Stabilisierungsfonds haben in den vergangenen Jahren, insb. während der letzten Energie- und Rohstoffpreishausse bis zum Sommer 2008, an Bedeutung gewonnen. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche strategische Rolle diese Fonds für die makroökonomische Governance von Ländern spielen. Es kann in zwei sehr unterschiedlichen Modellrahmen gezeigt werden, dass Stabilisierungsfonds die Lösung von Glaubwürdigkeitsproblemen der Politik entweder weniger dringlich machen oder herbeiführen. Beiden Modellrahmen ist gemein, dass die Verfügbarkeit von fiskalischen windfalls bzw. deren Anlage in Stabilisierungsfonds institutionelle Fortschritte behindern können. In diesem Sinn kann der in der Literatur seit langem bekannte Ressourcenfluch um eine institutionelle Komponente ergänzt werden.
Das im EWU-Vergleich zurückbleibende deutsche Wirtschaftswachstum wird immer wieder zum Anlass genommen, vor allem auf dem Arbeitsmarkt stärkere Flexibilität einzufordern. Sind die Ursachen für das schwache Wirtschaftswachstum Deutschlands tatsächlich primär auf dem Arbeitsmarkt zu suchen? Welche anderen Erklärungen gibt es für die ungünstige deutsche Position?
Die zurückliegende Stagnation in Deutschland wird in den Wirtschaftswissenschaften unterschiedlich beurteilt. Während der "Mainstream" die Auffassung vertritt, dass die wirtschaftliche Schwäche vor allem strukturell bedingt war, und Reformen auf der Angebotsseite für erforderlich hält, sieht eine andere volkswirtschaftliche Richtung die Hauptursache für die Stagnation auf der Nachfrageseite. Professor Ronald Schettkat hat einen Sammelband mit einem "Plädoyer international renommierter Ökonomen für eine neue Wirtschaftspolitik" mitherausgegeben. Hier die wesentlichen Aussagen.
Die neue Bundesregierung versucht, mit kooperativen Lösungen auf nationaler, europäischer und weltweiter Ebene Probleme der Wirtschaftspolitik zu lösen. Womit wird der Kooperationsbedarf begründet? Was vermag das Instrument der Kooperation zuf leisten? Wie sind die Initiativen der Bundesregierung zu bewerten?
Der Arbeitskreis »Mikro- und makroökonomische Aspekte der Dienstleistungsproduktivität« setzt sich in der vorliegenden Produktivitätsleitlinie mit verschiedenen Fragestellungen der Messung und Analyse der Dienstleistungsproduktivität auf unterschiedlichen Ebenen auseinander und stellt Modelle für die Bewertung und Gestaltung dar. Auf mikroökonomischer Ebene werden die Besonderheiten von Dienstleistungen vor allem die Integration des Kunden in die Leistungserstellung und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Berechnung der Produktivität beleuchtet. Auf makroökonomischer Ebene liegt der Fokus auf der Wertschöpfung als Output der Dienstleistungsproduktion. Untersucht werden die Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Preisen auf der einen Seite, unterschiedlicher Qualität, Marktmacht, Nachfragebedingungen und rechtlichen Regelungen auf der anderen Seite. Die Produktivität steht dabei im Zusammenhang mit der technischen Ausstattung, Ausbildung des Personals und weiteren Determinanten, die über spezifische Indikatoren Rückschlüsse auf die Qualität des Outputs erlauben. Konkrete Inhalte der Produktivitätsleitlinie sind: - Zukunftsszenario in Form von Mikro- und makroökonomischen Perspektiven, - Modell der mikroökonomischen Einflussfaktoren und Eigenschaften des Dienstleistungssektors, - Handlungsempfehlungen als Umsetzungswege für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
In diesem Beitrag werden die Verteilungstendenzen im finanzdomi-nierten Kapitalismus sowie die sich daraus ergebenden makroöko-nomischen Folgen thematisiert. Es wird dabei exemplarisch auf die Entwicklungen in sechs wichtigen und gewisser Weise repräsentati-ven Ländern eingegangen: USA, Großbritannien, Spanien, Deutsch-land, Schweden und Frankreich. Zunächst wird die Makroökonomik eines finanzdominierten Kapitalismus aus einer post-keynesianischen makroökonomischen Perspektive beleuchtet, dann werden die Verteilungstendenzen in den untersuchten Ländern an-hand verschiedener Indikatoren dargestellt. Danach werden die vor-herrschenden makroökonomischen Regime in diesen Ländern vor der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die damit verbundenen glo-balen Ungleichgewichte präsentieren, die dann in die Krise führten. Zuletzt werden die Veränderungen dieser Regime in der Krise und den Folgejahren analysiert und es werden wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen gezogen.In this contribution the distributional tendencies in finance-dominated capitalism, as well as the macroeconomic consequences are tack-led. The developments in the US, the UK, Spain, Germany, Sweden and France will be taken as representative examples. We start with an outline of the macroeconomics of finance-dominated capitalism from a post-keynesian perspective. Then the distributional tenden-cies in the examined countries will be sketched using different indi-cators. Afterwards, the macroeconomic regimes in these countries before the financial and economic crises will be presented, as well as the global imbalances associated with these regimes, which led to the crisis. Finally, changes in the macroeconomic regimes in the years following the crisis will be examined and some economic poli-cy conclusions will be drawn.
Die auch in Deutschland trendmäßig gestiegene Einkommens- und Vermögensungleichheit führt zunehmend zu Forderungen nach steuerpolitischer Korrektur durch höhere Steuern für Wohlhabende und Vermögende. Solche Forderungen begegnen jedoch häufig dem Einwand, die höhere steuerliche Belastung sei unweigerlich mit Wachstums- und Beschäftigungseinbußen verbunden. Tatsächlich geht die Finanzwissenschaft üblicherweise von einem mehr oder weniger starken Zielkonflikt zwischen Allokation und Distribution aus. Dabei werden allerdings wichtige makroökonomische Überlegungen ausgeblendet. Eine makroökonomische Betrachtung kann je nach verwendetem theoretischen Ansatz zu der ganz anderen Schlussfolgerung einer kurz- oder sogar langfristigen Zielharmonie zwischen Umverteilung sowie Wachstum und Beschäftigung führen: Sofern die Ökonomie nachfrageseitigen Beschränkungen unterliegt und der private Konsum durch höhere Ungleichheit negativ beeinträchtigt wird, kann eine Verringerung der Ungleichheit über eine Ausweitung des privaten Konsums Wachstum und Beschäftigung stärken. Ein Wechsel hin zu einer solchen Umverteilungspolitik ist wahrscheinlich auch die Voraussetzung für die Einhaltung der grundgesetzlichen Schuldenbremse, ohne dabei die internationalen makroökonomischen Ungleichgewichte zu verstärken, die von vielen Ökonomen mittlerweile als eine wesentliche Ursache für die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ausgemacht werden. ; The trend of increasing inequality in the distribution of income and wealth in most developed countries, including Germany, has led to calls for corrective tax increases for the rich and wealthy. Such calls are often confronted with the claim that corrective taxation will unavoidably lead to lower output and employment. In fact, within the field of public economics usually a more or less strong trade-off between (re-)distribution and efficiency is assumed. A macroeconomic perspective, however, may change the picture. Depending on the theoretical approach chosen, redistribution may be conducive to output and employment both in the short and in the long run. If the economy is constrained by insufficient demand and if inequality is detrimental to private consumption, redistributive taxation may strengthen growth and employment via the resulting increase in private consumption. At the same time a change towards such a policy of redistribution may well be the prerequisite for compliance with the constitutional debt brake if an increase of the international macroeconomic imbalances that have come to be seen as a root cause of the global financial and economic crisis 2008/2009 by many observers is to be avoided.
Großbritannien und Schweden haben den Abschwung 2000/2001 weitaus besser bewältigt als Deutschland. Gleichzeitig verkörpern diese beiden Länder grundsätzlich verschiedene Kapitalismusmodelle. Wie unterschied sich der makroökonomische Politik-Mix in den drei Ländern? Sollten Großbritannien und Schweden Vorbild für Deutschland sein?
Seit Klaus Zwickel, erster Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall, im Herbst 1995 die Idee eines "Bündnisses für Arbeit" formulierte, hat die Vorstellung deutlich an politischer Gestaltungskraft gewonnen, eine gemeinsame Anstrengung der sozio-ökonomischen Gruppen allein sei in der Lage, der seit zwei Jahrzehnten trendmäßig ansteigenden Arbeitslosigkeit beizukommen: Anfang Dezember 1998 wurden die "Bündnis- Gespräche" durch die neue Bundesregierung unter Gerhard Schröder wieder aufgenommen, ein Erfolg bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wird an ein Gelingen des "Bündnisses für Arbeit" geknüpft (vgl. Gemeinsame Erklärung 1998; Koalitionsvereinbarung 1998). So offenkundig also der politische Wille zu einem konsensualen Vorgehen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit ist, so unklar ist die konzeptionelle Grundlage eines "Bündnis für Arbeit" und so umstritten ist dessen ökonomische Rechtfertigung: konzeptionell ist keineswegs klar, ob das "Bündnis für Arbeit" eine Abstimmung der Verhaltensweisen der wesentlichen makroökonomischen Politikbereiche Geld-, Finanz- und Lohnpolitik im Sinne der "Konzertierten Aktion" des keynesianischen Stabilitätsund Wachstumsgesetzes von 1967 bedeuten soll oder aber eine konsensuale Übereinkunft der Tarif- und Sozialpartner unter Vermittlung der Bundesregierung im Sinne des Neo-Korporatismus (vgl. Esser/Schroeder 1999).1) Und auch die ökonomische Bedeutung von Verhaltensabstimmungen ist alles andere als unstrittig.2) In zahlreichen Arbeiten ist zwar auf die Wirkungsinterdependenzen von Geld-, Finanz- und Lohnpolitik hingewiesen (vgl. Horn 1999; Kromphardt 1997; Nowotny 1986; Spahn 1988) und ein Mangel an gegenseitiger Rücksichtnahme beklagt worden (vgl. z.B. Krupp 1985; Kromphardt 1998) 3), eine genaue Analyse der Voraussetzungen und Wirkungen ist bislang - zumindest im deutschsprachigen Raum - unterblieben. Dies ist umso erstaunlicher, als die Kooperation von Geld-, Finanz- und Lohnpolitik dem österreichischen Modell des "korporatistischen Keynesianismus" (Scharpf 1987: 207) ebenso zugrundeliegt wie - zumindest de jure - der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik nach dem bis heute gültigen Stabilitäts- und Wachstumsgesetz. Im folgenden soll der Versuch unternommen werden, die Voraussetzungen für eine Verhaltensabstimmung der wesentlichen makroökonomischen Politikbereiche - also kooperative Prozeßpolitik - zu untersuchen (Kap.2) und die notwendigen Kooperationsbeiträge der Politikakteure abzuleiten (Kap.3). Vorher muß auf die im Rahmen der Diskussion um die Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik immer wieder erwähnte Unterscheidung zwischen Koordination, Kooperation und Hierarchie eingegangen werden (Kap.1).
Die Arbeit untersucht makroökonomische Effekte der Direktinvestitionen (FDI). Dabei werden sowohl die Wirkungen im Empfänger- als auch im Investorland betrachtet. Die Grundlage der Analyse bilden theoretische Modelle der offenen Volkswirtschaft. Im ersten Teil werden Effekte auf Produktion und Einkommen innerhalb der Investitionsphase behandelt. Direktinvestitionen können in Form von Mergers and Acquisitions oder Greenfield Investments auftreten. Die Finanzierung der Direktinvestitionen erfolgt im Empfängerland oder im Investorland. Im zweiten Teil werden Effekte innerhalb der nachfolgenden Produktionsphase analysiert. Der Fokus liegt hier auf der Wirkung eines Anstiegs multinationaler Aktivität auf Produktion, Einkommen und Wohlfahrt in den beteiligten Ländern.
Wenn Bildung als Investition angesehen wird, stellt sich aus makroökonomischer Perspektive besonders auch die Frage nach geeigneten quantitativen Indikatoren. Von politischer Seite wird in diesem Zusammenhang gerne auf die von Jahr zu Jahr steigenden Bildungsbudgets hingewiesen. Die Verwendung dieser Zahlen als Indikator für die nationalen Bildungsinvestitionen greift aber zu kurz. Es handelt sich dabei um eine Bruttobetrachtung, bei der keine Abschreibungen auf die in der Bevölkerung vorhandene Bildung berücksichtigt werden. Im vorliegenden Beitrag wird ein Modell zur Operationalisierung solcher Abschreibungen vorgestellt, die den Wertverlust des in der Bevölkerung vorhandenen Bildungsvermögens im Laufe eines Jahres erfassen. Als Bildungsvermögen wird hier derjenige Teil des Humankapitals bezeichnet, der auf die formelle Bildung und Ausbildung zurückgeht. Im Vordergrund stehen die Diskussion der konzeptionellen Aspekte und die Vorstellung eines umfassenden Berechnungsmodells. Die prototypische Anwendung dieses Modells auf Westdeutschland 1990 ergibt, dass die Nettobildungsinvestitionen, ermittelt als Differenz zwischen Bruttobildungsinvestitionen und Abschreibungen auf Bildungsvermögen, nur etwa 5 Prozent der Bruttoinvestitionen ausgemacht haben, d.h. zu einer Erhöhung des Humankapitalbestandes verwendet werden konnten. Die übrigen 95 Prozent sind als Reinvestitionen zur Deckung des demografisch bedingt hohen Ersatzbedarfs benötigt worden. Die hier vorgestellten Ergebnisse für Westdeutschland und das Jahr 1990 sind als Vorstudie zu einer erweiterten Analyse für die Jahre 1991 bis heute und (Gesamt-) Deutschland zu verstehen. (DIPF/Orig.)
Was ist das Fremde und was ist das Eigene in einem Zeitalter, in dem sich die Wirtschaft globalisiert, die Gesellschaft individualisiert und die Politik internationalisiert? Wer gehört dazu und wer nicht in einer Welt, in der historisch gewachsene politische, soziale und ökonomische Verbindungen mit geringen Kosten gekappt werden können und ein Wechsel von einer Bezugsgruppe zur nächsten vergleichsweise einfach geworden ist? Wer sind wir und wer sind die andern, wenn aus 25 und bald 27 einzelnen Ländern ein gemeinsames Europa wird, alte nationale Bindungen schwächer und neue funktionale Beziehungsnetze wichtiger werden? Was hält eine Solidargemeinschaft zusammen, wenn die Globalisierungswelle Grenzzäune wegreißt, Schutzdämme wegspült und gerade den stärkeren Leistungsträger(inne)n - also den Netto-Zahler(inne)n - problemlos ermöglicht, die mit riesigen Finanzierungsschwierigkeiten kämpfenden Wohlfahrtsstaaten verlassen zu können. Was macht den Kitt einer Gesellschaft aus und wer ist in einer offenen Gesellschaft noch bereit, zu bleiben und sich zu binden? Um diese Fragen geht es in meinem Beitrag.
In diesem Beitrag wird argumentiert, dass die Regierungen der Mitgliedstaaten der WWU und die autonomen Sozialpartner bei der Konzeption und Durchführung der Politik, für die sie jweils verantwortlich sind, den übergeordneten Stabilitätsrahmen berücksichtigen sollten, den der Maastrichter Vertrag sowie der Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgeben. Handeln sie nach diesem Prinzip, dann werden eine tragfähige und angemessene Finanzpolitik sowie moderate Lohnabschlüsse, die der Wechselwirkung zwischen der Entwicklung der Lohnkosten und der stabilitätsorientierten einheitlichen Geldpolitik Rechnung tragen, einen wichtigen Beitrag zur Schaffung günstiger Bedingungen für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung leisten. Wenn die Regierungen und Sozialpartner bei Entscheidungen über ihr eigenes Handeln die glaubwürdige Verpflichtung der einheitlichen Geldpolitik zur Wahrung der Preisstabilität als gegeben voraussetzen, wird dies ex post zu implizit koordinierten Entscheidungen führen und gleichzeitig Politikkonflikte und die Unsicherheit über den wirtschaftspolitischen Handlungsrahmen begrenzen. Eine explizite Koordinierung würde hingegen die Zuständigkeiten der individuellen Entschdiungsträger unscharf werden lassen, die Transparenz des wirtschaftspolitischen Handlungsrahmens verringern und es erschweren, die individuellen Entscheidungsträger in die Verantwortung zu nehmen.
A series of crises and emergency interest rate cuts has brought global interest rates towards zero and government debt to historical records. The paper discusses the exit options from unconventional monetary policies and unsustainable government debt. First, the paper sheds light on the probability of a coordinated monetary policy exit between the US and the euro area. Second, it discusses the options for a coordination of the supranational monetary policy with national fiscal policies in the European Monetary Union. Third, it analyses the fiscal activities of the European Central Bank in the context of sterilized outright government bond purchases. The paper concludes that - due to the complexity of the coordination task - the coordination of the non-exit is more likely than the coordination of the exit.
A series of crisis and emergency interest rate cuts has brought global interest rates towards zero and government debt to historical records. The paper discusses the exit options from unconventional monetary policies and unsustainable government debt. First, the paper sheds light on the probability of a coordinated monetary policy exit between the US and the euro area. Second, it discusses the options for a coordination of the supranational monetary policy with national fiscal policies in the European Monetary Union. Third, it analyses the fiscal activities of the European Central Bank in the context of sterilized outright government bond purchases. The paper concludes that - due to the complexity of the coordination task - the coordination of the non-exit is more likely than the coordination of the exit.