Was ist "Kultur der Armut"?: Anmerkungen zu Oscar Lewis
In: Soziale Ausgrenzungen: Gesichter des neuen Kapitalismus, S. 171-178
Der Beitrag kommentiert das Werk des mexikanischen Soziologen und Anthropologen Oscar Lewis, der die These von der "Kultur der Armut" geprägt hat. Zitate aus seinem Werk geben einen Eindruck von der Arbeitsweise von Lewis: Seine umfangreichen Bücher sind Zeugnisse eines "ethnographischen Realismus", bei denen erstmals in der Anthroplogie ganze Lebensgeschichten nachgezeichnet werden. Die "Kultur der Armut" ist für Lewis sowohl Anpassung an als auch Reaktion auf die Randposition der Armen in einer klassengebundenen, hoch individualisierten, kapitalistischen Gesellschaft. Freilich sind Armut und Kultur der Armut nicht identisch. Als gesellschaftliche Voraussetzungen der Kultur der Armut sieht Lewis folgende Bedingungen: (1) Barzahlungswirtschaft, Lohnarbeit und Produktion um des Gewinnes willen; (2) ständige hohe Arbeitslosenzahl und Unterbeschäftigung bei ungelernten Arbeitern; (3) niedrige Löhne; (4) unzureichende sozialpolitische Infrastruktur; (5) Versagen der verwandtschaftlichen Bindungen. (pre)