellen sind neben den erwähnten Testamentenbüchern die ebenfalls im Staatsarchiv des Kantons Bern aufbewahrten Spruchbücher des Oberen Gewölbes. Anschliessend zeichnet die Dissertation den Weg zum rechtsgültigen Testament nach, was unter Berücksichtigung der verschiedenen Akteure, der Verfahrensabläufe und des anfallenden Schriftguts geschieht. Der grösste Teil der Dissertation setzt schliesslich die Erforschung der Testierenden, der Legate und der Empfänger (geistliche/karitative Einrichtungen sowie Einzelpersonen) ins Zentrum. Diese drei Aspekte eines Testaments werden einerseits isoliert, andererseits ist deren Verbindung zueinander betrachtet. Die bernische Rechtspraxis und die in diesem Bereich während des Untersuchungszeitraums noch vergleichsweise schwach entwickelte Verwaltungsorganisation haben im Verhältnis zur Einwohnerzahl wenige Testamente hervorgebracht. Es errichtete hauptsächlich eine privilegierte Gruppe von Personen ein Testament, die innerhalb der städtischen Bevölkerung eine Minderheit bildete. Die Hälfte bis zwei Drittel der Testierenden lebte in einem Haushalt, dessen Vorstand der politischen, sozialen und/oder wirtschaftlichen Führungsschicht von Bern angehörte. Dabei waren Angehörige der obersten politischen und wirtschaftlichen Führungsgruppe (Mitglieder des Kleinen Rates) gemessen an der städtischen Bevölkerung überproportional stark vertreten. Es lassen sich Einflüsse von Geschlecht, Familienstand und sozialer Zugehörigkeit deutlich in der Vielfalt und Qualität der vermachten Güter, in der Wahl sowie Anzahl der berücksichtigten Institutionen und Einzelpersonen respektive in der Breite des bedachten Beziehungsnetzes ausmachen. Fromme Vergabungen, namentlich zwecks Totengedenkens, spielten vor der Reformation auch in den bernischen Testamenten eine zentrale Rolle. Verfügt wurde grösstenteils zugunsten kirchlicher und karitativer Einrichtungen in der Stadt, wobei die im Bau befindliche Pfarrkirche St. Vinzenz als Begünstigte besonders hervorsticht. Bereits vor der Einführung der Reformation gingen die Vergabungen an einzelne Institutionen und Gemeinschaften zurück oder versiegten bereits ganz. Als wichtigste Verwandtschaftseinheit tritt in den bernischen Testamenten die Kernfamilie (Witwe/r, Kinder, Enkel) in Erscheinung. Engere Beziehungen gab es zur Familie der Geschwister, die besonders bei fehlenden ehelichen Kindern das Erbe antraten. Testamente begünstigen aber auch Stiefkinder und illegitime Nachkommen ohne rechtliche Erbansprüche. Häufigere Zuwendungen richteten sich ferner an Pflegekinder; patenschaftlichen Beziehungen wurde ebenfalls testamentarisch Rechnung getragen. Wiederholt dokumentiert ist auch die persönliche Nähe und enge Beziehung von Dienstherren zu ihren Bediensteten. Bern zeichnete sich durch eine sehr weitgehende Testierfreiheit für beide Geschlechter aus. Die Obrigkeit brachte sich zudem erst bei Testamentseröffnung und konkreten Erbzwistigkeiten aktiv ein. Demnach sind die Berner Testamentenbücher nicht als Instrument obrigkeitlicher Kontrolle zu verstehen, sondern als Dienstleistung, welche die Nachfrage der Berner nach mehr Rechtssicherheit bediente. Die erforschten Testamente bieten einen einmaligen Fundus für die materielle Kultur bernischer Haushalte des ausgehenden Mittelalters. In der Verbreitung gewisser Kleidungsstücke und Hausratsobjekte über sozial unterschiedlich verortete Haushalte hinweg bestätigt sich ausserdem die für das Spätmittelalter charakteristische soziale Durchlässigkeit der bernischen Gesellschaft. Den modernen Menschen verbindet nicht nur die Unausweichlichkeit des Todes über die Jahrhunderte mit den Erblassern und Erblasserinnen des Spätmittalters. Auch heute noch werden Testamente nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die Toten geschrieben. Die Auseinandersetzung mit der Weitergabe des eigenen Besitzes, des zu begünstigenden Kreises sowie Gedanken darüber, wie wir der Nachwelt in Erinnerung bleiben wollen, stellen ein zeitungebundenes Phänomen dar, das aufgrund seiner Vielschichtigkeit auch als totales Phänomen bezeichnet werden kann.
Alternierende Telearbeit ist insbesondere in Deutschland und Europa eine noch junge Form der Arbeits(zeit)organisation. Neben entsprechenden empirischen Befunden – 58,1% der Erwerbstätigen äußern Interesse an der Organisationsform der alternierenden Telearbeit – deuten aber auch eine Vielzahl miteinander verknüpfter individueller, sozialer, gesellschaftlicher, ökonomischer sowie technologischer Faktoren und Trends auf eine Chance der Etablierung dieses Arbeits(zeit)modells hin: · Ansteigendes Bildungsniveau · Steigender Bedarf an qualifizierten Fachkräften · Permanente Zuwächse bei der außerhäuslichen Erwerbstätigkeit von Frauen · Diversifizierungstendenzen der weiblichen und männlichen Rollen · Überalterung der Gesellschaft und die Notwendigkeit einer steigenden Erwerbsquote · Wieder zu erwartender und sozialpolitisch erforderlicher Anstieg der Geburtenraten · Wohlstandssättigung und zunehmende Bedeutung immaterieller Anreizstrukturen · Weiterhin wachsender Bedarf der beruflichen und privaten Mobilität · Stetige Ausbreitung von vernetzungsfähiger Informations- und Kommunikationstechnologie · Etc. Ganz im Gegensatz zu der zu erwartenden Bedeutung der alternierenden Telearbeit ist das momentane Ausmaß der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Telearbeit, insbesondere mit der alternierenden Telearbeit, als in den Anfängen zu bezeichnen. Das gilt besonders für den Bereich der empirischen Untersuchungen zu diesem Arbeits(zeit)modell, die sich mehr oder weniger auf eine handvoll Studien beschränken. Darüber hinaus weisen bisherige Studien nur selten höhere Fallzahlen auf und beschränken sich in ihrer Perspektive praktisch ausschließlich auf die alternierend Beschäftigten. Dem gegenüber erwies sich die Möglichkeit der wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs "Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer durch alternierende Telearbeit" in der Hessischen Landesverwaltung in quantitativer wie auch in qualitativer Hinsicht als äußerst fruchtbar. Neben 141 alternierend Beschäftigten konnten 21 konventionell beschäftigte Kolleginnen und Kollegen der Alternierenden, 65 Vorgesetzte der Alternierenden und 35 Beschäftigtenvertreter/innen der Alternierenden in die Analyse dieses Modellversuches einbezogen werden. Inhaltlich erstreckte sich die Untersuchung des hessischen Modellversuches auf dieser Basis über das ganze Spektrum der Bedingungen und Auswirkungen von alternierender Telearbeit. Im Mittelpunkt des Interesses stand die Wirkung dieses Arbeits(zeit)modells auf die einzelnen davon betroffenen Individuen, der Einfluss auf die Beziehungen zwischen den involvierten Personen und auch die Auswirkungen auf die Organisation im Ganzen. Aus diesen ganzheitlichen Zusammenhängen und aus dieser Qualität der zu erlangenden Erkenntnisinteressen ergab sich letztlich die Gelegenheit einer mikro- und makrosoziologischen Betrachtungsperspektive der Chancen und Risiken dieses Arbeits(zeit)modells. Im organisationsinternen Bereich, d. h. innerhalb der Hessischen Landesverwaltung und der konkreten Ausgestaltung der beruflichen und familiären Beziehungen, lag der Schwerpunkt des Interesses auf folgenden Aspekten: · Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer, insbesondere Kinderbetreuung / Konsequenzen im privaten Umfeld · Funktionsübergreifende Zusammenarbeit, Effizienzsteigerung und Kostenreduktion · Arbeitszufriedenheit am Modellprojekt teilnehmender Beschäftigter und arbeitspsychologische Auswirkungen im Arbeitsumfeld · Arbeitsplatzausstattung unter technischen, räumlichen und Kostenaspekten · Entwicklung von Kommunikationsbeziehungen · Neue Formen der Arbeitszeitgestaltung und ihre Eignung für die Förderung von Teilzeitarbeit / Telearbeit · Weiterbildungsmöglichkeiten, zukunfts- und auf alternierende Telearbeit bezogen · Zuschnitt von Arbeitsplätzen, insbesondere Mischarbeitsplätzen, hinsichtlich Telearbeit · Vorgesetztenverhalten im Zusammenhang mit alternierender Telearbeit sowie Zielvereinbarung und neue Formen der Ergebniskontrolle Zusammengefasst bestand das Forschungsziel darin, herauszufinden, ob alternierende Telearbeit für Frauen und Männer eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringt, ob dieses Arbeits(zeit)modell für die insgesamt involvierten Personen und die Hessische Landesverwaltung als Arbeitgeberin in irgend einer Form Nachteile hat und in welcher Weise das berufliche wie private Umfeld gestaltet sein sollte, um erfolgreich alternierende Telearbeit praktizieren zu können. Die ökonomischen sowie gesellschafts- und geschlechterpolitischen Potentiale der alternierenden Telearbeit, die sich im Rahmen der fortschreitenden Umsetzung und Untersuchung des hessischen Modellversuches herausstellten, führten schließlich zu einer Erweiterung der Perspektive in Richtung der o. g. makrosoziologischen Betrachtung. Im Mittelpunkt dieser Analyse standen drei Themen. Zum Ersten ist das, in der Auseinandersetzung mit der Theorie der "kulturellen Modernisierungspfade von Geschlechter-Arrangements" und dem Potential der alternierenden Telearbeit für eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die Frage nach dem Beitrag des Arbeits(zeit)modells zu der Re-Konstruktion gleichwertiger kultureller Geschlechter. Zum Zweiten ist zu diskutieren, inwiefern die ökonomischen, organisatorischen und arbeitspsychologischen Potentiale der alternierenden Telearbeit im Zusammenhang mit der Erörterung von Reengineering-Ansätzen und dem Organisationsentwicklungskonzept eine neue Option im Feld der Organisationsentwicklungsstrategien eröffnen. Der Dritte in die Betrachtung einbezogene makrosoziologische Aspekt bezieht sich auf das, je nach Gewichtung, mehr oder weniger starke Einflusspotential der ökonomischen und sozialen Wirkungen von alternierender Telearbeit auf die gesellschaftliche Entwicklung. Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich letztlich die Frage, ob die alternierende Telearbeit lediglich als konsequente Weiterentwicklung des informationalisierten industriellen Kapitalismus zu begreifen ist oder ob sich durch dieses Arbeits(zeit)modell, im Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung, auch die Möglichkeit eröffnet, den informationalisierten industriellen Kapitalismus für eine Humanisierung der Arbeits- und Lebenswelt auf der Basis gleichwertiger kultureller Geschlechter zu instrumentalisieren. Die Annäherung an das Thema alternierende Telearbeit und die aufgezeigten Forschungsfragen erfolgt zunächst über die Erläuterung der Definitionen von Telearbeit sowie ihrer historischen und gegenwärtig quantitativen Entwicklung. Bevor dann der Charakter, die Konditionen und die Effekte dieses Arbeits(zeit)modells am Beispiel des Modellversuchs der Hessischen Landesverwaltung analysiert werden, ist zunächst noch auf die Kongruenzen und Differenzen zwischen alternierender Telearbeit und Reengineering sowie auf den Einfluss von Technik und Kultur in Bezug auf die Destruktion und Re-Konstruktion der Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzugehen. Den Abschluss der Untersuchung der alternierenden Telearbeit bilden schließlich die zusammenfassenden Betrachtungen der Auswirkungen dieses Arbeits(zeit)modells auf die Zusammenhänge zwischen Arbeit und Familie, Arbeit und beruflichem Umfeld und auch Arbeit und Gesellschaft.
Am 9. November 1939 wurde bei einer nationalsozialistischen Propagandaveranstaltung im Bürgerbräukeller in München ein Attentat verübt, das Adolf Hitler galt, ihn durch Zufall jedoch unverletzt ließ. Als Täter wurde Johann Georg Elser (Rufname: Georg) ermittelt, ein Schreinergeselle aus Königsbronn (Landkreis Heidenheim), der kurze Zeit später verhaftet und unmittelbar vor Kriegsende im Konzentrationslager Dachau von den Nationalsozialisten liquidiert wurde. Mit dem Attentat wie mit dem Attentäter hat sich bis heute nur ein kleiner Kreis von Historikern beschäftigt, der Öffentlichkeit ist Elser als Mensch ebenso unbekannt geblieben wie Motive, Durchführung und Hintergründe seiner Tat, die auch nach dem Zusammenbruch der Hitlerdiktatur verschwiegen, verdrängt und mit Legenden umwoben wurde. Dies trifft insbesondere für den Heimatort des Attentäters und dessen unmittelbare Umgebung zu. Hier gilt es, ein Stück nationalsozialistischer Vergangenheit zu entdecken, die auch im Hinblick auf den Geschichtsunterricht an Hauptschulen von Interesse ist. Die didaktische Bedeutung des Themas bestimmt sich nicht nur aus dem regionalgeschichtlichen Aspekt, sondern reicht weit darüber hinaus. Persönlichkeit, Lebensumstände und Motive des Attentäters fordern zur persönlichen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit heraus, die im weitesten Sinne hinführen soll zur Erkenntnis der Grundwerte einer humanen und demokratischen Gesellschaft. In einer Zeit, in der neofaschistisches Gedankengut und entsprechende Verhaltensrituale von manchen Jugendlichen wieder zunehmend akzeptiert werden, ist dies von besonderer pädagogischer Bedeutung. Das Thema beinhaltet somit fachwissenschaftliche wie fachdidaktische Aspekte. Gang der Untersuchung: Im fachwissenschaftlichen Teil wird sich diese Arbeit mit drei Fragekomplexen zu befassen haben. Im ersten Kapitel sollen die Umstände dargestellt werden, die Elser zu dem Attentat auf Hitler veranlassten. Geht man davon aus, dass der Entschluss zur Tat ebenso seiner Persönlichkeit entsprang wie der Lebenswelt, die seinen Erfahrungshorizont bestimmte, wird man sich zunächst diesen beiden Faktoren zuwenden. Die Lebensgeschichte Elsers bis zur Planung des Attentats, seine Wesenszüge und Einstellungen werden einerseits zu beleuchten sein; andererseits fordern seine Stellungnahmen zu den real erlebten gesellschaftlichen und politischen Bedingungen seiner Zeit zur Reflexion darüber heraus. Die Auswirkungen nationalsozialistischer Politik auf das Leben der Arbeiterschaft, der sich Elser zugehörig fühlte, sollen deshalb in die Darstellung einbezogen werden (Kapitel 1.2). Aus persönlichen wie politischen Bedingungen erklären sich die Motive für das Attentat. Sie zu beleuchten ist Voraussetzung für jede Stellungnahme (Kapitel 1.4), ob sie nun die Einzeltäterschaft Elsers oder die Wertung seiner Tat betrifft. An zweiter Stelle (Kapitel 2) wird darzustellen sein, wie Elser das Attentat plante und ausführte, welche persönlichen Folgen es für ihn hatte und welche Reaktionen und Wirkungen es auslöste. Um die Bedeutung der Tat einschätzen zu können, muss Elsers Aktion in engem Zusammenhang gesehen werden mit der Reaktion der Menschen seiner Umgebung, der Presse, verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen - auch im Ausland - bis hin zur nationalsozialistischen Führung. Kapitel 3 widmet sich schließlich den Interpretationen und Deutungen, die Elsers Tat bis heute erfahren hat. Manches wird hier in den Bereich der Spekulationen zu verweisen sein, doch sollten diese Dinge gerade dann, wenn man sich um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Attentäter bemüht, nicht ausgeblendet werden. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang auch die Rolle, die Elser innerhalb der Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus einnahm und wie seine Rolle im Laufe der Nachkriegsgeschichte bewertet wurde. Insbesondere möchte ich hier eingehen auf die Frage, warum Elser die gesellschaftliche Anerkennung und Würdigung als Widerstandskämpfer sowohl in seiner unmittelbaren Umgebung als auch in der Öffentlichkeit und in der Geschichtsschreibung weitgehend versagt blieb. Nicht nur um das Dorf Königsbronn scheint sich hier ein Stück "Vergangenheitsbewältigung" abzuzeichnen, das für den Umgang Nachkriegsdeutschlands mit der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur symptomatisch erscheint. Als wichtigste Quelle für den fachwissenschaftlichen Teil meiner Arbeit stand mir eine Veröffentlichung der Historiker Lothar Gruchmann und Anton Hoch vom Institut für Zeitgeschichte in München zur Verfügung. Sie entdeckten 1969 in den Akten des ehemaligen Reichsministeriums die Protokolle, die die Verhöre der Gestapo mit Elser dokumentieren. Sie wurden noch im selben Jahr veröffentlicht und sind bis heute die wichtigsten Quellen für die Elser-Forschung. Der Attentäter schildert in den Verhören seinen Lebenslauf, seine Motive für die Tat und die Durchführung des Attentats. Fast alle späteren Veröffentlichungen beziehen sich auf diese Protokolle. Bis heute wird die Echtheit des Dokuments immer wieder in Zweifel gezogen, Hoch und Gruchmann sind jedoch aus mehreren Gründen von seiner Authentizität überzeugt. Die Motive, die Elser im Verhör nannte, scheinen ihnen ein erster Beleg dafür zu sein: sie sind völlig konträr zu den Darstellungen, die in der nationalsozialistischen Presse dem Volk unterbreitet wurden. Das Protokoll wurde als "Geheime Reichssache" deklariert und blieb der Öffentlichkeit vorenthalten. Diese Maßnahme ist aus Sicht des NS-Regimes nicht verwunderlich, da Elser im Verhör die nationalsozialistische Politik scharf anprangerte. Weiterhin stellten die beiden Historiker Nachforschungen in Elsers Umfeld an, um die von ihm gemachten Angaben zu überprüfen. Sie stellten dabei in wesentlichen Punkten Übereinstimmungen fest. Auch in den Redewendungen kann man deutlich den schwäbischen Dialekt Elsers erkennen. Diese einzige Quelle, die Informationen aus "erster Hand" enthält, reichte jedoch nicht aus, um die Zusammenhänge umfassend darzustellen. Bisher unveröffentlichtes Material ergänzte die vorliegende Literatur und lieferte weitere interessante Einblicke in die damaligen Ereignisse. Zudem versuchte ich, durch Recherchen "vor Ort", in Gesprächen mit Zeitzeugen und deren Nachkommen und mittels einer Vielzahl von Presseveröffentlichungen an Informationen zu gelangen. Als wenig ergiebig erwies sich die fachdidaktische Literatur bezüglich dieses Themas: in den gängigen Schulbüchern wird Elser kaum erwähnt, die zu diesem Thema verfassten pädagogisch-didaktischen Abhandlungen sind spärlich. Aus dieser Situation entstand die Idee, im Rahmen dieser Arbeit nicht nur die pädagogische und didaktische Bedeutung des Themas für den Geschichtsunterricht an Hauptschulen zu untersuchen, sondern darüber hinaus vielseitig verwendbares Material als Grundlage für die Unterrichtsarbeit zu erstellen. Dies soll an die Stelle eines Unterrichtsentwurfs treten, dessen praktische Erprobung mir im Augenblick nicht möglich wäre. Dabei möchte ich versuchen, unterschiedlichen didaktischen und methodischen Modellen gerecht zu werden und mir nicht nur Grundlagen für meinen eigenen späteren Unterricht schaffen, sondern vielleicht auch interessierten Kollegen eine Hilfestellung anbieten. Um dieses Unterrichtsmaterial für den praktischen Einsatz leichter verfügbar zu machen, wurde eine Mappe mit Arbeitsmaterialien erstellt, die ich dieser Arbeit beilege.
Personalentscheidungen richtig treffen! Der Profifußball hat nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern eine große gesellschaftliche Bedeutung. Der sportliche Erfolg eines Profifußballklubs hängt national und international in hohem Maß von strategisch richtigen Personalentscheidungen ab, die sowohl Spieler, Trainer als auch Mitarbeiter betreffen. Frank Daumann und Sebastian Faulstich beleuchten deswegen die Besonderheiten des Personalmanagements in Profifußballklubs. Sie erläutern zunächst die wichtigsten Begriffe und Theorien des Personalmanagements und skizzieren das professionelle Klubmanagement. Darauf aufbauend setzen sie sich mit der Bedarfsplanung von Personal sowie der Personalbeschaffung im Profifußball auseinander. Zudem thematisieren sie die Handlungsfelder Personalentlohnung, -bindung, -entwicklung und -freisetzung. Das Buch zielt nicht nur darauf ab, einen Überblick über die Thematik Personalmanagement im Profifußball zu geben, sondern entwickelt auch Vorschläge, wie Trainer und Spieler sinnvoll entwickelt, gebunden und entlohnt werden sollten. Es ist deswegen gleichermaßen für Wissenschaft und Praxis sehr hilf- und aufschlussreich.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
?This edited collection discusses phenomenological critiques of formalism and their relevance to the problem of responsibility and the life-world. The book deals with themes of formalization of knowledge in connection to the life-world, the natural world, the history of science and our responsibility for both our epistemic claims and the world in which we live. Readers will discover critiques of formalization, the life-world and responsibility, and a collation and comparison of Pato?ka's and Husserl's work on these themes. Considerable literature on Husserl is presented here and the two themes of epistemic responsibility and the life-world are discussed together. This work specifically emphasizes the interrelatedness of these existential aspects of his work - self-responsibility and the crisis - as not only epistemological, but also related to human life. This volume also introduces Jan Pato?ka to English-speaking readers as a phenomenologist in his own right. Pato?ka shows us, in particular, the significance of the modern abyss between our thinking and the world. Readers will discover that this abyss is of concern for our everyday experience because it leads to a rupture in our understanding of the world: between the world of our living and its scientific construct. We see that Pato?ka continually emphasized the relevance of Husserl's work to existential questions relating to human responsibility and the life-world, which he admits is left largely implicit in Husserl's work. This edited collection will spark discussion on the question of responsibility against the backdrop of formalized knowledge which is increasingly inaccessible to human understanding. Despite the complexity of some of the analyzed ideas, this book discusses these themes in a clear and readable way. This work is scholarly, exact in its discussion and authoritative in its reading, but at the same time accessible to anyone motivated to understand these debates. Dr ?ubica U?ník is a senior lecturer and academic chair in philosophy at Murdoch University. Her work is derived from Jan Pato?ka's rethinking of phenomenological philosophy, namely, his concept of a-subjective phenomenology and his work on the transformation of modern science from Galileo to the present. She published several articles on Husserl's mathematisation of the Lebenswelt and Pato?ka's thinking on modern civilization. She recently completed a book The Life-World and the Crisis of Meaning: Husserl, Heidegger, Arendt and Pato?ka. Dr Ivan Chvatík Dr h. c. is the director of Jan Pato?ka Archive, an archive he established in 1990. In 1990, he received the Prize from the Czechoslovak Academy of Sciences for the 'Jan Pato?ka Archive Collection', published in underground 1977-1989. Since 1993, he has been the co-director of the Center for Theoretical Study, the Institute for Advanced Study at Charles University and the Czech Academy of Sciences. In 1997, he received Jan Pato?ka Memorial Medal from the Czech Academy of Sciences in recognition of his role in furthering scientific research. Since 1990, he has edited 25 volumes of Jan Pato?ka's life works. Dr Anita Williams is a researcher in philosophy and psychology at Murdoch University. Her research is broadly focused on the history and philosophy of psychology. She is interested in phenomenology because it provides a way to question the increasingly taken for granted adoption of the scientific method for investigating human thinking and morality. Her recent work adopts Husserl's and Heidegger's critiques of formalisation to critique the expanding field of cognitive neuroscience.
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext:
Friedrich von Gentz war eine der schillerndsten Persönlichkeiten in Österreich in den Zeiten der napoleonischen Kriege und der Kongressära. Der Schriftsteller und Publizist war ab 1809 persönlicher Sekretär des Außenministers Clemens von Metternich, dem "Kutscher Europas", wie er auf dem Wiener Kongress 1814/15 bezeichnet wurde. Doch sein Leben nach dem Ende der großen Monarchen Kongresse 1822 wurde bisher nicht erzählt. Dabei bestimmte vorwiegend ein Problem die europäischen Staatenlenker ab 1821 "die orientalische Frage". Diese war die durch die zunehmende Schwäche des ehemals mächtigen Osmanischen Reiches auftretende Instabilität im Südosten Europas. 1821 brach der griechische Aufstand aus und der Hofrat Gentz war mit den Agenden in dieser für Österreich bedeutenden Krise von Metternich beauftragt. Da alle damaligen Großmächte in den Konflikt involviert waren, war diese Zeit für die weitere Entwicklung Europas im 19. Jahrhundert elementar. Ich konzentriere mich vor allem auf die Jahre ab 1825, da sich der Konflikt hier zunehmend internationalisierte.Zwei Themenfelder untersuche ich einerseits die politische Einschätzung von Gentz zu den Ereignissen und zweitens eine mehr private Seite von ihm in seinen letzten Lebensjahren. Das führt mich zu der Frage, welche Muster der österreichischen Orientpolitik sich bei Gentz widerspiegeln und welche Sicht auf Politik und Zeit von 18251832 Gentz in seinen Briefwechseln vermittelt. Die These ist einerseits, dass sich anhand seiner Briefe sehr gut die Motive und Strategien der damaligen österreichischen Außenpolitik nachvollziehen lassen. Zweitens lässt uns Friedrich von Gentz einen einmaligen Einblick in sein privates Leben und seine Zeit werfen.Methodisch arbeite ich im ersten Teil vor allem die Forschungsliteratur auf. Im zweiten Teil dient mir die digitale Sammlung Herterich die an die 2800 weitgehend unveröffentlichte Gentz Briefe transkribiert hat, als Quelle. Hierzu lasse ich den Hofrat Gentz in zahlreichen Zitaten selbst zu Wort kommen.Gentz war keineswegs ab 1822 im politischen Abseits, sondern wirkte aktiv an der Außenpolitik mit. Er entwickelte dabei auch zunehmend abweichende Meinungen zum Staatskanzler Metternich. Man lernt aber auch den privaten Menschen Gentz kennen und erhält so einen reizvollen Einblick in die damaligen Lebenswelten! ; Friedrich von Gentz was one of the most colorful personalities in Austria during the Napoleonic wars and the era of the Congress. The writer and publicist was since 1809 the personal secretary of Foreign Minister Clemens von Metternich, the "coachman of Europe", as he was called at the Congress of Vienna in 1814/15. But his life after the end of the great monarchs congresses in 1822 has not yet been told. One problem dominated the European leaders from 1821 on, "the oriental question". This was the instability in southeastern Europe caused by the increasing weakness of the formerly powerful Ottoman Empire. In 1821 the Greek uprising broke out and Hofrat Gentz was entrusted by Metternich with the agendas in this important crisis for Austria. Since all the great powers of the time were involved in the conflict, this time was elementary for the further development of Europe in the 19th century. I am mainly concentrating on the years from 1825 on, as the conflict became increasingly international from here on.I am examining two subject areas, namely Gentz political assessment of the events and secondly a more private side of him in the last years of his life. This leads me to the question of which patterns of Austrian policy towards the Orient are reflected in Gentz and which view of politics and the time from 1825-1832 Gentz conveys in his correspondence. On the one hand, the thesis is that the motives and strategies of Austrian foreign policy at the time can be understood very well based on his letters. Second, Friedrich von Gentz gives us a unique insight into his private life and time.In the first part, I mainly work through the research literature methodically. In the second part I use the digital Herterich collection, which has transcribed around 2,800 largely unpublished Gentz letters, as a source. To this end, I will allow Hofrat Gentz to speak for himself in numerous quotations.Gentz was by no means politically sidelined from 1822 but was actively involved in foreign policy. He also developed increasingly dissenting opinions on State Chancellor Metternich. But we also get to know Gentz as a private person and get a delightful insight into the worlds of life back then! ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2021 ; (VLID)6473397
In die lange Liste der seit 1978 von der UNESCO aufgenommenen Welterbestätten reiht sich seit 2002 die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal ein. Aufbauend auf der Rekonstruktion der Welterbewerdung, sind die zentralen Fragen der Studie, welche Rolle die Konstituierung des Welterbes und der Umgang mit diesem für die Regionalentwicklung spielt und wie die im Oberen Mittelrheintal lebenden Menschen mit der "Heritage-ifizierung" umgehen bzw. wie sich diese auf ihre Lebenswelt auswirkt. Anhand des von 2009 bis 2013 mit ethnografisch-qualitativen Methoden erhobenen Materials werden Antworten auf diese und weitere Fragen gegeben. So wird dargestellt, wie das auf politischer Ebene mit der Auszeichnung verfolgte Ziel, eine strukturschwache und disparate Region mit einem neuen, gemeinschaftsfördernden Image auszustatten, realisiert wurde. Der Welterbetitel wirkt als neue Ummantelung des Tals. So nutzen die politisch Verantwortlichen die Markeneffekte für eine Neupositionierung der Region und definieren sie über die symbolische Auszeichnung. Von verschiedensten Akteuren – von touristischem Marketing bis hin zu ehrenamtlichen Initiativen – wird der Titel zudem als symbolische Ressource genutzt, um das Tal und individuelle Handlungen aufzuwerten. So greifen z. B. Gastgeber die Auszeichnung auf, um sich sowohl im touristischen Angebot als auch in der prämierten Kulturlandschaft zu verorten, oder lokale Bürgerinitiativen verwenden den Titel, um ihre jeweiligen Ziele im Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Veränderung der Kulturlandschaft zu untermauern. Aufbauend auf der Darstellung unterschiedlichster Kontextualisierungen des Titels, wird gezeigt, dass lokale Nutzungsweisen dabei nicht nur bei der Verfolgung subjektiver – insbesondere ökonomischer – Intentionen helfen, sondern auch der Formierung, Betonung und Sichtbarmachung der Region als Welterbe dienen. Auf diesem Weg soll die Erbebenennung und -gestaltung das Regionalbewusstsein fördern und ein Zugehörigkeitsgefühl stiften. Während lokale Entscheidungsträger die intendierte Entwicklung der Region betonen und positiv von den Auswirkungen der Welterbewerdung berichten, zeigt die Auswertung der Gespräche mit der Bevölkerung, dass bei der Mehrheit der befragten Bevölkerung das Welterbe im Verhältnis zu anderen Merkmalen einen weit weniger gewichtigen Anteil an der Regionskonstruktion einnimmt. Wenn auch der Welterbestatus im Oberen Mittelrheintal die Menschen auf vielfältige Weise verbindet und sich im Kontext bestimmter Aktivitäten zu einem kollektiv gesellschaftlichen Identifikator herauskristallisierte, ist er kein zentrales Element der regionalen Identitätsbildung geworden. ; Since 2002, the cultural landscape of the Upper Middle Rhine Valley has been included in the long list of World Heritage sites listed by UNESCO since 1978. Based on the deconstruction of the "Heritage-ification" in the area, the central questions of this thesis are what role the constitution and management of World Heritage plays for regional development, how people living in the Upper Middle Rhine Valley deal with the Heritage-ification and how it affects their living environment. The data collected from 2009 to 2013 using ethnographic-qualitative methods provides answers to these and other questions posed. This thesis presents how the goal of equipping a structurally weak and disparate region with a new, cooperative image was achieved subsequent to recognition. The World Heritage title acts as a new frame of reference for the valley. The responsible persons on a political level use branding effects for a repositioning of the region and define it via the symbolic honour. Furthermore, a wide range of stakeholders uses the title as a symbolic resource to enhance the valley and individual actions - from tourist marketing to volunteer initiatives. For example, hosts use the title to help position themselves both in the tourist offer and in the award-winning landscape, and civic groups use it to underpin their goals against the backdrop of tension between preservation and change of the cultural landscape. Based on the presentation of the diverse contextualization of the title, it is shown that local forms of use not only help to pursue subjective - especially economic - ambitions, but also to form, emphasize and visualize the region as a World Heritage site. In this way, the naming and design of the heritage should promote regional awareness and create a sense of belonging. While local decision-makers emphasise the intended development of the region and report positive effects of the Heritage-ification, the evaluation of interviews with the population shows that for the majority of the population surveyed, World Heritage plays a far less important role in the construction of the region than other factors. If the World Heritage status of the Upper Middle Rhine Valley also connects people in different ways and, in the context of certain activities, has become a collective social identifier, it has not become a key element of regional identity formation. ; 406 Blätter
"Alle Kinder müssen zu wertvollen Menschen erzogen werden", forderte Margot Honecker, Erziehungsminister der DDR von 1963 bis 1989. Während liberale Jugendsoziologen die Jugendphase als Moratorium begreifen und damit Heranwachsenden Freiräume zubilligen, geltende soziale Normen infrage zu stellen und selbstbestimmte Lebensentwürfe zu erproben, ohne ihr Handeln in gleicher Weise verantworten zu müssen wie Erwachsene, wurden Jugendliche in der DDR danach beurteilt, inwieweit sie dem Ideal der "allseitig gebildeten sozialistischen Persönlichkeit" entsprachen. Nach Honeckers Ansicht wäre die freie Entfaltung des Individuums erst im Kommunismus möglich. Individuelle Entfaltung besaß für sie keinen eigenen Wert. Der politische Erziehungsanspruch erstreckte sich grundsätzlich auf alle Lebenswelten von Jugendlichen. Freiräume zur Selbstentfaltung waren in der DDR sowohl materiell als auch ideell eng umgrenzt, ein Umstand den der bundesdeutsche Bildungssoziologe Jürgen Zinnecker als "Jugendmoratorium in kasernierter Form" bezeichnete. Dem politischen Anpassungsdruck waren Kinder und Jugendliche in besonders starkem Maße ausgesetzt. Zwar richtete sich der Erziehungsanspruch der SED grundsätzlich auf alle Bürger, doch anders als Erwachsene hatten Kinder und Jugendliche noch keine eigenständige Stellung innerhalb des sozialen und gesellschaftlichen Gefüges gefunden und deshalb weniger Möglichkeiten, sich der politischen Einwirkung zu entziehen. Mit dem Jugendgesetz von 1974 wurde die sozialistische Persönlichkeit als Erziehungsziel festgelegt, dem auch die Eltern zu folgen hatten. Bildungschancen wurden schon frühzeitig von der Anpassung an vorgegebene Normen abhängig gemacht, abweichendes Verhalten konnte rigide bestraft werden und gravierende Folgen für den weiteren Lebensweg haben. Auch wenn die meisten Jugendlichen die Forderungen des Staates zu erfüllen schienen und ihre Verbundenheit mit der Politik der SED wann immer gefordert bezeugten, standen sie dieser Politik tatsächlich mindestens gleichgültig gegenüber. Der "Widerspruch zwischen Wort und Tat" war eines der gravierenden Probleme der Herrschenden im Umgang mit Heranwachsenden. Es gab aber auch Jugendliche, die bewusst Einschränkungen in Kauf nahmen, um ihre Vorstellungen eines selbstbestimmten Lebens verwirklichen zu können. Schon bei geringfügiger Abweichung von ausdrücklichen oder unausgesprochenen Vorgaben mussten sie mit erheblichen staatlichen Eingriffen in ihr persönliches Dasein rechnen. Die äußerste Form der Abweichung waren Ausreiseersuchen und Fluchtversuche. Jugendliche waren unter Antragstellern und "Republikflüchtigen" überproportional vertreten. Die Dissertation beleuchtet das Spannungsverhältnis zwischen staatlich vorgegebenen Lebenswegen und eigen-sinniger Gestaltung verschiedener Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen für die Jahre der Honecker-Herrschaft zwischen 1971 bis 1989 im Bezirk Schwerin. ; "All children must be educated to become worthwhile people", GDR Minister of Education from 1963 to 1989 Margot Honecker claimed. Liberal youth sociologists interpret adolescence as moratorium, indicating that youth need latitude to challenge current social, political, and moral norms, and to test autonomous life choices, without being responsible for their actions in the same way as adults. In the GDR adolescents were judged based on how closely they matched the ideal of the "generally cultured socialist personality". According to Honecker, the proper development of the individual would only be possible in communism. Maturation of the individual was not a value for her. Political compliance was demanded in all adolescent life worlds and latitudes for self-development were delineated materially as well as ideally. With respect to this, West German educational sociologist Jürgen Zinnecker spoke of a "barracked moratorium". Children and adolescents were particularly exposed to the political pressure to adapt. Admittedly, the educational aspirations of the SED targeted all citizens, but unlike adults, adolescents had not yet found their position in society and had thus less chances to evade political education. The law on youth, enacted in 1974, stipulated the "socialist personality" as a general educational goal to which parents had to aspire. Yet early age educational opportunities were conditional to the compliance to given norms, and deviant behavior could be punished rigidly and have grave consequences for the future. Although the majority ostensibly seemed to fulfill the claims by the state, and testified their loyalty with the politics of the SED whenever demanded, they regarded her policy at least indifferently. "Contradiction between word and deed" was one of the major obstacles of the ruling dealing with teenagers. But there were adolescents willing to endure restrictions, to realize self-determined actions. Minor deviance from implicit and explicit standards could cause grave consequences for one's existence. Attempts at flight and applications for exit permit were the utmost form of non-compliance. The number of adolescents among fugitives and petitioners was disproportional. The dissertation focuses on conflicts emerging from the tension between given life designs and autonomous organization of different spheres by adolescents for the years of Erich Honecker's reign from 1971 to 1989 in the district of Schwerin.
Als sowjetische Truppen am 29. März 1945 bei Klostermarienberg erstmals österreichischen Boden betraten, tauchten sie in eine feindliche, weitestgehend unbekannte und nur schwer verständliche Welt ein, die die östlichen "Befreier vom faschistischen Joch" durchaus nicht mit offenen Armen begrüßte. Angesichts der ersten Begegnungen mit der österreichischen Bevölkerung kamen nun vielfach jene stereotypen Feind- und Fremdbilder zum Tragen, die die sowjetische Propaganda gemeinsam mit den Kriegserfahrungen tief im Unterbewusstsein verankert hatte. Aber auch durch Film und Literatur geprägte Vorstellungen des Westens wurden mit der Realität konfrontiert. Dem für die Rote Armee ruhm- und siegreichen Ende des Zweiten Weltkrieges folgte die zehnjährige Besatzung Österreichs, die hunderttausende sowjetische Soldaten und Offiziere, ihre Frauen und Kinder sowie ziviles Besatzungspersonal für mehrere Monate, aber auch Jahre an Österreich binden sollte. Moskau versuchte (häufig vergeblich), die Truppen zu "hoher politischer Wachsamkeit" zu erziehen, ihre militärische Disziplin zu steigern und den "politisch-moralischen Zustand" zu stärken. Die direkte Konfrontation mit der österreichischen Bevölkerung, aber auch mit westlichen Besatzungsangehörigen barg aus sowjetischer Sicht die Gefahr einer "feindlichen Einflussnahme" in sich. Zweifel an der Überlegenheit des kommunistischen Systems, Regelverstöße sowie Vergehen, die eigentlich "nur" strafrechtlich relevant waren, galten als politisch motiviert und als ein Zeichen der ideologischen und politischen Wankelmütigkeit des Betroffenen. Dies konnte strenge Repressalien bis hin zur Todesstrafe nach sich ziehen. Während die österreichische Sichtweise der Besatzung, der österreichische Alltag in der sowjetischen Besatzungszone oder die wichtigsten Topoi von den Rotarmisten gut dokumentiert und aufgearbeitet sind, stehen Forschungen zu den individuellen Erlebnissen, Eindrücken und Verarbeitungsformen durch die Besatzungssoldaten selbst bisher weitestgehend aus. Im Zentrum der vorliegenden Arbeit stehen die ERFAHRUNG der sowjetischen Lebenswelt in Österreich, die u. a. die Besatzungsorganisation, Disziplin und Strafverfolgung, die tägliche Arbeit, das Alltagsleben in den Kasernen oder die Freizeitgestaltung einschließt; die WAHRNEHMUNG im Spiegel schriftlicher und mündlicher Zeugnisse, und die institutionalisierte wie private ERINNERUNG in der ehemaligen Sowjetunion. Einleitend werden im Rahmen der Makroebene Struktur und Funktion des sowjetischen Besatzungsapparates sowie die historischen Rahmenbedingungen geschildert. Diese akribische Spurensuche soll nicht zuletzt für die Frage nach der Wahrnehmung des Fremden und der Herausbildung spezifischer Topoi neue Einsichten eröffnen. ; As Soviet troops first set foot on Austrian territory on March 29, 1945 near Klostermarienberg, they found themselves in a hostile, perplexing and largely unknown world. The Austrians by no means greeted their Eastern "liberators from the fascist yoke" with open arms. Given the first encounters with the Austrian population a variety of stereotypes developed, supporting images of the enemy and the other. Soviet propaganda together with the war experiences anchored these ideas deep into the sub-conscious. However, also ideas of the West that had been aroused by film and literature were now confronted with reality. The Red Army's glorious and triumphant end of WWII was followed by their ten-year long occupation of Austria, where hundreds of thousands of Soviet soldiers and officers, their wives and children and also civil occupational personnel were linked to Austria for many months and sometimes even years. Moscow attempted (often in vain) to train their troops in line with a "higher political oversight," to boost their military discipline and to strengthen their "political and moral status." From the Soviet point of view, direct confrontation with the Austrian population, but also the Western occupying forces rescued them from the danger of being a "hostile takeover." Doubts about the superiority of the Communist system, breaches of regulations as well as offences, which were really "only" a matter of criminal law, were considered politically motivated and served as a sign of the ideological and political fickleness of the concerned party. Reprisals for the afore-mentioned infractions could be severe and sometimes meant the death penalty. The Austrian view of occupation, Austrian everyday life in the Soviet occupation zone or the most important Topoi from the Red Army is well documented and preserved. This research is owed largely to the individual experiences, impressions and responses of the occupying forces themselves. This work is focused on the EXPERIENCE of the soviet "lifeworld" in Austria, which includes among other things the occupation organization, the discipline and prosecution, the daily work, the everyday live in the barracks or the leisure activities; the PERCEPTION mirrored in written and oral testimonies and the institutionalized as well as private MEMORY in the former Soviet Union. The beginning depicts the macro-level structure and functioning of the Soviet occupational apparatus as well as the historical background. This meticulous retracing of history offers new insights into the question of the perception of the other and the development of specific Topoi.
Subsistenzproteste (food riots, Lebensmittelunruhen) sind eine historisch wie aktuell ubiquitäre Variante sozialen Konflikts. Sie sind Bestandteil einer weithin noch ungeschriebenen Sozial- und Mentalitätengeschichte von Märkten. Hier in einem weitergefaßten Sinn als contentious food politics thematisiert, werden darunter strittige Aushandlungsprozesse zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen, sowohl unmittelbar gegeneinander wie auch mit dem Staat, um Zugang bzw. Verfügung über lebenswichtige Grundnahrungsmittel verstanden. Letzthin umschreibt das Konzept ein weitgespanntes Repertoire sozialer Konfrontationen und Kämpfe um Existenz und auskömmliches Leben. Das vorliegende Discussion Paper skizziert die historische Verbreitung und Relevanz dieser Konflikte von klassischen alteuropäischen Ausprägungen des 18. und 19. Jahrhunderts in England, Frankreich und Deutschland über einschlägige Konflikte der Weltkriegs- und Zwischenkriegszeit bis hin zu ähnlich gearteten Antiglobalisierungsprotesten (austerity riots) der Gegenwart und fragt nach den jeweiligen Relationen zwischen diesen Sozialkonfliktfeldern und Zivilgesellschaften. Betont wird die ambivalente, im Ganzen eher schwierige Beziehungsgeschichte zwischen beiden konträren 'Lebenswelten', generell zwischen dem Sozialen und dem Zivilen. Gewiß gab es temporäre Annäherungen und gemeinsame Schnittmengen, etwa im Verlauf des späteren 19. Jahrhunderts im Kontext einer Transformation solcher Ressourcenkonflikte und Tendenzen einer Selbstzivilisierung der Protestakteure (Respektabilitätsdiskurse) im Umkreis der Arbeiterbewegungen. Zeitgenössische Protestaktionen unter Parolen wie "Selbsthilfe" konnten an zivilgesellschaftliche Wertüberzeugungen durchaus anknüpfen und zu dauerhaften Assoziationen, Vernetzungen etc. führen. Sehr häufig jedoch – besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - repräsentierten sie eher destruktive Auflösungstendenzen von Gesellschaften, die völlig aus den Fugen zu geraten drohten und teilweise ins Totalitäre abglitten. Zugleich verweist die Fortdauer der Proteste im 20. Jahrhundert auf anhaltende Vermittlungsprobleme mit zivilgesellschaftlichen Projekten: "direkte Aktion" und hohe Gewaltneigungen, sozialegalitäre Ansprüche auf Umverteilung sowie hartnäckige Versorgungsmentalitäten schlossen Allianzen/ Vereinbarungen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren und deren Normen eher aus. Auf zivilgesellschaftlicher Seite korrespondierte damit eine relative Sprachlosigkeit hinsichtlich der sozialen Erwartungshaltungen der Protestakteure. Zivilgesellschaftliche Projekte bleiben, entsprechend ihrer Gemeinwohlziele, darauf verwiesen, soziale Programme zu formulieren, wollen sie erfolgreicher zukünftige gesellschaftliche "Entgleisungen" verhindern, eine historische Aufgabe, die sie im frühen 20. Jahrhundert leider gründlich versäumt haben. ; Historically as well as in present-day global perspectives, subsistence protests (food or market riots) represent a ubiquitous variation of social conflict; they are part of an almost unwritten social history and histoire des mentalités of markets. Conceptualized here in a broader sense as contentious food politics, these conflicts are conceived as negotiation processes between different groups within societies (among themselves as well as with the state) enabling access to basic foods. More generally, the concept deals with social conflicts about survival and subsistence. This discussion paper outlines the historical extent and relevance of those conflicts from classical European manifestations of 18th and 19th century England, France and Germany over similar conflicts of the 20th century war and inter-war period up to antiglobalisation conflicts (austerity riots) of the present day, discussing the relationships between those fields of conflict and civil societies. As a general result concerning social and civil relations, it is emphasized that those relationships were critical, difficult and precarious. Certainly, there were temporary phases of approximation and even some intersections, for instance during late 19th century transformations of those resource conflicts and trends of self-civilizing of their actors (discourses on respectability) in the context of labour movements. Contemporary actions following slogans like self-help ("Selbsthilfe") could join norms of civil society leading to associations, networks etc. However, very often – especially in the first part of 20th century – they represented more destructive tendencies of dissolution in a society which was threatened to fall apart entirely. At the same time, the persistence of those conflicts in the 20th century shows prevalent problems of mediation within civil society projects: direct action and a strong tendency toward violence, social egalitarian demands for redistribution and long-lasting mentalities of provision precluded alliances with civil societal actors and their norms. On the side of civil society, this corresponded with silence concerning the social expectations of protest actors. Before this historical background it is argued here that civil society projects, according to their proclaimed selfobligations to the common good, should develop social programs more explicitly if they want to prevent new and more global societal derailments more successfully in the future – something they failed to do in Germany and elsewhere in the early 20th century.
Frontmatter -- Inhalt -- 1. Einleitung -- 2. 1941-1945: Die Angehörigen von deutschen Kriegsgefangenen im Nationalsozialismus -- 3. 1945-1950: Die Nachkriegszeit in Ost und West -- 4. 1950-1956: Aus Kriegsgefangenen werden ›Kriegsverbrecher‹ -- 5. Der letzte Heimkehrertransport im Januar 1956: Das Ende der Geschichte oder warum erinnern wir nicht an die Lebensumstände dieser Frauen und Kinder? -- 6. Schlussbetrachtung -- 7. Dank -- 8. Anhang
Zugriffsoptionen:
Die folgenden Links führen aus den jeweiligen lokalen Bibliotheken zum Volltext: