Im Rahmen der sogenannten Borchardt – Kontroverse diskutieren Wirtschaftshistoriker seit nunmehr fast Jahrzehnten über die Ursachen der – verglichen mit der Zeit vor 1914 und jener nach 1945 – Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung in der Weimarer Republik. Ein besonders umstrittener Gegenstand dieser Debatte ist die geringe Investitionstätigkeit in der deutschen Wirtschaft schon vor dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise. In den 90er Jahren haben verschiedene Autoren versucht, die Bestimmungsfaktoren für das Investitionsverhalten auf ökonometrischem Wege zu bestimmen, wobei sich jedoch scheinbar nur schwer ein Konsens zwischen den empirischen Ergebnissen herstellen lässt. Die Arbeit von Björn Alecke gibt einen Überblick über die empirischen Beiträge zur Frage der Investitionsschwäche der Weimarer Republik und problematisiert im Einzelnen die methodische Vorgehensweise der bisherigen Forschung (Datenprobleme wie zu geringe Stichprobengrößen, Wahl eines dynamischen Regressionsmodells der Zeitreihenanalyse). Im ersten Teil wird insbesondere auf die Fragen der theoretischen Fundierung eingegangen und der Datenauswahl eingegangen, die sich allgemein beim Versuch ergeben, eine makroökonomische Investitionsfunktion für die Zwischenkriegszeit zu schätzen. Im zweiten Teil werden Fragen der empirischen Modellierung behandelt. Dabei werden insbesondere die Probleme behandelt, die sich mit der Verwendung von Zeitreihen in einer Regressionsanalyse für einen solch kurzen Zeitraum wie den der Zwischenkriegszeit ergeben. "Ein offensichtliches Problem für die Schätzung einer Investitionsfunktion ergibt sich aus der geringen Zahl an Beobachtungen, welche für die Schätzung verwendet werden können. "Wie die investitionstheoretische Diskussion gezeigt hat, werden für die Schätzung neben Daten über den Kapitalstock bzw. die Investitionen selbst, solche über Zinsen, Löhne, Gewinne und das Einkommen benötigt. Es gibt für jedoch die Periode der Zwischenkriegszeit keine einheitliche Datenquelle, aus denen man sich unumstritten bedienen könnte. Zahlreiche Daten der amtlichen Statistik über die wirtschaftliche Entwicklung sowie die in diesem Beitrag verwendeten Daten finden sich in übersichtlicher Form in "Konjunkturstatistisches Handbuch 1936, Hrsg. Institut für Konjunkturforschung (1935), Berlin. …Weitaus schwerwiegender mit Bezug auf die Schätzproblematik ist jedoch der Umstand, dass es sich bei den in der bisherigen Forschung verwendeten Daten um jährliche Werte handelt. Angesichts der kurzen Schätzperiode ergibt sich bestenfalls eine Stichprobe von 14 Werten, mit der eine sinnvolle Schätzung kaum realisierbar ist. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet die Suche nach geeigneten Proxy-Variablen für die private Investitionstätigkeit. Für diesen Zweck lassen sich hier zwei auf monatlicher Basis vorhandene Indices anführen: Zum einen der Index der Investitionsgüterproduktion, sowie die Maschinenbestellungen des Inlandes" (Alecke, a. a. O., S. 120, S. 122). Ebenfalls auf monatlicher Basis der amtlichen Statistik zu entnehmen sind die Daten über die Zins-, Lohn- und Preisentwicklung. Wie jedoch auch für den Aktienindex fehlen aufgrund der Bankenkrise Werte für die Zinsentwicklung im Sommer 1931. Für den kurzfristigen Zinssatz (Privatdiskont) hat das Institut für Konjunkturforschung Interpolationen für die Monate Juli bis August 1931 vorgenommen.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Wachstum, Konjunktur und Krisen):
A. Ausgewählte Daten aus der Forschungsliteratur: A.01 Nettosozialprodukt zu Marktpreisen und seine Verwendungskomponenten, Index 1910-1913 =100 (1925-1930) A.02 Zahlenangaben zu den Nettoinvestitionen und dem Kapitalstock nach W. G. Hoffmann (1925-1934) A.03 Lohn- und Preisentwicklung, Monatsdaten nach G. Bry (1924-1934)
B. Daten aus dem Konjunkturstatistischen Handbuch 1936 (Hrsg. Ernst Wagemann): B.01 Produktion von Investitionsgütern und Maschinenbestellungen, Monatsdaten (1924-1934) B.02 Die Investitionen in der deutschen Volkswirtschaft, in Mill. Reichsmark (1924-1934) B.03 Aktienindex, Rendite der Goldpfandbriefe und Privatdiskont, Monatsdaten (1925-1934) B.04 Einkommen aus Lohn und Gehalt in Mill. Reichsmark, Quartalsdaten (1925-1934)
Der Autor befasst sich zunächst mit der Analyse des Problemgegenstandes der Arbeitslosigkeit hinsichtlich der Abgrenzung, Entwicklung und Klassifizierung. Es werden verschiedene makroökonomische Arbeitsmarktheorien vorgestellt und auf ihre mögliche Nutzbarkeit für die Entwicklung eines statistischen Regressionsmodells hin analysiert. Das gleiche Ziel verfolgt die Untersuchung bestehender makroökonometrischer Modelle hinsichtlich der Einbeziehung der Arbeitslosigkeit und der verwendeten erklärenden Variablen. Die Ergebnisse dieser theoretischen Vorarbeiten fließen in Form potentieller unabhängiger Erklärungsgrößen in die Modellentwicklung ein (Definition der Haupteinflussbereiche auf die Arbeitslosigkeit und Auswahl von Repräsentativvariablen für die einzelnen Bereiche). Anhand dieser theoretisch eingeführten Prognosevariablen für die Vorhersage der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland wird ein Regressionsmodell mit Referenzzeitraum 1960 bis 1990 entwickelt. Mit Hilfe von Stabilitätsuntersuchungen ergab sich, dass die Annahme konstanter Parameter für die Arbeitslosigkeitserklärung nicht aufrechterhalten werden kann. Daher musste zu einem variablen Regressionsmodell übergegangen werden. Dabei wurden als Ziele sowohl die Verbesserung der Anpassungseigenschaften als auch die Realisierung von Prognosevorteilen angestrebt. Gleichzeitig wird aufgrund der Analysen ein Arbeitslosigkeitsmodell generiert, welches auf Basis aktueller Parameterwerte detaillierte Interpretationen hinsichtlich der wesentlichen, auf den Problemgegenstand einwirkenden Einflussfaktoren erlaubt. Festgehalten wird dabei auf ein Eingleichungsmodell. Der Hauptteil der Untersuchung beschäftigt sich zum einen mit der statistischen Auswertung und dem Vergleich der variablen Parametermodelle sowohl untereinander als auch mit den statischen Regressionsmodellen. Zum anderen werden die Chancen und Grenzen sowie die Anpassungs- und Prognosepotentiale der einzelnen Modellansätze erörtert. Die Modellergebnisse werden interpretiert hinsichtlich des Problemgegenstandes der Arbeitslosigkeit in Richtung der Identifikation der Haupteinflussfaktoren, der Gegenüberstellung mit den makroökonomischen Theorien und der Ableitung geeigneter Maßnahmen zur Senkung der Arbeitslosigkeit.
In allen konstruierten Modellvarianten wurde die Arbeitslosigkeit indirekt über die Arbeitsangebots-Arbeitsnachfragekonstellation erklärt. Als wesentlichste, die Arbeitslosigkeitsentwicklung steuernden Einflussfaktoren stellten sich dabei die gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Sozialprodukt), die Arbeitsproduktivität und die Anzahl der Erwerbspersonen heraus. Die aus dem volkswirtschaftlichen Leistungserstellungsprozess resultierenden Wirkungen führten dabei zu einer Entlastung des Arbeitsmarktes, da die beschäftigungsfördernden Einflüsse der Sozialproduktentwicklung im Referenzzeitraum stärker waren als die arbeitsplatzssparenden Effekte der Produktivitätsentwicklung: Diese positiven Wirkungen wurden jedoch durch den starken Anstieg des Arbeitskräfteangebots in Form von Erwerbspersonen überkompensiert. Eine in dieser Hinsicht günstigere Situation ergab sich erst ab 1986/87. Als Arbeitslosigkeitsvermindernde Maßnahmen wird insbesondere den verschiedenen Möglichkeiten zur Verringerung der Erwerbspersonen bzw. zur Arbeitszeitverkürzung der Vorrang gegeben. Von spürbaren Wirkungen kann allerdings nur dann ausgegangen werden, wenn diese Maßnahmen ohne bzw. mit nur teilweisen Lohnausgleich durchgeführt werden. Da bereits heute eine Einkommensumverteilung von den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern und den Unternehmen hin zu den Arbeitslosen durch die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung stattfindet, würden sich aufgrund sinkender Versicherungsbeiträge und niedrigeren Steuerbelastungen nur geringe Nettolohnverluste für die Arbeitnehmer ergeben. Gleichzeitig würde jedoch eine wesentlich gerechtere Verteilung der Arbeit über die Gesellschaft stattfinden. Flankiert werden sollten diese Maßnahmen durch Qualifizierungsprogramme und andere, die strukturelle Arbeitslosigkeit abbauende Schritte. Die Strategie eines forcierten Sozialproduktwachstums wird als Ergänzungsmaßnahme betrachtet, die allerdings nur im Falle eines qualitativen Wachstums befürwortet wird.
Verzeichnis der Tabellen (ZA-Datenbank HISTAT): A. Tabellen des Autors (H. Tschenscher) A.1 Jahresdaten I A.2 Quartalsdaten A.3 Jahresdaten II
B. Wirtschaftliche Rahmendaten (aus den Jahresgutachten des Sachverständigenrats) B.1 Bevölkerung, Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit (1960-1990) B.2 Struktur der Arbeitslosigkeit (1960-1990) B.3a Bruttowertschöpfung, Bruttoninlandsprodukt, Sozialprodukt in jeweiligen Preisen (1960-1990) B.3b Bruttowertschöpfung, Bruttoninlandsprodukt, Sozialprodukt in Preisen von 1985 (1960-1990) B.4 Verteilung des Volkseinkommens (1960-1990) B.5 Einkommen, Produktivität und Lohnstückkosten (1960-1990) B.6 Einkommen und Einkommensverwendung der privaten Haushalte (1960-1990) B.7a Privater Verbrauch nach Verwendungszwecken in jeweiligen Preisen (1960-1990) B.7b Privater Verbrauch nach Verwendungszwecken in Preisen von 1985 (1960-1990) B.8 Geldbestände (1960-1989) B.9 Löhne und Gehälter (1960-1990)
C. Preisindices (Statistisches Bundesamt Wiesbaden) C.1 Preisindex für die Lebenshaltung, 1985=100, 4-Personen-Haushalte (1962-1990) C.2 Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte, 1985=100 (1962-1990) C.3 Preisindex für die Lebenshaltung, 1985=100 (1962-1990)
D. Ergänzende Tabellen D.1a Struktur der Arbeitslosigkeit (1975-1991) D.1b Struktur der Arbeitslosigkeit (1960-1990) D.2 Entwicklung der Lohnstückkosten (1960-1990) D.3 Schuldenquote der öffentlichen Haushalte in der BRD (1960-1990)
Einstellung zum Euro. Euro-Münzen und Euro-Banknoten. Der Euro als mentaler Maßstab für Preisberechnungen. Einfluss des Euro auf das Reisen. Makroökonomische Einschätzungen. Einstellung zu Wirtschaftsreformen.
Die Frage "Warum Arbeitslosigkeit?" gehört seit der Weltwirtschaftskrise zu den zentralen Themen der Wirtschaftstheorie. Arbeitslosigkeit gehört nach wie vor zu den wichtigsten Problemen der Wirtschaftspolitik der Industrieländer. Arbeitslosigkeit hat unterschiedliche Ursachen und verlangt unterschiedliche Gegenmaßnahmen. "Arbeitslosigkeit und Inflation stehen – neben der Umweltzerstörung – im Mittelpunkt der wirtschaftspolitischen Diskussionen über gesamtwirtschaftliche Probleme und als die größten Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik betrachtet. Je nach der Höhe der Arbeitslosigkeit geraten dabei teils stärker die Inflation, teils stärker die Arbeitslosigkeit oder – wenn beide ein bedenkliches Niveau erreicht haben – beide Problem gleichzeitig ins Blickfeld. Sie müssen jedoch in jedem Fall gemeinsam analysiert werden, weil sie nicht voneinander unabhängig sind. So zeigt u.a. die Erfahrung der letzten Jahre, dass die Bekämpfung der Inflation zumindest vorübergehend – möglicherweise aber auch auf Dauer – zu mehr Arbeitslosigkeit führt. Umgekehrt kann die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit unter Umständen die Inflationsrate erhöhen … Arbeitslosigkeit und Inflation sind gesamtwirtschaftliche Probleme. Das Niveau beider Fehlentwicklungen wird durch das Verhältnis in der gesamten Wirtschaft bestimmt. Es ist daher zwingend, sie mit Hilfe der makroökonomischen Theorie zu analysieren, die Aussagen über gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge macht. Beide Probleme werden durch strukturelle Faktoren verstärkt, die ebenfalls untersucht werden müssen. Die makroökonomische Analyse ist dadurch gekennzeichnet, dass sie nicht – wie die Mikroökonomie – von den einzelnen individuellen Entscheidungsträgern ausgeht, sondern entweder diese selbst oder die Objekte ihrer Entscheidungen zu gesamtwirtschaftlichen Aggregaten zusammenfasst. Der übliche Weg besteht darin, im ersten Schritt die Entscheidungsträger zu den Aggregaten "Private Haushalte", "Unternehmen" und "Staat" zusammenzufassen und die Entscheidungen über die Einkommensverwendung zu den Aggregaten "Privater Verbrauch", "Investitionen" und "Staatsausgaben" (Kromphardt, Jürgen, 1998: Arbeitslosigkeit und Inflation. 2., neu bearbeitete A. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 17-18). Die makroökonomischen Ansätze zur Erklärung von Arbeitslosigkeit und Inflation sind in der Wirtschaftswissenschaft heftig umstritten. Der Autor unternimmt daher zunächst den Versuch, unterschiedliche Erklärungen von Arbeitslosigkeit und Inflation aus den konkurrierenden makroökonomischen Positionen darzustellen. So lassen sich im Kern u.a. fünf Typen von Arbeitslosigkeit unterscheiden: klassische Arbeitslosigkeit (Ursache: zu hohe Reallöhne); Keynessche Arbeitslosigkeit (Ursache: zu geringe Güternachfrage); Arbeitslosigkeit wegen fehlender Arbeitsplätze (Ursache: zu geringer Kapitalstock). Da diese Positionen vor allem deswegen gegensätzliche Erklärungen und Handlungsempfehlungen, weil sie auf unterschiedliche Vorstellungen über die Ausgangslage basieren. Der Autor unternimmt daher den Versuch, zentrale Positionen mit empirischen Daten auf der Makroebene zu konfrontieren, mit der Beschränkung: "Die Unmöglichkeit, Hypothesen und Theorien als richtig zu beweisen (zu 'verifizieren'), ist ein Erklärungsgrund dafür, dass die makroökonomischen Kontroversen zu keinem Abschluss gelangen, sondern in veränderter Form immer weiter geführt werden. Es kommt hinzu, dass wirtschaftstheoretische und wirtschaftspolitische Aussagen stets direkt oder indirekt wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen berühren; denn sämtliche wirtschaftspolitische Maßnahmen benachteiligen oder begünstigen nicht alle Personen und Personengruppen gleichmäßig, sondern unterschiedlich, manchmal in entgegen gesetzter Richtung" (Kromphardt, a.a.O., S. 20).
Datenübersicht (Tabellen in der ZA-Datenbank HISTAT): (1) Beschäftigungsentwicklung: Dargestellt durch die Entwicklung der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt und der Arbeitskräftebilanz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB, Nürnberg) nach dem Inlandskonzept (Beschäftigung mit Arbeitsort in Deutschland) Zur Charakterisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden Größen verwendet, die in der Berichterstattung der Bundesbank und der Bundesregierung eine zentrale Rolle spielen: (2) Geldwertentwicklung: Gemessen als Änderungsrate des Preisindex für die Lebenshaltung gegenüber dem Vorjahr (Inflationsrate) (3) Währungsreserven der Bank deutscher Länder bzw. Deutschen Bundesbank: Maß für die außenwirtschaftliche Lage und das Zahlungsbilanzziel der Notenbank (4 Entwicklung des Wirtschaftswachstums: Dargestellt durch die Wachstumsrate des nominalen und realen Bruttosozialprodukts (BSP) (5) Inflationsrate des Bruttoinlandprodukts (BIP), Geldmenge M(3), Wachstumsrate des Preisindex des BIP (6) Arbeitsproduktivität (= Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, Inlandskonzept) (7) Reallohn je Arbeitnehmer (brutto) (8) Wechselkurs: DM/$-Wechselkurs (Monatsdurchschnitte) (9) Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, Produktivität, ökonomisch aktive Bevölkerung, Realeinkommen, Arbeitslosenquote und Bereinigte Löhnquote (10) Zeitreihen im Zusammenhang mit der Arbeitsnachfrage (11) Bruttoinlandsprodukt, Arbeitsvolumen, Erwerbstätige, Arbeitszeit und Arbeitsproduktivität (12) Arbeitnehmerentgelt, Löhne und Gehälter (Inländer), Lohnkosten, Verdienste, Lohnstückkosten und Lohnquote (13) Realverdienste in dem produzierenden Gewerbe
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Hoffmann'sche Interpretation des Zusammenhanges "Finanzierung und Wirtschaftswachstum" (W.G. Hoffmann u.a., 1965: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Berlin u.a.), die nach Richard Tilly nicht unproblematisch ist. Hoffmann's "Finanzsektor" ist abhängig vom "realen", makroökonomischen System; er hat die Aufgabe, die Nettoinvestition durch Mobilisierung der Ersparnisse der Volkswirtschaft zu finanzieren. Hoffmanns Arbeiten haben die Rolle der Kreditbanken als Kapitalvermittler besonders hervorgehoben. Diese Rolle ist von einigen Schülern Hoffmanns bestätigt oder sogar noch verstärkt worden, so insbesondere von Eistert, E./Ringel, J. (1971) und Eistert, E. (1970). Trotz einiger Unterschiede hinsichtlich der Datenaufbereitung etc. ist die Methode der Identifikation zur Finanzierung des Wachstums im Grunde identisch mit Hoffmann: man vergleicht ex post Zahlen zur Nettokreditabgabe verschiedener Institutionen miteinander und mit makroökonomischen Größen wie dem Sozialprodukt oder der Nettoinvestition. Weil die Wachstumsraten der Kreditabgabe der Kreditbanken an Nichtbanken nach Saldierung wesentlich höher waren als die des Sozialproduktes oder der Nettoinvestition im Zeitraum 1880-1913 könnte man sagen, diese Banken hätten das Wirtschaftwachstum nicht gebremst und seien nach diesem Indikator zumindest als Wachstum erlaubende, wenn nicht sogar Wachstum fördernde Faktoren einzustufen. Im Mittelpunkt der Betrachtung von Tilly steht der Kapitalmarkt, d.h. die Wertpapierbörse; die Kreditbanken bleiben im Blockfeld, weil sie während der Zeit 1880-1913 zu den wichtigsten Akteuren im Kapitalmarkt zählten: als Vermittler bei Wertpapieremissionen und Kreditgeber bei Börsengeschäften aller Art. "Um die Bedeutung des Kapitalmarktes für das Wirtschaftswachstum in Deutschland herauszuarbeiten, genügt es aber nicht, die Entwicklung jenes Marktes mit ex post Daten zu belegen und mit den historischen Aufgaben zum Wachstum der deutschen Wirtschaft zu belegen und zu korrelieren. Der Beitrag einer gegebenen institutionellen Struktur oder Aktivität zum historisch beobachteten Wirtschaftswachstum kann nur über den Weg des Experiments, über die Konstruktion hypothetischer Alternativen, festgemacht werden. Für dieses Problem bietet das Mittel des internationalen Vergleichs … eine Lösung. Ich schlage als hypothetische Alternative den britischen Kapitalmarkt desselben Zeitraumes vor". Auf der deutschen Seite des Vergleichs geht es natürlich um die Rolle der Großbanken. Seit jeher sind enge Beziehungen zwischen Entwicklung der Großbanken und Entwicklung der Großindustrie konstatiert und z. T. auch nachgewiesen worden … In der britischen Wirtschaftsgeschichtsschreibung dagegen herrscht eher eine negative Einschätzung der Rolle des Kapitalmarktes in diesem Zeitabschnitt vor. Es hat noch kein Land jemals einen so hohen Anteil seiner Ersparnisse in andere Länder exportiert wie Großbritannien in der Zeit von 1870-1914 … Die Aufgabe des nun vorzunehmenden Vergleichs ist also klar definiert: festzustellen, ob signifikante Differenzen zwischen dem britischen und deutschen Kapitalmarkt hinsichtlich der Förderung des industriellen Wachstums nachweisbar sind" (Tilly, R. a.a.O., S. 264ff).
Themen
Datentabellen im Recherche- und Downloadsystem HISTAT (Thema: Geld und Währung, Finanzsektor):
A.01 Wertpapieremissionen Großbritannien und Deutschland, in Millionen Pfund und Mark (1882-1913) A.02 Nettoinvestitionen und industrielle Wertpapieremissionen in Großbritannien und Deutschland, Jahresdurchschnitte (1882-1913) A.03 Struktur der industriellen Neuemissionen Großbritanniens, in Tausend Pfund (1882-1912) A.04 Neuemissionen inländischer Industrie- und ausländische Wertpapiere in Deutschland, in Millionen Mark (1883-1913) A.05 Aktienrendite, Kapitalmarktzins und Anteil der Aktienemissionen an den Gesamtemissionen industrieller Wertpapiere in Deutschland und Großbritannien, in Prozent (1886-1912)
Gegenstand der Studie ist die Berechnung von Produktionsindizes der englischen Industrie. Die beiden Indizes für die Gesamtindustrie unterscheiden sich in der Einbeziehung und im Ausschluss des Baugewerbes. Weitere Indizes sind für jeden einzelnen Industriezweig Großbritanniens gebildet worden.
Aus makroökonomischer Sicht haben wichtige Forschungsergebnisse in den 90er Jahren die traditionelle Interpretation der "industriellen Revolution" wesentlich revidiert. Ausgangspunkt waren die Daten aus Walther G. Hoffmanns Arbeiten, auf dessen Basis ein eindeutiges Ansteigen der industriellen Wachstumsraten in Großbritannien ab 1780 beobachtet werden konnte. In der Diskussion über Ursachen, Verlauf und Eigenart der Industriellen Revolution in Großbritannien hat sich in den vergangenen Jahren eine neue Orthodoxie herausgebildet, die den umwälzenden Charakter der Industriellen Revolution entscheidend relativiert und das Jahrhundert von 1750 bis 1850 als eine Epoche weitgehend kontinuierlicher Weiterentwicklung von bereits angelegten Trends betrachtet.
Gingen Hoffmann (1940), Rostow (1960) und Dean/Cole (1962) noch davon aus, dass in Großbritannien um 1780 in Form des "take-off" ein abrupter Übergang zu einem selbst tragenden Wirtschaftswachstum stattgefunden hat, so betont die neue Orthodoxie gerade die Kontinuität der langfristigen Entwicklung.
Themen: Tabellen in der ZA-Onlinedatenbank HISTAT
A. Tabelle von W.G. Hoffmann - Indizes zur langfristigen wirtschaftlichen Entwicklung Großbritanniens (1700-1935) - Die Gewichte für den Index der industriellen Produktion des Vereinigten Königreichs (Gesamte Industrie=100) (1740-1924) - Die Entwicklung der industriellen Produktion des Vereinigten Königreichs (1740-1924) - Die Produktion und die Beschäftigung der Industrie in England und Wales (1841-1931) - Die Verteilung der in der Industrie Beschäftigten im Vereinigten Königreich (1841-1881) - Die direkt und indirekt ermittelten Nettoproduktionswerte der Industrie des Vereinigten Königreichs (1850-1930) - Die Indizes der industriellen Nettoproduktionswerte und der Lohnsumme im Vereinigten Königreich (1841-1931)
B. CLM-Indices der industriellen Produktion nach Crafts/Harley (1992): - Großbritannien: Revidierte CLM-Indices der industriellen Produktion (1700-1857) - Großbritannien: Das Wachstum der industriellen Produktion (in Prozent pro Jahr), verschiedene Schätzungen (1700-1841)
C. Nominaler Lohnindex nach David Greasley - Großbritannien: Nominaler Lohnindex nach David Greasley (1856 1913) - Großbritannien: Nominaler Lohnindex für den Dienstleistungssektor nach David Greasley (1856 1913)
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des von Franz Irsigler ab 1980 an der Universität Trier geleiteten - und von der Stiftung Volkswagenwerk fünf Jahre geförderten -Forschungsprojektes "Geld- und Währungsgeschichte Mitteleuropas im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit", in dem der Autor als Wiss. Mitarbeiter tätig war. Ziel des Projektes war eine möglichst vollständige Rekonstruktion der Geld- und Währungsverhältnisse in Mitteleuropa von ca. 1300 bis 1800. Erforderlich hierfür war nicht nur eine möglichst lückenlose Aufarbeitung von Geldkursen, Währungsmünzen und Rechengeldsystemen, sondern auch eine Darstellung und Erläuterung der Struktur und Wirkungsweise funktionaler Münzwährungssysteme. Die in allen frühneuzeitlichen Währungssystemen bestehende Dichotomie zwischen dem Rechengeld, das in seiner Funktion Zähl- und Messeinheit und dem umlaufenden Münzgeld als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel ist ein wesentliches Charakteristikum dieser Systeme. Die zuverlässige Rekonstruktion eines Rechengeldsystems erfordert sowohl eine Darstellung der 'offiziellen' als auch der meist davon abweichenden 'inoffiziellen' Währungsverhältnisse. Die Bedeutung dieses Dualismus zeigt sich vor allem dann, wenn sich aus den beiden Quellentypen unterschiedliche und nicht miteinander vergleichbare Münz- und Rechengeldwerte ableiten lassen. Die vorliegende Arbeit, die in konsequenter Fortsetzung des Trierer Forschungsprojektes entstanden ist, gibt zunächst einen Überblick über Daten, Struktur und Entwicklung europäischer Geld- und Währungssystemen, die mit entsprechenden, teils vorliegenden, teils neu zu erarbeitenden preisgeschichtlichen Informationen verknüpft werden, wobei sich die Erweiterung der Materialbasis vornehmlich auf den niederrheinischen/niederländischen Raum konzentriert. Als entscheidend für seine Untersuchung sieht der Autor die Herstellung der Verbindungen zwischen einerseits dem monetären und dem realwirtschaftlichern Bereich, andererseits zwischen Theorie und Empirie. "Ziel der Arbeit war es, die Rechengeldsysteme des Niederrheinraumes und deren Wertentwicklung für einen möglichst langen Zeitraum quantitativ darzustellen. Die spezielle Ausrichtung auf die Preis- und Lohngeschichte erforderliche Rekonstruktion konsistenter Zeitreihen zu den Gold- und Silbergewichtsäquivalenten der Rechenmünzen, bei der möglichst viele geldgeschichtlichen Quellen berücksichtigt werden sollten. Die Darstellung dieser Feingewichtsäquivalente sollte nicht nur das Basismaterial für die Umrechnung nomineller Preisangaben in Gramm Edelmetall bereitstellen, sonder auch die empirische Datenbasis für die Analyse der langfristigen Entwicklung des Münzgeldwertes im niederrheinischen Raum schaffen. Der Vergleich und die Analyse der niederrheinischen Rechengeldsysteme im Rahmen europäischer Rechengeldsysteme verfolgte vor allem drei Zielsetzungen: (1) Eine genaue Beschreibung der Rechengeldwertentwicklung im Hinblick auf regionale Besonderheiten und allgemeine Tendenzen. Hierbei erschien sowohl das absolute Silber- und Goldgewicht der Rechenmünzen als auch deren relative Entwertung von Interesse. Der Vergleich sollte monetäre Verflechtungen und die Existenz von Währungsräumen sichtbar machen, um so die Stellung des Niederrheinraumes im übergeordneten europäischen Gefüge beurteilen und analysieren zu können (2) Ein Vergleich der durch die Rechensysteme geprägten monetären Struktur mit der Struktur der Nominalpreise sollte es ermöglichen, die Repräsentativität der verwendeten Feingewichtäquivalente zu prüfen, und außerdem Anhaltspunkte für die Beurteilung der Abhängigkeit der Nominalpreise von Veränderungen des Rechengeldwerts geben. (3) Auf der Grundlage theoretischer Überlegungen sollte ein Vergleich der monetären Struktur mit der Preisstruktur Aufschluss darüber geben, inwieweit die Weiterentwicklung eines Rechengeldsystems als Indikator allgemeiner ökonomischer Prozesse fungieren kann" (Metz, R., a.a.O., S. 329). "In den ersten Abschnitten der Arbeit werden neben einigen begrifflichen Grundlagen das Entstehen und die Wirkungsweise funktionaler Münzwährungssysteme beschrieben. Von zentralem Interesse sind dabei die verschiedenen Möglichkeiten der Wertbestimmung des Rechengeldes. Im Abschnitt "Münzprägung, Münzkurse und Rechengeldwerte niederrheinischer Städte" wird versucht, möglichst lange Reihen zu Kursen und Feingewichtswerten umlaufender und geprägter Münzen zusammenzustellen, um damit für den Niederrheinraum sowohl die Struktur als auch die Feingewichtsäquivalente der Rechengeldsysteme sowie das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber zu rekonstruieren. Diese Kurse und Feingewichtsäquivalente sind die empirische Basis für die im Abschnitt "Epochen rheinischer Geldgeschichte" versuchte Charakterisierung der Entwicklung des Rechengeldwerts und der Währungsverhältnisse. Das Interesse konzentriert sich dabei, auf den lang¬fristigen Wertverfall des Rechengeldes sowie auf den Dualismus zwischen norma-tiven und realen Werten. Sowohl der Vergleich der für den Niederrheinraum festgestellten Verhältnisse mit anderen Währungssystemen Europas als auch die Notwendigkeit, die Repräsentativität der dargestellten Entwicklungen zu überprüfen, erfordert eine umfassende Darstellung der durch die bisherige Forschung aufgearbeiteten Rechengeldsysteme. Im Abschnitt "Rechengeldsysteme europäischer Räume und Städte" werden zuerst die von Elsas dargestellten Rechengeldsysteme erläutert - und in weiten Bereichen auch revidiert -, um dann abschließend noch zahlreiche andere europäische Rechengeldsysteme darzustellen. Die Intention besteht vor allem darin, die Qualität des Materials abzuschätzen, um damit bestehende Unterschiede und Vergleichsmöglichkeiten deutlicher benennen zu können. Die theoretischen Beziehungen zwischen Feingewichtsäquivalenten, Geldwert, Geldmenge und Preisniveau werden im Abschnitt "Über den Zusammenhang zwischen Geld und Preisen" ausführlich erörtert. Darüber hinaus wird im Abschnitt "Zur Struktur und makroökonomischen Relevanz der Rechengeldsysteme" versucht, die Bedeutung und Aussagekraft der Wertentwicklung der Rechengeldsysteme in einem sowohl die Preise als auch die Währungsverhältnisse berücksichtigenden, makroökonomisch orientierten Modells zu skizzieren. Die hierbei thematisierten, vorwiegend theoretischen Zusammenhänge dienen als Interpretationsgerüst für die vergleichende Darstellung und Analyse sowohl der Rechengeldsysteme als auch der Preise. Die Frage, ob sich monetäre Strukturen darstellen lassen, ob sich die Bedeutung dieser monetären Strukturen für die ökonomische Entwicklung empirisch feststellen lässt und nicht zuletzt die Frage, wie repräsentativ das verwendete Datenmaterial überhaupt ist, stehen im Mittelpunkt des Abschnitts "Zur Struktur europäischer Rechengeldsysteme" (Metz, R., a.a.O., S. 10f).
Zu den Daten: Die Datentabellen stellen eine Datenauswahl aus dem archivierten Gesamtdatenbestand der Studie dar. Der Gesamtbestand steht auf Anfrage unter der Studiennummer ZA8055 im GESIS Datenarchiv zur Verfügung.
Zeitreihen aus dem Textteil (zu den wiedergegebenen Grafiken: Tab. 01 Geld- und Wechselkurse ausgewählter Städte (1300-1815) Ausgewählte Tabellen aus dem Anhang der Publikation: A.3.a Inoffizielle Kurse, Rechengeldwerte und Gold/Silberverhältnis in Köln (1399-1455) A.3.b Inoffizielle Kurse, Rechengeldwerte und Gold/Silberverhältnis in Köln (1464-1527) A.3.c Inoffizielle Kurse, Rechengeldwerte und Gold/Silberverhältnis in Köln (1528-1559) A.3.d Inoffizielle Kurse, Rechengeldwerte und Gold/Silberverhältnis in Köln (1560-1591) A.3.e Inoffizielle Kurse, Rechengeldwerte und Gold/Silberverhältnis in Köln (1592-1651) A.5 Kurse des Goldgulden in Düren, Jülich, Koblenz, Wesel, Köln (1453-1619) A.6 Kurse des Raderalbus in Düren, Jülich, Koblenz und Köln (1453-1620) A.8 Silberfeingewicht der Rechenmark in Aachen und Köln sowie die verschiedenen Wertverhältnisse der Aachener und Kölner Mark (1372-1781)$
Die vorliegende Untersuchung verfolgt das Ziel, die industriellen Finanz- und Investitionsentscheidungen deutscher Großunternehmen während des industriewirtschaftlichen Ausbaus 1870-1913 mit Hilfe bestimmter Indikatoren aus dem Unternehmensbereich sowohl zu beschreiben als auch zu erklären. Die Arbeit soll generelle Aussagen über das Investitionsverhalten von Aktiengesellschaften hervorbringen. Infolgedessen wurde das Blickfeld nicht auf einzelne Unternehmen eingeengt, sondern es wurden auf der Grundlage einer Stichprobenauswahl die Bilanzen von Industriegesellschaften dazu verwandt, die Finanzentscheidungen, die Geldnachfrage und die Determinanten der Realkapitalinvestition mikroökonomischer Entscheidungseinheiten innerhalb eines makroökonomischen Rahmens (Kapitalmarkt) zu erklären. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht eine Analyse der Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und Geschäftsberichte von Industrie – Aktiengesellschaften, welche innerhalb des Deutschen Reiches von 1870 bestanden haben. Aus quellentechnischen Gründen als auch aus analytischen Gründen konzentriert sich die Untersuchung auf Großunternehmen. Die Untersuchung wurde auf der Basis von zwei Stichproben durchgeführt: (a) Für acht Erhebungszeitpunkte wurden in Abständen von 5 Jahren ab 1870 (Ausnahme: 1875) jeweils getrennt Zufallsstichproben vom Umfang n = 100 gezogen, die den Anforderungen der Repräsentativität für das jeweilige Jahr entspricht (Ausnahmen: 1870 Totalerhebung mit n = 44 Unternehmen; 1880, n = 95 Unternehmen). Mit dieser Stichprobenbildung ist jedoch keine kontinuierliche Betrachtung einzelner Unternehmen über den gesamten Untersuchungszeitraum möglich, da sich die Zusammenstellung des Samples gemäß der Zufallsauswahl mit jedem erhobenen Jahr verändert. Daher wird in einer zweiten Auswahl (b) von 50 festen Unternehmen ausgegangen, die über einen längeren Zeitraum existieren und deren Bilanzen erhoben werden können. Damit ist die Kontinuität gesichert, man erhält aber ein höchst unrepräsentatives Sample, das nur die erfolgreichsten Unternehmen umfasst. Die Unternehmen wurden so ausgewählt, dass sie erstens möglichst vor 1870 gegründet worden waren und bis 1913 bestehen blieben; zweitens mussten sie im Jahre 1890 ein Aktienkapital von mindestens 1 Mill. Mark aufweisen, um dem Anspruch des "Großunternehmens" gerecht zu werden. Diese zweite Stichprobe (b) sollte gerade die konjunkturellen Schwankungen und längerfristigen Trends – welche nur indirekt durch die Zufallsstichprobe (a) wiedergegeben werden – genauer berücksichtigen. Aus diesem Grunde liegt der Schwerpunkt der Analyse auf dieser "kontinuierlichen Stichprobe (b). Zentrale Variablen der Stichproben: Bilanzsumme, Sachanlagevermögen, Vorräte, kurzfristiges Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital, Reingewinn, Abschreibungen, Betriebsergebnis, Dividende. Zentrale Kennziffern (Relationsziffern) der Stichproben: Liquiditätsquote, Liquidität 1. Grades, Verschuldungsgrad, Gesamtkapitalrentabilität, 'Eigenkapitalrentabilität, Kurzfristige Verschuldungsrelation, Sachanlageintensität, Vermögensstruktur, Abschreibungssatz, Anlagevermögensdeckung.
Siehe auch den Beitrag von Richard Tilly, 1978: Das Wachstum industrieller Großunternehmen in Deutschland 1890 – 1911. Archiv-Nr.: ZA8455; in HISTAT), der sich auf die vorliegenden Daten von Rudi Rettig stützt.
Datentabellen in HISTAT: A.01 Datentabellen der Zufallsstichprobe: Gewogene und ungewogene Mittelwerte; Standardabweichungen; Relationsziffern) A.02 Datentabellen der kontinuierlichen Stichprobe (Gewogene und ungewogene Mittelwerte; Relationsziffern) Zentrale Variablen: Bilanzsumme, Sachanlagevermögen, Vorräte, kurzfristiges Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital, Reingewinn, Abschreibungen, Betriebsergebnis, Dividende. Zentrale Kennziffern (Relationsziffern): Liquiditätsquote, Liquidität 1. Grades, Verschuldungsgrad, Gesamtkapitalrentabilität, 'Eigenkapitalrentabilität, Kurzfristige Verschuldungsrelation, Sachanlageintensität, Vermögensstruktur, Abschreibungssatz, Anlagevermögensdeckung. B. Tabellen aus dem Textteil B.01 Modifizierte Bewegungsbilanz für die "kontinuierliche" Stichprobe, Gewogene Mittelwerte (1881-1911) B.02 Dividendenausschüttungen, Gewogene Mittelwerte (1880-1911)
Die personelle Einkommensverteilung beantwortet die Frage, wie das Einkommen einer Volkswirtschaft auf einzelne Personen oder Gruppen (z.B. Privathaushalte) verteilt ist. Bei der Interpretation der verfügbaren Daten ist die unterschiedliche Verwendung des Begriffs 'Einkommen' zu beachten, weil in den verschiedenen Untersuchungen zwischen Bruttoeinkommen, Einkünften, zu versteuerndem Einkommen und Nettoeinkommen oder verfügbarem Einkommen unterschieden werden muss. Die Einkommensverteilung beschreibt die Verteilung des laufenden Ergebnisses des Wirtschaftsprozesses nach Einkommensarten und Kategorien von Wirtschaftseinheiten. Die beiden Grundformen sind die Funktionelle und die personelle Einkommensverteilung. Die funktionelle Verteilung erfasst – in makroökonomischer Betrachtungsweise – die Einkommensanteile der gesamtwirtschaftlichen Faktorgruppen (Arbeit, Kapital) und setzt z.B. den Faktor Arbeit ins Verhältnis zum volkswirtschaftlichen Gesamteinkommen (Lohnquote). Die personelle Verteilung (Querverteilung) setzt die Höhe der Einkünfte der einzelnen Wirtschaftseinheiten in Beziehung zu der Anzahl der Personen, denen dieses Einkommen (möglicherweise auch aus mehreren Einkommensquellen) zugeflossen ist. Dabei werden die die Wirtschaftseinheiten nach der Höhe ihres Einkommens geordnet und zu Einkommensklassen zusammengefasst. In die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte fließen gewöhnlich mehrere Einkommensarten aus verschiedenen Quellen - Einkommen aus unselbständiger Arbeit, aus selbständiger Tätigkeit, aus Vermögen sowie aus laufenden Übertragungen (z.B. Rente, Pension, Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Kinder- und Erziehungsgeld) nach Abzug von Steuern, Sozialbeiträgen sowie Zinsen auf Konsumentenkredite – ein. Darüber hinaus ist zu beachten, dass neben dem Haupteinkommensbezieher häufig auch weitere Haushaltsmitglieder Einkommen beziehen. Mit Einnahmen von Wirtschaftseinheiten (Personen, private Haushalte) beschäftigen sich viele Statistiken (u.a. Verdienststatistiken, die Steuerstatistiken, die Mikrozensuserhebungen, die Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte). Diese Statistiken betrachten das Thema 'Einnahmen' unter verschiedenen Blickwinkeln und bedienen sich darüber hinaus einer abweichenden Terminologie. Eine unmittelbare Vergleichbarkeit ist damit nicht gegeben. Das Statistische Bundesamt ermittelt in zahlreichen Untersuchungen, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, das Einkommen der Bevölkerung. Namentlich sind dies die alle fünf Jahre gezogene Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) und die Laufenden Wirtschaftrechnungen (LWR), die in den übrigen Jahren erstellt werden. Hinzu kommt die vierjährliche Verdienststrukturerhebung (bis 2006 in unregelmäßigen Abständen als Gehalts- und Lohnstrukturerhebung, kurz GLS). Monatliche Einkommen über 18.000 € bleiben dabei unberücksichtigt. Die in Zusammenarbeit mit den Ländern alle drei Jahre erstellte Lohn- und Einkommensteuerstatistik als Vollerhebung erfasst auch Einkommen über 18.000 Euro. Die IAB-Beschäftigtenstichprobe (IABS) der Bundesagentur für Arbeit besteht seit 1975 und veröffentlicht auch Mikrodatensätze, die regionale Daten beinhalten. Die Datensätze enthalten Studien auf Basis von Tagesverdiensten von Vollzeitbeschäftigten. Selbstständige, Beamte, Teilzeit- und Niedriglohnbeschäftigte werden bei der IABS nicht erfasst. Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine Panel-Befragung, die seit 1984 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt wird. Es publiziert Stundenlöhne von Arbeitnehmern aller Gruppen und ergänzt diese mit zahlreichen sozioökonomischen Detailinformationen. In den vorliegenden Übersichten zur Einkommensverteilung sind die Ergebnisse der Lohn- und der Einkommensteuerstatistik sowie des Mikrozensus berücksichtigt.
Verzeichnis der Tabellen:
A. Ergebnis der Lohnsteuerstatistik A.01 Schichtung der Bruttojahreslöhne und -gehälter, Lohnsteuerstatistik (1950-2006)
B. Ergebnis der Einkommensteuerstatistik B.01 Schichtung der Jahreseinkünfte, Einkommensteuerstatistik (1950-2006)
C. Ergebnis des Mikrozensus C.01 Schichtung der Nettomonatseinkommen , Ergebnisse des Mikrozensus (1962-2001) C.02a Erwerbstätige insgesamt nach Nettoeinkommensgruppen im Früheren Bundesgebiet (1962 - 1989) C.02b Erwerbstätige insgesamt nach Nettoeinkommensgruppen, Früheres Bundesgebiet, Deutschland, Neue Länder und Berlin- Ost (1982-2001) C. 02c Erwerbstätige insgesamt nach monatlichem Nettoeinkommen, Deutschland (2002-2014) C.03a Erwerbstätige Männer nach monatlichem Nettoeinkommen im Früheren Bundesgebiet (1962-1989) C.03b Erwerbstätige Männer nach monatlichem Nettoeinkommen, Früheres Bundesgebiet, Deutschland, Neue Länder und Berlin- Ost (1982-2001) C.03c Erwerbstätige Männer nach monatlichem Nettoeinkommen, Deutschland (2002-2014) C.04a Erwerbstätige Frauen nach monatlichem Nettoeinkommen im Früheren Bundesgebiet (1962-1989) C.04b Erwerbstätige Frauen nach monatlichem Nettoeinkommen im Früheren Bundesgebiet, Deutschland, in den Neuen Ländern und Berlin- Ost (1982-2001) C.04c Erwerbstätige Frauen nach monatlichem Nettoeinkommen, Deutschland (2002-2014)
Das mit dem René Kuczynski-Preis ausgezeichnete Buch "Planning Ahead and Falling Behind. The East Germany Economy in Comparison with West Germany 1936 – 2002" ist aus einer Dissertation an der Universität Groningen hervorgegangen und erhielt seine endgültige Gestalt am Zentrum für Deutschlandstudien der Universität Nijmegen und am Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Ziel der Untersuchung ist der Vergleich der wirtschaftlichen Entwicklung in Westdeutschland und Ostdeutschland (bzw. zwischen 1949 und 1991 der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik). Der Vergleich beruht vor allem auf makroökonomischen Daten, wobei das Bruttoinlandsprodukt und die Arbeitsproduktivität im Vordergrund stehen. Jaap Sleifer untersucht die Arbeitsproduktivität und Wachstum in Ostdeutschland in dem Bereich von Industrie, Landwirtschaft, öffentliche Versorgungsbetriebe, Bauwirtschaft sowie Transport- und Kommunikationswesen. Der Autor vergleicht die Entwicklung im mittleren Teil des Deutschen Reiches, in der DDR und den neuen Bundesländern mit den Fortschritten, die in den gleichen Bereichen in der BRD erzielt wurden. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, warum die Wirtschaft der DDR immer weiter hinter der westdeutschen Wirtschaft zurückblieb. Die Untersuchung enthält eine materialreiche und differenzierte empirische Analyse. Für die DDR werden lange Reihen der "Industrial Production from 1950 to 1992"und des "East Gross Domestic Product (East GDP)" von 1950 bis 1991 dargestellt. Die dazu beschriebene Methodik zur Berechnung dieser Reihen lässt erkennen, dass diese Reihen zu wesentlichen Teilen auf der sog. "Erzeugnisreihen - Methode" beruhen (für den Bereich des Produzierenden Gewerbes). Diese Methode wird seit langem für die Messung des Produktionswachstums in Form von Produktionsindizes in der amtlichen Industriestatistik vieler Staaten eingesetzt. So berechnet z.B. das Statistische Bundesamt periodisch den Index der Produktion für das Produzierende Gewerbe nach dieser Methode. Der entscheidende Unterschied zwischen den Berechnungen des Produktionsindex vom Statistischen Bundesamt und der von Jaap Sleifer angewendeten Methoden besteht darin, dass die verwendeten langfristigen Reihen für ausgewählte Erzeugnispositionen nur deren Produktionsentwicklung im Naturalausdruck widerspiegeln (z.B. in Tonnen, in Stück, in Quadratmeter). Die Nutzung von Erzeugnisreihen für die Berechnung des BIP der DDR soll die Probleme beseitigen, die mit einer preislichen Bewertung zusammenhängen. Die Sicherung der Vergleichbarkeit des Inhalts der Erzeugnisabgrenzungen für längere Zeitperioden wird durch die Verkettung von Unterperioden mit einer wechselnden Erzeugnisauswahl begegnet. Zur Aggregation der Einzelreihen zum BIP muss auf eine wertmäßige Struktur zurückgegriffen werden. In dieser Untersuchung wurde zur Zusammenfassung für die Industrie insgesamt der wertmäßige Brutto-Output der westdeutschen Industrie des Jahres 1991 verwendet. Der Autor diskutiert die Probleme und Einschränkungen einer Berechnung der Produktionsentwicklung, die ausschließlich auf der Grundlage von Erzeugnissen im Naturalausdruck und den Problemen einer volkswirtschaftlichen Hochrechnung dieser Daten. Die Gliederung der Untersuchung erfolgt nach vier Perioden; 1935-1950; 1950-1989; 1989-1991; 1991-2003. Der Autor zeigt, dass der entscheidende Rückfall der ostdeutschen Wirtschaft gegenüber der westdeutschen in der Periode 1936 bis 1950 erfolgte, vor allem in den Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegsjahren sowie am Beginn des "Kalten Krieges". In der Periode der beiden deutschen Staaten konnte die Volkswirtschaft der DDR den Absturz in der ersten Periode nicht mehr aufholen. Der Abstand zur westdeutschen Wirtschaft vergrößerte sich in der zweite Periode hinsichtlich des Bruttoinlandprodukts und der Arbeitsproduktivität. Diese Entwicklung beschleunigte sich noch einmal in der Übergangsperiode 1989 bis 1991. Die vierte Periode nach der Wiedervereinigung 1991 bis 2003 wird in der Arbeit nur kurz behandelt. Dabei erweisen sich nur die Jahre 1991 bis 1995 als Phase des Aufholens der ostdeutschen Wirtschaft. Das Ergebnis der Analyse von Jaap Sleifer steht ganz im Gegensatz zur Mainstream-Auffassung, wonach das Zurückbleiben Ostdeutschlands vor allem "systembedingt", d.h. auf die "falsche" Wirtschaftsordnung zurückzuführen war. Denn das entscheidende Zurückfallen der scheint weitgehend auch vor Einführung des planwirtschaftlichen Systems erfolgt zu sein und in einer zweiten Phase kurz vor dessen Zusammenbruch.
Datentabellen in HISTAT: Anhang A.: Zeitreihen für den industriellen Sektor A.01 Industrieproduktion ins West- und Ostdeutschland (1936-1954) A.02 Beschäftigung in der Industrie und Kapitalstock (1936-1954) A.03 Industrielle Produktion in der DDR und in Deutschland, Index 1950 = 100 (1936 – 1992) A.04 Beschäftigung in der Industrie der DDR, in Tausend (1950- 1989) A.05 Durchschnittliche jährliche Arbeitsstunden pro Beschäftigten, DDR und Bundesrepublik Deutschland (1950-1989) Anhang B.: Zeitreihen für die gesamte Volkswirtschaft B.01 Bruttoinlandsprodukt der DDR nach Wirtschaftszweigen, Index 1950 = 100 (1950-1991) B.02 Beschäftigte in der DDR nach Wirtschaftszweigen, in Tausend (1950-1992)
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wettbewerbsfähigkeit und Krise der deutschen Schiffbauindustrie sowie den Unternehmensstrategien deutscher Werften im Zeitraum von 1945 bis 1990. Angestrebt wird die Integration einer beschreibenden Branchengeschichte mit einer systematischen Analyse der den Wettbewerb auf dem Schiffsneubaumarkt bestimmenden Faktoren. Darauf aufbauend soll in Fallstudien geklärt werden, welche Unternehmensstrategien einzelne Werften verfolgten und zu welchem ökonomischen Erfolg diese führten. Ziel der Untersuchung ist es, Erkenntnisse über die Wettbewerbsfähigkeit der Branche insgesamt sowie der behandelten Unternehmen (AG "Weser", Blohm + Voss, Meyer Werft) zu gewinnen. Es soll herausgefunden werden, inwieweit die tatsächlich gewählten bzw. implizit verfolgten Strategien der Werften die in dieser Arbeit identifizierten nationalen und unternehmensindividuellen Wettbewerbsvorteile und -nachteile berücksichtigten. Weiterhin ist zu fragen, ob die Branche makroökonomischen Zwängen unterlag, die eine bestimmte Entwicklung von Unternehmen unausweichlich werden ließen, oder ob die Werften auf der Mikroebene Spielraum hatten, der es ihnen erlaubt hätte, geänderte Rahmenbedingungen zu antizipieren bzw. sich an diese anzupassen. Denk¬bare Resultate sind, dass die Unternehmensstrategien keinen bedeutenden Einfluss auf Überleben und ökonomischen Erfolg einzelner Werften hatten oder dass einige Strategien anderen für den Zeitraum von 1945 bis 1990 überlegen waren. In dieser Arbeit wird unter Wettbewerbsfähigkeit die Fähigkeit verstanden, Schiffe am internationalen Schiffsneubaumarkt absetzen zu können, ohne die Unternehmensziele zu gefährden. Im Gegensatz zur volkswirtschaftlichen Sicht, die die Wettbewerbsfähigkeit einer gesamten Volkswirtschaft betrachtet, wird hier die Wettbewerbsfähigkeit einer Branche bzw. einzelner Unternehmen in den Mittelpunkt gerückt. Der Schiffsneubaumarkt ist ein globaler Markt, der nach verschiedenen Segmenten aufgeteilt werden kann. Daher ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Werftindustrie jeweils im Hinblick auf einzelne Schiffstypen zu untersuchen. Sie wird von den nationalen und unternehmensindividuellen Wettbewerbsvorteilen und -nachteilen bestimmt. Während die ersten auf der Ebene der Gesamtwirtschaft oder der Branche wirken, sind die zweiten ausschließlich beim einzelnen Unternehmen zu suchen. Die deutsche Schiffbauindustrie gilt seit Mitte der 1970er Jahre als Krisenbranche. Die strukturelle Krise der deutschen Werftindustrie wird im Laufe der Arbeit untersucht, sie wird anhand verschiedener Indikatoren identifiziert. Auf der Grundlage des referierten Forschungsstandes werden die Entwicklungslinien der deutschen Schiffbauindustrie bis 1990 mit Hilfe des Modells des Schiffneubaumarktes herausgearbeitet. Es folgt die Untersuchung der in der Branche wirkenden Wettbewerbskräfte für den Zeitraum 1945 bis 1990, im in einem zusammenfassenden Abschnitt die aus ihnen resultierenden nationalen Wettbewerbsvorteil und –nachteile benennen und datieren zu können. Für den Zeitraum 1945 - 1990 werden vier Teilperioden unterschieden. Die erste Teilperiode deckt die Jahre 1945 bis 1951 ab, in denen die deutsche Schiffbauindustrie unter alliierten Produktionsbeschränkungen arbeitete. Die zweite Teilperiode umfasst die Jahre 1952 bis 1961, und beginnt damit im ersten "Normaljahr" der Schiffbauindustrie nach dem Krieg und endet mit dem letzten Jahr der weltweiten Schiffbaukrise von 1957 bis 1961. Der folgende Zeitraum reicht bis 1975, dem Jahr, das für das Ende des Tankerbooms steht. Die vierte Teilperiode erstreckt sich bis 1990, dem Ende des Untersuchungszeitraumes. Die Betrachtungen für die Jahre 1945 – 1990 werden abgeschlossen mit einer Untersuchung von Indikatoren zur Identifizierung der strukturellen Krise der deutschen Schiffbauindustrie.
Themen
Datentabellen in HISTAT (Thema: Produktion: Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Industrie):
A. Tabellen aus dem laufenden Text A.01 Beschäftigte der deutschen Schiffbauindustrie (1976-1990) A.02 Bedeutung des Containerschiffbau für deutsche Werften (1969-1990) A.03 Personenverkehr über den Nordatlantik (1946-1970) A.04 Marktanteile für See- und Flugverkehr nach Gewicht und Wert der transportierten Güter im Außenhandel der USA (1965-1975) A.05 Subventionierung der deutschen Schiffbauindustrie und Subventionsindikatoren (1966-1990) A.06 Werfthilfen von (1966-1990)
B. Tabellen aus dem Anhang B.01 Ablieferungen der deutschen Schiffbauindustrie (1873-1940) B.02 Ablieferungen der deutschen Schiffbauindustrie (1948-1990) B.03 Beschäftigte in der deutschen Schiffbauindustrie (1948-1990) B.04 Preisindizes (1950-1990) B.05 Bruttostundenverdienste männlicher Arbeiter in der deutschen Schiffbauindustrie (1957-1990) B.06 Bruttoeinkommen in der deutschen Schiffbauindustrie (1960-1990) B.07 Bruttowertschöpfung in der deutschen Schiffbauindustrie (1960-1990) B.08 Neubauproduktion im deutschen Seeschiffbau (1957-1990) B.09 Arbeiter im Schiffsneubau, bezahlte Wochenstunden und Fertigungsstunden in der deutschen Schiffbauindustrie (1957-1990) B.10 Arbeitsproduktivitäten (physische Produktivitäten) in der deutschen Schiffbauindustrie (1957-1990) B.11 Arbeitsproduktivitäten (Wertproduktivitäten) in der deutschen Schiffbauindustrie (1957-1990) B.12 Subventionsarten (nominale Werte) in der deutschen Schiffbauindustrie (1966-1990) B.13 Subventionsarten (reale Werte) in der deutschen Schiffbauindustrie (1966-1990) B.14 Nettowertschöpfung in der deutschen Schiffbauindustrie (1960-1990) B.15 AG "Weser": Ablieferungen, Koeffizienten der Produktionsstruktur und Marktanteile (1949-1983) B.16 AG "Weser" (Gesamtunternehmen): Gewinne/Verluste und Beschäftigte (1948-1983) B.17 Blohm+Voss: Ablieferungen, Koeffizienten der Produktionsstruktur und Marktanteile (1954-1990) B.18 Blohm+Voss: Gewinne/Verluste und Beschäftigte (1954-1990) B.19 Meyer Werft: Ablieferungen, Koeffizienten der Produktionsstruktur und Marktanteile (1948-1990)
In der sogenannten zweiten Phase der deutschen Industrialisierung von 1870 bis 1914 konzentrierte sich augenfällig die Kapitalakkumulation in Großunternehmen des Industrie- und Bankensektors. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft 1870 bis 1913 ist nicht zuletzt ein Wachstum industrieller Großunternehmen gewesen. Rein rechnerisch lässt sich das anhand der Entwicklung der Industrie-Aktiengesellschaften nachweisen (da sich Großunternehmen und Industrie-Aktiengesellschaften stark überschneiden). Nach Schätzungen von Walter G. Hoffmann (1965) stieg der Wert des Nettokapitals (definiert als Eigen- und Fremdkapital abzüglich Geldvermögen) von Industrieaktiengesellschaften zwischen 1882 und 1913 von 13 auf 18 Prozent des Wertes des rasch anwachsenden gewerblichen Kapitalstocks. Zwischen 1870 und 1913 stieg der Wert des Nettokapitals der sogenannten Kreditbanken (Aktienbanken ohne Pfandbrief- oder Notenzirkulation) von ca. 492 Mill. Mark auf fast 15 Milliarden Mark, d.h. noch stärker als das Kapital der Industrieunternehmen. David Landes Darstellung der westeuropäischen Industrialisierung (dt.: Der entfesselte Prometheus: technologischer Wandel und industrielle Entwicklung in Westeuropa von 1750 bis zur Gegenwart, Köln 1973) sieht gerade in der Verbindung zwischen Aktiengesellschaften, Großunternehmen und modernen industriellen Technologien den Hauptgrund für den phänomenalen Industriealisierungserfolg Deutschlands zwischen 1870 und 1913. Es fehlen allerdings noch immer Untersuchungen über industrielle Großunternehmen, die systematisch deren Wachstum erklären und in Beziehung zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bringen. Ekkehard Eistert, ein Schüler Walter G. Hoffmanns, hat den ersten neueren Versuch zur quantitativen Bestimmung des Wachstumsbeitrages der deutschen Kreditbanken vorgelegt. "Das Ziel dieser Untersuchung ist es, den Einfluss des Bankensystems auf das wirtschaftliche Wachstum in Deutschland aufzuzeigen. Es stellt sich somit die Frage, ob die Politik der Banken das Wirtschaftswachstum gefördert, gehemmt oder ob sie sich ihm gegenüber neutral verhalten hat. Diese Fragestellung beinhaltet beide Alternativen des Wirkungs-Ursache-Zusammenhangs von wirtschaftlichem Wachstum und Bankensystem. Durch das Verhalten der Banken kann einerseits das Wirtschaftswachstum – als Kennzahlen dafür kommen beispielsweise die makroökonomische Größen Handelsvolumen und Sozialprodukt oder Gesamtumsätze und Wertschöpfung einzelner Wirtschaftssektoren in Betracht – positiv oder negativ beeinflusst werden. Andererseits kann die wirtschaftliche Entwicklung Ursache für Anpassungsvorgänge im Bankensystem sein" (Eistert, a. a. O., S. 16). Knapp zusammengefasst besteht seine Analyse somit aus einer Gegenüberstellung von Wachstumsindikatoren für den Bankensektor und der Gesamtwirtschaft. Unter dem Bankensystem (Bankensektor) werden die Reichsbank, die Privatnotenbanken und die Aktien – Kreditbanken zusammengefasst Außer Betracht bleiben die Privatbanken, da für die wegen mangelnden statistischen Materials die Mittelbereitstellung nicht zu quantifizieren ist. Nach Eistert kann dem Bankensystem nicht eine "kausale" sondern nur eine "erlaubende" Rolle im Wandlungsprozess zugeschrieben werden, und zwar nur dann, wenn die Bereitstellung von Finanzmitteln durch die Banken nicht zum Engpassfaktor wird. Für ihn hat daher das Bankensystem im deutschen Wachstumsprozess von 1883 bis 1913 eindeutig eine positive Rolle gespielt, weil sein Index der Mittelbereitstellung der Banken in diesem Zeitraum ein größeres Wachstum aufweist als der von ihm verwendete Index des Sozialprodukts. Genauer gesagt, sieht Eistert den verwendeten Index des Nettosozialprodukts zu Marktpreisen (in laufenden Preisen) als Ersatz für die theoretisch richtige Größe, das Handelsvolumen, da diese Größe nach Eistert die "volkseinkommenswirksamen Ausgaben" misst; auf diese wirkt der Einfluss der Mittelbereitstellung der Banken. "Als Ergebnis kann festgestellt werden, dass die Kreditgewährungen der Banken für volkseinkommenswirksame Ausgaben von 1885 – 1911 mit Ausnahme des Jahres 1893 schneller steigen als das Handelsvolumen. Der Teil des Finanzierungsspielraumes der Wirtschaftssubjekte, der durch die Banken beeinflusst wird, hat sich also im Verhältnis zu den zu finanzierenden produktiven Ausgaben im Zeitablauf erhöht" Eistert, a.a.O., S. 140).
Datentabellen in HISTAT (Thema: Geld und Währung, Finanzsektor): Tab. 01 Die in Umlauf gekommenen Wechsel und der durchschnittliche Wechselumlauf Deutschlands, in Mio Mark (1883-1913) Tab. 02 Die Bestände ausländischer Wechsel von einzelnen Banken am Jahresende, in Tausend Mark (1883-1913) Tab. 03 Die Schätzung ausländischer Wechselbestände der Gesellschaft am Jahresende (1883-1913) Tab. 04 Die Ermittlung der inländischen Wechselanlage von den Geschäftsbanken im Jahresdurchschnitt (1883-1913) Tab. 05 Die Ermittlung der von den Geschäftsbanken und der Reichsbank angekauften inländischen Wechsel, in Mio Mark (1883-1913) Tab. 06 Die Mittelbereitstellung der Reichsbank und der Geschäftsbanken in Mio Mark und die jeweiligen Anteile an der maximal möglichen Mittelbereitstellung mittels inländischer Wechsel Tab. 07 Die Berechnung der Mittelbereitstellung von der Reichsbank mittels Lombardkredite in Tausend Mark (1883-1913) Tab. 08 Die Erfassung des Bestandes an Kontokorrentkrediten der Geschäftsbanken am Jahresende in Tausend Mark (1883-1913) Tab. 09a Essener Credit- Anstalt, Danziger Privat- Aktien- Bank und Deutsche Bank (1901-1913) Tab. 09b Dresdner Bank und Norddeutsche Bank (1907-1913) Tab. 09c Danziger Privat- Aktien- Bank und Bergisch- Märkische Bank (1883-1900) Tab. 10 Die statistische Messzahl (M) der Berliner Großbanken, der Provinzbanken und der gesamten Geschäftsbanken (1901-1913) Tab. 11 Index der statistischen Messzahl (M) der Bergisch- Märkischen Bank und der Danziger- Privat- Aktien- Bank zur Basis 1898 und M der gesamten Geschäftsbanken (1883-1900) Tab. 12 Die Mittelbereitstellung (Mb) der Geschäftsbanken mittels Kontokorrentkredite in Mio Mark (1883-1913) Tab. 13 Die Erfassung inländischer Wertpapiere der Placierungstechnik in Mio Mark (1896-1913) Tab. 14 Umrechnung von Etats- auf Kalenderjahre der Ausgabestatistik und Ausschaltung der inländischen Bankaktien, in Mio Mark (1896-1913) Tab. 15 Eliminierung der deutschen Pfandbriefe aus den gesamten inländischen Obligationen der Ausgabestatistik und die deutschen Staatsanleihen der Ausgabestatistik (1896-1913) Tab. 16 Die Mittelbereitstellung (Mb) der Banken mittels Wertpapiere, in Mio Mark (1896-1913) Tab. 17 Die Ermittlung inländischer Wertpapiere der Ausgabestatistik, in Mio Mark (1883-1895) Tab. 18 Die Mittelbereitstellung (Mb) der Banken mittels Wertpapiere, in Mio Mark (1883-1895) Tab. 19 Die Mittelbereitstellung (Mb) der Reichsbank und der Geschäftsbanken mittels angekaufter ausländischer Wechsel, in Mio Mark (1883-1913)
Das Unternehmen, seine Leitungsebene (Management / der Unternehmer) sowie die Beziehung des Unternehmens zur Umwelt sind Gegenstand unternehmensgeschichtlicher Fragestellungen. Ziel ist es, die komplexe Ereignisfülle historischer Entwicklungen an einem konkreten Beispiel aufzuarbeiten. Im Vordergrund steht der historische Prozeß des Unternehmens selbst. "Es gilt herauszufinden, wie Unternehmer/Unternehmen auf bestimmte Situationen bzw. allgemeine, soziale, politische und technische Entwicklungen reagiert haben." (S. 15).
"Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Württembergischen Cattunmanufaktur (WCM), einem Textilveredelungsunternehmen Württembergs, das 1754 gegründet wurde und bis 1966 produzierte. Bis heute wird das Unternehmen an der Stuttgarter Börse notiert, es dient wechselnden Eigentümern als Finanzierungs- und Verwaltungsgesellschaft." (S. 15)
Die Analyse des mehr als zweihundert Jahre umfassenden Materials behandelt die Entwicklung des Unternehmens von der Gründung, den Aufbaujahren, der Blüte, den Kriegs- und Nachkriegszeiten, bis hin zur Produktionseinstellung in einer Phase allgemeiner wirtschaftlicher Hochkonjunktur.
Bei der Analyse werden folgende drei Ansätze der Unternehmensgeschichte verbunden: - die empirische Beschreibung des Unternehmens anhand historischen Materials, - die fokussierte Betrachtung, um mit Hilfe einer Fragestellung an der Lösung von Problemen der Unternehmensgeschichte mitzuwirken, und - die analytische Bearbeitung, um Theorien der Unternehmensgeschichte zu prüfen und ggf. weiterzuentwickeln. "Die Geschichtsforschung ist auf das detaillierte Quellenstudium angewiesen, eine Verbindung der Ansätze ermöglicht es jedoch, von der Deskription über die Analyse zur Abstraktion und damit zu Aussagen mit allgemeingültiger Relevanz zu gelangen." (S. 14)
Zeit und Ort der Untersuchung:
Durch die Untersuchung einer mikroökonomischen Wirtschaftseinheit soll ein Beitrag zu Fragen der Unternehmensgeschichtsforschung und der makroökonomischen Wirtschaftsgeschichte Württembergs erstellt werden. Weiterhin bietet es sich an, exemplarisch den Lebenszyklus eines Unternehmens zu verfolgen und herauszufinden, welche Indikatoren unternehmerische Aktivitäten, Planungen und Entscheidungen auslösen und beeinflussen.
Die räumliche Abgrenzung wird durch den Standort des Unternehmens in Sulz in Heidenheim vorgegeben. Weitere Anknüpfungspunkte ergeben sich aufgrund der Lage und der Geschäftsverbindungen innerhalb von Württemberg und dem deutschen Raum. Damit steht fest, dass das Untersuchungsgebiet sich auf den Zollverein, das Deutsche Reich sowie die Bundesrepublik Deutschland in den Grenzen bis 1990 bezieht.
Die Gründung des Unternehmens sowie der Zeitpunkt der Produktionseinstellung grenzen den Zeitraum der Analyse ein, der zwischen 1754 und 1966 liegt. Auf die weitere Entwicklung des Unternehmens als Börsenwert bis in die Gegenwart wird im Rahmen der vorliegenden Studie bis 1984 eingegangen. Zur WCM: Die WCM beginnt 1754 mit dem Spinnen, Weben, Drucken und Veredeln von Baumwolle. 1774 erfolgt in Heidenheim/Brenz die Errichtung eines Zweigbetriebs. Sukzessive konzentriert sich auf diesen Fabrikationssandort in Heidenheim die gesamte Produktion. 1806 wird der Gründungsbetrieb in Sulz aufgegeben. In den Akten finden sich verschiedene Bezeichnungen für die Cattunmanufaktur, die sich zum einen nach den Associes richten (Meebold, Hartenstein & Cie; Meebold, Heinlein & Co; Meebold, Schühle & Co), oder nach den Standorten (Heidenheimer (Cattun-)Manufaktur; Sulzer (Cattun-)Manufaktur), oder nach den Druckstoffen (Cattunfabrik; Cattunmanufaktur; Indiennefabrik; Zitzmanufaktur). Als Tochterfirma der Cattunmanufaktur wird die 'Mechanische Baumwollspinnerei' eröffnet. Während das Stammhaus im Besitz der Familie Meebold bleibt und unter dem Namen 'Indiennemanufaktur (oder –fabrik)' weitergeführt wird, übernimmt 1822 der Gesellschafter Ludwig Hartmann die Baumwollspinnerei. 1830 entsteht die Tüllweberei (Tüllweberei Meebold & Glaser), die allerdings 1838 wieder eingestellt werden mußte. Die Bereiche 'Druckerei und Weberei', die von der Indiennemanufaktur wahrgenommen werden, werden als selbständiges Unternehmen (Cattundruckerei Meebold & Ostertag) ausgegliedert. Die Inhaber entwickeln den Bereich der Textilveredelung weiter. Der wachsende Kapitalbedarf erfordert die Umwandlung der Cattundruckerei in eine Kapitalgesellschaft, die ab 1856 als Württembergische Cattunmanufaktur AG (WCM AG) geführt wird.
Die Autorin spezifiziert ihre Fragestellung wie folgt:
Kernfrage der vorliegenden Studie ist die Analyse der Unternehmenspolitik als auch die Ausführung der formulierten Ziele und der einmal festgelegten Politik, oder - anders formuliert – es werden die Unternehmensstrategien des Managements der Württembergischen Cattunmanufaktur untersucht. Dabei wird das Unternehmen selber als Ergebnis von Entscheidungen und deren Realisierungen gesehen, welche die Stufen der Entwicklung von einem sogenannten "entrepreneurial enterprise" zu einem sogenannten "managerial enterprise" sind. Es stellen sich folgende Fragen: - Wie reagiert das Unternehmen in bestimmten Situationen? - Welche Vernetzungen sind zwischen den Entscheidungsträgern (Unternehmer und Manager) des Unternehmens entstanden? - Welche Vernetzungen sind zwischen dem Unternehmen selbst und der Umwelt (Standort, Staat, Markt) entstanden?
Der Begriff der Unternehmensstrategie: Mit diesem Begriff wird die Festlegung eines Unternehmens auf eine Unternehmenspolitik durch die Unternehmensleitung als Grundlage der Planung bezeichnet. Die Unternehmensführung bestimmt den Unternehmensablauf, der von langfristigen Handlungskonzepten geprägt wird. Die Strategie der Unternehmensführung hat die Erhaltung und Fortentwicklung des Unternehmens unter Wahrung der Liquidität und Beachtung der exogenen Rahmenbedingungen zum Ziel. Die Unternehmensführung formuliert Zielsetzungen und die Politik des Unternehmens, die dann implementiert, kontrolliert und ggf. korrigiert werden.
Quellen:
Das Wirtschaftsarchiv Hohenheim verfügt über einen umfassenden Bestand der Akten der WCM-AG. Weitere Primärquellen zur WCM in der Zeit des 18. Und 19. Jahrhunderts befinden sich in Staatsarchiven und Stadtarchiven. Die zahlreichen Briefwechsel der Unternehmer mit staatlichen Stellen ermöglichen eine Darstellung des Unternehmens aus eigener Sicht wie auch von außen. Unterlagen der Spinnerei Weberei Bayreuth, Hauptaktionär und beherrschende Gesellschaft der WCM-AG ab 1922, befinden sich in Privatbesitz und waren für die Arbeit nicht zugänglich. Jahresberichte der Industrie- und Handelskammern und die Oberamtsbeschreibungen sind die Basis für weitere detaillierte Informationen. Firmen- und Jubiläumsschriften sind eine weitere Quelle für die Analyse des Unternehmens. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass dieses Material von sehr unterschiedlicher Qualität ist. Die Autorin zieht darüber hinaus vorliegende wissenschaftliche Arbeiten für ihre Studie heran.
Abschließende Zusammenfassung, Aufbau der Arbeit:
Die Zeitreihen der vorliegenden Studie beziehen sich hauptsächlich auf: - Unternehmensführung (hier insbesondere auf die Personalfragen) - Produktionsbereich: d.h. Produktion unter Berücksichtigung des technischen Fortschritts - Markt- und Absatzfragen (insbesondere die Preisgestaltung) - Investitions- und Finanzierungsfragen. Aufgrund des sich wandelnden Charakters des Unternehmens bietet sich eine Unterteilung in zwei zeitliche Perioden an: - Die erste Phase (1754-1855) wird von der Unternehmerfamilie Meebold gestaltet. Hier ist der Unternehmer Subjekt des wirtschaftlichen Handelns. Diese Phase liegt in der vorindustriellen Periode der württembergischen Wirtschaftsgeschichte. - Die zweite Phase (1856-1966) beschreibt den Zeitraum, in dem das Unternehmen als eine Kapitalgesellschaft auftritt. Es wird von einer Personengruppe, den Gesellschaftern, geleitet und geprägt. Die Untersuchung einer Unternehmensgeschichte über zwei Jahrhunderte ermöglicht es, die Auswirkungen des technischen Fortschritts aufzuzeigen. Welche Rolle spielen Invention, Innovationen, Imitationen und Investitionen bei der WCM-AG? Wie wird der Prozeß der Substitution der Arbeitskraft durch Kapital bewerkstelligt?
Die Autorin resümiert, dass die Analyse der WCM den ständigen Strukturwandel von Wirtschaft und Gesellschaft verdeutlicht, der unternehmerisches Planen und Handeln beeinflusst. Die Darstellung der Unternehmensentwicklung zeigt die Bedingungen erfolgreichen unternehmerischen Handelns in verschiedenen Konstellationen und ermöglicht es, aus der Vergangenheitsbetrachtung auch mit Hilfe von Analogien Parallelen und Konsequenzen zum aktuellen Geschehen zu ziehen. Am Beispiel dieses einen Unternehmens zeigen sich viele Probleme, mit denen sich ein Unternehmen im Merkantilismus und in der Industrialisierung bis zur Neuzeit konfrontiert sah. Es werden wichtige Phasen und Situationen, die in der Entwicklung nahezu jedes Industrieunternehmens auftreten (i.e.: Unternehmensleitung, Kapitalbeschaffung, Qualifizierung und Bindung der Beschäftigten, Einkaufs- und Verkaufspolitik der Waren, Implementierung des Technischen Fortschritts), deutlich.
Datentabellen in HISTAT (Thema: Unternehmensgeschichte):
A. Die Sulzer Cattunmanufaktur, das Unternehmen der Familie Meebold (1754-1855) - Beschäftigte; Anzahl der Dampfmaschinen; Produktion; Entrichtete Zollbeträge
B. Die Württembergische Cattunmanufaktur AG (1856-1966) B.1 Ausgewählte Daten zu Kapital, Löhne, Investitionen und Anleihen B.2 Lange Reihen zu Bilanzen, Kennzahlen und Bewertungszahlen des börsennotierten Unternehmens WCM AG
Um 1913 stellte das Saarrevier die drittgrößte deutsche Montanregion dar, nach 1914 aber erreichten der Saarkohlenbergbau und die anderen Industriezweige der Region aufgrund weltwirtschaftlicher Strukturverschiebungen und wegen der politischen Ereignisse nicht mehr die Bedeutung, die sie noch vor dem Ersten Weltkrieg besessen hatten. 1914 endete der bis dahin nur von wenigen Konjunktureinbrüchen gestörte Wachstumsprozess der Saarregion, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit den ersten Innovationen und deutlichem Wachstum in den einzelnen Wirtschaftssektoren begonnen hatte und in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Beschleunigung erfuhr. Diese Umwälzung der hundert Jahre zwischen dem Wiener Kongress und dem Ersten Weltkrieg ist das Thema der Arbeit, die das Verlaufsmuster der wirtschaftlichen Entwicklung der Industrie in der Saarregion herausarbeiten will. Wachstum und Strukturwandel des sekundären Sektors der Saarregion während des 19. Jahrhunderts werden mit den Methoden der regional vergleichenden Wirtschaftsgeschichte untersucht. Berücksichtigung finden dabei sowohl die mikro- als auch die makroökonomische Ebene. Wachstum und Strukturwandel werden soweit wie möglich quantitativ erfasst und beschrieben. Das auf diese Weise erarbeitete Verlaufsmuster wird schließlich in einem Vergleich denjenigen der beiden großen anderen deutschen Montanregionen Ruhr und Oberschlesien gegenübergestellt. Die vollständige Analyse einer einzelnen, unabhängig von politisch-administrativen Grenzen definierten Wirtschaftsregion über einen längeren Zeitraum erweist sich dabei als eine gute Untersuchungseinheit, um den Ursachen und Abläufen des Phänomens Industrialisierung auf den Grund zu gehen.
Aufgrund des methodischen Konzeptes der Untersuchung kleinräumiger Wirtschaftsregionen und der formulierten methodischen Prämissen ergeben sich folgende konkrete Leitfragen für den Hauptteil der Untersuchung: - Welche Industriezweige waren in der Region vor 1918 vorhanden und welche trugen den Industrialisierungsprozess der Region? - Wie entwickelten sich die einzelnen Industriezweige und welchen Wachstumsverlauf wiesen sie auf? - Wie veränderte sich die sektorale Struktur bzw. die Gewerbestruktur? - Welche Rahmenbedingungen waren in der Region vorhanden? - Welche Infrastruktur bildete sich während des Industrialisierungsprozesses aus? - Welche Interdependenzen zeigen sich zwischen den Industriezweigen innerhalb der Region und inwieweit förderten oder hemmten die Außenbeziehungen der Region den Industrialisierungsverlauf der Saarregion?
Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen folgende Branchen: Der Steinkohlebergbau, die Eisenindustrie, das Glashüttengewerbe, die Keramikindustrie sowie weitere Gewerbe- und Industriezweige. "Ziel ist es, für die Branchen in der jeweiligen Periode die wesentlichen Kennzeichen herauszuarbeiten. Für beide Perioden sollen dann die verschiedenen Wachstumsverläufe der einzelnen Industriezweige und deren strukturelle Charakteristika sowie die Verflechtung zwischen den einzelnen Branchen zusammengefasst werden" (Banken, a.a.O., S. 52).
Die strukturellen Aspekte der Untersuchung lassen sich wie folgt zusammenfassen: Produktionsentwicklung und Beschäftigung, Unternehmens- und Marktstruktur, Technische Entwicklung und Arbeitsverhältnisse, Absatzverhältnisse und wirtschaftliche Ergebnisse.
Verzeichnis der Tabellen in HISTAT
I. Bevölkerung A3 Die Bevölkerungsentwicklung in der Saarregion 1820-1910 A4 Die Bevölkerungsentwicklung in den Kreisen der Saarregion 1815-1914 A5 Die Bevölkerungsentwicklung in den Kommunen der Saarregion 1815-1914
II. Der Steinkohlenbergbau A6 Kohlenförderung und Beschäftigungsentwicklung in der Saarregion vor 1815 A7 Die Steinkohlenförderung in der Saarregion 1817-1913 A8 Die Steinkohlenförderung und Beschäftigung in den Montanrevieren Ruhr, Saar und Oberschlesien 1816-1912 A9 Die Beschäftigung im Steinkohlenbergbau der Saarregion 1817-1913 A10 Die Entwicklung der staatlich-preußischen Steinkohlengruben in der Saarregion 1815-1913 A11 Die Entwicklung der privaten preußischen Steinkohlengruben in der Saarregion 1815-1913 A12 Die Entwicklung der staatlich-bayerischen Steinkohlengruben in der Saarregion 1815-1913 A13 Die Entwicklung der privaten bayerischen Steinkohlengruben der Saarregion 1878-1913 A14 Die Entwicklung der lothringischen Steinkohlengruben 1856-1913 A15 Löhne, Schichten, Förderleistungen und Förderpreise im Saarkohlenbergbau 1815-1913 A16 Die Begünstigungspreise der preußischen Staatsgruben in der Saarregion 1816-1859 A17 Wirtschaftliche Ergebnisse der Steinkohlenunternehmen in der Saarregion 1815-1914 A18 Die Entwicklung der Koksproduktion in der Saarregion 1815-1914 A49 Förderwerte, Erlöse und Kohlenpreise im Steinkohlenbergbau der Saarregion 1850-1913 A50 Absatzgebiete und Abnehmer der Saarkohlengruben 1850-1913 A51 Die Kostenstruktur der preußischen Staatsgruben an der Saar 1850-1900 A53 Die Investitionsentwicklung der preußischen Staatsgruben an der Saar 1850-1913 A54 Die Absatzgebiete des Saarkoks 1868-1908
III. Die Eisenindustrie A19 Die Entwicklung der Saareisenindustrie vor 1815 A20 Die Entwicklung der Eisenindustrie in der Saarregion 1815-1914 A21 Die Entwicklung der Eisenindustrie in den Revieren Ruhr, Saar, Mosel und Ober¬schlesien 1815-1914 A22 Die Entwicklung des Eisenerzbergbaus in der Rheinprovinz 1815-1870 A33 Wachstumsraten und Marktanteile der Eisenreviere Saar, Ruhr, Oberschlesien und Mosel im Deutschen Reich 1815-1914 A55 Der Minette- und Roheisenbezug der Saarregion 1850-1913 A56 Roheisenproduktionswerte, Auslastung und Höhe der Hochöfen an Saar, Ruhr, Mosel und in Oberschlesien 1850-1913 A58 Größe, Stahlproduktionswert- und Produktivitätsentwicklung der Stahlwerke in den Eisenregionen an Saar, Ruhr, Mosel und in Oberschlesien 1850-1913 A59 Die Entwicklung der Löhne in der Eisenindustrie der Saarregion 1850-1913 A60 Die Gewinne der Saareisenunternehmen 1856-1913
IV. Das Glashüttengewerbe In HISTAT keine Tabellen aufgenommen.
V. Beschäftigten in der Saarregion A36 Die Beschäftigung der Industrie Steine & Erden in der Saarregion 1815-1914 A39 Die Industriebeschäftigung in der Saarregion 1816-1913 A48 Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen in der Saarregion 1850-1913
Die folgenden Datentabellen wurden nicht in die Datenbank HISTAT aufgenommen: A23 Die Entwicklung der Eisenhütte Neunkirchen 1815-1914 A24 Die Entwicklung der Eisenhütte St. Ingbert 1815-1914 A25 Die Entwicklung der Dillinger Hütte und der Eisenwerke Geislautern, Bettingen und Münchweiler 1815-1914 A26 Die Entwicklung der Burbacher Eisenhütte 1857-1814 A27 Die Entwicklung der Völklinger Hütte 1873-1914 A28 Die Entwicklung der Halberger und Fischbacher Hütte 1815-1914 A29 Die Entwicklung des Stiringer Eisenwerks 1851-1898 A30 Die Entwicklung der Stahlhütte Goffontaine und ihrer Nebenwerke 1815-1872 A31 Die Entwicklung des Mannesmann Röhrenwerks Bous und des Saarbrücker Gußstahlwerks 1886-1914 A32 Die Entwicklung der Eisenwerke Kreuzwald, St. Fontaine, St. Louis, Oberhomburg und Falk 1815-1914 A34 Die Hochofenproduktion der Neunkircher Hütte 1837-1848 A35 Die Entwicklung der Glasindustrie in der Saarregion 1815-1914 A52 Vermögens-, Schulden- und Gewinnrechnung der St. Ingberter Grube 1870-1913 A57 Technische Daten und Produktionsergebnisse deutscher und belgischer Hochöfen 1860 A61 Der regionale Absatz der Saareisenhütten 1819-1844
A37 Die Beschäftigung in Betrieben der weiteren Gewerbe- und Industriezweige der Saarregion 1815-1914 A38 Die Beschäftigung in der Metallverarbeitung und dem Maschinenbau der Saarregion 1815-1914 A40 Die Beschäftigtenverteilung in der Saarregion 1882, 1895 und 1907 nach den Berufszählungen A41 Die Beschäftigtenverteilung in der Saarregion 1882, 1895 und 1907 nach den Gewerbezählungen A42 Die Beschäftigtenverteilung in den preußischen Saarkreisen nach den Berufs- und Gewerbezählungen 1861, 1867 und 1875 A43 Die Beschäftigtenverteilung in den lothringischen Saarkreisen 1859-1907 A44 Die Beschäftigtenverteilung in der Saarregion nach verschiedenen Erhebungen 1819-1852 A45 Die Beschäftigtenverteilung in der Saarregion nach verschiedenen Erhebungen 1867-1907 A46 Die Beschäftigtenverteilung nach den "Kreisdarstellungen" 1858 und 1861 in den Kreisen Saarbrücken, Saarlouis und Ottweiler A47 Die Handwerker- und Fabrikentabelle nach der Zollvereinserhebung 1846 in der Saarregion A48 Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen in der Saarregion 1850-1913 A57 Technische Daten und Produktionsergebnisse deutscher und belgischer Hochöfen 1860 A61 Der regionale Absatz der Saareisenhütten 1819-1844